Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1938. január (85. évfolyam, 1-24. szám)

1938-01-01 / 1. szám

Samstag, Í. Januar 1938 Das Bild Europas. j Von LOUIS de VIENNE, Paris. M. Delbos hat nun seine geplante Reise voll­endet. Wenn ich dem Tintenstrom, den diese Reise entfesselt hat, mein Bächlein hinzufüge, so geschieht es nicht, um meine eigenen Betrachtungen denen der patentierten Kommentierer hinzuzufügen, son­dern um einige Schlußfolgerungen zu ziehen. Wenn man die verschiedenen Kundgebungen, die aus An­laß oder während der Reise erfolgt sind, ins Auge faßt, so kann man meiner Ansicht nach wieder ein­mal feststellen, daß die Schwierigkeit des europäi­schen Problems weniger in der Kompliziertheit der Lage selbst, als vielmehr in der Unordnung liegt, in der sich die Faktoren dieser Lage befinden: einer Unordnung, die aus innerer Inkonsequenz und aus fehlendem Zusammenspiel zwischen den einzelnen Faktoren entsteht. Dies ist um so bedenklicher, als kein übergreifender Wille die Bewegungen der Figuren lenkt, die auf dem Schachbrett ihre Sprünge machen. Jede Figur, bis hinunter zu den Bauern und schon gar zu den Läufern, bildet sich ein, un­abhängig zu sein und will es auch zeigen. Bezeugt sie dadurch den fehlenden Einklang zwischen ihrer Aktion und der der übrigen Figuren ihrer Kategorie oder ihres Lagers oder gar die Sinnlosigkeit dieser Aktion an und für sich genommen. — muß man das nicht als ein Zeichen betrachten, daß die Unord­nung ihren Gipfelpunkt erreicht hat? Es ist wahr, daß manchmal, wie Boileau sagt, „eine schöne Un­ordnung wie Kunst wirkt“. In diesem Falle würde es sich um die Kunst Machiavellis handeln. Doch wenn man den Machiavelli spielt, so läuft man Ge­fahr, sich selbst zu betrügen. Nehmen wir als Beispiel die Sowjetregierung. Sie hatte zweifellos kein großes Vergnügen daran, zu sehen, daß die Rundfahrtkarte M. Desbos’ die Station Moskau nicht berührte. Nun kann gegen­wärtig in Frankreich eine Wiederbelebung der kom­munistischen Agitation beobachtet werden. Es wäre höchst eigentümlich, wenn dieses Zusammentreffen einfach dem Zufall zuzuschreiben wäre. Muß man aber einen Zusammenhang zwischen beiden Tat­sachen erblicken, so ist es eine große Ungeschicklich­keit von seiten der USSR, ihre Verstimmung uns durch Vermittlung der Komintern bekanntzugeben, da sie dadurch auf beiden Brettern verliert: es liegt keineswegs in ihrem wohlerwogenen Interesse, sei es Frankreich zu schwächen oder aber die Zahl der Franzosen zu erhöhen, die durch diese Einmischung erbittert sind. Schauen wir jetzt Polen und die Kleine Entente an. M. Delbos konnte mit Beruhigung sehen, wie sehr diese Länder Frankreich anhänglich sind: die Hal­tung der Regierungen und der Volksmassen ließ keinen Zweifel in dieser Hinsicht übrig, doch hat seine höchst verbindliche Umgangsweise keine son­stigen Ergebnisse erzielt. In allen Hauptstädten ver­bleibt man in zahlreichen Fragen auf dem alten Standpunkte, namentlich was die Beziehungen mit der Sowjetunion anbelangt. Warschau und Prag fahren fort, einander die kalte Schulter zu zeigen, in Bukarest und in Belgrad benützte man die Freundschaft Frankreichs als ein Mittel der Partei­kämpfe. In Belgrad schließlich war der Minister­präsident noch brühwarm von einer Romreise zu­rückgekehrt, die uns unter anderen Umständen große Freude bereitet hätte, die aber jetzt, aus Grün­den, auf die ich nicht näher eingehen zu müssen glaube, nicht mehr das gleiche. Ergebnis herbei­führen konnte. Wenn es übelwollende Kreise gibt, die sich zu dieser Schwankung in den Reihen der Freunde der „fettwanstigen Demokratien“ beglückwünschen zu können glauben, so würde ich ihnen raten, sich nicht in anderer Richtung umzusehen, da sie eine weniger lebhafte Freude empfinden würden beim Anblick, daß andere Regierungen unter sich kein wesentlich einheitlicheres Zusammenspiel bekunden. Ist es eine Folge eines gefährlichen, überfeinen Machiavellismus oder eines dauernden Spiels persönlicher Kräfte, daß sich die beiden Endpunkte der berühmten Achse als zwei Pole erblicken lassen, von denen der eine an­ziehend, der andere abstoßend wirkt? Das ist keine Übertreibung. Während Freiherr v. Neurath die große Höflichkeit besaß, den durchreisenden Delbos persönlich zu begrüßen und das beglaubigte Organ des Nazismus, der Völkische Beobachter, das Lob dieses selben Delbos’ sang, sah man einen Regierungs­chef sich auf eine ganz andere Art ausdrücken, in­dem er Jugoslawien in den Augen Frankreichs in ungünstiges Licht zu rücken suchte und dann den Völkerbund verließ, was wohl sein gutes Recht war, was er aber mit solchen Kommentaren machte, von denen man das Geringste sagt, wenn man feststellt, daß sie nicht sehr freundlich waren. Wenn man diese und noch viele andere Er­endet. Die vergangenen Jahrzehnte haben es zwar umwerten, verschieben und farbenreicher ent­wickeln, nicht aber großzügiger, tiefer und bedeut­samer gestalten können. Die Erben haben, wie so oft, vieles vergeudet. Die bereits gefestigten und volkstümlich gewordenen Vorstellungen der öffent­lichen Meinung besitzen eine verhängnisvolle Kraft: sie bestimmen die Verarbeitung der Eindrücke, die Betrachtungsweise und die Urteilsbildung weit voraus. Man hat in Ungarn gegen diese Macht der allmählich vollkommen unzeitgemäß gewordenen Vorstellungen nur wenig einzuwenden gehabt. Der anwachsende literarische Großbetrieb nützte die Werte der alten Erbe zu immer krasseren Wirkun­gen aus; die Träume großer Dichter wurden auch breiteren Massen mundgerecht gemacht. Die Kol­portageliteratur, vor allem aber die österreichisch­­ungarische k. u. k. Operette hat dann den Vorgang zu Ende geführt; die mehr oder minder erfolgreichen Filme des letzten Jahrzehnts verwenden auch fast ausschließlich ihre grellen Effekte: bühnengerechte Volkstrachten, und Volksfeste, Gulyás und Paprika, Gräfin Marica und Husarenleutnants, Zigeuner und Csárdás, Reiterkünste und Eljenrufe. Die wissen­schaftlich fundierte, objektive Forschung und die sachlich arbeitende Propaganda haben zwar große Anstrengungen gemacht und auch wertvolle Einzel­erfolge erzielt, — einen neuen, der Wahrheit mehr entsprechenden „Mythos“ des Ungartums konnte sie indessen nicht schaffen. Das Bild, das heute noch vom „romantischen Ungarn“ verbreitet wird, ist im wesentlichen unwahres Machwerk, unzeitge­mäße Attrappe, abgenütztes Klischee, billige Ge­schäftspropaganda. Dies wird von jedem, der tiefer denkt, immer stärker empfunden. Was aber den Platz des „romantischen Ungarn“ im neuen Be­wußtsein Europas einnehmen wird, ist kaum vorauszusagen. Das Kommende hängt nicht nur von uns ab. Wir müssen aber alles tun, um es der ungarischen Wirklichkeit und den urgarischen Werten gemäß zu gestalten. • 3 • Radiokauf — Vertrauenasaohs m kllcfJBÜBSfR Telephnn UlLa-4 kinigiioh ungarische und Hof-HusikinstrumcntenfaUrin 197-703 VII., Rákóczi-ut 60. Der allergrüsste und allerschönste Radiosaal des Landes a ÜB f.nnilld v BODNAR cégu RAniAltaMkii díjtalanul bemutatja Artegyaflc bírna, összes TMwlW Részlet. Csert V., Vilmos ssissír ÖUO, Heute wurde Er geboren... Von LUDWIG BIBÓ. Über der Puszta lagert Dunkelheit, als ob Gottes Odem eingefroren und irgendwo steckengeblieben wäre. Nicht Nebel, nicht träger winterlicher Dunst, sondern erstarrte Stille, die sich aus dem grauen Himmel senkt. Auf der Szegeder Straße sprengt ein Reiter daher. Keuchend schnaubt das grobknoch-ige Pferd, wirft ermattet die Hanken. Sein langer Schweif ist verfilzt, das Haar auf der Brust von eisigem Schaum zersaust. Im Sattel sitzt, mit Pelzwams angetan, ein srhiefäugiger Mann, das Gesicht voll Sprossen. Vorn­über gebeugt, späht er die Gegend ab. Das Moor schweigt, stumm wachen die Pappeln, in der Feme ducken sich die Gehöfte. Das Pferd wiehert leise, der Reiter flüstert ihm ins Ohr: — Na bald, bald! Gleich sind wir da. Das Pferd weiß es, kennt die Gegend, aber der streichelnde Zuspruch tut ihm doch wohl, es streckt den Nacken und greift so aus, daß eines seiner hinteren Eisen an einem hervorstehenden Stück Stein Funken sprüht. Unterhalb Kopáncs schwenken sie auf einen Feldweg ein, der sich später zweiteilt. Ein Saum­weg führt hier über das Moor, ein eingesunkener, von Morast und Röhricht durchrissener, gefährlicher Fußpfad, aber das Pferd kennt hier Schritt und Tritt. Keine halbe Stunde dauert es und sie gelangen aus der Pusztawildnis auf ebenen Grund, schon taucht im Nebel der Gucer Pferch auf. Der Reiter läßt den Windfang links liegen, hält das Pferd an, dann ruft er gegen die Rinder hin, die auf der anderen Seite des Pferches lagern: — Hee! Heh! Stille. Der Ruf verhallt im Grau. Lange Zeit ver­streicht. Aber drüben, bei der Böschung taucht eine Gestalt auf. Bakacsi, der Viehhirt. Keszeg Veszelka, der Renter, ruft ihm zu: — Die Leute von Sándor? — Sind gekommen. Veszelka der jüngere, denn nicht er, sondern der andere ist der richtige, läßt sich vom Pferde glei­ten, wirft ihm die Zügel über den Hals und geht zur Herde. Das Vieh ruht. Vor der umfriedeten Hürde hängt auf gebogenem Holzhaken ein Kessel, darunter sachtes Feuer. An der aus Maisstengeln und Dünger gestampften Hüttenwand sitzen zehn-zwölf Gestalten in kurzen Pelzwämsern, rauchen Pfeife, starren ins Feuer. Ganz vom am Feuer liegt ein Mann mit Pe­­kesehe und Krempenhut, seine faltige dicke Gatya reicht ihm nur gerade bis an die Stiefel. Rózsa Sándor. Als er Veszelka erblickt, nimmt er die kurzstie­­lige Tonpfeife aus dem Mund, dann wendet er sich zum anderen, dem richtigen: — Also der hier? Veszelka, der echte, erhebt sich von seinem Platz. Ein baumlanger, rauher Gesell. Sein Wams und Hemd, kurz geschnitten, reichen nur gerade über den Nabel, nichts umhüllt seinen Bauch. Auch er trägt eine weite Gatya. Er wartet bis sein jüngerer Bruder ans Feuer tritt, dann stellt er ihn: — Na du? Keszeg Veszelka stößt mit dem Finger an den Rand seiner Schafiellmütze, dann tritt er vor Rózsa Sándor hin. — Bin ’kommen, meinte, Ihr seid jetzt hier. Das Jetzt versteht er so, daß wie im Vorjahr, denn auch damals war es Heiligabend und der Bru­der hat mit den Leuten die Nacht auch damals hier verbracht. Rózsa Sándor nickt: Hier. Jetzt sind wir hier, sagt er ruhig. Die Bepelzten regen sich. Rücken näher zm i Feuer. Veszelka, der .richtige, fragt: — Woher denn? PESTER ULOYD

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