Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1939. július (86. évfolyam, 147-172. szám)

1939-07-01 / 147. szám

Samstag, 1. Juli 1939 PESTER LLOYD Baron Siegmund Perényi zum Reichsverweserlichen Kommissar des Karpatheuiandes ernannt Magyar Távirati Iroda meldet: Se Durchlaucht der Reichsverweser Ungarns hat die nachstehende Allerhöchste Entschließung und das folgende Handschreiben erlassen: Auf Vorschlag des königlich ungarischen Mi­nisterpräsidenten ernenne ich den Geheimen Rat, Kronhüter und Mitglied des Oberhauses Baron Siegnmnd Perényi v. Perény zum Reichsverweser­lichen Kommissar des karpathenländischen Gebietes. Mein diesbezügliches Handschreiben schließe ich bei. Gegeben zu Kenderes, am 28. Juni 1939 Horthy m. p. Graf Paul Teleki m. p. Lieber Baron Perényi! Auf Vorschlag des königlich ungarischen Mi­nisterpräsidenten ernenne ich Sie zum Reichsver­­weserlichen Kommissar für das karpathenländische Gebiet. Gegeben zu Kenderes, am 28. Juni 1939 Horthy m. p. Graf Paul Teleki m. p.* Die Ernennung des Kronhüters und Vizepräsi­denten des Oberhauses Barons Siegmund Perényi zum obersten Beamten der Verwaltung des Kar­pathengebietes in der Eigenschaft eines Reichsverwe­serlichen Kommissars dürfte in allen Kreisen des un­garischen öffentlichen Lebens, namentlich aber im Karpathengebiete, wo die Urheimat des Geschlechtes Perényi liegt, mit besonderer und ungeteilter Freude aufgenommen werden. Baron Siegmund Perényi, der heute in seinem 69. Lebensjahre steht, gehört zu den lautersten und geachtetsten Persönlichkeiten Ungarns und blickt auf eine lange, an Verdiensten reiche öffentliche Laufbahn zurück. Er begann diese Lauf­bahn in der Komitatsverwaltung, wurde dann, mit 26 Jahren, zum Abgeordneten gewählt, bekleidete ein Jahrzehnt lang die Stelle des Obergespans des Komitats Maros und wurde knapp vor dem Kriege als Staatssekretär in das Innenministerium berufen, wo er bis zum Jahre 1917 wirkte. Während der Kommune war er einer der Führer der gegenrevolutionären Bewegungen und vereinigte in seinen Händen alle Fäden der bürgerlichen Gegenoffensive, bis er von den Bolschewiken ver­haftet und zum Tode verurteilt wurde. Sein Leben wurde durch den plötzlichen Sturz der Räte­herrschaft gerettet. Der Regierung Friedrich gehörte er als Innenminister an, und nach dem Rücktritt dieses Kabinetts entwickelte er als Präsident des Ungarischen Nationalverbandes und des Welt­kongresses der Ungarn eine außerordentlich rege und fruchtbare Tätigkeit Im Jahre 1927 wurde er in Komárom, 1931 im Bezirk Szepsi mit dem Pro­gramm der Einheitspartei zum Abgeordneten ge­wählt, an den April-Wahlen 1935 nahm er nicht mehr teil und gehörte seither in seiner Eigenschaft als Kronhüter dem Oberhause an. Der neue Reichsverweserliche Kommissar des Karpathengebietes ist ein Mann, dem von allen Seiten ohne Parteiunterschied höchste Achtung ent­­gegengebraoht wird, ein Patriot von reinster Ge­sinnung, der die Interessen Ungarns mit jenen des Karpathengebietss und seiner Bewohner sicherlich in glücklicher Weise zu vereinbaren wissen wird. Ernennung der dem Reichsverweserlichen Kommissar zugeteilten Oberbeamlcn Der Reichsverweser hat auf Vorsohlag des Kultus- und Unten ichtsministers den griechisch-katholischen Domherrn, Ungvdrer Insassen Dr. Julius Marina im Sta­tus der Konzeptsbeamten des Kultus- und Unterrichts­ministeriums zum Ministerialrat ernannt. Dr. Manna wurde in dieser Eigenschaft dem Reichsverweserlichen Kommissar für das karpathenländische Gebiet zugeteilt. Der Reichsverweser hat auf Unterbreitun,g des Finanzministers den Munkácser Einwohner Michael Demkö, der zugleich dem Regierungskommissar für das karpathenländische Gebiet zugeteilt wurde, im Zenlral­­status der Konzeptbeamten des Finanzministeriums zum Ministerialrat ernannt; ferner ernannte der Reichsverweser auf Unterbreitung des Innenministers den Szerencser Ein­wohner Dr. Alexander Bes:kid, der ebenfalls dem Regierungskommissar für das karpathenländische Gebiet zugeteilt wurde, im Stande der Konzeplbeamlen des Mini­steriums für Inneres zum Ministerialrat. Magyar Távirati Iroda meldet: Der Innenminister hat mittels der Zahl 14.499/BM erlassenen Verordnung den Zeitpunkt für das Inkrafttreten der Verordnung Zahl 6200/1939 ME über die provisorische Regelung der öfTenllichen Verwaltung des der Ungarischen Heiligen Krone rückgegliederten Karpalhenlandes mit dem 7. Juli 1939 festgesetzt. Die Sensation des Programms Von Thomas Moly Das Orchester stimmte eine wunderliche, mo­noton zirpende Melodie an, während es im dicht be­setzten Zuschauerraum zuerst noch raschelte, dann allmählich still wurde. Ein gedämpfter Gongschlag — der Vorhang wurde geöffnet. Die Bühne lag in magi­­sohem, lilafarbenem Lichte da, mit leuchtenden Teppichen dekoriert. Erstauntes Murmeln läuft durch das Publikum. Ein riesiger goldener Drache, auf der linken Seite der Szene angebracht, erregte die Phantasie des Europäers, die ganze Aufmachung wirkte so, wie er sich den Prunksaal eines Mongolen vorstellt. Jetzt betrat der sensationelle Csüng Ling Sho die Szene, der Geheimnisvolle, dessen Namen mit meterlangen, auffallend gedruckten Lettern auf Pla­katen und Theaterzetteln prangt. Er trägt ein weites Gewand von schwerer, goldbestickter Seide, 60 weit, daß es den Körper nicht einmal ahnen läßt. Sein Gang ist schwebend und lautlos. Im Kopf mit den scharfen Linien und der gelben Haut sitzen schief die Augen, mit dem kalten, schnellen, forschenden Bück. Als er hervorkommt, an die Rampe, fühlen alle: das ist er, der geheimnisvolle Fremdling, der be­rühmte Artist. Er hat ein gleichmütiges Lächeln, — vielleicht ist es gar kein richtiges Lächeln, sieht nur danach aus. Man erzählt, daß er immens reich wäre. Viel reicher als wer immer aus dem Publikum. Jetzt ver­beugt er sich, fast demütig, seine Hände, bisher zwi­schen den reichen Falten des weiten Gewandes ver­borgen, werden plötzlich sichtbar. Auch diese Be­wegung steigert die Spannung, wie der Humbug, mit dem er allerlei aus dem Nichts hervorzaubert. Ah! Da hält er einen Kirschblütenzweig in Händen, über und über mit weißen Blüten besät. Während da, mitten im Winter, der Schnee auf Dächern und Fassaden liegt, während es vielleicht eben in großen Flocken schneit, — wie herrlich dieser Frühlingsblütenzweig! Draußen tobt der Win­ter mit voller Wucht und hier verkündet ein Ast vom Kirschenbaum in seiner Blütenpracht den Mai... Bravo! Bravo! Allgemeiner Applaus. — Eine ausgezeichnete Idee! — rauscht es durch den Zuschauerraum. Man setzt jedoch mit schlauem fächeln hinzu: Es ist freilich kein richtiggehender Zweig, dürfte wohl aus Papiermaohé sein, mit Seiden­blüten! Unbedingt!... Als hätte der Chinese ihre Gedanken erraten, lächelt er gleichmütig und hebt den Zeigefinger, um auf ein Zweiglein zu weisen! ... Und siche da ... es ist genau zu sehen, wie ihn Bienen — oder sind es Wespen? — umkreisen und sich auf den lockenden weißen Blüten niederlassen ... Das ist denn doch ... unbegreiflich! Ein Murmeln des Staunens läuft durch die Menge, während der Chinese gleichmütig lächelt. Jetzt hebt er den Ast hoch. Die Musik verebbt, verstummt. Und da ... ist deutlich das Summen der Insekten zu vernehmen! Wie gebannt starren alle auf den Zweig... Da verschwindet er samt Bienen plötzlich und so un'be­­gmflicherweise, wie er vorhin auftauchte. Zehn Sekunden stummer Verwunderung — dann bricht ein Beifallssturm los. Der Chinese trippelte mit seinem gleichmütigen I ächeln auf und ab über die Bühne. Blieb vor einer großen, pompöse« Vase stehen — und hielt mit einem Male einen Strauß lieblicher, rosenfarbener Blumen in der Hand. Die steckte er in die Vase, wo­bei er gleichgültig lächelte. Dann füllte er alle Vasen auf der Szene, der Reihe nach, mit wundervollen Blumen an. Kein Mensch konnte sehen, wo er sie hernahm. Zweifelsohne waren sie aus Seide. Wo sollte er auch andere her nehmen? ... Aber siehe! ... da fliegen ja wieder Bienen um die Blumen. Das kann nur Zauberei sein — aus dem Nichts hervorgezaubert. Die Bühne hat sich während einiger Minuten mit der lachenden überfülle ihrer Pracht in das Schaufenster eines Blumenladens verwandelt: Blumen, überall Blumen, von Faltern, Bienen und Libellen umringt. Wieder verebbt die Musik, um zu verstum­men — und wieder ist das leise Surren der In­sekten zu vernehmen ... In atemloser Spannung verfolgt der Zusehauer­­raum die Vorgänge auf der Bühne. Die Leute lächeln einander zu. Jetzt bricht der Beifall los, er prasselt herab wie Hagelschlag. Der Chinese bewegt in seiner Hand einen kleinen Fächer, und lächelt mit Gleichmut, während sein Blick mit wunderlichem Leuchten über die Zuschauer schweift. Er tritt an die Rampe. Jetzt wirft er den Fächer fort: der Zuschauerraum ist im Nu still, wie ein bra­ves Kind, und voller Erwartung: was kommen wird? Der Chinese läßt einen wunderlichen Laut hören. Ist es ein Ruf? Eine junge Chinesin kommt getrippelt. Nach unseren Begriffen gilt sie für schön, in europäischen Kleidern würde man in ihr kaum die Asiatin erkennen. Begehrenswert, reizend und taufrisch, wie die Pfirsichblüten, die in reicher Stik­­kerei ihr Kimono zieren, hat sie gar nichts Geheim­nisvolles an sich, und lächelt warm und freundlich. Allein sie hält ein Gewehr in der Hand, und dies paßt so gar nicht zum reizenden Bilde. Der Chinese sieht sie an — er wirft seinen Bl’ck über sie hin und sagt etwas. Es war ein Befehl. Sie lächelt und trippelt über eine Treppe, die das Par­kett mit der Bühne verbindet, in den Zuschauer­raum hinab, um dem Publikum in den ersten Reihen das Gewehr zu zeigen. Die sehen sich die Waffe an: eine richtig­gehende Jagdflinte. DL kleine Chinesin nickt lächelnd: man möge nur genau das Gewehr betrach­ten, wie auch die Kugel, mit der es sogleich vor aller Augen geladen wird. Wenn einer der Herren viel­leicht laden wollte? .. . Im Zuschauerraum findet sich immer einer, der sich darauf versteht, der lädt das Gewehr mit der Bleikugel. Und alle wissen, was das zu bedeuten hat, während die kleine Frau mit liebenswürdigem Kopfnicken und leerem Lächeln dankt und auf die Bühne zurückgeht. Indessen steht dort schon ein befrackter Herr, um das Publikum zu orientieren: Berlin in Ferienstimmung Von unserem Korrespondenten Berlin, 28. Juni CE. L.) Mit dem heutigen Beginn der großen Schulferien hat sich auch über das politische Deutschland unverkennbar eine gewisse Ferienstim­mung verbreitet. Die wichtigsten Männer der Reichs­regierung sind von Berlin abwesend. Hitler ist auf dem Obersalzberg, wohin auch die Bureaus der Reichskanzlei bis zum Ende der Sommerpause über­gesiedelt sind. Dort wird er vermutlich, von kurzen Unterbrechungen abgesehen, bis in die zweite August­­hälfte bleiben. Seine ursprüngliche Absicht, am kom­menden Wochenende in Bremen anläßlich des Sta­pellaufes eines neuen deutschen Kriegsschiffes das Wort zu ergreifen, scheint er inzwischen abgeändert zu haben. In unterrichteten Kreisen nimmt man an, daß der Reichskanzler in nächster Zeit zur politi­schen Lage nicht Stellung nehmen wird. Der Ver­zicht auf die Bremer Rede wird vielfach mit der ab­wartenden Haltung erklärt, die das offizielle Deutschland zurzeit einnimmt, um erst einmal den Gang der Ereignisse im Fernen Osten und vor allem auch das Ergebnis der Paktverhandlungen ii Moskau abzuwarten. Der Reichsaußenminister ist a’ . seinem Landsitz in der Nähe der Reichshauptstadt, ganz in der Nähe hat auch Göring in der Schorfheide sein Sommerquartier bezogen. Ferienstimmung herrscht offenbar auch in den Ämtern der Wilhelmstraße, wo ein großer Teil der Beamten in den Sommerurlaub gegangen ist. Selbst die Presse kann den Eindruck nicht verbergen, daß gegenwärtig in der großen Po­litik eine Pause eingetreten ist. Wenn sich nicht un­vorhergesehene Zwischenfälle ereignen sollten, ist an­zunehmen. daß diese verhältnismäßige Ruhe in den nächsten Wochen andauern wird. Der bevorstehende Besuch des bulgarischen Mi* nisterPräsidenten Kiosseiwanoff, der vom 5. bis 8. Juli in der Reichshauptstadt sein wird, dürfte zwar für die deutsche Diplomatie von besonderem Inter^ esse sein, nachdem die Türkei durch den Abschluß des Bündnisvertrages mit Frankreich nach deutscher Ansicht endgültig seinen Platz an der Seite der Westmächte gewählt hat. Aber dieses Ereignis wird zweifellos keinen sensationellen Charakter haben, da der bulgarische Ministerbesuch in erster Linie in­formatorischer Natur sein wird. Mit weiteren Besu­chen ausländischer Staatsmänner in Berlin ist in nächster Zeit nicht zu rechnen. Das große Besuchs­programm, das für die zweite Septemberhälfte vor­gesehen ist, wird dafür um so wiethigere Ereignisse bringen. Es kann als feststehend betrachtet werden, daß dann freilich der italienische König Viktor Ema­nuel, der bulgarische König Boris und der spanische Staatschef Generalissimus Franco zu offiziellen Be­suchen nach Deutschland kommen werden, wenn die internationale Lage bis dahin nicht akute Zu­spitzungen erfährt und für solche repräsentativen Staatsbesuche keine Zeit übrig läßt. Der Ausbau der deutsch-italienischen Bündnis­beziehungen wird allerdings inzwischen trotz der politischen Ferienstimmung von beiden Seiten mit Hochdruck betrieben. Auf die ersten Begegnungen der beiderseitigen Generalstabschefs aller Waffen­gattungen ist in diesen Tagen der Besuch des italie­nischen Luftfahrtministers General Valle gefolgt. Bei dieser Gelegenheit sind Erklärungen abgegeben worden, die bestätigen, daß seit dem Abschluß des Berliner Vertrages eine rege Zusammenarbeit der Luftwaffen beider Länder im Gange ist. Bei den Berliner Besprechungen ist nicht nur die Frage der Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Luflwaffen- 3

Next