Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1935. május (82. évfolyam, 98-123. szám)

1935-05-01 / 98. szám

MittwoeK, T. Mán 1935 Auf Grand des § 175 der Geodiätftsoirdmrng bat Abge­ordneter Alexander Mózes (Kleinlandwirt) hiezu ums Wort und erklärte, daß er seinerseits gegen die Verifizierung der Wahl Megay-Meissners Beschwerde erhebe, weil dieser nicht seit zehn .lallíren ungarischer Staatsbürger sei, wie dies für einen 'Reichstagsabgeordne­ten auf Grunld des § 132 des G. A. XXV1I:1925 erforderlich wäre. Somit (könne Megay-Moissner nicht als Abgeordne­ter verifiziert werden. . I Abg. Marton (Nat. Einh.): Das gehört erstens nicht Ihieher; zweitens ist er Ein­wohner Uingams! Abg. Dr. Ulain (Kleinlandwirt): Was hat man bei Nánássy gemacht? Ist der kein Einwohner Ungarns? (Großer Lärm auf beiden Seiten (des Hauses.) Abg. Marton: Es war nicht am Platze, diese Dinge hier vorzubrin­­gen: das Venwaltungsgericiht ist die zuständige Stellet . Abg. Dr. Eckhardt (Kleinlandwirt): Alber dies Ihat nicht Béla Marton fesfczustellen! Das stellen nicht Parteisekretäre fest! (Andauernder Lärm. (Lebhafte Rufe rechts und in der Mitte: Es lebe Marton!) Abg. Béla Kun (parteilos) : Es scheint, die Waffenbrüderschaft 1 hat ein Ende gefunden! Alterspräsident Paul Sándor ersucht die Abgeordneten, sich der Zwischenrufe zu ent­halten, damit das Haus sich sobald als möglich konsti­tuieren könne. Die Beschwerde des Abgeordneten Mózes lasse er dein VenwaItungtsgeridht zugehen. Abg. Dr. Eckhardt: Sehen Sie, Herr (Marton, das ist das gesetzliche Ver­fahren! (Lärm.) _ , Alterspräsident Paul Sándor: Ich bitte Sie nochmals, Herr Abgeordneter Eckhardt, (keinen Zwischeruf zu machen. (Lebhafte Zustimmung rechts. Rufe: Es lebe der Präsident! Großer Applaus.) Hohes (Haus! Ich bitte die Herren Abgeordneten, mir ihre Geduld au schenken. Abg. Dr. Ulain: Sie sind' beschenkt! (Heiterkeit.) Der Alterspräsident ließ sodann die Abgeordneten durch Auslosung in vier Klassen eintei’len; die ersten drei umfassen 53, die vierte 57 Abgeordnete. Die; einzelnen (Klassen haben die Mandate der Abgeordneten zu prüfen. (Diese Prüfung ist heute nachmittag 5 Uhr voirgenom­­jmen worden.) ' Das Haus ist für morgen, Mittwoch, vormittag 10 Uhr zur nächsten (Sitzung einberufen worden, in der die vier Klassen ihre Berichte vorlegen. Danach erfolgt die Wahl des Präsidenten, der beiden Vizepräsidenten, des (Quästors und der sechs Schriftführer. Nach Verlesung und Beglaubigung des Protokolls schloß die Sitzung kurz nach halb drei Uhr nachmittags. Festgottesdienste. Vor der feierlichen Eröffnung des Reichstags durch ifen Reichsverweser fanden heute vormittag Festgottes­dienste in den Gotteshäusern sämtlicher Konfessionen Statt. In der Matthias-Krönungskirche wurde vom Csaná­­fer Bischof Julius' Glattfelder ein feierliches Veni Sancte mit glänzender geistlicher Assistenz pontifiziert. Der Messe wohnte in Vertretung des Reichsverwesers Kultus­­und Unterrichtsminister Dr. Hóman, in Vertretung des Ministerpräsidenten Außenminister Kánya bei. Von den Mitgliedern der Regierung waren, Innenminister Kozma und Handelsminister Bornemisza erschienen, ferner die Staatssekretäre Dr. Preszly, Dr. Winchkler, Dr. Mar­schall, Dr. Antal und Stefan Bärczy, außerdem Ober­bürgermeister Dr. Sipöcz und Bürgermeister Dr. Szendy, sowie zahlreiche Mitglieder beider Häuser des Reichstages. Das Hochamt dauerte eine Stunde und war um 11 Uhr zu Ende. In der evangelischen Kirche auf dem Deák-tér war fer Reichsverweser durch den Ministerpräsidenten Julius Gömbös vertreten, der am Eingang der Kirche durch den Bischof Dr. Raffay und den Superintendenten Dr. Pesthy empfangen wurde. Zu dem Gottesdienst hatten sich zahl­reiche Mitglieder der Parlamentshäuser eingefunden, unter ihnen Dr. Sztranyavszky, der Präsident der Regierungs­partei, und Staatssekretär v. Tahy. Bischof Dr. Raffay sprach in einer eindrucksvollen Rede über den feier­lichen Anlaß des Gottesdienstes und verkündete beson­ders die Notwendigkeit des starken Glaubens an die ge­schichtliche Mission der Ungarischen Nation. Der Bischof schloß mit einem Gebet für die Gesundheit des Reift:­­Verwesers, dessen unverbrüchliche Ausdauer das Ver­trauen und die Hoffnungen der ganzen Nation erhöhe. In der reformierten Kirche auf dem Kálvin-tér kam Znm Festgottesdienste als Vertreter des Rfichsverwesers Ackerbauminister Dr. Darányi, der vom Bischof Dr. Ra­vasz und vom Grafen Andreas Bethlen empfangen wurde. Dem Gottesdienste wohnten auch Justizminister Dr. Lázár, Staatssekretär a. D- Dr. Ángyán, die Grafen Josef und Tibor Teleki, der Generalsekretär der Ungarischen Akademie der Wissenschaften Dr. Balogh sowie sehr viele Mitglieder des Oberhauses und des Abgeordneten­hauses bei. In seiner Festpredigt hob Bischof Dr. Ravasz den außerordentlichen Einfluß der Doktrin der heiligen Stefanskrone auf die politische Gestaltung der ungari­schen Nation hervor, leitete aus der durch die Einheit fer Krone bedingten alten staatsrechtlichen Einheit der ungarischen Nation' mit zwingender Logik die Notwendig­keit der geschlossenen neuen Einheit her und stellte den inneren seelischen Zusammenhang mit dem Gesamtkör­per des Ungartums als Vorbedingung der Zugehörigkeit zu der Nation hin. In der unitarischen Kirche in der Kohäry-ucca hielt fer bischöfliche Vikar Nikolaus Józan den Festgottes­­diienst ab, dem alle Reichstagsmitglieder unitarischer Kon­fession beiwohnten. In seiner von tiefen patriotischen Ge­fühlen getragenen Predigt erflehte Vikar Józan Gottes fegen für die ungarische Nation und den Reichsverweser, • s • unter dessen weiser Führung Ungarn den Weg der Auf­erstehung betreten habe. \ r Im isr. Háupttempel in der Dohány-ucca fand eben­falls ein Festgottesdienst statt, an dem sämtliche Parla­mentarier israelitischer Konfession, die Oberhausmitglie­der Dr. Leo v. Buday-Goldberger, Dr. Samuel Glücksthal, Dr. Ludwig Láng, Immanuel Low, Josef Vészi und' Eugen Vida, die Abgeordneten Paul Sándor, Dr. Béla Fábián und Dr. Johann Vázsonyi, sowie die Mitglieder der Gemeinde­vorstehung unter Führung des Präsidenten, Hofrates Samuel Stern teilnahmen. Die Festpredigt hielt der leitende Qberrabbiner Dr. Simon Hevesi, der Gottes Segen auf das Vaterland, das Staatsoberhaupt, die Regierung, sowie die Gesetzgebung herabflehte und des Alterspräsiden­ten des Hauses gedachte, der mit dem reinen Kranze seiner 75 Jahre heute der symbolische Dolmetsch des historischen Geistes der ungarischen Verfassung sei, in der die Seele der (Brüderlichkeit und der Achtung vor dem Gesetze lebe. Dem Festgottesdienste im orthodoxen Tempel in der Kazinczy-ucca wohnten Oberhausmitglied Adolf Frankl und die Mitglieder der Gemeindevorstehung unter Füh­rung des Präsidenten Ahraham v. Freudiger hei. Rabbiner Steif sprach vor der Bundeslade ein ergreifendes Gebet für das Wohl des Vaterlandes und der Gesetzgebung. Vom Tage. Ernennung Anton Pctneházys zum Staatssekretär. Das U. T.-K.-B. meldet: Die am 1. Mai erscheinende Nummer des Amtsblattes verlautfoart die folgende Ent­schließung des Reichsverwesers: Auf Vorschlag des kön. ung. Handelsministers ernenne iöh den Oberstleutnant des Ingenieurkorps vitéz Anton Petneházy zum Staatssekretär. Budapest, am 30. April 1935. géz. Horthy. géz. Géza Bornemisza. Anton Petneházy hat lange Zeit hindurch im líoi.yéd­­ministerium die mit Armeelieferungen zusammenhängenden Angelegenheiten erledigt, in seiner letzten Einteilung aber war er als Personalsekretär des Ministerpräsidenten Julius Gömbös tätig. , • Die Regierung beabsichtigt, die Tätigkeit Petneházys in dem zu errichtenden Induslrieministerium in Anspruch zu nehmen, doch ist seine Ernennung durch die Vorbereitung der Trennung der Kompetenzgebiete des Handelsministe­riums und des zu errichtenden Industrieministeriums und im Zusammenhang damit durch die Organisierung des In­­duStrieministeriums schon jetzt notwendig geworden. Anton Petneházy ist aktiver Militär in der Rangcharge eines Oberstleutnants, doch äst ej- zur Dienstleistung dem Ministerpräsidenten zugeteilt, dessen volles Vertrauen er besitzt und an dessen Seite er den Agendenikireis eines ersten Personalsdkretärs versieht. Er hot den Ministerpräsidenten auf seinen Auslamdreisen andauernd (begleitet. Durch sein reaches Fachwissen, insbesondere im Bereiche der indu­striellen Fragen, hat er sich schon vor Jahren hervorgetan. Es wird denn auch angenommen, daß Petneházy naoh der Zweiteilung des Handéfernimsteriurns im Industrieministe­­rihm sich als Staatssekretär des Indust-r Scan misters Bor­nemisza betätigen wird. Das Handelsministerium bat derzeit vier Staatssekre­täre: Stefan Winchkler, Géza Tor may, Julius Dálnoky-Ko­­váts und Anton Petneházy. Nach der Zweiteilung des Han­delsministeriums wird Winchkler zum Handelsminister vorrücken und an seiner Seite verbleiben Tormay und Dálnoky-Kováts als Staatssekretäre auch weiterhin-im Ver­bände des 11andelsministeri ums, Deutschlands Seeaufröstung und die Mächte. Die neuen Unterseeboote. Berlin, 30. April. Wie United Preß von unterrichteter Seite er­fährt, werden die im Bau befindlichen 12 deutseihen Unterseeboote von 250 Tonnen, von denen übrigens einige bereits ihrer Vollendung entgegengehen sol­len, besonders schnelle und wendige Fahrzeuge sein. Sie 'sollen in erster Linie in der Skagerrak-Durchfahrt und in der Ostsee eingesetzt werden. Das felsige und verhältnismäßig flache Wasser um Jütland ist für größere U-Boote gefährlich. Die neuen U-Boote wer­den mit schnellen und leichten Zerstörern gut Zu­sammenarbeiten können. Diese U-Boote sind nicht mit den über 2500 Tonnen großen Unterseebooten anderer Mächte zu vergleichen, aber gerade in der Ostsee können sie unter Umständen größeren U-Booten durch ihre Beweglichkeit überlegen sein. Übrigens sind die neuen Unterseeboote genau so sorgfältig duTchk on troll iert, wie der berühmte 10.000 Tonnen-Kreuzer Deutschland. Einzelheiten über die Konstruktion der U-Boote sind nicht zu er­halten. Von ausländischer Seite wird jedoch ange­nommen, daß bei den Unterseebooten ebenso, wie bei den neuen deutschen Kreuzern, die Nietung durch -das Schweißverfahren ersetzt wurde. Infolge der dadurch erzielten Gewichtsersparnis können die neuen U-Boote mit 3 oder gar 4 Lancierrohren ar­miert werden, während die deutschen Unterseeboote im letzten Kriege nur ein Rohr besaßen. Daß Deutschland auch zum Bau größerer Einheiten über­gehen wird, ist nicht anzunehmen, da nach dem schnellen Aufbau der Luftflotte die nötigen Mittel nicht zur Verfügung stehen. London, 30. April. (DNB.) Von unterrichteter Seite wird mitgeteilt, daß die deutsch-englischen Flottenbesprechungen vorläufig bis nach einer außenpolitischen Erklärung des Führers auf geschoben worden sind. Da diese Erklärung Hitlers für etwa den 15. Mai erwartet werde, würden die Flottenbespreehungen, etwa in der. dritten Maiwoche stattfinden, anstatt, wie ursprüng­lich vorgesehen, in der ersten oder zweiten Woche des Monats; - , : -Der diplomatische Korrespondent von Reuter meldet, die Durchführung der deutsch-englischen Besprechungen sei noch nicht endgültig sichergestellt. Die englische Regierung habe noch keine Entschei­dung darüber getroffen, ob sie im Zusammenhang mit dem deutschen Beschluß, 12 U-Boote zu bauen,, irgendwelche Schritte ergreifen solle. Die verschie­denen Möglichkeiten, die Entsendung einer Pro­testnote an Deutschland oder einer Rücksprache mit den änderen interessierten Seemächten würden zur­zeit noch geprüft. Für den Fall, daß die deutsch­englischen Besprechungen stattfinden, komme nicht in Frage, daß Großbritannien von sich aus den deutschen Flottenforderungeji zustimmt, ohne eine allgemeine Vereinbarung mit den anderen Inter­essierten Mächten erzielt zu haben. London, 30. April. (DNIB.). Ein Vertreter des Außenministeriums teilte heute kn Unterhaus in Beantwortung einer Frage über die (deutsch-englischen. Flottenhesprechungen mit, daß die deutsche Regierung von Außernniinister Simon anläßlich seines Besuches, in Berlin zu unverbindlichen Besprechun­gen nach London über die künftigen Flottenbedürfnisse eingeladen worden sei. Ein Zeitpunkt sei Idaimals nicht an­gesetzt worden und die Angelegenheit werde zurzeit noch erwogen. Paris, 30. April. (DNB.) Außenminister Laval hat heute nachmittag den englischen Botschafter Sir George Clerk empfangen. Man nimmt an, daß sich die Unterredung auf die Lage nach der Bekanntgabe der Kiellegung von 12 deutschen Unterseebooten bezogen bah Paris,.30, April. (U. T.-K.-B.) Der Berliner Korrespondent des Intransi­­geant meldet: Iii offiziellen deutschen Kreisen nimmt man an, daß die Frage der Seeaufrüstung Deutschlands vor Ab­schluß der englisch-deutschen S a eh ver ständige »k onicrenz nicht in der Öffentlichkeit diskutiert werden soll. In der Wilhelmstraße rechnet man damit, daß die englische Re­gelung morgen nachmittag; eine Protestnote in der Frage der Unterseeboofbauten überreichen lassen wird, doch wird von deutschen offiziellen Kreisen über diese F rage nichts verlautbart, da man der englisch-deutschen Konferenz nicht .vorgreifen will. Nach einer Havas-Meldung aus London hat die eng­lische Regierung in der Frage dieser Konferenz noch kei­nen Beschluß gefaßt. In London werde die Nachricht be­stätigt, daß die deutsche Delegation von Ribbentrop ge­führt werden solle; es würde ihr ferner Admiral Schuster, Major Rinderten und der deutsche Marineattache in Lon­don Kapitän Waßner angehören. . Tokio, 30. April. (DNiB.) Zu Idem geplanten Bau deutscher U-Boote wird in Marinekreisen erklärt, daß diese Ankündigung sich zwangsläufig zum Schutz gegen Frankreich ergebe. Frankreich sei mit 91 fertigen, 18 in Bau befindlichen und 25 geplanten U-Booten England und Italien überlegen. Es könne also unmöglich von Deutschland bedroht sein. Zuzuireohmen seien die 4*5 russischen U-Boote. Überdies könne Frankreich 'beliebig viel U-Boote bauen, da es nicht an den (Londoner Vertrag gebunden sei und so seine Überlegenheit beiibdhalten könne. - ■ • Paris, 30. April. (DNiB) Der Beschluß der Reroh.sregie.ruing, auch die Wehrfähigkeit Deutschlands zur See wiederherzus teilen, wird von der frainizösiscben Presse vorläufig noch mit einiger Zurückhaltung beurteilt. Echo de. Paris läßt sich durch seinen Londoner Be­richterstatter melden, daß man sich in englischen politi­schen Kreisen mit der Frage beschäftige, ob die englische Regierung jetzt nicht gezwungen sei, zur sogenannten Schatzklausel des Londoner Flottenabkommens zu grei­fen. Die englische Admiralität scheine im übrigen, ge­neigt, die neuigeschaffene Lage durch den Abschluß eines Flotten atokommen« zu legalisieren, das die bezügliche Klausel des Versailler Vertrages abschaffe. Allerdings be­fürchte man englischerseits eine heftige Opposition auf seiten der Mitunterzeidhner des Versailler Vertrages und insbesondere Frankreichs. Der Außen Politiker des Blattes, Pertinax, wirft die Frage auf, ob die deutschen Rüstun­gen zur See das englische Volk dazu führen würden, sich geschlossen hinter Macdonald zu stellen, oder oh die versichernden Erklärungen, die die Reichsregierung jedes­mal nach einer .neuen Etappe ihrer Politik abgebe, wieder zu ihrem Nominalwert angenommen würden. Die Reichs­­regierung habe bewiesen, daß sie die anderen Völker auf dem Wasser ebenso wie zu Lande vor die vollendete Tat­sache stellen wolle. PESTER LLOYD

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