Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1937. február (84. évfolyam, 26-48. szám)

1937-02-02 / 26. szám

Dienstag, 2. Februar 1937 reguSäerungsplan fáimé Plankoiiikurrenz ausgeschrie­ben werden könne. Wir glauben, daß es zweckmäßig wäre, die zuständigen Minister zur Ausschreibung dieser Konkurrenz zu verpflichten, wie man auch | für die Lösung des Tabán- und des Forumproblems, wie der Regulierung von Óbuda Plankonkurrenzen ausgeschrieben hat. Es gibt nur wenige Probleme, die für Fachleute wie für die interessierten Bürger so großes Interesse besäßen, wie die Gestaltung un­seres künftigen Stadtbildes. Sobald aber über den allgemeinen Städteregu- Berungsplan eine Entscheidung getroffen wäre, wird «Ke Rangordnung und die Dringlichkeit der Einzel­­iösungen zu bestimmen sein, — eine Aufgabe der Finanzexperten und der Sozialpolitiker. Man ver­gesse niemals: das gigantischeste Städtoregulierungs­­projekt unserer Zeit: das englische slum clearance, besitzt ein sozialpolitisches Motiv und erweist sich zugleich auch als der gewaltigste Ankurbelungs­­faktor der englischen Wirtschaft. Aber wir dürfen auch nicht vergessen, daß in Ungarn, diesem kapi­talarmen Staat, die verfügbaren Kapitalien nicht allein von der Hauptstadt, sondern auch von dir Provinz beansprucht werden. Die Wohnungsfrage des Gesindes und der Landarbeiter ist noch immer ein düsteres Fragezeichen; man soll daher die finan­zielle Lösung der hauptstädtischen Regulierungs­projekte stets kn Zusammenhang mit dem gesamten Kapitalbedarf und KapitaJfoildungsvermögen des gan­zen Landes betrachten. Erscheinen bei dieser Prüfung die Pläne über den neuen Tabán, oder das Forum als Utopien? Wer könnte das heute sagen? Wer könnte heute schon «Ke Kanjunlkturentwicklung Ungarns und Europas im nächsten Jahrzehnt vorausbe,stimmen? Vielleicht wird in zehn Jahren all unser heutiges Elend ver­gessen und überwunden, vielleicht wird seihst die „vilié radiieuse“ Le Corbusiers keine Utopie mehr. Bis dahin alber sollen wir zumindest Mut zur Phan­tasie haben, zum Ganzen, zum systematischen Pla­nen. Und wir sollen jede Maßnahme begrüßen, die den Weg für eine solche Zukunftsentwicklung frei­­macht. Wie es zum ersten Besuche Kaiser Wilhelms II. in Teschen kam. Hauptquartier in Gharlevillc die Nachricht vom sieg­haften Durchbruch bei Gorlice eingetroffen. Am 3. schon faßte Kaiser Wilhelm auf Grund der weiteren günstigen Nachrichten den Entschluß zur Fahrt nach dem Óstíira. Mir und dem mir zugeteilten Militär­attache, Obersten Baron Bienerth, wurde dies in der Formulierung bekanntgegeben, der Kaiser werde mit kleinem Gefolge nach Schloß Pleß in Schlesien und von dort zur Armee Mackensen nach Galizien fahren. Ich überdachte sofort die Lage: Schloß Pleß in Preußisch-Schlesien ist kaum eine Stunde Autofahrt von Teschen entfernt. Die Armee Mackensen, aus österreichisch-ungarLschen, ungarischen und deut­schen Heereskörpern bestehend, untersteht dem Oberkommando des Erzherzogs. Wenn nun Kaiser Wilhelm, den Erzherzog-Armeeoberkom­mandanten links liegen lassend, direkt zur Armee Mackensen nach Galizien fährt, kann ersterer sich mit Recht zurückgesetzt und gekränkt fühlen. Auch gäbe das Verhalten Kaiser Wilhelms in diesem Falle den höchsten und der Person unseres Allerhöchsten Herrn nahestehenden Kreisen zweifel­los Anlaß zu mehr oder minder scharfer Kritik. Beides mußte, das war meine Überzeugung, gerade jetzt, da gemeinsames Handeln so schöne Erfolge er­zielt hatte, unbedingt vermieden werden. Ich ließ mich daher beim Chef der Obersten Heeresleitung, G. d. I. v. Falkenhayn, der diese militärische Fahrt des Kaisers organisierte, melden, und nun entwickelte sich zwischen uns folgendes Gespräch: ich: Darf ich fragen, Exzellenz, ob bei der Reise Sr. Majestät zur Armee Mackensen ein Besuch bei Erzherzog Friedrich beabsichtigt ist ? Falkenhayn: Nun, es ist ja möglich, daß Se. Majestät gelegentlich einmal nach Teschen kommt. Übrigens kann er als Kaiser den Erzherzog ja auch zu sicli bitten. Meinen Sie nicht? Ich: Zweifellos, Exzellenz. Doch da der Erzher­zog vör einiger Zeit Sr. Majestät in Posen seine Auf- I Wartung gemacht hat, liegt bei «lern bekannt herz- ! liehen Verhältnis zwischen beiden hohen Herren der Gedanke eines solchen Besuches wohl nahe. Falkenhayn (sichtlich erregt) : Ritte, kommen Sie mir jetzt um Himmels willen nicht mit Etikette­fragen. Wir machen doch eine militärische Besich­tigungsfahrt und für Hoffeste ist .jetzt nicht die Zeit. Ich: Aber, Exzellenz, vou HoffesÜicbkeiten ist ja nicht die Rede. Doch glaube ich, daß, wenn Se. Maje­stät zur Armee Mackensen fährt, die auf österreichi­schem Boden kämpft, zur Hälfte aus Truppen der österreichisch-ungarischen Monarchie besteht und dem Oberkommando des Erzherzogs unterstellt ist, Menschen niemals. Wir haben mit unserer un­menschlichen Rechtsordnung viel gegen ihn gesün­digt, vielleicht am meisten auf Erden. Das letzte Wort hat hier dennoch der Mensch-Wir stehen in der Tür. Plötzlich lächelt er wieder. — Wissen Sie, weshalb Napoleon gefallen ist? — England... — Glauben Sie es nicht! Er ist gefallen, weil er nicht hatte Corsica erobern können. Erinnern Sie sich, wie er sich anfangs an die heimatliche Karriere geklammert hatte. Nur als die Heimat ihn auch zum zweiten Male verstieß, da begnügte er sich mit der großen Welt. Doch hatte er einen richtigen Instinkt: er setzte zuerst alle Hebel an, um in Corsica bleiben und zu einer örtlichen Autorität altern zu können. Das versichert er so liebenswürdig, daß ich es mit einem Lächeln darauf beruhen lasse. — Napoleon ist ein gutes Beispiel, sagt er mit Nachdruck. Der Mensch wird in eine Landschaft, in eine Tradition, in eine Körperschaft bimeingeiboren. Die Welt ist ihm zu groß. Wir alle wissen mit ihr nichts anzutfangen. Dann übergibt er ein Buch mit der Widmung: „Herrn Szabó, der noch an ein menschlicheres und weniger abstraktes Europa glaubt“ — Erzählen Sie den Ungarn von uns, ruft er mir nach. Das habe ich nun getan. * * * , Ein blasser, lingerer junger Mann mit nervös zuckenden Lippen. Sachverständiger für Mitteleuropa. Er bat die Ungarn gern, war zweimal in Ungarn, in den Kdmitaten, im Grenzland. — Wir suchen auf einer gemeinsamen Inspek­tionsreise, was die Sache eigentlich verdorben hat, sagt er herb. Auch der Teil der „bösen Alten“ ist nicht unbeträchtlich. Sie wollte das unerwartete große Geschenk ihres Alters, den Zusammenbruch des Gegners behüten; die Außenpolitik Frankreichs dieser es sich nicht nehmen lassen wird, Se. Majestät* an der Schwelle seines Kommundobereiches zu be­grüßen.“ Das schien endlich doch deutlich genug, denn nach kurzer Überlegung sprach Falkenhayn: „Nun ja, ich kann ja den Kaiser fragen, ob er nach Te­­.'vclnen zum Erzherzog fahren will und Ihnen dann Bescheid sagen.“ Dankend erhob ich mich. „Und soll ich,“ fragte Falkenhayn, „Sr. Maje­stät auch sagen. Sie legen Gewicht darauf, daß er zuerst nach Teschen fährt?“ „Jawohl, ich bitte Sie darum,“ erwiderte ich, mich verabschiedend. Ich war nämlich so sicher, der Kaiser werde auf meine Anregung eingehen, daß ich mit dieser Antwort nicht einen Moment zögerte. Wenige Stunden später erhielt ich schon den Bescheid, der Kaiser werde auf der Fahrt zu Mackensen zuerst zum Erzherzog nach Teschen kommen und auch gern einer etwaigen Einladung des Erzherzogs Folge leisten. Einige zwischen Charleville und Teschen gewechselte Telegramme setzten nun die Ankunft Kaiser Wilhelms in Teschen und seine Annahme der Einladung des Erzherzogs zur Abendtafel auf den 6. Mai fest, doch verschob sich dieser Termin auf den 7., da der Kaiser sich 24 Stunden in Berlin aufhielt. Bei seiner Ankunft in deiii festlich beflaggten Teschen wurde Kaiser Wil­helm vom Erzherzog empfangen und in das Schloß geleitet, woselbst die Abendtafel stattfamd, zu der zahlreiche Generale und Stabsoffiziere des Armee­oberkommandos eingeladen worden waren. Ich hatte meine Absicht, den Kaiser z,u einem Courtoisiebesuch bei Erzherzog Friedrich zu ver­anlassen, erreicht, ja zu meiner großen Über­raschung noch viel mehr. Der Höflichkeitsakt, den ich im Interesse unseres Armee-Oberkoiumandanten j und der ungetrübten Erhaltung des waffenbrüder­­! liehen Verhältnisses beider Verbündeten angeregt hatte und gegen den Generaf von Falkenhayn sich in einer mir heute noch unverständlichen, aber sehr deutlichen Weise gesträubt hatte, wuchs sich schließ­lich zu einer militärisch-politischen Konferenz und Beratung aus. Während einerseits Kaiser Wilhelm den deut­schen Reichskanzler von Bethmann-Hollweg aus Berlin mitbrachte, wurden andererseits der damalige Minister des Äußern Baron Burian und mein Bruder, der österreichische Ministerpräsident von Wien aus, Ministerpräsident Graf Stefan Tisza von Budapest aus nach Teschen entsendet. war vom untergehenden Lebensinstinkt einiger Men­schen suggeriert. Das Traurigste ist aber, daß wenn heute nlötzlicü) die Gegenmeinung zur Herrschaft ge­langte, alles beim Alten bliebe. Diese Nation hat sich mit der rachsüchtigen Senilität identifiziert. _— Es ist nicht ausgeschlossen, daß der Lebens­­instinkf der Nation mit dem der Urbevölkerung im Untergang begriffen ist. Aus Versailles und den an­gehängten Vertragsklauseln stach der Seelenzustand einer sich entvölkernden Macht hervor. Er lacht. — Das glauben Sie nur ja nicht! Sb: kennen den französischen Bauern und den französi­schen Ai beiter schlecht. Was Sie der Entvölkerung zuschreiben, ist einfach eine kleinbürgerliche Psy­chose. Der Fluch Frankreichs ist das allzu stark ver­mehrte Bürgertum und nicht die schlechte Ver­mehrung an sich. In Ungarn begeistern sich viele verständige, scharfsichtige Intellekte für den franzö­­sischen Kleinbürger und halten ihn auf Grund einer kurzen Bekanntschaft für einen gesunden, gescheiten Menschenschlag. Glauben Sie mir aber, die Hälfte von unseren Kleinbürgern wäre genug. . ~.Es leben doch in Frankreich vierzig Milhonen Kleinbürger! Sind also alle Franzosen überflüssig? — Es fällt wirklich nicht leicht, die Kleinbür­ger einzeln auszusuchen. Ihr verräterisches Zeichen ist mehr der geistige Instinkt, denn die Beschäfti­gung. Der Bürger trennt das Leben für seine Ideen vom Leljen für seine Familie; aus einer Lebenshälfte führt in die andere kein Übergang. Und da sich dieser sonntägliche Idealismus niemals mit seinem wirklichen Leben verschweißt, schreckt er vor jedem Opfer zurück, wenn er vom radikalen Ab­geordneten verärgert wird, stimmt er das nächstemal für die kommunistische Partei, wenn aber die Ar­beiter seine Knöpfchenfabrik besetzen, dann tele­phoniert er schäumend vor Wut nach der Polizei. Symbolisch gesprochen: Sonntag stimmt er für die Kommunisten, Wochentags hält er seine Arbeiter Eine Wcltkriegserinnerung. Vom G. d. L JOSEF Grafen STÜRGKH. Der kürzlich erfolgte Tod des Feldmarschalls Erzherzogs Friedrich, des einstigen Armeeoberkom­mandanten im Weltkriege, hat meine Erinnerung wieder auf eine Begebenheit aus jener Zeit gelenkt, bei «ier der Erzherzog sozusagen unfreiwillig in den Mittelpunkt des Ereignisses gestellt wurde Diese Be­gebenheit ist der erste Besuch Kaiser Wilhelms beim Erzherzog in Teschen Anfang Mai 1915, eine Tat­sache, die zwar allgemein bekannt, deren nicht un­interessante Vorgeschichte hingegen nicht in die Öffentlichkeit gedrungen ist. Ich war dazumal k. u. k. Delegierter im Großen Deutschen Hauptquartier, eine Stellung, die ich seit Kriegsbeginn bekleidete und die ich am liebsten mit der eines militärischen Gesandten vergleichen möchte, da sie mich nicht nur in sehr häufigen persönlichen Verkehr mit dem Kaiser seihst brachte, sondern mich auch zum ständigen Mittelsmann zwischen den höch­sten militärischen Stellen hüben und drüben machte. Am Abend des 2. Mai war im kaiserlichen hat Wir stemmen uns solcherlei proletarischem Arbeitskult entgegen. Der freiwillige Arbeitsdienst, eine «ier Grundlagen der deutschen Erneuerung, preist die patriotische Frohnarbeit hoch, der rus­sische Arbeitsstolz, «las oberste Erziehungsprinzip der Sowjets, macht Millionen glauben, die Notstands­arbeit erhebe den Arbeäterstaat. Möglicherweise er­hebt sie übrigens tatsächlich den Staat, «loch ist er dann eine gegen den Menschen gerichtete Gemein­schaft. Die Mitglieder der „Neuen Ordnung“ traten für eine Weile freiwillig in Arbeit, sie bürdeten sich verschiedene körperliche Arbeiten auf, doch, offen ge­sagt, ganz ohne Verklärung. Wir wollten uns nur einen moralischen Rechtsanspruch vor den Arbei­tenden verschaffen. Wir ließen uns zu jenen herab, die diese Tiefe vernünftig und mit Recht spüren. Nun rodet er mir aus «lern Herzen. Es verdun­kelt sich die Welt um uns, der Hügelabhang ent­flammt, zärtefnder Abendhauch dringt vom Mont Valerien ins Zimmer. Der kristallene Ton einer Uhr erklängt auf dem Bücher pult. — Frau Montessori erwähnt, daß Träumer die Führer dieses grausamen Zeitalters sind — sage ich der Aufrichtigkeit der abendlichen Stunde verfallen. — Der Traum, «Me Träumerei ist in der Tat blut­rünstiger als das Leben. Wir fallen immer mehr vom unmittelbaren, heißen Blühen ab, «las wir, mangels eines besseren Ausdrucks, lateinische Vitalität nen­nen; Träumer verwildern die Welt und spornen sie mal zu absurd vernünftigen, mal zu absurd unver­nünftigen Handlungen an. Das Leben, das arme, wäre an sich mal weise vernünftig, mal weise unver­nünftig, «loch lassen wir es niemals zu Worte kom­men. Grundprinzipien und Methoden entscheiden, der Mensch ist der Gefangene immer geheimnisvolle­rer Kräfte und fühlt nur mehr, ohnmächtig, daß all das hätte anders geschehen sollen. Aufrichtig ge­sprochen sehe ich keine Rettung. Selbstbewußtes Lächeln zieht über sein Gesicht. :— Glauben Sie mir, Frankreich verläßt den • B • PESTER LLOYD VERKAUFSPREISE s Doppelflasche P 5.60. «/» Flasche P 3.-. Flasche P 2.­­Erhältlich in allen Fachgeschäften

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