Pester Lloyd - esti kiadás, 1936. május (83. évfolyam, 100-124. szám)

1936-05-01 / 100. szám

PESTER LLOYD • • schlage betreffend den Abschluß kollektiver Verträge, Bildung von berufsständischen Ausschüssen und ar­­beitsrechtlidhem Schlichtungswesen. Der Bundes­kanzler hetonte, diese Tatsache sei erfreulich, weil sie einem berechtigten Optimismus neue Nahrung gebe. Die Zeit sei nicht mehr fern, wo Österreich das Verfassungswerk bis zu seinen letzten Artikeln in die Wirklichkeit übergeführt haben und den pro­visorischen Verfassungszustand, in dem es sich heute noch befinde, beendet haben werde. Er rechne da­mit, daß vielleicht auf dem Wege über eine provi­sorische Wahlordnung noch dieses Jahr auf weite Strecken hin gewählte berufsständische Vertreter für Österreich bringen werde. Zum dritten Programmpunkt — politische Kon­zentration — führte der Bundeskanzler aus, daß im gegenwärtigen Zeitpunkt vielfach wieder ^ die Ge­rüchtemacherei in Blüte stehe. Er wolle diesen nur entgegenhalten, daß bei den Wahlen in Vorarlberg am 26. April, die ohne nennenswerte Propaganda frei stattgefunden hätten, die Wahlbeteiligung 80 bis 95 Prozent betragen und die Wahlvorschläge rund 80 Prozent der Stimmen erhalten haben. Der Bun­deskanzler schloß seine Ansprache mit der ersten Strophe des Dollfuß-Liedes: — Die neue Zeit steigt in den Tag und will den neuen Geist! Berlin, Í. Mai. (DNB)1 Der nationale Feiertag des deutschen Volkes wurde heute früh mit einer Jugendkund­­gebung im Poststadion in Berlin eröffnet. Dabei nahm nach einer kurzen Eröffnungsansprache des Reichsjugendführers Baldur von Schirach, Reicbs­­propagiamdaminister Dr. Göbbels das Wort. Dr. Goeb­bels wies darauf hin, daß die heutige Jugend es viel leichter habe, als dereinst, da die deutsche Jugend heute nicht mehr für ein Ideal kämpfen muß, son­dern auf dem festen Boden dieses neuen Welt­­anschauungsideals steht. Paris, Í. Mai. (Havas.) Die Maifeier —• Idle in Paris zugleich ein „Tag der Maiglöckchen“ ist — hat in voller Ruhe be­gonnen, Im Straßenverkehr sind! keine Störungen einge­treten, und! obwohl die Taxichauffeure die Arbeitseinstel­lung ’beschlossen hatten, sieht man sie in den Straßen in ziemlich großer Anzahl. Für Iden Nachmittag haben meh­rere Organisationen Versiammlungen angdkündigt. Madrid, 1, Mai. (Inf.)' Spanien erlebt seit heute einen neuen Generalstreik. Diesmal sind es die direkt odter indirekt mit der spanischen Handelsmarine in Berührung kommenden Arbeiter und Angestellten, deren Syndi­kate den Generalstreik für den 1. Mai und die folgen­den Tage ausgerufen haben. Die Arbeitgeber haben die von den Arbeitern vorgebrachten Forderungen insbesondere auf Lohnerhöhung abigelehnt, worauf die Arbeiterführer mit der Verkündigung des Ausstandes geantwortet haben. Bei Nieren-, Harn-, Blusen- und Mastdarmlciden lindert das natürliche „Franz-Jo.sef'‘-Bitterwasser auch heftige Stuhlbeschwerden in kurzer Zeit und sichert zugleich eine zufriedenstellende Verdauung. GROSSBRITANNIEN. Die Unruhen in Palästina. Jerusalem, 1. Mai. (Inf.) Die arabische Exekutive hat, wie die Blät­ter berichten, dem englischen Oiberkommissär mitge­teilt, daß sie weder in Verhandlungen über die Be­endigung des Streiks eintreten, noch ihn selbst ab­brechen könne, solange die jüdische Einwanderung nach Palästina nicht vollständig unterbunden werde. Inzwischen mehren sich in allen Teilen des Lan­des die Zwischenfälle. In Hadera und Jezreel kam es zu ausgedehnten Brandstiftungen, ln Jaffa wurden zwei Araber, die ihre Läden wieder geöffnet (hatten, von der wütenden Volksmenge schwer verletzt. Jerusalem, 30. April. (Inf.) Die Feindseligkeiten zwischen Juden und Arabern in Palästina haben zu neuen Unruhen ge­­führt. ln der vergangenen Nacht kam es am Damas­kus-Tor in Jerusalem zwischen 150 bis 200 Arabern und der Polizei zu Zusammenstößen. Die Polizei hatte die Araber zum Auseinandergehen aufgefordert. Nachdem dieser Aufforderung nicht Folge geleistet Wurde, griffen die Polizisten zur Schußwaffe. Zwei Araber wurden schwer verletzt. Inzwischen dauert die Flucht der Juden aus den arabischen Wohnvierteln fort. In Jaffa hohen die Araber gegen mehrere jüdische Geschäfte Bomben geworfen. Der dadurch angerichtete Schaden ist be­deutend. Menschenleben kamen nach den bisher vor­liegenden Meldungen nicht zu Schaden. In Nazareth wurden die Führer der Araber verhaftet, weil sie für die jüngsten Ausschreitungen in Nazareth verant­wortlich gemacht werden, bei denen vier Polizisten und zwanzig Kundgeber verletzt wurden. Jerusalem, 30. April. (Reuter.) Auf einer Fabriksanlage in Hadera ist ein Feuer ausgebrochen, das 10.000 Pfund Schaden verursachte. Auf vielen Pflanzungen der jüdischen Besitzer haben gleichfalls Feuersbrünste stattgefun­den, bei denen wertvolle Bestände junger Bäume ab­gebrannt sind. In Jaffa sind zwei Araber mit M esser­­etichverletzungen ins Krankenhaus eingeliefert worden. Jerusalem, :L Mai. ■fUng. Tel.-Korr.-Bureau.)’ Bei den jüngsten Un­ruhen wurden 26 Personen verletzt, darunter neun Polizisten. Heute sind in Jaffa und Wcifa einige Bom­ben explodiert, die jedoch niemand verletzten. Auf die Denkschriftein dier Araber und der Juden teilte die englische Regierung mit, daß sie nicht das Recht habe, das palästinensische Regierungsstatut ab­zuändern, da dies in den Kompetenz kreis desVölker­­buncles gehöre. Verhaftung irischer Republikaner. Dublin, 30. April, (Inf.) Fünfzig führende Mitglieder der irischen re­publikanischen Armee afcnd in der Nacht zu Donnerstag im Verlaufe einer großangelegten Razzia verhaftet wor­den. Die Razzia erstreckte sich auf die beiden Grafschaften Cork und Waterford, die Hochburgen der repuh©kani­­. seihen Bewegung, und wurde van mehreren hundert schwerbewaffneten Polizisten in Dutzenden von Schnell­­kraflwagen und Lastwagen durchgeführt. Unter den Ver­hafteten befinden sieh zahlreiche Bauern, Lehrer uni sogar Beamte. Trotz des weitgespannten Polizeinetzes sind doch einige führende Republikaner entkommen. Das offizielle Organ der irischen Armee ist verboten wor­den. Alle verfügbaren Exemplare der letzten Nummer wurden von der Polizei beschlagnahmt. Die Verhaftungen haben in ganz Irland großes Aufsehen hervorgerufen und sind die unmittelbare Auswirkung der Serien der politi­schen Mordtaten der letzten Wochen, die ihrerseits wieder Anzeichen der steigenden ininerpolitiisohen Spannung sind. Die Meinungsverschiedenheiten zwischen De Valero und einigen Führern der Siinnfeinbewegunig, die den Minister­präsidenten offen des Verrates an der irischen Sache be­schuldigen, haben sich in den letztem iWochen und Monaten erheblich verschärft. Der Budgetskandai. 1London, 1. Mai. (Inf.) Der Bud.getskandal lim Zusammenhang mit der vor einigen Taigen erfolgten Erhöhung der Einkommen­steuer hat noch immer keim Ende gefunden. Die Blätter rechnen nunmehr mit der Einsetzung einer Untensucihungs­­kommiisslon. Die bisherige Untersuchung hat zu dem Er­gebnis geführt, daß eine Reihe von Personen, die in Buch­­maohierkreisen bekannt sind, noch in letzter Stunde Ver­sicherungen gegen die Erhöhung der Einkommensteuer abgeschlossen haben, obgleich sie über keim nachweis­bares Eiinikcmmen verfügen. FRANKREICH. Ein Konflikt zwischen Radikalen und Sozialisten. Paris, 1. Mai. (Inf.) Zwischen dem ersten und dem zweiten Wahlgang haben sich in ganz Frankreich etwa 600 neue Kandidaten für die Kammer, darunter allein im Seinedepartement 145, den Wählern gestellt, doch haben nur wenige geringste Aussicht, gewählt zu werden. Obwohl zumeist die von der Volksfront ausge­gebene Parole, daß alle Linkskandidaten sich zu­gunsten der am günstigsten stehenden Volksfront­kandidaten zurückziehen müssen, befolgt worden ist, gab cs doch eine ganze Reihe von Wahlbezirken, wo keine Einigung unter den Parteien der Volks­front erzielt werden konnte. Seltsamerweise sind es vor allem die sozialistischen Kandidaten, die Schwie­rigkeiten machen, während die Radikalsozialisten strenge Disziplin halten. So haben 22 sozialistische Kandidaten sich entschlossen, ihre Kandidatur wei­terhin aufrechtzuerhalten, worauf in 11' Wahlkreisen die radikalsozialistischen Kandidaten beschlossen haben, ihrerseits die gleiche Haltung gegenüber den Sozialisten einzunehmen. Die Ruhe und Ordnung ist im ganzen Lande bisher trotz der bevorstehenden Stichwahlen nirgend gestört worden. DEUTSCHLAND. Der Besuch des italienischen Ministers Rossoni. Berlin, 30. April. (DNB.) Der Führer un.d; Reichskanzler empfing beute ■den italienischen Landlwirtschaftsminister Rossoni in einer halbstündigen Unterredung, nachdem der Minister vorher dem Reichswirtschaftsminister Dr. Schacht einen Besuch abgestattet hatte. Am Vormittag hatte Landwirtschaftsminister Rossoni den Reichsleiter Rosenberg aufgesucht. Darauf wurde er vom Ministerpräsidenten Göring empfangen. Berlin, 30. April. (DNB.) Der italienische Landwi'r tschaf Isimre ister Rossoni legte heute mittag am Ehrenmal Unter den lan­den einen Kranz nieder. Vor etem Mal war eine Ehren­kompagnie und deir Musikzug des Wachregiments auf­­nuirschiert, deren Front der Minister, der sich in Beglei­tung des Botschafters Attolico und anderer Herren befand, abschritt. ÖSTERREICH. Die Frage der Unabhängigkeit Wien, 1. Mal. Dia Neue Freie Presse bringt in einer Meldung ihres Pariser Korrespondenten die Auffassungen zu­ständiger französischer Stellen, in denen betont wird, daß die Frage der österreichischen Unabhän­gigkeit von ihrer Bedeutung und Aktualität für die europäische Situation nichts eingebüßt habe. Man stellt mit Genugtuung fest, daß es der Wiener Re­gierung in diesen Tagen gelungen ist, die Schwie­ Freitag, 1. Mai 1936 rigkeiten der letzten Woche zu überwinden, und man betont, daß die Bedeutung der Erklärung der drei Großmächte vom Februar 1934 über die Un* abhängigkeit Österreichs durch, nichts beeinträchtigt werde, daß dies® Mächte vielmehr unabhängig von ihrer politischen Gruppierung in anderen Fragen an diese Stellungnahme festhalten. Wenn es heißt, daß die Stresafront geschwächt sei, so halte man dem entgegen, daß die gemeinsamen Interessen von Rom, London und Paris bezüglich der Aufrechlerhaltung des territorialen und politischen Statusquo in Öster­reich schon vor Stresa ausdrücklich festgelegt waren. Wladimir D’Ormesson in Wien.. Wien, 1. Mai. (Inf.) Der bekannte französische Publizist Graf Wladimir D’Örmesson, der sich auf einer Infor­mationsreise durch Mitteleuropa befindet, weilt in Wien, wo er u. a. vom Bundeskanzler Dr. Schusch­nigg und Vizekanzler Fürst Starhemberg empfan­gen wurde. SPANIEN. Arbeitskonflikte. Madrid, 30. April. (U. T.-iK.-B.) Im Zentrum der Hauptstadt halben die Kellner eines der größten Kaffeehäuser den Betrieb zwangsweise übernommen 'und eine!» Arbeiterrat an dessen Spitze gestellt. Der Besitzer rief Polizisten herbei, die diie Kellner ans dem Hause entfernten. Das Kaffeehaus wurde geschlossen. Die Madrider. Organisation deis Hotelgewerbes beklagt sich darüber, dtaß die Gewerkschaften auf unerlaubte Weise in die Geschäftsführung elnigtreifen. Auch darüber wird geklagt, daß die Ministerien keine Bereitschaft zeigen, diesen untragbaren Zuständen albzuhelfen. Wo war Béla Kun? Paris, 1. Mai. (Umg. T.-K.*B.) Dis Rolle Béla Kuns beim Aufstande in Spanien beschäftigt weiterhin die Presse. Der Vertre» ter des Petit Párisién in Barcelona stellt fest, daß sein Interview mit Béla Kun am - 20. April stettgefiundien hat. Also ist es durchaus möglich, daß Kun sich am 26. April schon in Moskau befand, wo er dem dortigen Vertreter des Petit Párisién ein Interview gab. Gut informierte spanische Journalisten hätten erklärt, daß die Moskauer Dementis nicht ernst genommen wenden, da man Béla Kun in Spanien im Laufe des Aprils gesehen und ge» sprachen habe. POLEN. Beck reist nach Belgrad. Warschau, 1. Mai. (DNB.) Wie verlautet, wird der seit längerer Zeit geplante Besuch des polnischen Außenministers Beck in Belgrad voraussichtlich Ende Ma', und! zwar unmittelbar nach Abschluß der am 11. Mai (begin nénidén Ratssitzung des Völkerbundes, stattflnden. TSCHECHOSLOWAKEI Das Spionagegesetz angenommen. Prag, 30. April. (Inf.) Das Staatsverteidigungsgesetz und das Spionagegesetz wurden heute vom Abgeordnetenhause in beiden Lesungen mit großer Mehrheit genehmigt. Für die Gesetze stimmten außer der Regierungsmehrheit die Slowakische Volkspartei, diie Nationale Vereinigung und die Faszisten. Gegen die Gesetze stimmten nur die Kom­munisten. Für Kapitel V (Maßnahmen 5m Zustand der Wehr« Bereitschaft) und Kapitel VII (Ersatz der Kriegsleistuiigen und Kriegsschäden) stimmte auch die Sudelendeutsche Partei. Die ungarischen Abgeordneten waren der Sitzung ferngcbliebcn. Das Staatsverteidigungsgesetz wurde in der von den Ausschüssen angenommenen Fassung beschlossen, mit Ausnahme des Paragraphen 115, der nach einem Koali» tionsbeschluß die Finanzhoheit der Regiirung im Zustand der Wehrbereitschaft an die Zustimmung des Präsi­denten der Republik knüpft, sowie an die Bedingung, daß zur gegebenen Zelt weder die Nationalversammlung, noch ihr ständiger Ausschuß einberufen werden können. Die ungarischen Schulen. Prag, 1. Mai. (Unig. T.-K.-B.) In der Budgetdebatte warf der un» garisch'e Senator Karl Hokkg die Frage der ungarischen Schulen in der Slowakei und iin den Karpathen auf. Der Staat errichte zwar die Schulen, kümmere sich aber nicht um den Zustand, in dem sich die Gebäude befinden, die oft seit vielen Jahnen baufällig seien. Dann fordere der Staat von den Gemeinden, daß sie für die Schulbau« ten sorgen, oder er drohe, die Schule an einen Ort zu verlegen, der größere Mittel für diesen Zweck zur Ver« fügung stelle. Eine solche Art des Wettbewerbes sei der Sache nicht würdig. Es sei charakteristisch, daß man, während iin der Slowakei in kleinen Orten große Schul­gebäude errichtet werden, im ungarischen Gebiet vergeh» lieh um die Instandsetzung der baufälligen Schulen bitte. ALBANIEN. Befestigung der griechischen Grenze. Paris, 1. Mai. (Inf.) Die Radio»Agentur hat eine Meldung des grie» chischen Blattes Seos Kosmos übernommen, wonach die albanischen Militärbehörden mit Hilfe von italienischen Offizieren die griechisch-albanische Grenze in den Berg­­geigenden befestigen lassen. Die Befestigungsarbeiten vsiir* den von italienischen Offizieren geleitet und hätten vor allem den Zweck, die italienische Flottenbasis auf der Insel Saseno. am Eingang des Golfes von Valoiva zu schützen.

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