Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1939. június (86. évfolyam, 123-145. szám)

1939-06-01 / 123. szám

PESTER LLOYD Donnerstag, 1. Juni 1939 M oskau lehnt ein „nur fiktives" Bündnis ab und besteht auf Garantie der baltischen Staaten Molotoff über den Stand der Paktverhandlungen Moskau, 31. Max (MTI) In der heutigen Sitzung des Obersten Bates der Sowjetunion hielt Außenkommissär Molotoff in Anwesenheit Stalins seine mit großem Interesse erwartete außenpolitische Rede. Der Sitzung wohn­ten fast sämtliche diplomatischen Vertreter in Moskau bei. Einleitend befaßte sich Molotoff mit der allge­meinen politischen Lage, die er in düsteren Farben schilderte. Auf den Stand der sowjetrussisch-eng­­lischen Bündnisverhandlungen kam er nur kurz zu sprechen. Er bemerkte u. ä., daß sich die West­mächte nach längerem Hin und Her zwar ent­schlossen hätten, den Standpunkt der Moskauer Regierung anzunehmen, wonach zur Sicherung des Friedens ein effektives Beistandsbündnis zwischen der Sowjetunion, England und Frankreich, das freilich rein defensiven Charakter tragen müsse, die grundlegende Vorbedingung sei. Die westeuropäi­schen Verhandlungspartner hätten jedoch an diesen Punkt Vorbehalte geknüpft, die befürchten ließen, daß der Beistandspakt unter Umständen ein nur fiktiver werden könnte. Was die Garantierung der osteuropäischen Staaten anbelange, so müsse die Sowjetregierung unbedingt fordern, daß alle ihre Nachbarstaaten ausnahmslos eine solche Garantie von seiten der drei Großmächte erhalten, darunter vor allem die Staaten an der sowjetrussischen Nordwestgrenze, die im Falle eines Zusammenstoßes ihre Neutralität vielleicht selbst kicht verteidigen kennten. Die im Zusammenhang mit der Garantierung der osteuro­päischen, insbesondere der haitischen Staaten ge­machten letzten englisch-französischen Vorschläge seien ausweichend und bewegten sich nur in Allge­meinheiten. Die Sowjetregierung könne jedoch keineswegs von einer Einbeziehung der betreffenden drei Staaten in das Garantiesystem absehen. Ebenso müßten Form und Ausmaße der im Falle eines An­griffes gegen einen der drei Bündnispartner zu leistenden sofortigen Hilfe im voraus festgesetzt werden. — Wir verlangen von den anderen nicht, er­klärte Molotoff, daß sie sich unsere Ansichten zu eigen machen, aber auch wir weichen keinen Schritt. Molotoff legte sodann die Beziehungen der Sow­jetunion zu den einzelnen Mächten dar. Im Zusam­menhang mit Deutschland berührte er lediglich die Frage der Wirtschaftsbeziehungen zwischen beiden Ländern in einigen Worten. Die in den letzten Jahren wiederholt in Angriff genommenen deutsch­­russischen Wirtschaftsverhandlungen hätten zwar bisher noch zu keinem Ergebnis geführt, da verschie­dene Meinungsverschiedenheiten nicht überbrückt werden konnten, doch stehe einer Wiederaufnahme dieser Verhandlungen seitens der Sowjetunion nichts im Wege. Die wirtschaftlichen Gegensätze zwischen der Sowjetunion und Italien seien in befriedigender Weise geregelt worden, so daß der Warenaustausch zwischen den beiden Staaten sich in normalen Bahnen entwickle. Hinsichtlich der Beziehungen zu Polen be­schränkte sich Molotoff auf die Erwähnung des un­längst abgeschlossenen Handelsvertrags. An die Türkei knüpfe die Sowjetunion eine traditionelle herzliche Freundschaft, die sich durch den jüngsten Besuch Potemkins in Ankara noch wesentlich vertieft habe. Eingehend beschäftigte sich Molotoff mit der Frage der Aatands-Inseln, wobei er den aus den jüng­sten Presseäußerungen bekannten Moskauer Stand­punkt wiederholte, wonach die Sowjetunion immer mehr gegen den Plan einer Befestigung dieser Inseln eingestellt sei. Infolge der jüngsten politischen Ereig­nisse habe die Aalands-Frage für die Sowjetunion besonders große Bedeutung gewonnen. Über das Verhältnis zwischen der Sowjetunion und Japan äußerte sich Molotoff in verhältnismäßig scharfem Tone und erwähnte auch die jüngsten Zu­sammenstöße an der mongolisch-mandschurischen Grenze. — Wir halten es für unsere Pflicht, erklärte er wörtlich,. auf Grund unseres Bündnisvertrages mit der Äußeren Mongolei die Grenzen dieses Lan­des zu verteidigen. Dies wird ebenso energisch ge­schehen, wie an unseren Grenzen. Die Zeit ist ge­kommen, wo man verstehen muß, daß einmal jede Geduld reißt. Hinsichtlich Chinas betonte er, die Erklärung Stalins sei in vollem Maße in Geltung, wonach die Sowjetunion „sich im Interesse der Verteidigung jener Völker einsetze, die einem Angriff zum Opfer gefallen sind und für ihre Unabhängigkeit kämpfen“. Zum Schluß betonte er, daß der Sowjetunion in der Front der friedliebenden Nationen einer der ersten Plätze zukomme. Nach der Rede Molotoffs nahm der Oberste Bat eine Entschließung an, in der der Außenpolitik der Regierung zugestimmt wird. London peinlich überrascht London, 31. Mai (Inf) Die Rede des sowjetrussischen Vorsitzenden der Volkskommissare und Außenkommissars Molotoff hat in London ein peinliche Überraschung bereitet. ln politischen Kreisen hat man die schroffen Formu­lierungen Molotoffs nicht erivarfet und man sieht in der Rede einen Beweis dafür, daß Sowjetrußland den Preis für ein Bündnis erhöhen wolle. Die gleichen Kreise be­zeichnen den Hinweis Molotoffs, wonach „die West­mächte erst nach langein Hrnundher sich schwer ent­schlossen haben, den Standpunkt der Moskauer Regie­rung anzunehmen" als „wenig höflich“. Die Garantie der baltischen Staaten ist verschiedent­lich in Gesprächen zwischen Lord Halifax, Sir Robert Vansittart und dein sowjetrussischen Botschafter Maiski angeschnitten worden. Es war bisher für London immer unmöglich, den sowjetrussischen Wünschen entgegenzu­­konunen, zumal die baltischen Staaten immer wieder jeden näheren Kontakt mit Sowjetrußland abgelehnt haben. Diese Umstände lassen in London die Deutung aufkemmen, daß Molotoff die Dinge nicht vorwärts ge- Hast Du den Magen Dir verdorben, Nimm Hunyadi-Salz jeden Morgen! Es schmeckt salzig — nicht bitter. Es wirkt rasch und sicher. Es kostet nur 16 Heller. * 2431 HUNYADI JANOS BRUNNENSALZ ein neues, konzentriertes Destillat des allbekannten Bitterwassers. trieben, sondern um mindestens vier Wochen zurück­­gedreht habe. In meist gut unterrichteten Kreisen erfährt man, daß Chamberlain und Halifax Donnerstag die ausführliche Rede Molotoffs einer genauen Prüfung unterziehen und dann dem englischen Botschafter in Moskau Anweisung geben werden, um weitere Erläuterungen zur sowjet­­russichen Haltung nachzusuchen. Die sechs Artikel des englischen Bündnisvorschlages London, 31. Mai Über den Inhalt des englischen Bund nt svor schlage? an Moskau erfährt man von gutunterrichteter Stelle fol­gende Einzelheiten: Das Bündnis umfaßt 6 Artikel. In dem 1. Artikel sei vorgesehen, daß die Sowjetunion im Falle eines Angriffes auf England oder Frankreich oder falls irgendein Staat in Europa Englands oder Frank­reichs Hilfe nachsucht, mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln zu Hilfe zu kommen. In gleicher Weise sind England uind Frankreich zur Hilfeleistung fiir die Sowjetunion verpflichtet. Artikel 2 besagt, daß diese Hilfeleistung im Geiste des Artikels 16 der Genfer Satzung erfolge. Artikel 3, dessen Inhalt bisher noch nicht be­kannt war, sieht vor, daß beim Eintritt des Biindnis­­falles die vertragschließenden Mächte in Beratungen dar­über eintreten, in welcher genau umschriebenen Weiße und mit welchen Mitteln Beistand geleistet werden soll In Artikel A heißt es, sobald in Europa die Gefahr eines unmittelbar bevorstehenden Angriffs zu drohen scheint, beginnen die vertragschließenden Mächte ebenfalls in Be­ratungen über die zu ergreifenden Mittel einzutrefen. Artikel 5 besagt, die vertragschließenden Mächte würden bei der Art und den Ausmaßen ihrer Hilfeleistung die Wünsche der bedrohten oder angegriffenen Staaten be­rücksichtigen. Artikel 6 setzt die Dauer des Vertrages auf zunächst fünf Jahre fest. Der französische Sozialistenkongreß für die Garantie­politik und die Verhandlungen mit Moskau Telegramm des Pester Lloyd Paris, 31. Mai Nach viertägiger fruchtloser Debatte ist Mittwoch der sozialistische Parteikongreß in Nantes zu Ende ge­gangen. Der wichtigste Streitpunkt, die Frage der Zu­sammensetzung des Verwaltungsaussohusses der Partei, dem eine gewisse Bedeutung wegen der diesem Ausschuß zustehenden Machtvollkommenheiten zukommt, wurde in Schwebe gelassen. Nach stürmischer Aussprache war in der Nacht eine Kompromißentschließung über die Außenpolitik angenommen worden. In der Entschließung wurden u. a. die von Frankreich und England verschie­denen Staaten gegenüber übernommenen Garantien gut­geheißen und den Bündnisverhandlungen mit der Sowjet­union zugestimmt. Im übrigen verurteilt die Ent­schließung die Außenpolitik Deutschlands und Italiens. s Das jugoslawische Prinzregenten­paar an der deutschen Grenze eingetroffen Ein feierlicher offizieller Empfang Rosenbach (Kärnten), 31. Mai (DNB) Der jugoslawische Prinzregent Paul und Prinzessin Olga trafen Mittwoch um 20 Uhr in Rosenbach an der deutsch-jugoslawischen Grenze ein. Im reichgeschmückten Bahnhofe wurde das Prinz regen tenpaar vom Berliner Gesandten Jugo­slawiens Andritsch, dem deutschen Gesandten in Belgrad v. Heeren, dem Chef des Protokoll« Dörn­berg, dem Generalma jor Bodenschatz, dem Chef des Ministerialamts des Generalfeldmarschalls Göring, sowie dem SS-0bergruppenleiter Stenger begrüßt. Eine leserliche Kundgebung der jugoslawischen Politik gegenüber Deutschland Telegramm des Pester Lloyd Belgrad, 31. Mai Die heutigen Naclimittagsblütter widmen ihre erste Seite den spaltenlangen Berichten aus Berlin über die Vorbereitungen zum Empfang des Prinzregenten Paul und geben in ausführlichen Auszügen die Betgrüßungs­­artikel der deutschen Presse wieder. Das Organ der Regierungspartei, Samouprawa wid­met dem Besuch seinen Leitartikel und schreibt u. a.: Der Besuch des Prinzregenten beim Führer ist ein Be­weis der korrekten und freundschaftliehen Politik, die Jugoslawien allen seinen Nachbarn gegenüber führt und die sic Deutschland gegenüber immer geführt hat. Dieser Besuch wird durch keinerlei augenblickliche Aktualität veranlaßt, sondern ist nur der .Ausdruck der jugosla­wisch-deutschen Freundschaft, die im mir aktuell ist und die von ollem geopolitischen Bedingungen gefordert wird. Nach dem Anschluß Österreichs an Deutschland wurden die Grenzen zwischen Jugoslawien und Deutschand un­mittelbar und ewig. Die Worte Hitlers, daß Jugoslawien groß und stark sein müsse, haben Gefühl des Vertrauens in den großen Nachbar nur verstärkt und auch den den Glauben an den Frieden, der für Jugoslawien die treibende Kraft aller Wünsche ist. Der Besuch des Pi'inz­­r egen ten Paul in Berlin wird eine feierliche Kundgebung der jugoslawischen Haltung und der jugoslawischen Politik gegenüber Deutschland sein. Hitler besichtigt das Schloß Bellevue Berlin, 31. Mal (DNB) Führer und Reichskanzler Hitler besich­tigte heute das neu fertiggestellte Gästehaus des Reiches, Schloß Bellevue. Geleitet von Staatsmini­ster Meißner und dem Architekten Baumgarten ließ er sich besonders die Re Präsentation.?- und Wohn­­räume zeigen, in denen die königlichen Hoheiten während ihres Staatsbesuches Aufenthalt nehmen uzerden. Inzwischen sind bereits viele hervorragende jugoslawische Gäste, darunter eine Abordnung füh­render jugoslawischer Pressevertreter, in Berlin ein­getroffen. Die Reichshauptstadt steht seit heute morgen völlig im Zeichen des bevorstehenden Staatsbesuches des Prinzregenten Paul und der Prinzessin Olga von Jugoslawien. Straßen und Plätze tragen bereits reichen Fahnenschmuck. Feierliche Unterzeichnung des deutsch­­dänischen Nichtangriffpaktes Berlin, 31. Mai (DNB) Die Verhandlungen zwischen der Reichs­regierung und der königlich dänischen Regierung über den Abschluß eines Nichtangriffsvertrages sind zum Abschluß gekommen. Heute mittag wurde im auswärtigen Amt der Nichtangriffsvertrag zwi­schen Deutschland und Dänemark durch den Reichsminister des Auswärtigen von Ribbentrop und dem königlich dänischen Gesandten in Berlin Her­­luf Zahle in feierlicher Form unterzeichnet. Der Vertrag, der aus zwei Artikeln und einem Zeich­nungsprotokoll besteht, stellt einen wichtigen Bei­trag zur Sicherung des Friedens in Europa dar. Dem UnterzeiChnungsakt wohnten von deutscher Seite Staatssekretär von Weizsaecker, Unterstaats­sekretär Gaus und Legationsrat von Grundherr, von dänischer Seite Legationsrat Steens,en-Leth bei. RUMÄNIEN Ratifizierung des deutsch-rumänischen Wirtschafts­abkommens Bukarest, 31. Mai (Inf) Das Außenministerium hat ein Gesetzesdekret fertiggestellt, wodurch das am 23. März abgeschlossene deutsch-rumänische Wirtschaftsabkommen ratifiziert wird. Das Gesetzesdekret dürfte demnächst im Amtsblatt veröffentlicht werden.

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