Pester Lloyd - esti kiadás, 1935. március (82. évfolyam, 50-73. szám)

1935-03-01 / 50. szám

Freitag, 1. März 1935 kennzeichnet, die auf dem Tische vor den Rednern lagen. In diesem Wenk, dem zweiten einer Reihe, die die tiefste Deutung der alttestamentarischen Propheten bietet, und von der bereits ein gewaltiges Jeremiawerk veröffentlicht wurde, vergegenwärtigt ein verwandter Geist das Gott­­und Zeiterlebnis des messianischen Propheten. Dr. Leo­pold Kecskeméti, in dessen Persönlichkeit sich ungarische Geisteskultur und jüdischer Idealismus zur persönlichen und einmaligen Harmonie vereinigen, wird an seinem 70. Geburtstage auch vom ungarischen Judentum still als einer seiner Besten gefeiert. Bei fahler, graugelbcr Hautfärbung, Mattigkeit der Augen, üblem Befinden, trauriger Gemütsstimmung, schweren Träumen ist es ratsam, einige Tage hindurch früh nüchtern, ein Glas natürliches „Franz-Josef'‘-Bitterwasser zu trinken. Die Suehe nach den „Sirenen der Sahara“. Aus Paris wird uns berichtet: Vier Mitglieder des Französischen Alpenklubs werden sich demnächst auf die Suche nach den mysteriösen „Sirenen der Sahara“ begeben. Das Ziel der Expedition sind die im südlichen Algerien gelegenen Hoggarherge, deren mächtigster, der Gara ti Djanoun, die Phantasie der „blauhäutigen Eingeborenen“ des Tuareg­landes seit langem beschäftigt. Diese glauben fest an eine alte Überlieferung, derzufolge an den Hängen d eses Ber­ges paradiesische Gärten und märchenhafte Paläste liegen sollen, in denen wunderschöne, begehrenswerte blonde Frauen wohnen. Um diese geheimnisvolle Gebirgsgegend hat der bekannte französische Schriftsteller Pierre Benoit seinen Roman „Atlantide“ gesponnen. Trotz ihres Glau­bens an diesen „Garten Eden“ wagen die Eingeborenen aber nicht, sich von der Stichhaltigkeit ihres Glaubens zu überzeugen; die Sage geht nämlich weiter, daß zwei junge Eingeborene, die zur Besteigung dieses Berges aus­gezogen waren, niemals zurückgekehrt sind: die „Sire­nen“ hätten sie bezaubert, so daß sie in freiwilliger Ge­fangenschaft bei ihnen bleiben wollten. Leiter der Expe­dition ist, wie die United Press meldet, der französische Leutnant Coche. Nach seinem Reiseplan geht es zunächst im Auto nach Tamanrasaet, von da weiter mit einer Kamel­karawane nach Koudia, wo der genau ausgearbeitete Auf­stieg in das Hoggargebirge beginnt. Tatsächlich sind vor kurzem Spuren von Leben in den Bergen entdeckt wor­den. Als eine Karawane französischer Soldaten unter Führung eines Offiziers zu einer Bergbesteigung ausrückte und von den abergläubischen Eingeborenen im Stich ge­lassen, allein einen der Gipfel bestieg, stieß sie plötzlich auf Überreste einer Töpferei. Die französischen Alpinisten wollen nun den Ursprung der Legende ergründen und er­warten eine reichliche ethnographische Ausbeute über die frühesten Wüstenstämme. In wissenschaftlichen Kreisen steht man jedoch diesen „Phantastereien“ skeptisch gegenüber und spricht von einer bloßen Eingeborenen­legende. -j- Der Komponist Alexander Rozsnyai, der opfer­freudige Besitzer des Arizona Dancing, bat die Hauptstadt mit einem sensationellen technischen Wunder überrascht. Es ist ihm gelungen, ein sich mechanisch erhöhendes Tanzparkett, das einzige in Europa, zu errichten. Eine be­sondere Sensation des Märzprogramms des Arizona Dan­cing ist das Auftreten der Tanzkünstlerin Dinah Grace, der Siegerin der Schönheitskonkurrenz von Palm Beach. Außer ihr tragen die neuen lebenden Bilder ä la Paris der Miss Arizona, die Sisters Schmettan, der Kontinental­tanz Magda Lenkeys und das mondäne dänische Tanzpaar Quinett & Biebér zum tausendfarbigen Glitzern der „Arizona“-Nächte bei. Ein Fallschirmspringer mit Flügeln. Aus London wird gemeldet: Seit der Entstehung des klassischen Mythos von Daedalus und Ikarus soll es gestern zum ersten Male geschehen sein, daß ein Mensch ausschließ­lich aus eigener Kraft sich in den Lüften fortbewegt hat. Über den Hcgang dieses Experiments, das, wenn es wahr ist, ganz pantastische Ausblicke für die Kunst des Fle­­gens eröffnet, wird berichtet: Eer 22jährige Fallschirm­springer Clam. Sohn ließ sich am Strande von Dayton (Florida) im Schleppfluge 12.000 Fuß hoch emportragen und gelangte aus dieser Höhe mit Hilfe von selbstverfer­tigten und an seinem Körper haftenden Flügeln wohl­behalten zur Erde. Die Schwingen haben das Format von Fledermausflügeln, sind sechsmal drei Fuß groß und aus Flugzeug-Tragleinwand, mit Aluminiumrahmen, herge­stellt. Sohn befestigte diese Flügel an seinen Schultern und bewegte sie mit Händen und Füßen. Aus 12.000 Fuß Höhe sackte er etwa 2000 Fuß ab, daun -begann er nach Entrollen der Flügel zu „fliegen“ und ahmte, wenn man dem Bericht Glauben schenken will, den Flug der Möwen auf- und ab-, seitwärts und vorwärts schwingend, nach; später führte er drei Schleifen aus, wandte sicli dann wieder aufwärts und stieß sodann adlergleich in die Tiefe. Etwa 2000 Fuß vom Boden entfernt.' brachte er den Fallschirm zum öffnen und gelaugte unversehrt zur Mut­ter Erde zurück... Er soll sogar erklärt haben, er hätte nach Belieben in der Luft flegend bleiben körnen, doch sei ihm die Temperatur in den höheren Luftschichten zu kalt gewesen. Eemnächst wolle er wieder auf steigen. Csárdás in Tel Aviv. Der Verband der ungarischen Ausgewanderten i-n Tel Aviv hat sich in einem Briefe an das ungarische Radio gewendet, mit dem Ersuchen, es möge für ihren Ball, der am 2. März stattfindet, etwas Zigeunermusik senden. Das ungarische Radio .hat diesem Ersuchen stattgegeben und wird auf der Sendestation Budapest II. morgen zwischen 10 und II Uhr abendis Zigeunermusik senden, die mit einem Gruß an den un­garischen Ball in Tel Aviv eingeleitet wird. Die ungari­schen Zionisten, die an dem wunderbaren Strand von Tel Aviv zwischen idyllischen Orangmhainen und blühen­den Zitronenbäumen ihrer Wahlheimat bei den Klängen der Zigeunermusik Csárdás tanzen werden, wenden sich also für eine Stunde mit dem Geiste ihres alten Vater­landes vereint fühlen, sich des Feuers und der Farbe des alten Vaterlandes erinnern. Wie bei den ungarischen Aus­wanderern ln Südamerika lebt das ungarische Lied auch in ihren Herzen fort, das Lied, desisen Rhythmus und Melodie nie erstirbt, dessen Glut und Melancholie, wenn auch für eine flüchtige Stunde, die Anhänglichkeit an die ungarische Heimat im ihnen auflodern läßt. Der Csárdás, der morgen in Tel Aviv getanzt wird, ist eine sinnbild­liche Handlung, ein Beweis der tiefen Verwurzelung un­garischer Kultur in allen Söhnen der Nation, ein Symbol der Ausstrahlung ungarischer Kultur auf die des Ungar­­tutms der ungarischen Juden im Auslande. Fortuna in Frankreich und Belgien. In Ergänzung unserer Mitteilungen über die Haupttreffer Ider französi­schen Staatslotterie wird uns noch aus Paris berichtet. Man weiß jetzt hier bereits, daß in Paris die meisten Glückslose in einem Zigarrengeschäft eines Vorortes ge­kauft wurden. Der Geschäftsinhaber hat auch selbst ge­wonnen. Man stürmt ihm heute den Laden, um von ihm ein Los zur nächsten Ziehung zu bekommen. Glück, Zu­fall — abseits der Wahrscheinlichkeitsberechnung. In Südfrankreich ist eines der größten Lose dreimal auf den gleichen Maim gefallen, dem bei seinem Glück ganz un­heimlich zu Mute werden muß. Aber allen Zufällen setzt eine kleine belgische Stadt die Krone auf. Hier gewinnt eigentlich fast jeder Einwohner, der sich ein Los kauft! Ein Hilfsarbeiter in Marcinelle (so heißt dieser Glücksort) holte sich in der Kolonial-Lotterie 5 Millionen Francs. Man hatte sich in Marcinelle von idem Schreck noch nicht ganz erholt, da kam der Apotheker mit einem Gewinn von 2 Millionen heraus. Ein Staatsbeamter, der hier wohnt, -hat schon zum viertenmal jetzt in der Lotterie gewonnen. Und auch sonst regnet das Lotteriegeld nur so nach Mar­cinelle. Doch inan ist dankbar. Bringt der Ort Glück, dann muß man es ihm vergelten. So haben denn alle größeren Gewinner in letzter Zeit große Stiftungen gemacht. Es geht der Stadt wirklich über alle Krisen und Kümmer­nisse hinweg recht gut. Nur eine Bedingung knüpften die Geldgeber an die Spenden: daß kein Zuzug Fremder nach Marcinelle gestattet werde. So sind die Menschen nun ein­mal: sie glaubten eben, das Glück zwingen zu können und versuchten es auf diese Weise, daß sie nach Marcinelle zogen. Doch man ließ sie nicht he-ein. Die Gemeinde ist hartherziger als jede andere Gemeinde in Belgien. Hier diarf sich n iemand niederlassen. Hier gibt es keine An Sied­lungen von Abergläubischen und Spekulanten. Das Glück, das seinen Born nun einmal über Marcinelle ausschüttet, kann man selbst gebrauchen. Lawincnkatasirophen. Eine furchtbare Lawinen­katastrophe ereignete sich in der Gegend von Modane in Savoyen. Eine Abteilung französischer Alpenjäger wurde von einer riesigen Lawine überrascht. Zehn Mann und ein Unteroffizier verschwanden unter den ungeheuren ßchneemassen. Sechs von ihnen konnten sich jedoch seihst befreien. Trotz aller erdenklichen Bemühungen konnten die übrigen Verschütteten nicht gerettet werden. Inzwischen waren einige Soldaten in das nächste Dorf geeilt, um Hilfe zu holen. Acht Mann Alpenjäger machten sich auch sofort auf den Weg, wurden aber einige hundert Meter von der ersten Unglücksstelle entfernt von zwei Lawinen erfaßt. Ein Unteroffizier und ein Gemeiner wur­den verschüttet. Die Kameraden mußten sich nun bei Fackelschein um ihre eigenen Opfer bemühen. Im ganzen liegen also gegenwärtig sieben Soldaten verschüttet unter den Schneemassen, und es besieht keine Hoffnung mehr, sie lebend zu bergen. Bei Chamounix am Fuße des Mont­blanc ging gestern das Gerücht um, daß eine dritte Lawine in der dortigen Gegend niedergegangen sei und zwei Waldhüter verschüttet habe. Eine Rettungskolonne sei unterwegs zur Unglücksstelle. Auch eine Musikkennerin. Lilli geht ins Konzert. Lilli ist begeistert. „Der Foxtrott ist fabelhaft!“ — „Dias ist kein Foxtrott. Das ist das Scherzo von Beethovens sieben­ter Sinfonie.“ — Meint Lilli: „Auch nicht schlecht.“ Wetterbericht. Das Meteorologische Institut meldet um 12 Uhr mittags: In ganz Europa hält das windige, ver­änderliche, regnerische Wetter an. Ungarn wurde im Laufe der Nacht Von der aus Südwesten vordringenden neuen Re­genfront ereilt. Überall fiel Regen, zumeist in der nörd­lichen Hügelgegend (5 bis 6 mm). Die Temperatur ist mild; die nächtliche Abkühlung reichte selbst in Boden­nähe nur bis -f- 2, bzw. 4 Grad C. Auch im Gebirge sank das Thermometer nur bis zum Nullpunkt dennoch fiel dort ein Teil der Niederschläge in Form von Schnee. Auf den höheren Bergen liegt der Schnee 10 bis 20 cm hoch; auf den sonnbeschienenen Stellen schmilzt er • 5» PESTER LLOYD Mit 1. März 1935 beginnt ein neues Abonnement auf den FESTER LLOYD unter folgenden Bedingungen: Für Budapest mit täglich zweimaliger Zustellung und £ür das Inland : Morgeo> and Abendblatt: .3auzjährlich Pengő72.— I Vierteljährlich... Pengő 18.— Halbjährlich___ „ 36.— | Monatlich........... , 6.40 Für die separate Zusendung des Abendblattes nach der Provinz ist vierteljährlich 1 Pengő zu entrichten. Für das Morgenblatt allein: Ganzjährlich___ Pengő44.— | Vierteljährlich... Pengő 11.— Halbjährlich___ » 22.— | Monatlich. ___ , 4,_ Für das Abendblatt allein: Ganzjährlich......Pengő 32.— j Vierteljährlich___Pengős.— Halbjährlich ___ „ 16.— | Monatlich______ , 3.— Mit täglich einmaliger Postversendung: Für Oesterreich........................vierteljährlich Pengő 20.— Für alle übrigen Staaten____ vierteljährlich „ 30.— Wir ersuchen jene p. t. auswärtigen Pränuineranten, dereu Abonnement mit 28. Februar 1935 ablänfl, den Pränumerationsbetrag unter genauer Angabe ihrer Adresse rechtzeitig an uns einzusenden, um jeder Unterbrechung in der Expedition des Blattes vorzubeugen fjSF* Neueintretende Abonnenten erhalten die bisher erschienenen Fortsetzungen unseres Romans: Das schneeweiße Gift von J. G. BRANDON gratis nachgeliefert. Die Administration des Pester Lloyd stark; auf den schattigen Abhängen ist er in etwas besse­rem Zustande. Heutige Mittagstemperatur in Budapest 12 Girad C. Barometerstand 774 mm, bei schwach sin­kender Tendenz. Prognose: Lebhafter Wind, an vielen Orten, namentlich im Süden und Westen, neue Regen­fälle (hie und da eventuell Gewitter). Keine wesentliche Temperaturänderung. Bel Verdauungsstörungen, Magenverstimmung, Sod­brennen, Übelkeiten, Kopfschmerzen, Nervenreizungen schafft früh nüchtern 1 Glas natürliches „Franz-Josef“­­Bitterwasser schnell offenen Leib, gute Verdauung und ge­­regelten Blutkreislauf. Schifiskatastrophen. Paris, 1. März. Wie sich nunmehr herausstellt, ist der spanische Fischkutter „Ursula“, der gestern SOS-Rufe gesandt hatte, unter tragischen Ulmständen untergegangen und hat auch die Mannschaft eines französischen Rettungsbootes mit in den Tod gezogen. Das Unglück, das sich auf der Höhe von Casabhinca ereignete, hat 74 Todesopfer gefordert. Von der Mannschaft des gekenterten französischen Ret­tungsbootes des Dampfers „Marschall Liautey“, das der „Ursula“ zu Hilfe eilen wollte, sind der Kapitän und vier Mann in den Wellen umgekommen. Von der Besatzung des spanischen Fischkutters sind neun Mann ertrunken, der Rest der Besatzung konnte sich auf eine kleine Insel retten. Ein Flugzeug der Militärstation von Casablanca hat den Schiffbrüchigen Lebensmittel und Decken abge­worfen, damit .sie die Nacht auf der Insel verbringen können. Ein Mitglied der Besatzung rettete sich auf einen kleinen Felsen unweit des Strandes. Man bezweifelt, daß der Unglückliche die Nacht überlebt hat. New York, 1. März. Der Dampfer „City of Hamburg“ teilte der Radio Marine Co. durch Funkspmch mit, daß er den SOS-Ruf des südslawischen Frachtdampfers „Bosanka“ aufgefangen habe, der sich etwa 250 Seemeilen von der französischen Kiüste entfernt im nördlichen Atlantischen Ozean in See­not befindet. Es wird angenommen, daß 30 Personen an Bord der „Bosanka“ sind. Die „City of Hamburg“ und zwei weitere Dampfer eilen dem in Not befindlichen Schiff zu Hilfe. Hamburg, 1. März. (DNB.) Der Kapitän des deutschen Motorschiffes „Cordillera“. teilte der Hamburg-Amerika-Linie mit, daß er dem beschädigten Dampfer „Bosanka“ zu Hilfe eilen und gegen Mitternacht an der Unfallstelle ein zutreffen hoffe. Ein interessanter amerikanischer Gelehrter Ein Mann, der die Sprache des Holzes versteht. Einer der Kronzeugen im Lindbcrgh-Prozcß war der Förster und Gelehrte Artur Köhler, dem es gelang, den Ursprung der oft erwähnten Leiter, die bei der Entfüh­­rungsgeschicihte eine große Rolle spielte, zu ergründen. Köhler ist der Leiter des forstwissenschaftlichen Labora­toriums der amerikanischen Regierung in Madison und im Zusammenhang mit dem Prozeß erzählt nun ein Sonder­bericht des Hamburger Fremdenblatt über das interessante Tätigkeitsfeld des Gelehrten. Während ein großes Rätselraten anhob, wer das Lindbergh-Kind getütet habe, nahm Köhler die Leiter in das Laboratorium und untersuchte sie Zoll für Zoll mit dem Auge eines Sachverständigen, dem kleine Dinge be­deutsame Geschichten erzählen. Er zerlegte die Leiter in ihre Teile und prüfte Sprossen, Querhölzer und Werk­zeugspuren in zeitraubender Arbeit nach den verschieden­sten Gesichtspunkten. Die Faserung des Holzes unter­suchend, konnte er zwanzig dunkle Streifen oder Ringe unterscheiden, die mit breiteren, helleren Streifen ab* wechselten. Ein heller Streifen stellt weiches Holz dar, das der Baium im Frühling ansetzt, während der an­schließende dunkle Streifen härteres, im Sommer des gleichen Jahres hervorgebrachtes Holz ist. Die Zahl der Wachstumsringe gibt das Alter des Baumes in Jahren an, während die Breite jedes einzelnen Wesentliches über das Wetter und die sonstigen Wachstumsverhältnisse wäh­rend der Jahreszeit, in der der Ring entstand, aussagt Und noch vieles andere verrät das Gefüge des Holzes — wenn man es mit sachverständigen Augen betrachtet Auif Grand monatelanger Nachforschungen gelang Köhler das Unglaubliche — den Ursprung eines Teiles des für die Leiter verwendeten Holzes auf einen bestimm­ten Holzlagerplatz runter den vielen Tausenden von Holz­lagerplätzen der Vereinigten Staaten zurückzuführen, auf den Holzlagerplatz der „National Lumber and Millwork Company“, der sich nicht etwa in der Nähe des Tatortes, sondern im New-Yorker Stadtteil Bronx befand. Die Herkunftsfeststellung von Holz auf Grund sei­ner Wachstumsmerkmale ist dagegen entschieden etwas noch nie Dagewesenes in der Kriminalistik. Es dürfte außer Köhler nur wenige Menschen geben, die diese Me­thode anzuwenden in der Lage sind. Obwohl Köhlers Arbeit in ihrem Wesen nichts mit Verbrechensaufklärung zu tun hat — wie etwa Ballistik oder Handschriftenanalyse — sah sich dieser Forst­­beamte doch schon häufig gezwungen, in Kriminal-. Prozessen als sachverständiger Zeuge auifzutreten. Einmal sandte ein erbitterter Landsmann in Wliscon­­sin dem staatlichen Entwässerungskommissar, der einen Abzugsgraben durch einen Acker des Farmers hatte füh­ren lassen, ein Weihnachtspaket ins Haus. Als der Be­amte das Paket öffnete, explodierte sein Inhalt, riß dem Empfänger den Kopf weg und tötete seine Frau. Eie Weihnachlsgabe war eine selbsterzeugte Bombe gewesen. Köhlers Beweisführung in dem Mordprozeß war verhält­­nismäß g einfach; er zeigte, daß Abschnitzel, die in dem Schuppen des Farmers gefunden wurden, aus derselben Art von Holz waren wie das bei der Herstellung der Bombe verwendete. Ein Teil der Bombe war nämlich ein Holzblock gewesen, in das ihr Erzeuger mit einem Bohr­eisen ein tiefes Loch gebohrt hatte. Der Farmer war überführt. Aus allen Teilen der Vereinigten Staaten werden stän­dig Holzmuster nach Madison gesandt, um von Kohlet

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