Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1935. május (82. évfolyam, 98-123. szám)

1935-05-01 / 98. szám

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Nőssé Rudolf A.-G., Julius Tänzer, blattes nach der Provinz ist viertel- tÜT HT f&fi 8ÜTN» gS9 HH Hfl B B M IH Einzelnummer tßr Budapest und tiir jährlich 1 Pengó zu entrichten. ßSfH |űH B mg. S3E HH m £H| fH B ■ HH ■ ■ B B B B di« Provinz: Morgenblatt an Wochentagen Für Wien auch durch Morawa 4 Co., I., gSgg M HL JB 119 IH fl EM (9 _ Hi H Hfl H H BR HH BM BKJ 16 Heller, an Sonntagen 33 Helfer, Woilzeile II. Für das Auslanu mit dtrek- —«Sí- ITWiNiitW Ml JSS ÜM Ml M6I JB WM M SSt mm HH JHJ9F Abendblatt 10 Heller, ter Hreuzbandsendung vierteljährlich: FUr HSHi IHH^HH HnHF HM HHH HH HP HhHH HHHHi HP HŰM HHP cür Oesterreich : Morgenblatt an Wochen-Oesterreich und Polen 30 Pengő, für all« tagen 30 Gr., an Sonntagen 40 Gr. u&d librisen Staaten 30 Pengő. Abonnement« Abendblatt 20 Gr. 3SSS MORGENBLATT B „jk-ää. ’veder auibewahrt noch zurUckgestellt; _ . ,Telephone. Briefe ohne Rückporto nicht beantwortet Itadakiion: 848-20. Naoh Kittemacht | 848—26. Administration: 849-08. 82« Jahrgang. Budapest, Mittwoch, 1« Mai 1935. Nr. 98 Die Aufgaben des Reformreichsfages. Budapest, 30. April. Seitdem in unserem Lande die Ausübung der Herrscherrechte notgedrungen ruhen muß, ist bei Zusammentritt eines neuen Reichstages eine An­sprache des Reichs Verwesers über die bevorstehen­den Aufgaben der Gesetzgebung an die Stelle der früher üblichen Thronrede des Königs getreten. In dem traditionell farbenprächtigen Rahmen hat sich dieser Vorgang heute mittag in der Kuppelhalle des Parlamentspalastes wiederholt. Die Eröffnungs­ansprache des Reichsverwesers überragt jedoch an Bedeutung für die ganze nationale Zukunft alle bis­herigen analogen Kundgebungen des gegenwärtigen Staatsoberhauptes, sogar die meisten königlichen Thronreden. In seiner Ansprache an die versammel­ten Gesetzgeber hat Ungarns Reichsverweser heute die vielfachen, sich auf alle Gebiete des staatlichen Lebens erstreckenden Aufgaben dieses Reformreichs­tages aufgezählt und sich zugleich auch in wichtige Andeutungen über den Wesenskern einzelner Teile des großzügigen Reformwerkes eingelassen. Daraus erklärt sich zur Genüge der verhältnismäßig große Umfang dieser Eröffnungsansprache, die, wenn auch nicht ein ausführliches Programm gegeben, so doch das Areal der bevorstehenden legislatorischen Re­­formtätigkeit in übersichtlicher Weise abgesteckt hat. Es ist nicht zu viel gesagt, wenn wir feststellen, daß diese Reformtätigkeit sich auf alle Bereiche des staatlichen Lebens erstreckt. Geht man das Ver­zeichnis der in Aussicht genommenen Reformpläne durch, so kann man sich schwer der Skepsis ent­­schlagen, ob ein einziger Reichstag mit seiner vier­jährigen Tätigkeitsdauer diesen riesenhaften Auf­gabenkomplex zu bewältigen imstande sein wird. Aber solcher Skepsis kann immerhin die Erinne­rung an zwei frühere Reformepochen der ungari­schen Reichstage wirksam entgegentreten. Zwei­mal schon war früher unsere Gesetzgebung vor gleich umfassende Aufgaben gestellt: In den Jahren vor der konstitutionellen Umgestaltung des Staates im Vormärz und dann in der ewig denkwürdigen Ausgleichsära, in der die Wiederherstellung der 1848er Verfassung, der endgültige Ausbau des Systems des Parlamentarismus und der Minister­verantwortlichkeit und die Modernisierung der alt­hergebrachten konstitutionellen Einrichtungein im Zeichen der Rechtskontinuität durchgeführt werden mußte. Auch bei diesen Anlässen hat der ungarische Reichstag in verhältnismäßig knapper Zeit eine gigantische Arbeit geleistet, die sonst in normalen Zeitläuften jahrzehntelange Anstrengungen erfor­dert hätte. Diese geschichtlichen Antezedcnzien be­rechtigen also zu der Zuversicht, daß der schöpfe­rische Genius unserer Legislative, dieses kostbare Erbe einer ruhmvollen Vergangenheit, es auch dies­mal zuwege bringen wird, das ihm heute vorgelegte Arbeitspensum im engbemessenen Zeiträume von bloß vier Jahren zu bewältigen. In der Vergangen­heit waren solche Arbeitsleistungen dadurch ermög­licht, daß in den breiten Volksschichten sich ein elementarer Erneuerungs- und Verjüngungsdrang geltend gemacht lxat, dessen kategorischem Impera­tiv sich die gesetzgebende Körperschaft unterwerfen mußte. Der gleiche psychologische Prozeß vollzieht sich aber auch in unserer Gegenwart. Wer diesfalls sich einem Zweifel hingeben wollte, mußte durch den Ausgang der Neuwahlen zu einer richtigeren Auffassung bekehrt werden. Die Parole, womit der Ministerpräsident Gömbös in die Wahlkampagne einzog, war in ein einziges Wort verdichtet: Refor­men! Diese Losung fiel in der Seele der ungarischen Volksmassen auf überraschend fruchtbarem Boden. Die Unzufriedenheit mit dem, was bisher gewesen, war so allgemein und so stark, daß die Nation sich um Einzelheiten des versprochenen Reformwerkes nicht kümmern zu sollen glaubte; ihr genügte schon, daß die von der Regierung verkündete Re­formpolitik dem Erneuerungs- und Verjüngungs­willen Rechnung trug und einen frischeren Rhyth­mus der Aufbauarbeit auf allen Gebieten des staat­lichen Lebens verhieß. So kam es, daß die öffent­liche Meinung sich in geradezu elementarer Weise für die versprochenen Reformen aussprach, die Re­gierung in den allgemeinen Wahlen einen über­wältigenden Sieg davontrug und das Ergebnis des Wahlkampfes die Opposition nahezu zerschmetterte. Nun ist der neue Reichstag da, und den neuen Kurs, den die Reformpolitik der Regierung inaugu­rieren will, hat die heutige Eröffnungsansprache des Reichsverwesers aus der Taufe gehoben. Wenn die­ser Reichstag den ungeheueren Aufgabenkomplex be­wältigen wird, dann wird er in der dankbaren Er­innerung der Nation für immerwährende Zeiten als richtiger Reformreichstag fortleben. Was die einzel­nen Teile des Reformwerkes im Konkreten bringen werden, läßt sich auch nach der Eröffnungsansprache des Reichsverwesers noch nicht genau umschreiben. Es sind in ihr vorerst bloß die großen Umrisse der auf allen Gebieten des staatlichen Lebens in Aus­sicht genommenen Neuerungen enthalten, aber nicht etwa in vagen Andeutungen, sondern schon in greif­baren Konturen, die erkennen lassen, daß hinter der Reformpolitik der Regierung nicht etwa bloß ver-I schwomtnene, zurzeit noch nicht ausgegorene Ab- I sichten, sondern schon .jetzt fertig entworfene, zu Ende gedachte Pläne der nationalen Verjüngung stehen. Die etwaige Besorgnis, daß der Reformeifer sich vielleicht in allzu stürmischen und allzu hasti­gen Improvisationen durchsetzen würde, ist durch den besonnenen, vorsätzlich abgedämpften Ton der Rede des Reichsverwesers in gründlichster Weise zer­streut. Nicht ein Sturm und Drang kommt da zu Worte, der bereit wäre, um der versprochenen und erwarteten Reformarbeit willen das Unterste zu oberst zu kehren und einer Dampfwalze gleich über alles bisher Bestehende hinwegzubrausen; der ganze Aufbau des Programms des Reformreichstages weist vielmehr die Merkmale eines zwar mutigen, aber wohlüberlegten Arbeitsdranges und eines für die ganze künftige Entwicklung maßgebenden Ve.ant­­wortungsbewußtseins auf. Hier wird nicht um Wäh­lergunst gebuhlt, sondern es wird dem Volke Un­garns ein auf nüchternen Erwägungen beruhendes Reformpensum vorgelegt, das ohne Überhastung, mit voller Beachtung aller gebotenen Vorsicht durchge­führt werden soll. Kein Gebiet des staatlichen Lebens ist da vernachlässigt. In der Außenpolitik wird eine Richtung des Friedens versprochen, aber nicht des durch Gewalt aufgenötigten Zwangsfriedens, sondern eines Verständigungsfriedens, der den Seelen die bis­her vermißte Ruhe und den Völkern die Herrschaft der Liebe sichern soll. Was die Rede des Reichsver­wesers über die Bedingungen der Verwirklichung, eines wirklichen Friedens aussagte, wird in Ungarn lückenlose Zustimmung finden, aber auch im Aus­lände zustimmenden Widerhall wecken, denn es ist darin ein Appell an die Großmächte enthalten, da­hin zu wirken, daß die Völker in gegenseitiger Ach­tung und mit gegenseitigem Verstehen als „freie und gleichberechtigte' Mitglieder der auf Gerechtigkeit be­gründeten Völkergemeinschaft“ in Freundschaft mit­einander leben sollen. Bezeichnend und beruhigend sind in der Rede des Reichsverwesers die Ausführungen über die Art und Weise, wie die Reformen zu verwirklichen sein werden. Nicht der Gedanke einer Erneuerung uro jeden Preis darf da vorherrschend sein, sondern das Maß der Anforderungen des realen Lebens soll die Aufgaben bestimmen, die im Geiste der tausend­jährigen ungarischen Verfassung berufen sein wer­den, die Kontinuität der Entwicklung, die Verviel­fachung der inneren Kräfte der Nation und die Festi­gung der Grundlagen „einer sich allen extremen Tendenzen versagenden Aufbauarbeit“ zu sichern. Man sieht also, daß die offizielle Reformpolitik schon kn voraus sich von allen extremen Velleitäten ab- Feuilleton. Maiglöckchen. Novelle. Von LADISLAUS POLGAR. Mein Übel hatte mich zu langer Haft in der Sonderwelt einer Heilanstalt für Lungenkranke ver­urteilt. Fern der Großstadt, inmitten eines ausgedehn­ten Waldes, stand das längliche Gebäude da mit sei­nen Riesenfenstern und seinen klaffenden, schier endlosen, offenen Veranden. Vor dem Hause schlän­gelten sich die roten Schlackenwege eines herrli­chen englischen Parkes. Eine hohe und dichte le­bende Hecke schloß die ganze Anlage von der Umwelt ab. " Die strengen Vorschriften der Krankenhaus­ordnung, die peinliche Genauigkeit der Arzte und des Wärterpersonals zwangen selbst die unbot­mäßigsten Patienten zu strengster Einhaltung der vorgeschriebenen Kur. Es herrschte militärische Ordnung. Das tägliche Bad, die Mahlzeiten, die Schlaf- und Ruhezeit, die Unterhaltungs- und die Scbweigedauer, die Spaziergänge, alles war auf die Minute pünktlich berechnet. Die Aufseher kontrol­lierten mit astronomischer Exaktheit. Eine Aus­nahme von den Regeln gab es nicht. Im ersten Stock des Anstaltsgebäudes war die Frauenabteilung untergebracht. Gingen wir männ­lichen Kranken im Park spazieren, so wurden die dorthin blickenden Fenster der Frauenabteilung geschlossen, um die Möglichkeit eines Hinaufspre­­chens zu nehmen. Trotzdem hatte aber jeder von uns seine Auserwählte, der er zugrüßte, zuwinkte, allerdings immer bloß aus der Ferne. Wer ein Opernglas besaß, nahm es auf den Spaziergang mit; so konnte er die Mienen, den Gesichtsausdruck der­jenigen, mit der er sich solcherart „unterhielt“, genauer wahrnehmen. Ich war zu jener Zeit sechsundzwanzig Jahre alt. Oben waren die Frauen und Mädchen; wir schmachteten sie von unten an und verzehrten uns vor Sehnsucht nach ihnen. sl; Nach dem Frühmorgenbad durften wir uns im Walde ergehen; nachher spazierten wir bis zur Zeit des zweiten Frühstücks im englischen Park umher. . Eines Morgens tat ich dies allein. Im linden Frühlingssonnenschein dampften die braungebeizten Baumblätter, die die Schnee­schmelze zu Boden gefegt hatte. Schon schimmerte Tau auf den Schneeblünichen und Veilchen im Walde, oben in der Luft schmetterten Fink und Amsel und priesen die Auferstehung der Natur. Alle ersehnten sie Leben und Dasein, etwas wie eine überirdische Kraft schien die Baumknospen aus den vorerst noch kahlen Ästen einzeln hervorzu­ziehen. Ich war bereits ein tüchtiges Stück gewandert, als ich eine Lichtung erreichte, wo dicht und eng aneinander Maiglöckchen blühten. Ich kniete nieder und begann die jungfräulich weißen Blüten zu pflücken. Die Luft war eine einzige Wolke holdesten Wohlgeruchs. Mit einem Riesenstrauß kehrte ich heim. Von einem Fenster des ersten Stockwerkes aus warf ein kastanienbraunes, blauäugiges junges Mäd­chen sehnsüchtige Blicke nach meinem Blumen­strauß. Ich konnte ganz gut merken, daß diese Blicke keineswegs mir galten, sondern meinen Maiglöck­chen. Ich hob die Blumen hoch, brachte sie ihr gleichsam zu; sie streckte hinter den geschlossenen Scheiben die Arme nach mir aus, als glaubte sie, ich könnte ihr den Strauß zuwerfen und sie ihn auf­fangen. Die Pantomime währte eine Minute lang. Ich hob den Zeigefinger, mahnte sie zu Geduld, als hätte ich gewissermaßen sagen wollen: wart’ ein wenig. Dann betrat ich das Gebäude. Ehen kam eine Krankenschwester aus der Frauenabteilung mir ent­gegen. — Sehen Sie doch, liebe Schwester, was ich da gepflückt habe, — sagte ich nicht ohne eine gewisse Ruhmredigkeit und hielt ihr den Strauß entgegen. Die Schwester klatschte in die Hände: — Herrliche Maiglöckchen! In flehendem Tone fuhr ich fort: — Wären Sie wohl so freundlich, diese Blumen der brünetten jungen Dame zu bringen, die jetzt aus dem dritten Fenster im ersten Stock hinunter­blickt, und ihr zu sagen, ich ließe sie bitten, sie an­­zunehipen ? Wortlos nickend nahm mir die Schwester den Strauß aus der Hand und verschwand. Ich lief in den Park zurück, um Zeuge zu sein, wie sich die kleine Unbekannte über meine Gabe freute. Da stand sie richtig am Fenster und hielt mit ihren weißen Händen die ersten Frühlingsboten an die Brust gedrückt. Ich erfuhr nachher auch ihren Namen: sie hieß Helene. War Lehramtskandidatin, eben erst fertig geworden, aber krank, sehr krank, die Ärmste, fort­während fiebernd. Die Ärzte hüteten sie wie ihren Augapfel. Da sagte einmal die Schwester, als ich der klei­nen Leidenden eben wieder Maiglöckchen sandte: — Sie müssen ein guter Mensch sein. Meine arme Kranke freut sich mit Ihren Blumen so sehr ... Sogar abends nimmt sie die Vase zur Hand und saugt den Duft der Maiglöckchen ein, betrachtet sie

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