Pester Lloyd - esti kiadás, 1935. november (82. évfolyam, 249-273. szám)

1935-11-02 / 249. szám

PESTER LLOYD • 'A • and zerstörten vielfach Firmenschilder mit ausländi­schen Firmenbezeichnungen. Auch in der Presse wird wieder eine schärfere Tonart gegen England angeschlagen. Das offiziöse Giornale d’Italia kommt auf die letzte Rede Baldwins zu sprechen und meint: Die schönen Worte der englischen Regierung sollten ihr nur ein „schlaues Alibi“ erbringen, um dos Urteil Europas von der wahren Natur der englischen Politik abzulenken. England wolle nichts weiter, als Italien in seinem Aüsdehnungsdrang in Afrika be­hindern. Daß das imperialistische Interesse bei seiner improvisierten „Pakttreue“ erheblich mitspräche, werde auch von anderen in Genf vertretenen Mächten mit wachsendem Unbehagen vermerkt. Das Blatt führt dann die Auslassungen englischer politischer Persönlichkeiten aus den .lahfeh 1926 und 1927 an, um die imperialistischen Eroberungsabsichten Eng­lands zu belegen. Dabei weist das Blatt auch auf die Gegensätze hin, die zwischen der Einstellung Eng­lands gegenüber Japan während des mandschurischen Konflikts und derjenigen, die England gegenüber Italien im abessinischen Konflikt einnehme, bestünden. Das offiziöse Organ schließt mit den Wor­ten: „Nach alledem noch von Freundschaft zu Italien zu sprechen, bedeute nichts anderes, als dem Drama die lächerliche Ironie beizufügen. Italien ist nicht so . dumm, wie London es hinzustellen versucht. Niemand begreift, warum das große imperialistische England nicht eben so offen und klar spricht wie es handelt.“ f Italien und die Neutralisierung Gibraltars, London, 2. November. (Inf.) Wie Daily Express meldet, wird Italien auf der Anfang Dezember beginnenden Flottenkon­­ferenz die Forderung nach Schleifung der Befesti­gungen in Gibraltar stellen. Dabei wird Italien, wie das gleiche Blatt meldet, von der Voraussetzung ausgehen, daß der östliche Zugang zum Mittelmeer, ider Suezkanal, unbefestigt ist, daß er also gemäß den völkerrechtlichen Vereinbarungen sowohl im Frieden ■wie im Krieg allen Nationen zugänglich sei, und daß infolgedessen auch der westliche Zugang keinerlei militärischen Kontrolle unterliegen dürfe. Die Sanktionsfrage in Genf. Die Sitzungen der Sanktionskonferenz. Genf, 31. Oktober. (Inf.) Die öffentliche Sitzung der Vollkonferenz am heutigen Nachmittag war nur von kurzer Dauer. Die Festsetzung des Datums für das Inkrafttreten der Wirtschaftssanktionen ist in dieser Sitzung noch nicht erfolgt, da bis heute abend weder der fran­zösische Ministerpräsident Laval, noch der eng­lische Außenminister Sir Samuel Floate, noch auch der italienische Vertreter Baron Aloisi in Genf ein­getroffen waren. , Der Präsident der Vollkonferenz de Vasconcellos machte zu Beginn der Sitzung Mitteilung von den bis jetzt cingetroffenen Antworten auf die verschiedenen Sanktionsvorschläge, Danach sind 49 Antworten auf den Vorschlag Nr, 1 (Waffenausfuhrverbot), 47 Antworten auf den Vorschlag Nr. 2 (finanzielle Maßnahmen) und 46 Antworten auf die Vorschläge Nr . 3. und 4 (Ausfuhr-, bezw. Einfuhrverbote) eingetroffcn. Nachdem sich der Delegierte Lettlands unter Bezugnahme auf die von verschiedenen Delegierten im IS er Ausschuß und in den. Unterausschüssen geltend gemachte Vorbehalte für seine Regierung noch das Recht in Anspruch genommen hatte, später eine ähnliche Haltung einzunehmen, und nachdem der Präsident angekündigt hatte, daß er die Vollver­sammlung wieder einberufen werde* wenn die Fest­setzung des Datums für das Inkrafttreten der wirt­schaftlichen Sanktionen erfolgen kann, wurde die öffentliche Sitzung geschlosésn. Genf, 31. Oktober. . (Inf.) Im Laufe des heutigen Nachmittags hielt der 38er Ausschuß eine zweite fast dreistündige Sitzung alb. Es wurde beschlossen, daß die laufenden Verträge deren Gegenwert vor dem 19. Oktober gezahlt worden sei, von den wirtschaftlichen Sanktionen nicht getroffen wer­den sotten, wo!>ei es Aufgäbe des wirtschaftlichen Unter­ausschusses bleiben solle, die einzelnen Fälle genau nach­­zup rufen. l):e Frage der Clearingabkommen wurde weiter er­örtert. Dabei wurde der Standpunkt vertreten, daß es als erlaubt gellen -.oll, etwaige Debclsaldos Italiens gegenüber den die Sanktionen anwendenden Milgliedstaaten des Völ­kerbundes durch italienische Warenlieferungen ohzii­­deefcen, soweit es sich um die im Augenblick der Inkraft­setzung der Sanktionen 'bestehenden Clearingsaldos han­­deii. Die weitete Prüfung dieser Frage wurde ebenfalls dem wirtrchaitilchen Unterausschuß zugewiesen. Dir Tatsache, daß nach und nach alle schwierigen Fragen wieder von der Tagesordnung des 18er Aus­schusses verschwinden, um innerhalb von Unteraus­schüssen im Meinen Kreis erörtert zu werden, zeigt aufs neue, wie groß die Schwierigkeiten sind', denen man sicii in Genf gegenübersieht. Gegensätze zwischen Großmächten und Kleinstaaten in der Sankt»onsfrage. Genf, 1. N öveimbe r. (Inf.) Die Aussprache über die zwischen Italien und den verschiedenen Staaten bestehenden Clearing- Verträge ist am Freitag Abend im Achtzehner-Aus­­sebuß fortgesetzt worden. Da die Gegensätze zwi­schen dem Standpunkt der hauptsächlich an dieser Frage interessierten Staaten der Kleinen Entente und der Balkanunion, denen sich auch die Schweiz M fillérért On is vegyen Dr. Heider Fogápolási-készletet, n:-'y áll Egy finom fogkefe, Dr. Heider fogkrém, pohár és szadimból, Kapható kizárólag Czaich Illatszertár, Budapest, József-ucSa 81, Mátyás-tér sarok. Vidékre 3 készletet küldünk postán utánvéttel. Idei szép kamilla {székftt-virág) */* kiló 35 ffiláér. angesOhlossen hat, und dem englisch-französischen.. Standpunkt nicht ausgeglichen werden konnten, hat der rumänische Vertreter Titulescu es übernommen, in Besprechungen mit der englischen und der frainzö­­sichen Abordnung eine Formel auszuarbeiten, die dem Achtzehner-Au ischiiß in seiner morgigen Sitzung vorgelegt werden soll. Am Nachmittag würde dann die Vollkonferenz zur Festsetzung de« Datums für die Inkraftsetzung der wirtschaftlichen Sanktionen zusammentreten. Es besteht allgemein die Absicht, dafür an dem Datum des 15 .November festzuhalten. Kein amerikanischer Handel mit den kriegführenden Staaten. Washington, 31. Oktober. (Inf.) Präsident Roosevelt hat Mittwoch abend der amerikanischen Presse eine Erklärung abgege­ben, in der er die am Nachmittag von Staatssekretär Hull an die amerikanischen Bürger^gerichtete Auf­forderung, mit den kriegführenden Staaten Italien und Abessinien alle Handelsbeziehungen einzustel­­len. .ausdrüdihch--guthieiß. Die -amerikanische Re­gierung wolle sich auch weiterhin nicht in den italie­­nisch-abessinischen Streitfall einmlschen und- wolle nichts tun, was den Krieg in Ostafrika verlängern könnte. Roosveelts Initiative gegen Waren­lieferungen an Italien. Washington, 1. November. (Inf.) Wie bekannt wird, hat Präsident Roosevelt sich am Donnerstag persönlich mit einer großen ameri­kanischen Scliuihfirma in Verbindung gesetzt, um sie zu bewegen, den I Auf trag auf Lieferung ivon Schnürstiefeln für die italienische Armee abznlehnen. Italien droht Belgien mit dem Abbruch der Handelsbeziehungen. Brüssel, 2. November. (Inf.) Nation Beige meldet, daß der italienische Botschafter mit dem belgischen Ministerpräsidenten van Zeeland vor dessen Abreise nach Genf eine Unterredung gehabt halbe, in der die Rückwirkungen der Sanktionen anLdifi- italiéidseh-belgisChen Be­ziehungen geprüft worden seien. Der italienische Botschafter habe dem- helgischen-MHÚsterprüéMdenten zu verstehen gegeben, daß Italien den vollständigen Abbruch der Handelsbeziehungen mit Belgien für den Fall in Aussicht nehme, daß Belgien sich. an für Italien unannehmbaren Sanktionen beteiligen würde, Ende des englisch-italienischen Clearingabkommens. London, 31. Oktober. (Int.) (Nach einer."vom Wirtschaift&ministeriiKvi abge­gebenen Erklärung lehn! die englische Regierung in Zu­kunft jede Verantwortung, für die Bezahlung von nach Italien ausgeführten Waren ab. Diese Warnung wird in den Wirtschaftskreisen als Ankündigung des Endes, des englisch-italienischen C kann göbko mfriens auf gef aßt und1 dürfte schon vor der Verhäriigting der wirtschaftlichen Sanktionen zu einer votlMäridigeni Stöökimg im englisch­italienischen Handelsverkehr, Ähren; zorfial die italieni­schen Warenschulden an England noch über eine Million Pfun'd betragen. Im .übrigen wird hier der 10. November als voraus­sichtliches Datum für den Beginn der wirtschaftlichen Sanktionen genannt. ai Die Sanktionen und die katholischen Institute. Stadt des Vatikans, 31. Oktober. (Stefan!.') Eine Genfer Korrespondenz des Osservatorc Romiano faßt die heikle Lage ins Auge, in der. sich auf Grund der Anwendung von Sankt ionén zahlreiche reli­giöse Institute befinden würden. Die berechtigte Sorge um diese Institute hat im. Orgauisatipnskomitee ein Delegier­ter verdolmetscht und vom Presidenten des Komitees ziemlich ausdrückliche Zusicherungen erhalten. Osservä­­tore Romano fügt hinzu, daß die Bischöfe und Leiter der ■ religiösen Institute keine Befürchtungen hinsichtlich der Entsendung von Schülern für das gegenwärtige akade­mische Schuljahr nach Rom zu hegen brauchen. Frankreich und der Völkerbund. Von Graf R. W. KEYSERLINGK. Paris, 29. Oktober 1935. (United Press.) Der italienische Vormarsch in Abessinien bedeutet für Frankreich in erster Linie einen politischen Faktor, den man in der Weise zu bewältigen sucht, daß er sich in den Rahmen der französischen Sicherheitswünsche fügt. Dabei spielt der „Buchstabe“ der Völkerbundsatzung und der mit dem Völkerbund verknüpften internationalen Ab­machungen nicht mehr die gleiche Rolle, wie früher. Laval hat es gewagt, von dieser traditionellen franzö­sischen Politik des „Buchstabens“ abzugehen, aber da­mit ist für eine Reihe kleinerer Staaten, wie zum Bei­spiel Holland, ein schwieriges Problem erwachsen. Diese Staaten sind überrascht und bestürzt über die neue französische Politik, die einen Bruch bedeutet mit der bisherigen streitigen französischen Auslegung der Völ k er bunds at zun g. Im Verhältnis der beiden stärksten Völkerbundmächte zum Völkerbund zeigt sich plötzlich eine gewisse Umkehrung: England, bis­her nicht so energisch für den Status quo und fűi­den Buchstaben der Verträge, wie dies für Frank­reich galt, wurde im abessinischen Konflikt plötzlich der Vorkämpfer des Génfér Bundes und der Durch­setzung seiner Satzungen. Frankreich aber verhielt sich zögernd, skeptisch und zurückhaltend gegen die strikte Anwendung dér VölkefbimdiKatzUfig auf den Fall des italienischen Einmarsches nach..Abessinien. Aber dieser anscheinend unverständliche Vorgang wird erhellt durch die Psychologie des französischen Volkes. Man hat gewöhnlich vergessen, daß Frank­reich und die Franzosen vor allem interessiert sind an jenen politischen Dingen, die den einzelnen franzö­sischen Bürger direkt berühren. Die Franzosen sind politisch, in erster Linie an Fragen interessiert, die ihre praktischen; täglich fühlbaren Sorgen und Schwierigkeiten betreffen.. Alles, was weit hergeholt erscheint, was unklar ist und ohne eindeutige Wir­kung, was Frankreich und den einzelnen nicht direkt berührt, das ist für den typischen Franzosen inner­lich fremd, es gehört macht zu dem, was ihn in poli­tische Leidenschaft versetzen kann. Die dritte, liberale Republik war mit dem zari­stischen Rußland verbündet; das Frankreich der Rentner und Kapitalisten war das erste große Land, das mit dem. Kommunismus in engere politische Bin­dungen eintrat. In beiden Fällen war die französische Politik durch Erwägungen der Sicherheit motiviert, aber der Franzose des Volkes hat sich dafür nicht sehr interessiert. Dies lag für ihn viel zu weit ab. Frankreich besitzt ein großes Kolonialreich, aber von allen kolonialen Mächten besitzt es am wenigsten echten kolonialen Geist. Der Durchschnifctsfranzose, das Publikum ist an großen internationalen Fragen nicht interessiert, es spricht nicht viel von Welt­politik und will nicht viel davon wissen. Nur dort, wo es sich um Fragen handelt, die das Wohlbefinden der Bevölkerung direkt betreffen, da erwacht das politische Interessé der Franzosen. Deshalb sollte es im Grunde niemanden überrascht haben, daß Frank­reich den abessinischen Konflikt als eine weit­abliegende Sache angesehen hat, um sö mehr, als die gewünschte Einführung von Sanktionen die für Frankreich bedeutsame Freundschaft mit Italien in Gefahr bringen mußte. Es ist merkwürdig, aber kaum mehr zweifelhaft, daß die neuen Tendenzen der fran­zösischen Politik, die in jeder. Hinsicht das Eigen - intéresse voranstellen, dem Völkerbund einen hefti­gen Stoß versetzt haben. Diejenigen Kreise in Frankreich, die durch eine englisch-französische Zusammenarbeit die französi­schen Interessen fördern wollen, sind besorgt wegen dieser jüngsten politischen Entwicklung. Sie glauben, daß die. Freundschaft mit England . .einen starken Bruch erlitten habe, der schwer wieder gutzumachen sei. Es galt in England bisher gewissermaßen als ein außenpolitisches Prinzip, daß seine Rolle in Europa nur durch den Völkerbund hindurch und in dessen Rahmen gespielt werden könne. Die öffentliche Stim­mung für eine Politik der Isolierung in England und nicht zuletzt die Abneigung der Engländer gegen das Hineingezogenwerden in Unkontrollierbare Verwick­lungen hat dazu geführt, daß die englischen Staats­männer ihre kontinental-europäischen Bemühungen bisher auf den Völkerbund konzentriert haben. Dieser galt als die einzige Grundlage, auf der England Kon­tinentalpolitik treiben und schließlich auch Verpflich­tungen auf dem Kontinent eingehen konnte. Die französische Haltung im italiendsch-abessi­­nischen Konflikt hat nun den englischen Isolationi­sten neuen Wind in die Segel geblasen. Wenn es wahr ist, was man überall hört und was vor allem in Paris umgeht, daß England seine Bemühungen in Genf stark einschränken werde, daran kann man daraus auch den Schluß ziehen, daß es in Zukunft für kontinental-europäische Angelegenheiten nur noch eip, stark eingeschränktes Interesse haben wird. Man spricht davon, daß England seine Héimatflotte wieder aus dem Mittelmeer zurücknehmen werde, nachdem es in bezug auf die britischen Rechte in Ost­afrika bestimmte Garantien erhalten habe. Gleich­zeitig aber werde sich England nicht mehr für ver­pflichtet halten, irgendein Land automatisch gegen die Verletzung eines Vertrags durch eine dritte Macht zu schützen, der zum Vertragskomplex des Völker­bundes gehöre. England werde in Zunkuuft nur noch dann von seinen Machtmitteln Gebrauch machen, wenn ein konkretes englisches Interesse \ oiliege. In Frankreich scheint man zur Zeit infolge der etwas abnehmenden Mittelmeerspannung beruhigter zu sein. Allein jene Kreise, die auf England als den automatischen Garanten des Siliatusquo in Europa rechneten, sind wenig erbaut von der Aussicht auf eine englische Isolierungspolitik. Denn unter solchen Umständen würde England aller Wahrscheinlichkeit nach ein umfassendes Aufrüstungspragramm durch­führen, ein Programm aber, das keineswegs dazu da wäre, tun Machtmittel für künftige Konflikte zu schaffen, die aus Verletzungen der Völkerbundsatzung oder aus Satzungsverpflichtungen resultieren. Die englische Aufrüstung würde vielmehr nur dazu da sein, überall dort und dann zu verteidigen, wenn und wo englische Interessen auf dem Spiele stehen. Samstag, 2. Noveniber Í935 U nsere verehrten Abonnenten 1 werden ersucht, | im Falle von Adreßänderungen ihre alte und ihre neue Adresse stets gonau und leserlich anzugeben, damit in der piinkt- p liehen Expedition des Blattes keine m Störung eintrete. Hochachtungsvoll Kf Administration des p PESTER LLOYD I

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