Pester Lloyd - esti kiadás, 1935. szeptember (82. évfolyam,198-222. szám)
1935-09-02 / 198. szám
Montag, 2. September 1935 Politik zu gewinnen, die in der einen oder anderen Form das Weiterbestehen des Völkerbundes ermöglicht. Englische Kirchenfürsten für Sanktionen. Inzwischen hat auch die anglikanische Hochkirche in den Streit der Meinungen über Englands Haltung in dem Konflikt eingegriffen. Der Erzbischof von York erklärte am Samstag abend in einer Rundfunkansprache, daß die Anwendung von Gewalt für die Aufrechterhaltung des Völkerbundpaktes notwendig sei, und daß man also nicht davor zurückschrecken dürfe, denn in dieser Auffassung liege nichts Unchristliches, sondern sie biete vielmehr die einzige Möglichkeit zur Erfüllung der Gerechtigkeit, wenn man den im Völkerbundpakt vorgesehenen Sanktionen Geltung verschaffe. Wenn der Völkerbund heute Gewalt anwenden sollte, so bedeute dies ebensowenig einen Krieg, wie wenn die Polizei mit dem Gummiknüppel eingreift, um den randalierenden Mob zu zerstreuen. England habe sein Wort gegeben, den Völkerbund zu unterstützen und dürfte dies nicht brechen. Gleichzeitig betonte der Erzbischof, daß, wenn der Völkerbund Strafmaßnahmen verlangen sollte, England nicht allein Vorgehen dürfte. Wenn England aber zu den Völkern, die Raum brauchen, sagen sollte, „im Namen der christlichen Liebe und menschlichen Gemeinschaft dürft ihr ihn nicht verlangen“, so würde es sich der schlimmsten Heuchelei schuldig machen. Die christliche Gemeinschaft der Völker glaube vielmehr, daß den Völkern, die keinen Bewegungsraum haben, dieser verschafft werden müsse. Ein anderer Kirchenfürst, der Erzbischof von Liverpool setzte sich ebenfalls dafür ein, daß England den Völkerbund und die kollektive Sicherheit rückhaltslos verteidigen müsse. Eine Ausnahme macht nur der Bischof von Gloucester, der sich eindeutig gegen alle Sanktionen wendet, Der Führer der britischen Faszisten Sir Oswald Mosley erklärte am Sonntag in einer von mehreren hundert Personen besuchten Versammlung, daß England mit seiner Völkerbundpolitik auf den Krieg hinsteuere, womit er bei seinen Zuhörern lebhaften Beifall auslöste. Sodann fuhr er fort: Wenn England aber den Krieg suche, ohne darauf vorbereitet zu sein, so sei dies offenbarer Wahnsinn. Im Anschluß an die Kundgebung veranstalteten die britischen Faszisten einen Umzug durch die innere Stadt. Sie führten Plakate mit sich, auf denen gegen den Krieg demonstriert und erklärt wurde, daß England sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern solle. Lansbury für ein Desinteressement Englands am Ölgeschäft. London, 2. September. (Havas.) Im Zusammenhang mit der englischen Haltung in der Frage der abessinischen Ölkonzessionen hat Lansbury den Umstand, daß die englische Regierung keine Gemeinschaft mit der Aktion Ricketts übernommen hat, als besonders beruhigend bezeichnet. Er äußerte den iWunsch, daß auch die amerikanische Regierung ähnlich Vorgehen möge. Die Befestigung von Malta. London, 1. September. (Inf.) Über die englischen Maßnahmen zur Verteidigung Maltas liegen heute wieder zwei Meldungen vor. Nach der einen plant die Marineleitung von Malta die Schließung des Hafens durch riesige, mit Balken versehene Ketten, an denen U-Boot-Netze befestigt sind. Die Sperre wird während des Tages für den Schiffsverkehr geöffnet und des Nachts geschlossen werden. Nach einer zweiten Meldung werden sämtliche Angehörige der Marine, deren Dienstzeit in Gibraltar abgelaufen ist und die programmgemäß nach England hätten zurückkehren müssen, nach Malta versetzt. Italienische Aufträge an die amerikanische Rüstungsindustrie. Washington, 1. September. (Inf.) In Zusammenhang mit der Unterzeichnung des Neutralitätsgesetzes durch Präsident Roosevelt wird in Kreisen der amerikanischen Waffen- und Munitionsindustrie erklärt, daß vorläufig „das Geschäft weitergehe wie gewöhnlich“. Eine Prüfung des Gesetzes durch Sachverständige hiaibe zu der Überlegung geführt, daß der Präsident, um die Bestimmungen wirksam zu machen, erst bei Ausbruch eines Krieges «ine Proklamation erlassen müsse, die die Belieferung der kriegsführenden Länder mit Kriegsmaterial verbietet. Bis dahin könne das Gesetz idie amerikanischen Wiaffen- und Munitionsfabrikanten nicht daran hindern, Kriegslieferungen an Staaten auszuführen, die sich auf einen Krieg vorbereiten. Staatssekretär Hull erklärte auf eine Frage, ob das Staatssekretariat über die steigenden Einkäufe von Schrott, Baumwolle und anderen für den Krieg benötigten Rohstoffen durch Italien unterrichtet sei: Es gebe in den Vereinigten Staaten kein Gesetz, das ermögliche, derartige Käufe zu verhindern oder zu kontrollieren. Inzwischen ist bekannt geworden, daß die italienische Regierung bei der amerikanischen Regierung Angebote für die Lieferung von mehreren hundert Luftgekühlten Flugzeugmotoren eingeholt hat. Man nimmt an, daß diese Motoren in die für Ostafrika bestimmten Flugzeuge eingebaut werden sollen, da in dem abessinischen Klima assergekühlte Motoren nur schlecht verwendbar sind. • 3 • PESTER LLOYD Die Schlacht bei Varna. Vom Honvédhusarenoberst a. D, HEINRICH WALDBAUER, Varna, im August. Vor kurzem ist hier in Gegenwart des Königs Boris das Mausoleum geweiht worden, das zur Erinnerung an den ungarisch-polnischen König Wladislas I. und an die in der Schlacht bei Varna gefallenen Helden errichtet worden ist. Die historisch namhafte Schlacht wurde am 10. November 1444 geschlagen. Sie hatte den Zweck, die Türken ein für alle Male aus Europa nach Asien zurückzutreiben und die Kultur des Westens vor dem Verderb für in. mer zu retten. Auch sollte es den Waffen der Ghristenneit Vorbehalten sein, die freien Balkanvölker vor der Sklaverei endgültig zu befreien. Ich habe schon im vorigen Jahr, aber auch in diesem Jahr — aus Anlaß der Gedenkfeier —- das Schlachtfeld von Varna besucht. Und indem ich mir die geniale Kriegskunst Johann Hunyadis ins Gedächtnis rufe und vergegenwärtige, stelle ich in Übereinstimmung mit allen berufenen Historikern fest: das ungarische Schwert ist es gewesen, das damals — trotz dem mißlichen Ausgang der Schlacht — Europa vor dem Umsichgreifen der osmanischen Invasion bewahrt hat. Bewahrt für Jahrzchntedauer. Die Kriegsgeschichte der Neuzeit hat die Vorgeschehnisse, den Verlauf und die Folgen der Schlacht bei Varna in allen Einzelheiten vollständig aufgedeckt. Die Geschichtsgelehrten haben an Hemd der aufgefundenen Quellen sogar die Ordre de Bataille der beiden feindlichen Heere, die verschiedenen Momente ihres Aufmarsches und die einzelnen Kampfszenen ihres taktischen Aufeinanderschlagens vollständig geklärt und auseinandergesetzt. Ich will auf Grund dieser Daten versuchen, aus Anlaß der Mausoleumsweihe den unglückseligen Kreuzzug König Wladislas’ I. und unseres großen Feldherrn, des Türkenbesiegers Johann Hunyadi, hier in Kürze zu schildern. Es ist bekannt, daß nach dem fünfmonatigen Feldzug von 1443, in dessen Verlauf Johann Hunyadi an der Morawa und bei Nisch die Heere dreier türkischen Paschas vernichtete, die Christenheit die Zeit für gekommen erachtete, die Türken aus Europa endgültig zu vertreiben. An der Spitze der Bewegung stand der Heilige Stuhl. Der im Laufe des langen Feldzuges erschöpfte Türke, welcher von den Waffen der Christenheit und besonders von den Feldherrn- Fähigkeiten ■ Hunyadis so manche bittere Kostprobe zu verschmecken bekommen hatte, trug angesichts der Kriegsvorbereitungen der Christenheit und der Notwendigkeit der Unterdrückung eines Aufstandes in Kleinasien dem König Wiedislas Frieden an. Dieser Friede, der Vorteile sicherte, wie sie besser und größer nach keiner noch so siegreichen Kampagne hätten errungen werden können, wurde in Szeged geschlossen und von beiden Parteien eidlich besiegelt. Kaum aber hatten die türkischen Friedensbevollmächtigten Szeged verlassen, schlug die Friedensstimmung im Lande wieder in Kriegslust um und flammte licherloh auf. Hiezu trugen die verschiedenen Aufmunterungen und Versprechungen das meiste bei: eine päpstliche Flotte würde den Hellespont sperren und die Überfahrt verhindern, Venedig würde acht Galeonen beistellen, das Ausland Armeen und Geld senden, und der Serbenfürst Georg Brankovics zur Unterstützung des Feldzuges ebenfalls eine kriegerische Unternehmung einleiten. Kardinal Giuliano Cesarini erklärte im Namen des Heiligen Stuhls den Friedensschluß für ungültig und war der fanatischeste Apostel dieser Friedensungültigkeit. Nur Hunyadi war für die Einhaltung des beschworenen und beeideten Friedens. Schließlich wurde aber auch er für einen neuen Feldzug gewonnen. Indes trat aber immer klarer zutage, daß die verheißene Hilfe und Förderung allerseits nichts als leere Versprechungen waren. Um König Wladislas schaarten sich alles in allem 12.000 Mann. Diesen schloß sich an der unteren Donau Hunyadi mit seinem Reiterbanderium an. Mit Hilfstruppen stießen der Wojewode Drakul, und Kardinal Cesarini mit seinen Kreuzfahrern zu ihnen. Am 20. September ging die Heeresmacht des Königs über die Donau, bei Orsova und Bodon (dem heutigen Widdin), und drang über Nikopoli auf das Schwarze Meer zu. Die Heeresmacht des Ungarnkönigs bestand aus den folgenden Formationen: königliches Heer (8000 Mann Fußvolk und 4000 Mann Reiterei); Hunyadis Bandérium (5000 Reiter) j Hilfstruppen des Wojewoden Drakul (5000 Mann); und Kardinal Giuliano Cesarinis Kreuzfahrer (1000 Mann). Insgesamt also: 23.000 Mann. (Nach anderen Quellen allerdings bloß zusammen 18.000 Mann). Eine verschwindend geringe Anzahl in Anbetracht solchen großzügigen Türkenvertreibungsplanes, der eine ganze Welt in Bewegung setzen sollte. Der Kommandant der päpstlichen Flotte benachrichtigte auf der Höhe von Varna den König brieflich, Sultan Murad habe nächtens in kleinen Barken mit seiner Armee nach Europa übergesetzt. Diese Überfuhr hatte also die päpstliche Flotte trotz Ausbedungenheit nicht verhindert. Auch ändere ungünstige Nachrichten liefen ein: der Pascha von Nikopoli sei mit einer die ungarische um ein Fünffaches übertreffende Armee zu dem türkischen Hauptheer gestoßen. Hingegen gab es keine Spur der alliierten Armeen, die die venezianischenGaleonen nachVarna zu befördern gehabt hätten, damit sie sich mit den Truppen König Wladislaws dort vereinen. Der Ungarkönig wurde schmählich kn Stiche gelassen. So auf sich selbst angewiesen, war er gezwungen, das Treffen allein zu liefern. Die Heeresordnung der Türken bestand aus der Reiterei der rumelischen und der anatolischen Beglerbegs, den Elite-Fußtruppen der Janitscharen, des weiteren aus der Spahi-, der Kindschi- und der Zaptieh- Kavallerie. Insgesamt 120.000 Mann, also fast zehnmal so viel, wie die Wehrmacht König Wladislaws. Das strategische Genie Hunyadis glich aber auch diese Übermacht durch geschickte und planmäßige Benützung des Terrains aus. Die Wahlstatt liegt vier Kilometer westlich von Varna. Im Süden begrenzt sie das Nordgestade des Devinasees (heute: Devnja), im Norden umsäumt sie eine niedrige Hügellandschaft. Das eigentliche Schlachtfeld selber ist fast durchweg flach, bloß gegen Norden steigen Hügel sanft empor. Ein nordsüdwärts fließender ansehnlicher Bach, der sich in den Devinasee ergießt, teilt das Schlachtfeld entzwei. Das Tal dieses Baches spielte im Laufe des Treffens eine entscheidende Rolle. Hunyadi ließ sein Heer in ausbuchtender Bogenform, mit dem Rücken dem Schwarzen Meer zu, mit dem linken Flügel auf den Devinasee gestützt, auf den das ganze Terrain beherrschenden Varnaer Höhen in Schlachtordnung Aufstellung nehmen. In der vordersten Linie, vom rechten zum linken Flügel, standen die Kreuzfahrer Kardinal Giulianos, die Banderien des Bischofs von Eger, des Banus von Kroatien Thallöczi und des Bischofs von Rama (Bosnien), dann die 4000 Reiter des Königs mit der großen Königsstandarte, die Siebenbürger und die Székler, und schließlich die Banderien Hunyadis und Michael Szilágyis. Den rechten Flügel schirmte gegen etwaige überraschende Angriffe das Bandérium des Bischofs von Nagyvárad mit etwelchen polnischen Truppen unter dem Sankt Ladisläus-Banner in der zweiten Kampflinie. Als Reserve hinter der Frontmitte diente die Hilfstruppe der Wallachen. Den König schützten 500 Mann Gardereiterei nächst der Reserve in der dritten Kampflinie. Zwischen dem Heer und Varna war die Wagenburg aufgestellt, wo unter Obhut und Deckung des Fußvolkes die Geschütze untergebraciht wurden. Auch Sultan Murad ließ sein Heer in drei Kampflinien aufmarschieren. In der ersten stand die Elite der Reiterei, in der zweiten standen die Janitscharen, in der dritten hatte die restliche Reiterei Aufstellung genommen. Hunyadis Schlachtplan beruhte darauf, den Gegner durch fingierte Angriffe zum Verlassen der besetzten Höhen und hauptsächlich zum Gegenangriff über den Bach hinweg zu verleiten. Der Türke griff denn auch an, aber zu seinem Mißgeschick. Ais seine Hauptkavallerietruppe das Bachtal überquerend aufwärts stürmte,, wurde sie von den von den Varnaer Höhen her in geschlossener Schlachtordnung attakierenden ungarischen Reiterbanderien einfach über den Haufen geworfen und niedergetreten. Die zwei zur Hilfe herbeieilenden türkischen Flügel wurden von den ungarischen Flügel-Banderien umfassend in der Flanke angegriffen und zu wilder Flucht gezwungen. Nur noch eines Generalsturms auf die Janitscharen bedurfte es. Da setzten jedoch die polnischen Anhänger des Königs diesem so lange zu, er „möge nicht allen Ruhm Hunyadi überlassen“, sondern sich ebenfalls in den Kampf mengen, bis Wladislas den klaren Anordnungen und Verfügungen Hunyadis zum Trotz vorzeitig gegen die Türken vordrang, und zwar geradenwegs gegen die kompakten und völlig unversehrten Linien der kämpfgestählten Janitscharen. Die feuererprobten Krieger umzingelten den König im Nu und machten ihn und seine Gardereiter nieder. Sein abgeschlagener Kopf wurde aufgespießt und umhergetragen. Der blutige Anblick verursachte in den ungarischen Linien ungeheure Panik. Niemand hörte mehr auf Hunyadi, alles hatte den Kopf verloren und ergriff die Flucht. Einigen gelang es wohl, sich hinter die Wagenburg zu retten, aber Tags darauf wurden auch sie in die Pfanne gehauen. Kardinal Giuliano wurde auf der Flucht getötet. So hatte der Türke denn gesiegt, aber es war ein Pyrrhussieg. Seine Reiterei war in alle Richtungen der Windrose auseinandergejagt, seine Eilboten liefen bis Adrianopel, der Bevölkerung bemächtigte sich solcher Schreck, daß sie Anstalten traf, nach Asien zu flüchten, und die eingeschüchterfen und geängstigten sonstigen Bestandteile des Türkenheeres machten nicht einmal den Versuch einer Verfolgung. Sultan Murad aber rief aus: „Ich möchte keiii zweites Mal so siegen!“ Militärisch bedeutete die Schlacht von Varna keinen besonderen Verlust, für die ungarische Nation. Ihre Wirkung offenbarte sich allenfalls darin, daß dem Vordringen der Türkenherrschaft in Europa vorderhand ein Ziel gesetzt war. Ihre Bedeutung trat erst später zutage, indem sie die Festigung der Osmanenherrschaft in Europa zweifellos vorbereitete. Auch der bis dahin hochgehaltenen Idee der, Kreuzzüge tat die Schlacht yon Varna erheblichen D1CMIMIC PINIZ I (Ecke Kossuth L a j o s u c c a und S z é p-u c c a) ■ d •• rr * Ausgezeichnete Küche.Solide I ist erottnet |