Pester Lloyd - esti kiadás, 1938. december (85. évfolyam, 272-296. szám)

1938-12-01 / 272. szám

4 fähgnis. Weitere Angeklagte wurden wegen des gleichen Vergehens zu Freiheitsstrafen von einem Jahre bis zu drei Jahren verurteilt. BRITISCHES REICH Einführung des nationalen Registers im Ministerrat beschlossen Telegramm des Pester Lloyd London, 1. Dezember In der WocJiensiUung des Kabinetts wurden die Einführung des nationalen Registers (Zusanmien­­schreibung der Wehrfähigen) und die Zurückziehung eines Gesetzentwurfes zur Regelung der Milchwirt­schaft beschlossen. Prinzregent Paul empfängt Chamberlain im Buckiugham-Palast 1 Telegramm des Pester Lloyd London, 1. Dezember Ministerpräsident Chamberlain wurde gestern abend vom Prinzregenten Paul von Jugoslawien im Buckingham-Palast empfangen Die Unterredung, die längere Zeit dauerte, betraf, in der Hauptsache Han­delsfragen. Prinzregent Paul sprach dabei den Wunsch nach engeren wirtschaftlichen Beziehungen zwischen England und Jugoslawien aus. Wie im Zusammenhang damit bekannt wird, hat kürzlich auch Außenminister Lord Halifax dem Prinzregenten einen Besuch abgestattet. Die Presse hat sich bisher über den Zweck des Londoner Be­suchs des jugoslawischen Prinzregenten und seine Absichten ausgeschwiegen. Jüdische Familien in Palästina wollen Kinder deutscher Juden adoptieren Tel-Aviv) 1. Dezember . (SITl) Die, jüdischen Familien in Palästina, haben eine Bewegung zur. Adoptierung deutscher jüdischer Kin­der in die Wege geleitet. In Tel-Aviv selbst hat die Aktion mehrere Bureaus, und die Adoptierungen verlaufen an­geblich in raschem Tempo. In der jüngsten* Sitzung de« Jüdischen National rats wurde mitgeteili, daß mit der britischen Regierung Ver­handlungen im Interesse der Einwanderung von 50(K) jüdi­schen Kindern begonneh worden seien. Es wurde festge­­slellt, daß die Behörden derzeit die Ausfolgung von 10.000 Einwandsrungszertifilfaten abgelehnt haben, die. zu 25 Pro­zent für 14- bis 17jährige, zu 75 Prozent jedoch fiir 18- bis 21jährige Juden verlangt worden waren. DEUTSCHLAND Dr. Goebbels zur Kolonialfrage Telegramm des Pester Lloyd Berlin, 1. Dezember Reichsminister Dr. Goebbels äußerte sich ge­stern abend bei einer Wahlkundgebung im sudeten­deutschen Ort Jägerndorf kurz über die Kolonial­frage. Er erklärte u. a.: — Wir sind der Meinung, daß es für Deutsch­land einfach beleidigend ist, zu sagen, daß zwar alle Und abend?, als schon alle schlafen gegangen wa­ren lind nur ich mit zitterndem Leib am Fenster stand, sah ich, wie ein blasser Schatten auftauchte und dem Gartenzaun zuschritt. Der Mond beschinn gerade Han­sens Gesicht, wie er mit großen Schritten auf die Nach­­barvilla zuging, wo er von Marie erwartet wurde. — Hans, schrie ich im Innersten verwundet auf. Hans.-, brach ein Schluchzen aus mir. Dann verlor Ich «täs Bewußtsein. Als ich wieder zu mir kam, lag ich im Belt, mejpe Mutter, Tante Livia und Hans standen um mich herum. — Geht es dir schon besser? fragte Tante Livia ver­zweifelt. — Wovor bist du erschrocken; hast du auch einen Einbrecher gesehen, wie Hans, fragte meine Mutter und legte ihre Hand auf meine Stirn. Ich sah Hans an, Sein Gesicht war düster und in sei­nen Augen loderte wilder, wütender Zorn. Als er be­merkte, daß . ich ihn ansehe, fuhr sein Blick über mich hin und dieser Blick gab mir voll unterdrückter Leiden­schaft einen Befehl. —- Ja. ich habe einen Einbrecher gesehen, deshalb habe ich geschrieen, antwortete ich erschöpft und schloß die Augen-Marie reiste bereits am nächsten Tag ab und bald fuhren auch wir heim. Zu Ilause traf ich Hans manchmal zufällig auf der Straße. Er pflegte dann verlegen zu grüßet), wir wechselten einige gleichgültige Worte und dann ging er eilig weiter. Das sich in der Schule jeden Tag erneuernde Leben verwischte allmählich den Schmerz, den mir die erste Liebe zugefügt hat, aber... Ich war nicht mehr die; beste Schülerin, ln meinen Schränken herrschte nicht mehr eine musterhafte Ordnung und ich versäumte oft die Klavierstunden. Wenn mich manchmal meine Eltern befragten, woran das liegt, so anlwortete ieh nicht und zuckte nur mit den Achseln. Ich konnte ihnen nicht •sagen, daß in jener schrecklichen Nacht, als Hans, mein Hans, zu Marie gehen wollte, alles in mir zusammengestürzt ist. Und an Stelle der in Scherben zerfallenen Träume trat die Wirk­lichkeit mit ihrem grausamen Hohn, die Wirklichkeit, die bedeutet, daß das eigentliche Leben erst hinter den zar­­len Farben der Kindheit und döm beruhigten Bewußtsein der erfüllten Pflicht beginnt. Das Leben, dessen Wege trüb und geheimnisvoll sind und über dessen unerforsch­­lichern Dunkel das Licht der sittlichen Welt Ordnung nur ganz schwach flackert. PESTER LLOYD Donnerstag, 1. Dezember 1938 anderen Staaten Kolonien besitzen dürfen. Deutsch­land aber des Besitzes nicht würdig ist. Wir können uns auf eine Polemik hierüber überhaupt nicht ein­lassen, weil es sich dabei nicht um eine Polemik, sondern um eine Beleidigung handelt. Abschließend kam der Minister auf das Ver­hältnis Deutschlands zu England zu sprechen und sagte: — Die Engländer belassen sich mit Vorliebe mit unseren inneren Verhältnissen. Sie dürfen sich dann nicht wundern, wenn auch wir uns mit An­gelegenheiten beschäftigen, die zu den- inneren Fra­gen des englischen Weltreichs gehören. Abberufung des neuen eoluinbianischen Gesandten noeh vor der Überreichung seines Beglaubigungs­schreibens Berlin, 80. November (Mil) In hiesigen politischen Kreisen erfährt man über die jetzt erfolgte Abberufung des neueruannten Co­lumbian i scheu Gesandten und des colunibianischen Ge­schäftsträgers folgendes: Auf Grund eines vom neuernannten coluinbianischen Gesandten Dr. Jaime Jaramillo Arango und anderen Mit­gliedern der coluinbianischen Gesandtschaft hervorgeru­fenen Zwischenfalles sah sich die Rekhsregiieriing veran­laßt, der coluinbianischen Regierung mitzuteilen, daß der neuernannte Gesandte zur Überreichung seines Beglau­bigungsschreibens beim Führer nicht empfangen wen! n könne. Die Reichsregierung hat der coluinbianischen Re­gierung im Interesse der deutsch-columbianischen Be­ziehungen weiterhin bedeutet, den Geschäftsträger Rafael Roch-Schloß von Berlin abzuberufen. Die colunibianiscGie Regierung hat ihrerseits inzwischen milgetr-ilt, daß der neuernannte Gesandte und der Geschäftsträger aiuif ande­ren Posten Verwendung finden werden. (Über den Kon­flikt, der zu diesem Schritt der Reichsregierung geführt hat, wurde nichts verlautbart. Amu. d. Red.) ITALIEN Regelung des italienischen Bürgerrechts der Araber in Libyen Rom, 1. Dezember (MT1) Der Große Faschisttnrat ist gestern, albend zu se'ner ersten Sitzung im siebzehnten Jahre der faschisti­schen Zeitrechnung unter dem Vorsitz das Duce zusam­men getreten. Er behandelte den Gesetzentwurf, durch den vier libysche Provinzen zum integrierenden Bestandteil des italienischen Königreiches erklärt werfen Und für die in diesen Provinzen geborenen Muselmanen ein be­sonderes italienisches Heimatsrecht geschaffen wird. Im. Hinblick auf den libyschen Anteil an def Sahara wird keine Änderung eintréten. Libyen behält demnach seine derzeitige staatsrechtliche Stellung. Sowie seine finanzielle Selbstbestimmung und wird auch weiterhin nach den gegenwärtig geltenden Verordnungen regiert. Auch hier kommt die Verfügung über die korporative Organisation zur Anwendung. Das für die Libyer ’geschaffene eigene italienische Heimatsrecht bringt keine Änderungen für den Personenstand und das Erbrecht der muselmani­schen Bürger in Libyen. Diese Muselmanen können nach vollendetem 18. Lebensjahre und wenn sie sich koner Straf hand lung mit Freiheitsverlust schuldiggemacht ha­ben, dieses eigene italienische HeimaLsrecht erwerben. Sie müssen ferner einer der nachfolgenden Bedingungen ent­sprechen: Kriegs Invalidität oder Kriegsverletzung im Dienste des Staates, Auszeichnung mit dem Militär- oder Zlviilverdiemtorjden, Auszeichnung mit dem nation® en Ritterorden, Treue und ehrenhafte Dienste in der Wehr­macht des Staates, wenigstens zwei Jahre hindurch Be­kleidung eines öffentlichen Amtes oder, wenn sie im Be­züge einer staatlichen Ruheversorgung stehen, erworbene Verdienste für die italienische Nation, wenigstens ein Jahr hindurch Beteiligung an dem Organisations werk für die arabische Jugend des Küstenlandes. Die Zuerkennung dieses besonderen italienischen Hei­­matsrechtes erfolgt durch den Generalgouverneur von Libyen mit Nachsicht der Taxe. Durch dieses Heimats­recht werden die damit Beteiligten außer ihren bisherigen zivilen und politischen Rechten noch folgender Rechte teilhaftig: Recht zum Waffeulragen nach den entspre­chenden Regeln, Mitgliedschaft in den von der faschisti­schen Partei unmittelbar abhängigen muselmanischen Vereinigungen des Küstenlandes, Recht auf die militäri­sche Laufbahn in den libyschen Wehrformationen nach Maßgabe später zu bestimmender Beschränkungen und Modalitäten, Tragen der Würde eines Podcsta in den von Libyen) bewohnten Gemeinden, bezw. einer Rals­­wiirde in den Ortschaften mit geuiisohter Bevölkerung. Der Großrat votierte schließlich dem Marschall Ralbo seinen Dank für die Verwirklichung der hervorragend ge­lungenen Massenansiedhing in Libyen-Die nächste Sitzung des Rats wird End* -Tstatt* finden. RUMÄNIEN Ein interessantes Ward-Pricc-Interview mit König Carol Telegramm des Pester Lloyd London, 1. Dezember Der Schriftleiter der Daily Mail Ward Price hatte gestern eine Unterredung mit König Carol von Rumänien, über die er seinem Blatte berichtet. Auf seinen Besuch in Berchtesgaden eingehend, erklärte der König u. a.: — Ich war sehr eingenommen von dem, was ich während der wenigen Tage meines Aufenthaltes in Deutschland zu sehen bekam. Als eine Wirtschafts­macht hat dieses Land einen hohen Grad von Orga­nisation und Leistungsfähigkeit erreicht, Seine mate­riellen Errungenschaften sind bedeutsam. Daß die Wirkung des wirtschaftlichen Ausdehnungsdranges dieser Nation außerhalb seiner Grenzen spürbar werden muß, ist natürlich. König Carol kam dann auf die Handelsbezie­hungen Rumäniens zu sprechen und erklärte, daß noch viel Raum für die Entwicklung der Außen­handelsbeziehungen und die Anlage ausländischen Kapitals vorhanden sei. — Ich habe weitreichende Pläne für die Ent­wicklung Rumäniens. Sie können jedoch nicht ohne Geld durcligeführt werden. Um zu Gc}d zu kommen, müssen wir unsere Erzeugnisse verkaufen. Wenn das eine Land sie nicht haben will, müssen wir sie eben an ein a.nderes Land verkaufen. Rumäniens Weizenüberschuß, der 800.000 Tonnen im Jahre beträgt, ist England zu einem günstigen Preise an­­geboten, aber ausgeschlagen worden. Es sei ihm ver­sprochen worden -— sagte der Köllig —, daß eng­lische Sachverständige nach Rumänien zur Unter­suchung der Weizenfrage kommen würden. Falls einige repräsentative englische Wirtschafts Vereini­gungen eine Abordnung nach Rumänien entsendeten, würden sie genug lohnende Möglichkeiten vorfin­den. Was die Zahlungsfrage betrifft, so würde sie sich selbst auf Grundlage des Warenaustausches lösen. . ».LEINE MELDUNGEN — Das Gerücht, «laß CHAMBERLAIN im LAUFE SEINE* RÖMISCHEN BESUCHES auch vom Papste in Audienz empfangen werden dürfte, wird in Londoner diplomatischen Kreisen nicht für wahrscheinlich gehalten, doch erklärt man. daß in diesem Belange bisher noch keine offizielle Weisung erfolgt sei. — Nach einem BERICHT DER REPUBLIKANISCH­­SPANISCHEN HEERESLEITUNG sind in Marmoleo (Provinz Jaen) infolge eines Luftbombardements fünf Frauen und zwei Kinder getötet und zwanzig Personen verletzt worden, in Tarrega beträgt die Verlustliste 8 7’ofe . und 19 Verwundete. — Die BELGRADER POLIZEI hat im Laufe der Frem­­denkontrollrnzzien der letzten Tage etwa 2Ö0 Ausländer in Gewahrsam genommen, die keine Aufenlhaltsbewilliflung hal­ten. Sie sollen kurzerhand über die Grenze abgeschoben werden. — DIE JAPANISCHEN BEHÖRDEN HABEN MIT DER REGIERUNG VÖN PEKING EIN ÜBEREINKOMMEN GE­TROFFEN, daß sie in das Gebiet Nordchinas nur ein ge­wisses Kontingent deutscher, österreichischer und italienischer Juden einvandern lassen. Dreißig deutsche Juden, die mit der Bahn nach Tientsin reisen Wollten, wurden von mand­schurischen Behörden bei Mukden aufgehalten unit .nach Schanghai instradiert. — DAS MÄRINEMINISTERiUM DER VEREINIGTEN STAATEN Hat seine Zustimmung dazu erteilt, daß mit einem Kostenaufwand von 4 Millionen Dollar neue Marinestütz­punkte auf der in der Bucht des Hafens San Juan gelegenen Insel Isla Grandera erbaut werden. — In den CHRYSLER-MOTORWERKEN in Detroit brach gestern ein Streik aus, von dem etwa 15.000 Arbeiter be­troffen sind. _____ _ _LXia-i - III iw Ml ■■ ■ .................ii ■ rr- m Bei andauernder Bettlägerlgkelt bewirkt ein Glas natür­liches , Franz-Josef“-Bitterwasser, am Morgen nüchtern ge­trunken. nicht nur ausgiebige Stuhientlecrung. sondern regt auch den Blutkreislauf im Unterleibe an und schafft lebhaf­ten Stoffwechsel, gute Verdauung und frischen Appetit. Fra­gen Sie ihren Arzt. DER POLITISCHE TAG Ein Vortrag Aldo Damis über Ungarn Die Führer des geistigen T.ebcns der Schweiz haben zur außenpolitischen Orientierung -des Publikums Vortrüge organisiert, um die bedeutsamen Wandlungen der letzten Monate auf objektiver Grundlage zu erörtern. Im Rahmen dieser Veranstaltungen hielt nun einer der ausgezeich­netsten Kenner Ungarns und Mitteleuropas, sowie des ungarischen MindeHheitenproblems, Aldo Dami, in der Univeristätsstadt Ncuchatél einen Vortrag. AVie erinnerlich, war Dami einer Rer ersten Schrift­steller französischer Zunge, die unmittelbar nach dem Friedensschluß in Artikeln und in Büchern die sinnlosen, ungerechten und unhaltbaren Bestimmugen des Trianoner Diktats aufgezeigt haben. Dami war auch der erste aus­ländische Schriftsteller, der auf der streng wissenschaft­lichen Basis der Ethnographie — frei von gefühlsmäßigen und politischen Gesichtspunkten —die Revision forderte. In seinem Buche „La Hongrie de demain“ umriß er die praktischen Möglichkeiten der Revision und zeichnete die Grenzen des neuen Ungarn ein, wie sie jetzt— wenn auch stellenweise weniger großherzig — verwirklicht worden sind. ln seinem Vortrage gab Aldo Dami eine lebendige Synthese der Geschichte Ungarns von der Landnahme bis Trianon. Er wies die staatsschöpferische und gleich­gewichtbewahrende Bedeutung - Ungarns im Donaubecken nach und skizzierte dann die verhängnisvollen Trrtümer Triancns aus dem Gesichtspunkte Mitteleuropas. Im zweiten Teile seines großangelegten Vortrages erörterte er die struktuellen und gouvernementalen Fehler der ehemaligen Tschecho-Slowakei, die schonungslose kurz­sichtige Zentralisierungspolitik der Prager Regierung, ihre minoritätenfeindliche, verfassungswidrige und anti­demokratische Tendenz. Schließlich kam er auf die Folgen dieser Politik zu spreche)): auf die Somnterkris?, die Münchner Konvention, die Verhandlungen in Ko­­märom, den Wiener Schiedsspruch und seine Auswir­kungen. Das Publikum hörte die Darlegungen Aldo Damis mit gespanntem Interesse am. Der Vortrag soll auf —W,)ci, Wunsch in anderen Universitätsstädten «’ ' /­wiederholt we:‘dfn.

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