Pester Lloyd - esti kiadás, 1939. május (86. évfolyam, 98-122. szám)

1939-05-01 / 98. szám

Montag, 1. Mai 1939 PESTER LLOYD Die Einschaltung der Türkei und Sowjetrußlands im Vordergrund der Paktverhandlungen Außerordentlicher Ministerrat in London — »diplomatische Waffenruhe« in Paris Telegramm des Pester Lloyd London, 1. Mai Die Sondersitzung des englischen Kabinetts am Montag vormittag wird sich nach Mitteilungen der Presse am Montag morgen neben den Beschlüssen zur Rede Hitlers und der Aussprache über Palästina mit den sowjetrussischen Vorschlägen befassen, die der Sowjetbotschafter Maiski am Sonntag Lord Hali­fax unterbreitet hätte. Nach Daily Telegraph tragen diese den Charakter eines militärischen Dreibundes zwischen England, Frankreich und der Sowjetunion, und zwar mit der Verpflichtung für die Sowjets, sowohl Angriffe gegen einen östlich von Deutschland' gelegenen Staat mit Einschluß der baltischen Län­der, als auch die Schweiz, Belgien und Holland abzu­wehren. Die englische Presse über die Unklarheiten der Garantieverhandlungen Telegramm des Pester Lloyd London, 1. Mai Mit den Schwierigkeiten und Widersprüchen der englisch-französischen Paktverhandlungen beschäftigen sich die Leitartikel der Moivtagmorgenpresse. Der Daily Telegraph nimmt sich die Sowjet russischen Vorschläge vor und vermißt im Wirrwarr der Garantie­­beratuingen die notwendige Klarheit. Das Blatt fragt: „Wie weit ist z. B. Polen heranzuziehen, wenn Frankreich und England sich veranlaßt sähen, ihre Garantien für Grie­chenland zu erfüllen9 Wie muß andererseits die Hand­lungsweise der verschiedenen Partner sein, falls ein An­griff gegen ein Land, z. B. Dänemark gerichtet vyird, das in keiner der Garantien enthalten ist?“ Daily Mail betont, es sei eine Tatsache, daß in einem Krieg der Korridor nicht verteidigt werden könne. Diese Äußerung, die in bezug auf die polnische Auffassung ge­prägt ist, daß sowohl Danzig als auch der Korridor für Polens Wirtschaft lebenswichtige Bestandteile darstellen, endet mit der Feststellung, die deutsch-polnischen Schwie­rigkeiten seien in Wirklichkeit ökonomische/ Art. Es braucht zu keinen Auseinandersetzungen zu kommen, falls Polen in dieser Hinsicht Zusicherungen erlangen könnte Daily Express traut dem Sowjetangehot nicht recht. Die Sowjets hätten ihre Karten noch rieht aufgedeckt. Auch News Chronicle weist auf die Schwierig kei ten hin, die angesichts der noch immer bestehenden abwei­senden Haltung der Oststaaten gegenüber der Sowjethilfe bestünden. Abreise Bonnets nach seinem Wahlkreis Telegramm des Pester Lloyd Paris, 1. Mai Für den 1. Mai, der in diesem Jaihre in Frankreich fast überall ohne Niederlegung der Arbeit vorübergehen dürfte, wird eine diplomatische Waffenruhe erwartet. Außenminister Bonnet hat beschlossen, nach seinem Wahlkreis Périgueux im Département Dotdogne zu fah­ren. Es wird mit der Möglichkeit gerechnet, daß Bonnet dórt eine politische Rede halten wird. In maßgeblichen französischen Kreisen glaubt man an die Fortdauer der nach der Führerrede eingetretenen Entspannung. Türkei Hilfeleistung im Falle eines italienischen An­griffs auf Palästina und Ägypten. Außerdem ge­währe die Türkei für den Kriegsfall der englischen Flotte das Durchfahrtrecht durch die Dardanellen. Eine amtliche Bestätigung dieser Nachrichten steht noch aus. Potemkin bei Inönü Telegramm des Pester Lloyd Paris, 1. Mai Aus Ankara wird berichtet, daß der stellver­tretende sowjetrussische Außenkommissar Potemkin am Sonntag vom türkischen Staatspräsidenten Ismét Inönü empfangen wurde und mit ihm eine längere Unterredung über die europäische Lage und die ge­genwärtig im Gang befindlichen diplomatischen Besprechungen über die Errichtung eines Sicherheits­systems für West-, Ost- und Südosteuropa hatte. Der türkische Außenminister Saracogln wohnte der Unter­redung bei. Abtretung des Aleppogebietes an die Türkei ? Telegramm des Pester Lloyd Kairo, 30. April Die Abtretung des Gebiets von Aleppo, das sich nördlich des französischen Mandalslandes Syrien be­findet, an die Türkei soll bei den gegenwärtigen Be­sprechungen des französischen Oberkommissärs für Syrien Puaux mit der französischen Regierung in Paris beschlossen worden sein, so berichten am Sonntag die französischsprachigen Zeitungén in Kairo. Als Gegenleistung für die Abtretung des Aleppo-Gebiets soll die Türkei aufgefordert werden, dem Block der demokratischen Staaten beizutreten. Den hierauf bezüglichen Beschluß soll Puaux bei seiner bevorstehenden Rückkehr aus Syrien nach Paris mitbringen. Der Stand der englisch-türkischen Verhandlungen Telegramm des Pester Lloyd London, 30. April Über den Stand der englisch-türkischen Ver­handlungen verlautet in politischen Kreisen, daß die Besprechungen im wesentlichen abgeschlossen sind. Allerdings sollen die Türken das Inkrafttreten der Abmachungen davon abhängig machen, daß die Sowjetunion in das gesamte Vertrags- und Garantie­system einbezogen werde. Wie bisher bekannt wurde, sieht das englisch-türkische Abkommen eine Ga­rantie der Türkei durch England gegen einen italie­nischen Angriff vor. Als Gegenleistung verspreche die Meldung über ein Handschreiben des Königs und Kaisers Viktor Emanuel an den König von Ägypten Telegramm des Pester Lloyd Kairo, 30. April Der italienische Gesandte in Kairo Graf Mazzo­­lini soll, wie die arabische Presse am Sonntag meldet, von seiner kiirzlichen Reise nach Rom, ein Hand­schreiben des italienischen Königs on den König von Ägypten mitgebracht haben. In diesem Schreiben soll die Erklärung enthalten sein, daß Italien in keinem Falle an einen Angriff auf Ägypten denke. 1400 Italiener kehren aus Frankreich heim Telegramm des Pester Lloyd Mailand, 30. April 300 italienische Familien mit rund 1400 Angehörigen sind am Sonntag wieder aus Frankreich nach Italien zu­rückgekehrt, Sie wurden, von den Behörden herzlich begrüßt. A- , , Die Demobilisierung der Mauren Telegramm des Pester Lloyd Paris, 1. Mai Einer Agenturmetdung zufolge aus Tanger wird die Nachricht bestätigt, daß es mit der Demobilisierung der aus Spanien m die spanische Marokkozone zurückgekehr­ten maurischen Soldaten begonnen worden sei. Polen antwortet schriftlich auf das deutsche Memorandum — Freitag: Jahresüberblick Becks im Parlament Telegramm des Pester Lloyd Warschau, 30. April Außenminister Beck wird seinen Jahresüberblick über die Außenpolitik einer Meldung des Kurier Polski zufolge am Freitag, den 5. Mai, erstatten. Kurz vorher werde die polnische Regierung dem deutschen Botschafter in Warschau v. Moltke, der am Montag nach Warschau zurückkehren soll, die schriftliche Antwort Polens auf das deutsche Memorandum überreichen. Gleichzeitig wird die polnische Stellungnahme der Presse zur Veröffent­lichung übergeben werden. Der polnische Außen­minister wird seine Rede entweder in der Vollsitzung der beidén Kammern des Parlaments, oder dem außenpolitischen Ausschuß des Senats halten. Wie der Kuryer Polski ferner zu melden weiß, wird sich Polen in diesem diplomatischen Zeremo­niell an das deutsche Vorbild halten. Mit der Rück­kehr des deutschen Botschafters soll übrigens der seit einigen Wochen unterbrochene diplomatische Kontakt zwischen den beiden Staaten wieder aufge­nommen werden. Die Meldung von der angeblichen Rückkehr des deutschen Botschafters nach War­schau wird allerdings von der deutschen Botschaft nicht bestätigt. Eine offiziöse polnische Stimme über die Korridorfrage Telegramm des Pester Lloyd Warschau, 30. April Die polnischen Blätter befassen sich ausführlich mit dem Standpunkt Polens gegenüber Deutsch­land. Die halbamtliche Agentur Iskra erklärt, eine deutsche Autostraße durch 'den Korridor würde eine Desorganisation des Staates bedeuten. Danzig liege an der Mündung der Weichsel und . gehöre daher zum Lebens raum dieses Flußgebietes. Dabei wird das Wort „Lebensraum“ in deutscher Sprache an­geführt. — DER FÜHRER UND REICHSKANZLER stattete Sonn­tag nachmittag dem Reichsaußenminister v. Ribbentrop einen Besuch ab, um ihm seine Qlückwünsche zum Geburtstag aus­zusprechen. Gafencu in Rom Telegramm des Pester Lloyd Rom, 1. Mai Der rumänische Außenminister Gafencu traf Sonntag nachmittag in Rom ein und wurde am Bahnhof vom Außenminister Grafen dann empfan­gen. Beim Verlassen des Bahnhofs wurden ihm von den Seminaristen des rumänischen Collegiums m Rom Sympathiekundgebungen bereitet. Gafencu be­gab sich zunächst in den Quirinal und trug sich in das Besucherregister ein. Am Abend hatte er im Palazzo Chigi eine erste Unterredung mit dem italie­nischen Außenminister Grafen Ciano. Telegramm des Pester Lloyd Rom. 30. April Der rumänische Außenminister Gafencu dürfte drei Tage in Rom bleiben und während dieser Zeit, obwohl es sich nicht um einen offiziellen Besuch handelt, Besprechungen von einer gewissen politi­schen Bedeutung mit den Leitern der italienischen Außenpolitik haben. Die römische Presse widmet Gafencu freund­liche Begrüßungsworte. Sein Besuch wird von den italienischen Blättern dahin gedeutet, daß der rumä­nische Außenminister für die europäische Funktion der Achse, die sich im Sinne der Befriedung des Südostens auswirke, volles Verständnis aufbringe, und Rumänien daher ein großes Interesse an der Förderung eines guten Verhältnisses zu Deutschland und Italien besitze. In diesem Zusammenhang wird daran erinnert, daß gerade Gafencu die Klärung aller zwischen Rumänien und Deutschland schwe­benden Mißverständnisse, herbeigeführt und im Ein­verständnis mit König Carol die Einbeziehung Ru­mäniens ins englisch-französische Einkreisungs­system gegen die Achsenmächte abgelehnt hat. 5 »Noch keine befriedigende Ergebnisse des Gafencu-Besuchs« — schreibt Temps Klärung erst nach Abschluß der russischen Verhandlungen zu erwarten Paris, 30. April Den Umstand, daß die Besprechungen des rumä­nischen Außenministers mit den französischen Staats­männern ohne konkrete Ergebnisse geblieben sind, erklärt Oeuvre damit, daß die Verhandlungen, die Frankreich, England und die Sowjetunion gegen­wärtig mit der Türkei führen, noch nicht abge­schlossen seien. Die Pariser Ausgabe der New York Herald Tribune erklärt am Sonntag vormittag, daß eine französische Mission am 10. Mai nach Bukarest reisen werde, um in erster Linie die militärischen Be­sprechungen zwischen Frankreich und Rumänien weiterznführen. Diese Mission werde wahrscheinlich vom ehemaligen französischen Generalstabsohef Weygand geleitet werden. Der offiziöse Temps nimmt am Sonntagnachmit­tag zum Besuch des rumänischen Außenministers in Paris Stellung, indem er schreibt, der Besuch habe keine unmittelbaren Ergebnisse gehabt, doch habe inan in Paris von der Persönlichkeit des rumänischen Außenministers den günstigsten Eindruck gehabt, denn „er sei ein Staatsmann, der ein klares Bewußt­sein seiner Verantwortung nicht nur dem eigenen Lande gegenüber, sondern auch gegenüber Europa“ habe. Temps erklärt, die Besprechungen zwischen Bonnet und Gafencu hätten deshalb noch nicht zu einem befriedigenden Abschluß gelangen können, weil die englischen und französischen Verhandlungen mit der Sowjetunion noch im Gange seien. Die Be­sprechungen, die der stellvertretende Außenkommis­sar Potemkin nach seiner Rückkehr aus Ankara in Bukarest mit den leitenden Männern der rumänischen Außenpolitik haben werde, würde sicherlich wesent­lich dazu beitragen, die heute noch bestehenden rumänischen 'Bedenken 'gegen eine sowjetrussische Unterstützung .zu beseitigen. Der Temps bemerkt im übrigen, daß die jugoslawische außenpolitische Hal­tung von der rumänischen außenpolitischen Orientie­rung nachdrücklich bestimmt werde. Gafencu fährt nach Belgrad Dmi Besuch, den Außenminister Gafencu in Belgrad abstatten wird, messe man in Paris große Bedeutung bei. In diesem Zusammenhang wird in der Umge­bung des Quai d’Orsay bestätigt, daß Gafencu von Rom aus nach Belgrad reisen und dort einen inständigen Aufenthalt nehmen werde, um mit den jugoslawischen Ministern die Lage in Osteuropa nach der Eingliederung Albaniens ins italienische Imperium und nach den jugoslawisch-italienischen Besprechungen zu erörtern. Diesen Besprechungen mißt man in Paris stärkste Bedeutung bei. Nach französischer Ansicht dürften dabei die Fragen des Verhältnisses Jugoslawiens zu Ungarn und Jugo­slawiens zu Rumänien den breitesten Raum ein­nehmen. — DAS HERZOGSPAAR VON WINDSOR ist am Samstag­abend nach einem zweimonatigem Aufenthalt auf seinem Anwesen in Antibes auf der französischen Riviera im Kraft­wagen in Paris eingetroffen und begab sich sofort auf seine Wohnung im Boulevard Vichy, in_ der Nähe der Bois de Boulogne,

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