Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1935. december (82. évfolyam, 274-297. szám)

1935-12-01 / 274. szám

»ESTER LLOYD •4® Sonntag, 1. Dezember 1933 ANTHONY ADVERSE HERVEY ALLEN MONUMENTÁLIS, ROMANTIKUS REGÉNYE Az amerikai, angol, francia, német, olasz, skandináv kiadásokból eddig több mint 1,000.000 példány van forgalomban. Magyarul most jelent meg. Három kötet. ,* 1200: oldal. J- 12 pengő. «* Meg­tekinthető minden könyvesboltban. ,* SiDger ég Wolfner kiadása. Die kommende Flotfenkonferenz. Von Linienschiffskapitän á. D. FRIEDRICH v. ÁRVAY, Am 5. Dezember beginnt in Lonldlon ein« abermalige Flottenkonferenz, zu der difi vier anderen Hanpispemächte cm* geladen wurden. Die fünf großen Seemächte haben sich schon weimal bei langdauemden Floltenbesprechungen ísammengefunden. Das erstemal in Washington 922 und das zweitemal in London 1930. Die »erste Kon&spenz sich mit dem wohlklingenden Natnejj: Foíten-Abrustungs-Vertrag. Wohl wurde der Bim vqn Dreadnoughts so gut wie eingestellt, die Größe 'der'Schiffe und deren Geschütz­­kaliber limitiert, sowie der Ausbau wichtig erschei­nender Stützpunkte, vornehmlich im Fernen Osten, Glas- und Porzellan-Tafelgarnitur zu billigen Preisen in grosser Auswahl indem Q7ITTNFR ffRfNl’ seit 76 Jahren bestehenden Spezialgeschäft ULI 11 IlLll iLIHilu S74 IV., Mária-Valéria-ucca 1 (beim Petöfi-térl verboten. Eiine Abrüstung im geplanten Sinne wurde aber wegen des gegenseitigen Mißtrauens der betei­ligten Staaten nicht erreicht. Inzwischen sind die zwei englischen Überdreadnoug’hts („Nelson“ und „Rodney“) entstanden, Frankreich hat die „Dunker­que“ von Stapel gelassen und noch zwei Schiffe die­ser Klasse in Bau, und selbst Italien hat zwei Schlachtschiffe von je 35.000 Tonnen projektiert, wenn nicht schon auf Stapel gelegt. Da das Gesamtdeplacement der Kreuzer für die Seestaaten unbegrenzt verblieben ist, so hat Eng­land in dieser Richtung die Vereinigten Staaten überflügelt. Die Kreuzerfrage bildete das Haupt­thema in der Konferenz in London 1930, wobei eine kleine Annäherung erzielt worden ist. Die heiß um­strittene Verwendung der U-Boote für den Handels­krieg wurde verboten, von Frankreich das Verbot aber abgelehnt, Japan hat den Washingtoner Vertrag, der 1936 abläuft, gekündigt, da es im Fernen Osten unbe­dingt freie Hand haben will und offenkundig seine Flotte auf die gleiche Stärke seines mutmaßlichen, zukünftigen Gegners, des gefürchteten Onkel Sam, zu bringen beabsichtigt. Das bisher geltende Stärkeverhältmis ist mit 5:5:3:1.75:1.75 festgesetzt, wobei Japan die Mitte hält und Frankreich-Italien den Schluß bilden. England beherrscht derzeit die Meere der Alten Welt ober Wasser. Frankreich besitzt die Hegemonie unter Wasser und war von Anbeginn an in dieser Waffe führend. Italien hingegen verfügt heute über die stärkste Luftflotte. In Amerika bat die Flotte der Vereinigten Staaten die Oberherrschaft, in Ostasien die japanische. Dies ist mit wenigen Worten die derzeitige Si­tuation der fünf größten Kriegsmarinen. Die italienischen Delegierten haben sich bereits in London zu Vorbesprechungen ein gef unden. An­geblich sind die dabei erzielten Erfolge sehr erfreu­lich, da sie eine gegenseitige Versicherung für Ver­ringerung der im Zuge befindlichen Schiffsbauten ergeben haben sollen. Jedenfalls wird zwischen diesen beiden Staaten der für Italien unleidliche Zustand im Mittelmeer eingehend erörtert werden. Italien muß sich der Ge­fahr entziehen, durch Absperrung der beiden Ausfahrt­straßen bei Gibraltar und Suez im Mittelmeer iso­liert zu werden. Es muß daher eine Neutralisierung des einzig-hestehenden Binnenmeeres anstreben, weiterhin dürfte es mehr Einfluß auf den Betrieb des Suezkanals verlangen und sich auf die Urheber­rechte des Initiators Negrelli stützen, der italieni­scher .Abstammung ist, und dem Mussolini vor kur­zer Zeit ein Denkmal in Südtirol, errichten ließ. England hat vön jeher der Abwehr von U-Boots­­angriffen mehr Aufmerksamkeit geschenkt, als der Entwicklung dieser Waffe selbst, Albion ist begreif­licherweise gegen die Vermehrung von Ü-Booten, da die feindlichen mehr Schaden anrichten können, als die eigenen zu nützen imstande sind. Hingegen haben sich alle kleineren Uferstaaten stets entschieden für den Ausbau ihrer U-Flottillen ausgesprochen, da diese verhältnismäßig billigen Kriegswaffen ihnen die Möglichkeit verschaffen, ihre k 4 tefoenbei zu Papier bringt, ist das vielleicht die wirk­­iche Aufgabe und soll etwa alles andere, was er mit erzweifelter Kunst und Sorgfalt geschaffen, in dél­iéit verloren gehen und bloß dieses N.ebenprpdukt tbrig bleiben? „Vielleicht ist dieses Tagebuch doch lie wertvollste Schöpfung mer \s Lebens!“ — schreibt •r erschüttert in einem der letzten Abschnitte seiner VufZeichnungen. Seltsame literarische Tragik! Ein Schriftsteller legt alles in seine Werke hinein; die in Vergessenheit geraten, durch das Sieb der Zeit hin­­iurchfallen; aber mit halber Hand, nebenbei, hat er »twas geschaffen, was formlos, roh und in des Wortes eigenstem Sinne unkünstlerisch ist, und eines Tages nuß er wahrnehmen, daß dieses hybride Ungeheuer Sie einzige wirkliche Knnstschöpfung seines Le­bens ist. Denn dieses Tagebuch, es ist in der Tat ein Kunstwerk. Ohne Feilschen, mit der ganzen Kraft, nit der ganzen Absichtlichkeit offenbart sich auf liesen Blättern eine Seele. Ein Kunstwerk ist es, rielleicht eben deshalb, weil es nicht entstanden ist, im ein Kunstwerk zu werden, weil es überhaupt >hne Zweck und Ziel entstanden ist. Bloß der Dilet­­ant hat sich mit entschiedenem Vorsatz, niit der merbittlichen Entschlossenheit hingesetzt, nunmehr len großen Roman des Jahrhunderts zu schreiben, immer schreibt der Schriftsteller mit ganzer Verant­­vortlichkeit und unter den gleichen Konsequenzen; mit der gleichen Skepsis und Ambition, mit der glei­chen hoffnungslosen Entschlossenheit weiß er, daß Ja jede Zeile für sich standhalten muß, und daß am Ende gar nicht die einzelnen Zeilen oder gelungenen Einzelheiten zählen, sondern das Ganze, dieses son­derbare und wirre Ganze; das dann ift der Zeit sich zu einem Werk formen wird. Tolstoj hat im Alter von 35 Jahren seinen Roman „Krieg, und Frieden“ geschrieben; sicherlich war er sich der Bedeutung seiner Aufgabe bewußt, aber ebenso sicher ist, daß er, während er an diesem Roman arbeitete, nicht an die Bedeutung des unter dem Titel „Krieg und Frie­den“ bekannten Meisterwerkes gedacht hat. Shake­speare hat bekanntlich häufig Gelegenheitsstiicke geschrieben, und die Gesamtheit dieser Gelegenheits­stücke bedeutet heute das Lebenswerk Shakespeares. Das Tagebuch Jules Renards ist ein großes Beispiel 4k literarischen Schicksals, Nicht immer weiß der Schriftsteller, was seine1,Kunstgattung“ ist. Bisweilen schämt er sich sogar der Kunst- I gattung, in der er vollkommen ist. Wir kennen große Bühnenschriftsteller, derén eigentliche Kunstgattung das Croquis wäre, worin sie Vollkommenes schaffen, das sie aber selbstverständlich verachten und als unterhalb ihrer Würde stehend betrachten; wir kennen passionierte Romanschriftsteller, die in Wirklichkeit begabte Lyriker sind, aber sich des keuschen Pathos de- Lyrik-scfaämen; wir kennen er­bitterte Belletristen, die zufällig erwiesen haben, daß sie Vollkommenes lediglich in der Studie zu schaffen verstehen. Das kann auch gar nicht anders sein. Ein seltener, besonderer und night glücklicher Mann ist der, der im Leben seine Neigungen und Sehnsüchte zu bekennen und zu vertreten wagt; und irgenwie eine ähnliche Erscheinung in der Literatur ist der Schriftsteller, der die seiner Seelenstruktur und seiner Begabung angemessene, ihm passende Kunst­gattung zu vertreten wogt. Der verzweifelt erstaunte Aufschrei des Schriftstellers, der an seinem Lebens­abend nahezu mit Schrecken wahrnimmt, daß seine als Meisterwerke gedachten Schöpfungen bereits ver­modern, daß er jedoch in seinem Tagebuch dort und so ein Meisterwerk geschaffen hat, wo das nicht seine Absicht war: dieses visionäre schriftstellerische Abenteuer ist die große Lehre des Tagebuchs Jules Renards. Der Mensch kaiin eben nicht gegen die mysteriösen, wahrhaftigen Gesetze seiner Natur le­ben und schaffen. Renard ist eine schamhafte Natur. Aufrichtig, nicht eben zimperlich in der ‘Auswahl der Worte, ist für ihn bloß die Treue des Ausdrucks, das Gewissen des Schriftstellers das Maß; auch ist er nicht so sehr in seinen Worten schamhaft, als vielmehr in seiner Attitüde. Er sagt alles aus, jedoch als wüßte er, daß auch im Tagebuch nicht alles ausgesagt werden kann. Auf den Seiten dieses Tagebuches marschieren das Weib, die Kinder, die Eltern, die Familie, die Zeitgenossen, die Freunde, die Schriftsteller mit der Schreibfeder und dem Dolch in der Hand auf; die Abenteurer und Beamten des „literarischen Lebens“, seine Taglöhner und seine Aristokraten. Die Kraft des Ausdruckes und der Verlebendigung weckt die Überzeugung, daß der Verfasser getreue Gesichts­­profile zeichnet, seine Gefühle nicht verhehlt, daß er haßt und den Hof macht, aber er selber der Urheber des Tagebuches verbleibt, gleichsam, um das Ge­ständnis zu kontrollieren. Was interessiert alldies die Seele? Jawohl, die Wolken, die Frauen, die Schwachen, die Rivalen, das Geklatsch des Zunft­­lebens, die sozialen Bewegungen der Zeit, alles, was die tiefen Wasser der Menschenseele zum Wogen nö­tigen, das alles läßt Spuren an der Oberfläche dieser Seele zurück, der Schatten des Flügelsohlages eines über den Horizont vorbeifliegenden Vogels, auch der geglückte Rhythmus der Verszeilen eines zeit­genössischen Schriftstellers, — was mich aber mit tragischer Unmittelbarkeit interessiert, das ist das Handwerk. Seine ganzen Sorgen und Ambitionen, seine Eifersucht fallen hieher zurück, in die Hobel­späne der Werkstatt. Alles, was das Leben gibt, schleppt er hieher, untersucht er hier mit den In­strumenten des Handwerks, für das Handwerk ver­wahrt er jeglichen Abfall, den er auf den öffentlichen Plätzen des Lebens findet, und erbarmungslos wirft er alles weg, was „unbrauchbar“ ist: den Menschen, die Geschichten, die Gefühle, den Zustand. Er ist er­barmungslos als Schriftsteller; er weiß, daß es nicht anders sein kann. Er weiß, daß der Schriftsteller der Gemeinschaft dann am besten dient, wenn er seine Individualität am sorgfältigsten absondert und ent­faltet. „Der Künstler“ — schreibt er in seinem Tage­buch — „ist der, der kein anderes Ziel, keine andere Sorge hat, als bloß seine Kunst.“ Dieses Erkenntnis ist so eine „einfache Wahrheit“. Aber er gelangt zu ihr erst nach allen Vorsätzen, Enttäuschungen und Anstrengungen eines Lebens. Am 1. Januar 1895 beichtet er seine Sünden. Er schreibt: „Ich habe nicht genug gearbeitet; ich bin zu behutsam, zu scheu in der Arbeit. Ich, der im Leben eher ein Verschwender bin, beginne, sobald ich die Feder ergreife, in der Literatur mit übertriebener Gewissenhaftigkeit zu zaudern. Ich sehe nicht mehr das schöne Buch, bloß die schlechte Seite, die das schöne Buch zugrunde richten könnte... und kann nicht weiter schreiben.“ Ebenda schreibt er: „Ich habe viel gegessen, viel ge­schlafen, viel zu viel Angst vor dem Gewitter gehabt. Ich habe viel Geld verausgabt; es genügt nicht, viel zu erwerben, klüger ist es, wenig auszugeben.“ Und an anderer Stelle: „Ich habe viel geredet, auch ge­wiß viel zu viel. Ich habe viel geredet über Pascal, Montaignej Shakespeare, und ich habe Shake­

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