Pester Lloyd - esti kiadás, 1938. szeptember (85. évfolyam, 197-220. szám)

1938-09-02 / 197. szám

*3) Die Berge von Tsdiangkufeng Von Dr. Emmerich BÁN In den letzten Wochen tauchte ein neuer Name in den Spalten der Tagesblätter auf: „Tschang­kufeng“ der mit fetten Buchstaben gedruckt, gleich einer Lichtreklame die Aufmerksamkeit des Lesers heranzog, und die von vielen Kriegen abgestumpften Nerven wurden durch das Entsetzen eines neuen Weltkrieges wieder aufs höchste gespannt. Die ganze Welt las die Nachricht: „Der russisch-japanische Krieg ist ausgebrochen!“ Ohne Kriegserklärung wur­den tagtäglich Hunderte von Toten, sowohl aus Moskau als auch aus Tokio, gemeldet, ohne daß sich einer der beiden Gegner Sieger nennen konnte. Noch hat es sich nicht entschieden, wem der Landstreifen gehören soll. Wir ergreifen aber diese Gelegenheit, den Ort des Gefechtes in Gedanken zu besuchen. Im großen Weltkriege geriet ich, zufolge der denkwürdigen russischen Offensive, als Gefangener in diése Gegend. Auf Grund des dort Gesehenen sind diese Zeilen entstanden. • . Die Bergketten, die sich an der östlichen Seite Asiens in die Länge ziehen, zeigen scharf, daß die Küste des Stillen Ozeans einst nicht so nahe gewesen ist. Japan hing mit dem Festlande zusammen und es mußten gewaltige, vulkanische Erschütterungen kom­men, um es in das Inselland von heutzutage zu ver­wandeln. Die fernöstlichen Berge und Inselketten, die in ihrer Zerrissenheit uralten Ruinen gleichen, wa­ren die einzigen Zeugen der ehemaligen Welt­katastrophe. Diese wichtigen, jetzt so heftig umstrittenen Tschangkufenger Erhöhungen ziehen sich in nord­östlicher Richtung an den Grenzen der Sowjetunion, der Mandschurei und Koreas hin und die Verlänge­rungen dieser Berge senken sich nicht allmählich zum Japanischen Meer abwärts, sondern sie bilden eine so steilwandige Küste, als ob eine Riesenhamd die Hälfte der Berge mit Gewalt fortgerissen hätte. Von Wladiwostok an südwärts, ganz bis zu der Spitze der koreanischen Halbinsel, sind die Berge ähnlicher Natur und die Verlängerungen der man­dschurischen Berge nehmen eine eigenartige Gabel­form an, die sich bis zum Meere hinzieht und schmale Täler einschließt. Die Höhe dieser Berge er­reicht 1500—2000 Meter. Dieser Teil der Erde ist, wie Professor Cholnoky behauptet, ein Lavafeld, das er vor Jahrzehnten entdeckte. Der Kopf dieser Berge und die Abhänge sind mit dichten Urwäldern be­deckt, in denen nieht nur Bären, sondern auch Tiger jagten, bis sie von den chinesischen Ansiedlern aus­gerottet wurden. Die Wälder, teils aus Birken, teils aus Tannen bestehend, bedecken in riesigem Ausmaß und urwildnishafter Dichte Berg und Tal. Schön aus­gebaute Serpenlinstraßen haben die Russen zur Zeit der Boxerrevolte, nachdem sie nach ihrem Sieg’ über die Rebellen in die Mandschurei tief eingedrungen sind, anlegen lassen. Sie ließen auch in größter Eile Eisenbahnlinien bauen, damit Tausende von Kolo­nisten zur Ausbeutung der koreanischen Wälder und Gruben befördert werden konnten. Diese Linien standen unter Militärschulz. Auch wurden natür­licherweise Festungen zur Verteidigung der Ansiedler errichtet. Dieser Zustand behauptete sich bis 1905. Dann wurden die Russen gezwungen, Port-Arthur den Japanern zu überlassen. Das Klima dieser Ge­gend ist angenehm, jedoch ist der Unterschied zwi­schen Winter und Sommer so scharf, wie nirgend auf der Welt. Der Himmel ist fast ständig klar und die grimmige Kälte sinkt oft bis —40 Grad C. Im April fängt es an zu tauen, der Frost läßt nach, Mai und Juni bringen reichlichen Regen und plötzlich gibt es solche Hitze, wie in den Tropen. Diesem Klima ist eine mit Tropenpflanzen vermischte Höhen­vegetation zu verdanken, ja der Tropensommer ent­wickelt dort eine 3—4mal so starke Flora als in un­seren Gegenden. Im Frühling steigt die Temperatur auf einmal um 40—50 Grad C höher. Aus den Wolken regnet es mit voller Wucht, alles badet im Dampf und Wasser. Das Treibeis geht los und bald folgen die Überschwemmungen. Das Gebiet ist voller Naturschätze. Nicht ohne Grand bestanden die Japaner so fest auf dem Besitz dieses Gebiets. Die verschiedensten Mineralien: Eisen, Blei, Kohle und Gold kommen hier reichlich vor. Während des Weltkrieges, als Rußland noch vom Zaren regiert wurde, habe ich die von den Rus­sen auf den Berggipfeln erbauten Festungen noch gesehen. Die Kugelöffnungen der eingebauten mäch­tigen Kanonen gähnten dem Stillen Ozean entgegen. Sie waren aber abmontierbar und alles sah eher einem Kriegsmuseum ähnlich. Zwischen den Beton­rissen wuchs Gras und das Unkraut erreichte Men­schenhöhe. Die in den Hängen ausgehöhlten Befesti­gungen waren aber wohl erhalten, sogar die Lager­stätten waren an vielen Stellen unversehrt, trotzdem ich, der ich öfter in dieser Gegend heramirrte, koreanischen Bauern begegnete, die auf dem Rücken die Bretter von dort forttragen und sich mit ihren merkwürdigen, balancierenden Schritten bemühten, von den alten russischen Wachtposten nicht bemerkt zu werden. Eigenartig war beim Besteigen der Berge, daß man, wenn man dachte, schon am Gipfel zu sein, erst einen Zweig der sonderbaren Gabel­form erreicht hatte und das Klettern noch einmal von vorn anfangen mußte. Dieser Tatsache ist es zu­zuschreiben, daß die Kriegsmeldungen oft einander so widersprechend waren. Die Gipfel der Jschangku-fenger Höhen sind im Besitze beider Gegner, weil das Gebiet vom taktischen Standpunkte aus betrachtet, ungeheure Schwierigkeiten birgt. In den schmalen Tälern können nur die Kriegswa^en mit der Infan­terie vorwärtsdringen, von dort aus muß die Infan­terie allein die Berge erklimmen, und da die vielen Berge ringsherum keine genügende Aussicht bieten, werden auch Fluggeschwader herangezogen, teilweise zwecks Aufklärung, teilweise um die feindlichen Stel­lungen zu .bombardieren. Die Russen wollten gern das ganze Gebiet für sich erwerben, weil sie diesen .Landstreifen zur stärksten Vertcidigungs- und Angriifsbasis ausbil­den wollten. Die Plateaus vor den Festungen sind natür­liche Landungsplätze, die in Südrichtung von Wladiwostok abwärts 80—100 Kilometer, hingegen von Japan in Luftlinie 500—800 Kilometer entfernt sind- Was dies heutzutage bedeutet, ist überflüssig zu erklären. Wir lesen fast täglich über das unglück­liche Schicksal der mit Einwohnern überfüllten chi­nesischen Städte. Die Einnahme der Mandschurei ist auch an dieser Seite am besten durchzuführen, weil die Berge an dieser Seite allmählich abfallen. Damit habe ich klargelegt, warum Japan so fest darauf bestand, das Gebiet Tschangkufengs zu er­obern. Im Ringen um diesen strategisch wichtigen Punkt scheint daher das letzte Wort noch nicht ge­fallen zu sein; alles deutet darauf hin, daß die Kämpfe der verflossenen Wochen ein Anfang und nicht ein Ende waren. PESTER LLOYD Freitag, 2. September 1938 DER BÜRGERKRIEG IN SPANIEN Erbitterte Kämpfe an der Estremadura-Front Telegramm des Fester Lloyd Paris, 2. September Nach den Meldungen französischer Kriegsbericht­erstatter waren auch am Donnerstag die Kämpfe an der Rstremadura-Front erbittert. Die republikanisch-spani­schen Milizen versuchten mit allen Mitteln, die Gefahren, die dem Gebiet der Quecksilbergruben von Almádén durch das nationalistisch-spanische Vorrücken drohen, zu beseitigen. Von der republikanischen Infanterie wurde nach starker Artillerievorbereitung das Dorf Cabezuela und der Berg Almagreria angegriffen, der das Gebiet von Cabeza del Bui beherrscht. Das Kriegsglück war ziemlich ausgeglichen. DER KRIEG IM FERNEN OSTEN Ein Dementi der japanischen Gesandtschaft in Buda­pest — Keine Giftgase von den Japanern verwendet MTI wurde von der Budnpcster kaiserlich japa­nischen Gesandtschaft ersucht, die aus englischer Quelle stammende Nachricht, wonach die japani­schen Truppen in den Kämpfen am Südufer des Jangtse Giftgase angewendet hätten, auf das ent­schiedenste zu dementieren. Ein japanisches Militärflugzeug mit Konteradmiral Kato abgestürzt Tokio, 2. September Das Mai ineministerium meldet, daß auf dem Rückflug vom Kriegsschauplatz 40 Kilometer südwestlich von Anking ein Militärflugzeug infolge Motordefekts abgestiirff ist. Besatzung und Fluggäste, unter ihnen Konteradmiral Kalo und drei Marineoffiziere höheien Banges sind tot. VEREINIGTE STAATEN USA — „klar und deutlich englandfrcundlieh“ Washington, 2. September (Havas) Außenminister Hull hat in einer Pressekonferenz vom Donnerstag entschieden die Nachricht dementiert, wonach er mit dem Lon­doner Botschafter der Vereinigten Staaten Kennedy ein längeres Ferngespräch über die europäische Lage geführt haben sollte. Es wird indessen betont, daß die Regierung der Vereinigten Staaten mit größter Aufmerksamkeit die im Interesse der Rettung des Friedens von eng­lischer Seite unternommenen Versuche verfolge; man weist darauf hin, daß die Regierung der Ver­einigten Staaten ihren englandfreundlichen Stand­punkt klar und unzweideutig festgelegt habe. KLEINE MELDUNGEN mmmBBmamaamBsmmBaamamBmmmtammBmasemmmmmmm — DER STAATSPRÄSIDENT VON URUGUAY GENERAL BALDOMIR hat im Ministerrat erklärt', daß man zum Schutze der inländischen Arbeiterschaft die Einwanderungsquote ver­ringern müsse. Es wurde ein besonderer Ausschuß gebildet, der über die notwendigen Maßnahmen unter Mitwirkung mehrerer Minister einen Gesetzentwurf aüsarbeiten wird. — DER VOM BERLINER VOLKSGERICHTSHOF AM 16. JUNI 1938 WEGEN AUSSPÄHUNG VON STAATSGEHEIM­NISSEN UND DIEBSTAHLS ZUM TODE UND ZU DAUERN­DEM EHRVERLUST VERURTEILTE 36 Jahre alte Ernst Weißer ist heute früh hingerichtet worden. — MOHAMED EMIR, DER ZWEITGEBORENE IBN SAUDS, des Königs von Hedschas, ist Donnerstag nachmittag aus London kommend in Paris eingetroffen. Der Emir reist in strengstem Inkognito. DER POLITISCHE TAG Empfänge beim Ministerpräsidenten Im Laufe des heutigen Vormittags erschienen beim Ministerpräsidenten Dr. v. Imrédy Justizminister Dr. ÄJi­­kecz und Ministerpräsident' a. D. Graf Julius Károlyi. Beide hatten mit dem Regierungschef längere Unter­redungen. Zunächst nur formelle Überprüfung der Gesuche um Zeitungsbcwilligungcn Am letzten Tag des im neuen Pressegesetz festge­setzten Termins wurde die Presseabteilung des Minisler­­präsidiums mit Gesuchen um Verlängerung der Konzes­sionen förmlich überschwemmt. Es sollen über 1000 solche Gesuche eingetroffen sein, die vorderhand bloß aus formellen Gesichtspunkten untersucht werden; falls sich Mängel zeigen, werden die Gesuchsteller angewiesen, diese zu beheben. Als nächste Etappe folgt die Gruppie­rung der Blätter nach ihrem Charakter und dem Ort des Erscheinens, und erst dann, wahrscheinlich gégén Ende des Herbstes, wird die mcritorische Entscheidung gefällt. Diner der Gesellschaft für Auslandpciitik zu Ehren Lansburys Donnerstag abend veranstaltete die Gesellschaft für Auslandpolitik ein Diner zu Ehren des in Budapest wei­lenden britischen Abgeordneten Lansbury. Das Abend­essen, an dem an der Spitze zahlreicher hervorrangender Persönlichkeiten u. a. Unterrichtsminister Graf Teleki, der Präsident der Gesellschaft Minister a. D. Prof. Kénóz und der Präsident des Abgeordnetenhauses Komis teil­­nahmen, verlief in einer angeregten Atmosphäre. Bel Fleischvergiftung, Wurstvergiftung, Fischvergiftung oder Pilzvergiftung bildet die sofortige Anwendung des raseh und zuverlässig wirkenden ,Franz Josef“-Bitterwassers ein außerordentlich wichliges Hilfsmittel! Fragen Sie Ihren Arzt. FRANKREICH Wieder Ministerrat Telegramm des Pester Lloyd Paris, 2. September Für heute vormittag wurde ein neuer Minister­­rat angesetzt. Nach den Ankündigungen der fran­zösischen Presse wird Außenminister Bonnet auch diesmal das Wort ergreifen, um einen überblick über die außenpolitische Lage der letzten Tage zu geben. Im Mittelpunkt der Beratungen wird aber die innenpolitische Lage stehen. Dabei rücken zwei Fragen in Vordergrund: die finanzielle Lage und die Situation des Schatzamtes, sowie „die notwendi­gen Maßnahmen zur Wahrung der Regierungsatito­­rität, besonders im Hafenarbeiterstreik von Mar­seille. Bei den Beratungen wird von einer Abwer­tung des Franc und von der Einrichtung einer Wäh­rungskontrolle nicht die Bede sein. Es ist nicht aus­geschlossen, daß die Regierung den Marseillcr Ha­fenarbeiterstreik zum Anlaß nehmen wird, um den Gewerkschaften, die eine täglich größere Agitation entfalten, zu zeigen, daß sie gewillt ist, durchzu­­greifen. Die Ostmanöver abgeschlossen Telegramm des Pester Lloyd Paris, 2. September Die französischen Ostmanöver in der Tranche Comté, die drei Tage dauerten und unter schlechtem Wetter litten, sind am Donnerstag zu Ende gegangen. Am Frei­tag findet zu ihrem Abschluß in Mamirolle eine große Parade statt. Diesen Manövern ist in der französischen Presse große Aufmerksamkeit gewidmet worden. Nach dem Manöverplan sollte sich die angegriffene Armee so­lange behaupten, bis sie aus dem Ilinlerland kom men de Verstärkungen herangezogeu hatte. Neugliederung der Luftwaffe Telegramm des Pester Lloyd Paris, 2. September Der französische Luiftfahrtminisler Guy la Chambre hat am Donnerstag nachmittag die General Stabsoffiziere der Luftwaffe und die Geschwaderchefs zu einer Be­sprechung zusammenberufen. Der Minister gab einem Überblick über die zahlreichen Flugzeugunfäile der fran­zösische Luftwaffe der letzlcn Zeit und unterrichtete die Offiziere über die Ergebnisse der sofort eingeleiteten Untersuchungen. Weiter wurden Einzelheiten über die technische und verwaltungsmäßige Neugliederung der Luftwaffe besprochen, über die am Wochenende im Journal Officiel eine Verordnung erscheinen wird. Straßenbahnerstreik in Lille Paris, 2. September (MTI) Das Fahrpersortal der Straßenbahn von Lille hat gestern abend beschlossen, in den Ausstanü zu tréten Als Ursache werden Entlassungen und nicht erfüllte Lohnforderungen angeführt. RUNDFUNKPROGRAMM Budapest I. 16.15: Vortr. Nikolaus Radnóti. — 16.45: Zt., Wetter, Nadir. — 17: Vortrag Emmerich Várnai. — 17.26: Klavierkonzert Luise Gmeirier. — 18: Sportfupk. — . 18.10: Schallplatten. — 19.15: Auslandschau. — 19.30: Vortrag Alex­ander Nagymihályi. — 20.15: Nachr. — 20.35: Konzert der Funkkapclle — 21.55: Wetter. — 22: Konzert des Uebrece.ner Klauicrtrios. — 23: Nachr. in englischer und französischer Sprache. — 23.10: ZigeunermuSik. — 0.05: Nachr. \ Budapest II. 19: Schallplätten. — 19.30: Vortrag Klara Gálosi. — 20.10: Schallplatten. — 21.25: Nachr., Wetter.

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