Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1936. október (83. évfolyam, 224-250. szám)

1936-10-01 / 224. szám

IPESTER LLOYD• 4 • Hen der Madrider Regierung als zuständig anerkannt ■worden ist. In internationalen Kreisen herrscht vielfach die Auffassung, daß die Madrider Regierung in ihrer äußerst bedrängten Lage die Veröffentlichung dieser Dokumente vorgenommen habe, obschon sie als vor­aussichtlich einziges Ergebnis nur eine neuerliche Anfachung der politischen Leidenschaften zu gewär­tigen hat. " > Lord Cecil, der bei der Somnierveranstaltung in Brüssel eine führende Rolle gespielt hat, bemühte sich bei dem Vorsitzenden der Vollversammlung, die Bewilligung zu erlangen, in einer Sitzung der As­semble eine pazifistische Demonstration zu veran­stalten, ähnlich -wie es die internationale Friedens- Organisation im Jahre 1932 bei der Eröffnung der Abrüstungskonferenz vorgenommen hatte. Nachdem aber die Brüsseler Versammlung einen ausge­sprochen sozialistischen und kommunistischen Cha­rakter hatte, zog es der Vorsitzende der Plenarver­sammlung vor, dieser Kundgebung einen inoffiziellen Charakter zu verleihen. Sie wird morgen nachmittag stattfinden, und zwar unter Vorsitz des Präsidenten Salvaader de Lamas, der die Delegierten eingeladen hat, der Veranstaltung anzuwohnen. Man kann auch aus dieser Einzelheit sowie aus Her Handhabung der spanischen Note die Bemühung der führenden Genfer Persönlichkeiten feststelleij, Zurückhaltung und Neutralität zu wahren gegenüber Situationen, die nur allzu leicht zu parteipolitischen und weltanschaulichen Gegensätzen führen könnten. Nach den ersten Tagen der Vollversammlung und den Ansprachen Del Vagos und Litwinows, die die Lage äußerst zugespitzt haben, ist diese Vorsicht durchaus zu begreifen und zu begrüßen. Die Mah­nung zur politischen und sozialen Neutralität diesen politischen Richtungen und Ereignissen gegenüber bildete den Kernpunkt der großangelegten Rede des portugiesischen Außenministers von heute vormittag. In der Frage der Völkerbundrefonn schloß sich Außenminister Monteiro der britischen Auffassung an und betonte die Notwendigkeit der Politik der : Vorbeugung und klugen Anpassung im Rahmen des Völkerbundes. Agnes Szekula. Die heutige Sitzung. Genf, 30. September. (Inf.) Die heutige Sitzung der Völkerbundver­sammlung wurde eingeleitet durch eine vor fast leeren Bänken gehaltene Rede des abessinischen Ver­treters Taezat. Er erklärte, die Aufmerksamkeit der Versammlung auf das unglückliche Schicksal seines Landes lenken zu wollen, und sagte u. a., daß, wenn die Völkerbundversammlung nicht eingreife, die ita­lienische Eroberung in Abessinien zweifellos auch auf die noch unberührten Teile des Landes über­greifen werde. Dann ergriff der portugiesische Außenminister Monteiro das Wort. Er verwies auf die ernste inter­nationale Lage und auf die Notwendigkeit, das Ver­trauen in den Völkerbund wieder aufzurichten. Nicht die Tatsache, daß gewisse Staaten sich zu bestimm­ten Ideologien bekennen, sondern die Tatsache, daß sie ihre Ideologie den anderen aufzwingen wollen, sei gefährlich. Europa sei heute in Gefahr, in zwei Ideenkreise gespalten zu werden. Um dies zu ver­meiden, haben Frankreich und Portugal sich zur Politik der Nichteinmischung bekannt. Monteiro er­klärte mit Nachdruck, daß Portugal das gegebene Versprechen der Nichteinmischung eingehalten habe. Der portugiesische Außenminister unterstützte die englischen Reformvorschläge, die vom Geist des in­ternationalen Friedens und der Gerechtigkeit getra­gen seien, und hob in diesem Sinne besonders den Grundsatz der Universalität, die Schaffung einer Möglichkeit zur Revision von unhaltbar gewordenen Zuständen und die Möglichkeit der Rohstoff beschaf­­fung für alle Staaten hervor, wobei das letztere Pro­blem vornehmlich finanzieller Natur sei. Schließlich verlangte er von der zukünftigen Aktion des Völker­bundes strikte Neutralität bezüglich der Zustände in den Mitgliedstaaten. Sitzung des Völkerbundrates. — Lester bleibt in Danzig. Genf, 30. September. (Inf.) Im Laufe einer geheimen Sitzung, die vor Beginn der Sitzung der Völkerbundversammlung vom Völkerbundrat abgehalten wurde, wurde der Beschluß gefaßt, den Danziger Völkerbundkommis­sär Lester vorläufig im Amte zu belassen. Sobald aber ein geeigneter Nachfolger für ihn gefunden ist, soll er dann an Stelle des zurückgetretenen Spaniers De Ascarate zum stellvertretenden Generalsekretär des Völkerbundes ernannt werden. Was seinen Nach­folger betrifft, so ist auch mit der Möglichkeit zu rechnen, daß ein Pole gewählt werden könne. In der geheimen Sitzung beschäftigte sich der Völkerbundrat auch noch mit der Denkschrift der ■Madrider Linksregierung über die angebliche Unter­stützung der Aufständischen durch ausländische Mächte. Zu einem Beschluß in dieser Angelegenheit ist es noch nicht gekommen, da die Initiative der Madrider Regierung überlassen wurde. Diese hat sich bisher entschiede ngeweigert, ihre Denkschrift Zurückzuziehen. Einberufung des Bureaus der Abrüstungs­konferenz. Genf, 30. September. (Eng. Tel.-Korr.-Bureau.) Das Bureau der As­­semblée hat heute auf Antrag Dänemarks, Finn­lands, Norwegens, Schwedens und der Niederlande •beschlossen, die dritte (Abrüstungs-) Kommission einzuberufen, die über die Einberufung des Bureaus der Abrüstungskonferenz zu entscheiden haben wird. Rede der Gräfin Apponvi im Ausschuß des Völkerbundes. Genf, 30. September, (Ung. Tel.-Korr.-Bureau.) Irr der heutigen Sitzung des fünften Ausschusses des Völkerbundes (Soziale Fra­gen) sprach Gräfin Albert Apponyi über die Verbesserung •des Schutzes der Prostituierten, besonders in Schweden und Frankreich. Sie forderte die Ausbreitung des Schutzes der gefährdeten Jugend auf die Altersklassen 14 bis 21 und regte an, daß nach den im Fernen Osten durchge­führten Versuchen weibliche Polizisten mit der Kontrolle der Prostituierten betraut werden sollen. Schließlich •richtete Gräflni Apponyi an die einzelnen Regierungen die Aufforderung, ihre Berichte rechtzeitig dem Völkerbunde •oinzuschicken. Der neue Völkerbundpalast. Genf, 30. September. (■Ung. Tel.-<Korr.-Bureau.) Der vierte (Budget-) Aus­schuß des Völkerbundes hat heute eine Kontrollkommis­sion zur Überprüfung der Baukosten des neuen Völker­­bundpalastes eingesetzt. Auf Vorschlag des ungarischen Delegierten Dr. Ottlik wurde beschlossen, diese Kontroll­kommission in ihrer gegenwärtigen Zusammensetzung für die Dauer eines Jahres bis zur endgültigen Verrechnung der Bauspesen zu belassen; Der Bürgerkrieg in Spanien. General Franco — „Regierungschef und Staatsoberhaupt“. Burgos, 30. September. (Inf.) Über die in den Händen der Aufständi­schen befindlichen spanischen Rundfunksender ist heute nachmittag eine Verordnung der nationalen Regierung von Burgos bekanntgegeben worden, wo­nach der Führer der nationedistischen Streitkräfte General Franco zum Chef der spanischen Regierung und gleichzeitig zum Staatsoberhaupte in Personal­union ernannt wurde. Gestern war General Franco bekanntlich durch die nationale Junta in Burgos zum Oberbefehlshaber der gesamten nationalen Ar­meen ernannt worden. General Franco hält sich zur­zeit in Toledo auf. Die Aufständischen dringen gegen Madrid vor. Head age, 30. September. (Inf.) Nach hier vorliegenden Berichten aus dem Hauptquartier der Militärpartei in Burgos setzen die Aufständischen ihren Vormarsch auf Madrid planmäßig fort. Sie haben die Ortschaften Villa Luenaga nordöstlich von Toledo, und llleascas, etwa 25 Kilometer südlich von Madrid, besetzt. 3J. •> U Paris, '30, September. (Inf.) iWie aus Maiffld gemeldet wifdi,(ihät die' Räu­mung' 'der -spanischen ' Haffptüädb von Frauen und Kin­dern gestern abend begonnen. Zunächst wcrdlerf* di? durch den Bürgerkrieg verwaisten Kinder und die Angehörigen der roten Milizen nach Valencia und1 analeren Mittelmeer­häfen abtrainsportiert. Bas Innenministerium gibt be­kannt, daß alle Einwohner die Möglichkeit erhalten »ol­len, sich nach Valencia, Barcelona oder anderen noch im Besitze der Regierung befindlichen Städten zu begeben. Die im Ausland? verbreiteten Meldungen, daß sich auch die Regierung zum Verlassen der Hauptstadt anschicke, werd'en in Abrede gestellt. Barcelona meldet Erfolge. Barcelona, 30. September. (United Press.) Die strategisch wichtigen Stel­lungen bei Estrecho Quinto und Monte Aragon, die Huesca beherrschen, sollen nach hier eingelaufenen unbestätigten Meldungen von Regierung Struppen eingenommen worden sein. Nach einer offiziellen Meldung haben die Volksfronttruppen mehrere hun­dert Gefangene gemacht, darunter auch 16 Offiziere. Auch sollen sie acht Geschütze, zwei Flakgeschütze und mehrere hundert Gewehre erobert haben. Wei­ter sei es den Regierungstruppen gelungen, einen Teil der Eisenbahn Zuera—Sanfranch in die Luft zu sprengen und dabei zwei Lokomotiven und meh­rere Waggons zu vernichten. Kämpfe uni den Weg nach Aranjuez. Burgos, 30. •September. (United Press.) Heute nachmittag stießen die Nationalisten von Bargas aus vor und drängten die Regierungsstreitkräfte langsam zurück. Die Regie­rungstruppen bemühen sich, ihre Stellungen zu hal­ten, da die Einnahme von Olias das Ergebnis haben würde, daß sie von ihren rückwärtigen Verbindun­gen und Reserven abgeschnitten würden, die bei Aranjuez stehen. Gleichzeitig würde damit der Weg der Nationalisten auf Aranjuez frei und die Gefahr einer völligen Einschließung Madrids vergrößert. FRANKREICH. Auflockerung des Bündnissystems in Südosteuropa. Paris, 30. September. Inf.) Die angelsächsische Orientierung der franzö­sischen Außenpolitik, die nicht allein in der Währuinigs­­•frage ihnen Ausdruck gefunden hat, sowie die zögernde Hal lung des Quai d’Orsay gegenüber den internationalen Problemen begegnet auf der Rechten wiie auf der Linken immer heftigerer Kr'llik. Die Vertreter der Bünd'nispolitiik und der Zusammenarbeit mit <jen Generalstäben der befreundeten Mächte begreifen nicht, j warum Paris scheinbar tatenlos den Bestrebungen zu­sieht, die darauf gerichtet sind, das französische 'Donnerstag, 1. Oktober 1936 Bündnissystem in Südosteuropa aufzulockern. Pessi­misten geben Rumänien und Jugoslawien bereits ver­loren und glauben, auch in der Tschechoslowakei, vor allem bei der Agrarpartei, also der Partei des Minister­präsidenten Hodzsa, Tendenzen einer Loslösung von der Pariser Orientierung wahr nehmen zu können. Andererseits ist es offenbar, daß der französisch-russi­sche Pakt zurzeit nur auf dem Papier stqht und die Pariser Regierung alles vermeidet, was ihm den Charakter eines wirklichen und lebendigen Bündnisses geben könnte. Diese Oppositionskreise sehen die franzö­sische Sicherheit bedroht und befürchten eine neue Isolierung Frankreichs wie im Jahre 1870. Die Rege­lung erklärt hingegen, man müsse abwarten, bis England seine Erfahrungen gemacht habe. Angesichts der geradezu ausschlaggtebenden Bedeutung, die man in London dem Zusammentritt der Fünferkonferenz bei­­miß't, will man in Paris altes vermeiden, was von Deutschland zum Vorwand einer Ablehnung genommen werden könnte. Die Genfer Nachricht, daß die französi­sche Delegation bereit sei, die Abberufung des Danziger Völkerbundkommissars Lester anzunehmen und Deutsch­land einen Gefallen zu erweisen, hat immerhin starke Erregung hervorgerufen und die Blätter der verschie­densten Richtungen protestieren sehr 'heftig gegen einen so weitgehenden Beweis des guten Willens, den Frank­reich im Interesse des Zustandekommens der Locarno- Konferenz Deutschland gegenüber zu erweisen gewillt ist. Bei Gchrin-, Rückenmarks- und Nervenleiden wird die Darmverrichtung durch Gebrauch des natürlichen ..Franz- Josef“-Bitter\vassers schon nach wenigen Tagen gebessert und die Magenverdauung und der Stoffwechselsprozcß wirksamst unterstützt. Es wird ärztlich bestens empfohlen. ÖSTERREICH. Besuch der Vaterländischen Front in Italien. Wien, 30. September. (U. T.-K.-B.) Heute abend sind 450 Leiter der Va­terländischen Fr.ont mit Staatssekretär Guido Zernatto, einer Einladung der faszistischen Partei Folge leistend, zu zehntägigem Aufenthalt nach Italien gereist. Der Lan­deshauptmann von Oberösterreich Dr. Gleißner befindet sich auch unter den Besuchern, ebenso zahlreiche be­kannte Persönlichkeiten des österreichischen öffentlichen Lebens. Die Führer der Vaterländischen Front werden iniRpm von Mussolini und dem Papst in Audienz empfangen. Nach Auffassung Wiener politischer Kreise hat die­ser Besuch politische Bedeutung und dient der Förderung der italienisch-österreichischen Freundschaft. TSCHECHO-SLOWAKEI. Hodzsa über den Donaufrieden. Prag, 30. September. (Inf.) Anläßlich der Tagung der internationalen Union der Pressevereinigungen in Prag fand heule eine Festsitzung statt, in der Ministerpräsident Dr. Hodzsa das Wort zu einer politischen Kundgebung ergriff. — Es wäre mehr als Pessimismus, es wäre ein Mangel an Objektivität, sagte der Ministerpräsident, wenn man übersehen wollte, daß sich in der letzten Zeit das ehrliche Bemühen nach Beseitigung der Zündstoffe zwischen den Staaten des Donaugebietes durchsetzt. Das berüchtigte mitteleuropäische Pul­verfaß ist verschwunden. Der Gedanke einer wirt­schaftlichen Annäherung der Kleinen Entente an die Staaten des römischen Protokolls gewinnt immer mehr Freunde, einer Annäherung, deren wohltätige Rückwirkung sich auch künftig in den Beziehungen: Mitteleuropas zu Deutschland auswirken könnten. Der Ministerpräsident erklärte weiter, er habe seinerzeit die Hoffnung ausgesprochen, daß der Tag kommen werde, an dem man auch in Budapest die Nützlichkeit einer mitteleuropäischen Annäherung anerkennen werde. Er möchte die letzte Kundgebung des ungarischen Außenministers so interpretieren, daß auch in den Beziehungen der Tschechoslowakei zu Ungarn die Hindernisse einer freundschaftlichen Zusammenarbeit verschwinden. Die Einigung zwischen Wien und Berlin vom 11. Juli werde in der Ts checho - S low a kei nicht als ein Rückschritt, sondern als ein Fortschritt auf dem Wege der mitteleuropäischen Verständigung ange­sehen. Die Nationen Mitteleuropas beginnen daran zu glauben, daß Mitteleuropa trotz aller entfernten Freundschaften doch nur den, Mitteleuropäern ge­höre. Mitteleuropa habe den Gipfel seiner wirtschaft­lichen und psychologischen Krise überwunden. CHINA. Verschärfung der Lage im Fernen Osten. London, 30. September. (Inf.) Nach Meldungen aus Tokio und Schanghai hat sich die Lage im Fernen Osten erneut zugespitzt. Der japanische Außenminister hat in einer vor Pressevertre­tern abgegebenen Erklärung die Drohung ausgesprochen, Japan werde besondere Schutzmaßnahmen in China er­greifen müssen, falls die Nankirnger 'Regierung zu keiner Einigung mit Japan komme. Japan fördert u. a. die 'Auto­nomie der fünf nordchinesischen Provinzen und die dauernde Unterbringung japanischer Truppen im ganzen Küstengebiet und in den Häfen des Yangtse. Außerdem verlangt «iS eine wirtschaftliche Zusammenarbeit Chirias mit Japan, worunter man sich in Tokio anscheinend die Herabsetzung der chinesischen Zölle auf japanische Wa­ren und d)ie Erteilung umfassender Konzessionen auf dem Gebiete der Industrie, des Bergbaues und des Verkehrs an japanische Finanzgruppen vor stellt.

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