Pester Lloyd - esti kiadás 1939. július (86. évfolyam, 147-172. szám)

1939-07-01 / 147. szám

Samstag, 1. Juli 1939 PESTER LLOYD Die Mandate der Abgeordneten Graf Fidél Pálffy und Béla Kerekes annulliert Die ersten Petitionsverhandlimgen vor dem Verwaltungsgericlit Die im Zusammenhang mit den jüngsten Reichstags­wahlen eingereichten Petitionen wurden vom Verwal­tungsgerichtshof außer der Reihe verhandelt. Für heute vormittag waren gleich zwei Verhandlungen, die vor aller Öffentlichkeit stattfinrlen, anberaumt. Die erste Petitio n s v erh and lung bezog sich auf das Mandat des Ab­geordneten Grafen Fidel Pálffy, der bekanntlich als Listenführer der Vereinigten Ungarischen National­sozialistischen Partei im Listen Wahlbezirk des Komitats Győr ein Mandat erlangt hatte. Die andere Petitionsvér­­hahdlung bezog sich auf das Mitglied der Pfeilkreuzler­­pärlei Béla Kerekes, der auf der Komitatsliste Heves ge­wählt worden ist. Gegen diese Wahl hat nun der Innen­minister von Amts wegen auf Grund des Abschnittes 6, bezw. des § 56 des Wahlgesetzes Einspruch erhoben. Im Wahlgesetz wird nämlich ausgesprochen, daß eine Per­sern, die wegen eines im Gesetze bestimmten Vergehens rechtskräftig verurteilt worden ist, nicht zum Abgeord­neten gewählt werden kann. Das Gesetz bestimmt aus­drücklich, daß eine Person, die wegen Schmähung der Nation verurteilt wurde, zum Abgeordneten nicht gewählt werden könne. Der Innenminister erklärt nun, daß da GrafFidel Pálffy, der von der königlichen Kurie wegen des Vergehens der Schmähung dér Nation rechtskräftig verurteilt worden ist, seine Wahl zum Abgeordneten im Sinne des Gesetzes ungültig ist, und der Minister richtet an den Verwaltungsgerichtshnf das Ersuchen, diese Wähl zu annullieren. Über den Verlauf der Verhandlung berichten wir im Morgenblatt. Der Verwaltungsgerichtshof stellt in seinem Urteil fest, daß im Wahlgesetz keine Unterscheidung in der Richtung getroffen wird, ob eine Strafe aufgehoben oder vollzogen worden-ist. Graf Fi dél Pálffy sei wegen des Vergehens der Schmähung der Nation rechtskräftig zu 400 Pengő Geld­strafe verurteilt worden. Daher hätte er im Sinne 'des Wahlgesetzes nicht zum Abgeordneten gewählt werden können, sein Maridat wird daher vom Verwaltungsgerichts­hof annulliert. Nach dem Verhör von Béln Kerekes verkündete das Verwaltungsgeriohtishof auch das zweite Urteil. Auch das Mandat Béla Kerekes’ wurde annulliert. Petition gegefi das Könnender Mandat Der ehemalige Reicihstagsabgeondmete, Rechtsanwalt Dr. Marlin Lányi, hat beim VerwaltunigSgerichlishöf im Aufträge der Wählerschaft von Körmend eine Petition gegen die Wahl des mit dem Programm der Partei Unga­risches Leben gewählten Abgeordneten Georg Tornyos eingereioht. Abgeordneter Tornyos halte mit einer Mehr­heit von etwa 1000 Stimmen gegenüber Dr. Richard Grecsák, dem nichtoffiziellen Kandidaten der Partei Un­garisches Leben die Mehrheit erlangt. In der Petition wird behauptet, daß hei dem Wahlakt gewisse Unregelmäßig­keiten vorgekommen seien. Bücher und Menschen Von Béla Várkonyi Gute Bücher verkörpern immer die Negative un­seres Lebens. Das Ersehnte, das Unerreichte. Das an­dere Schicksal, das uns zum Erlebnis hätte werden können, das uns zum Erlebnis werden kann. Ihr Er­folg liegt im Traumhaften ihrer Wahrheit, der hohen Wahrheit. Es gibt Bücher, die uns in neuer Empfindung das einmal schon Erlebte wiedergeben. In ihnen wurde Leben zum Traum. Ändere Bücher hingegen schenken uns alles, was uns das Schicksal an Erleb­nissen schuldig gehlieben ist. In ihnen ward Traun? zum Leben.. . Beide Eigenschaften in einem Buche sind sehr selten. Denn sie bedeuten vollkommene Harmonie. Letzte Ausgeglichenheit zwischen Lebén und Traum, Wahrheit Und Dichtung. * Ungelesene Bücher sind stumme Sehnsüchte, leere Krüge. Sie dürsten nach dem Trank unserer Liebe.* Das vergessene Grab des Dichters: Mangel an Pietät. Das vergessene Buch schmerzt jedoch tiefer: Es ist das Grab seiner Stele. * Oft legen wir irgendeine Dichtung enttäuscht zur Seite. Der Ausklamg brachte uns nicht die erhoffte Erfüllung. Das ist picht selten der aufstrebende Dich­ter in uns. Der Überfluß unserer Phantasie. * Bücher, die man mit den? einmaligen Aufwand der Hingebung liest, gleichen einem Abenteuer ver­schwenderischer Liebe, Diese Abenteuer versucht man nur selten zu einem positiven Lehen zu erwecken. Sie sind ihres Reizes beraubt, entblößt. Sie werden zur Erinnerung, nie aber zur Lebensgefährtin! Auch Seelenwerte muß man zu behandeln wissen. Und zwar mit jener feinfühlenden Liehe, mit der wir immer jone Frauen behandeln, die wir auf die Dauer behalten wollen; Dazu bedarf es einer be­stimmten Distanz. Einer Entfernung, die sie bewacht, die sie verschönert. Diese Bücher nimmt man öfters in die Hand. Man blättert in ihnen, streichelt sie und legt sie wie­der auf ihren alten Platz zurück, Ihre schenkende Liebe wird Pie äufhören zu wirken. Ihr Reiz glänzt schimmernd vor unseren Augen. Erhebt sich oft un­bewußt aus dem Hintergrund unserer Seele. Das ge­schieht uns aus dem einfachen Grunde, weil sie noch etwas Unbekanntes an sich haben. Etwas, was an ihnen immer wieder von neuem zu entdecken ist. * Revoltierende Klassiker: \ Jókai: Eine jede Hausbibliothek rühmt sich un­seres Vorhandenseins! Vörösmarty: Und niemand weiß um unser Werk! Arany: Man steckt uns hinter Operntexte und Erläuterungen für moderne Schönheitspflege! Eötvös: Wir sind nur zum Protzen da! Petőfi: Wir sind totes Beweismaterial!.,. Man braucht uns. Merkt ihr nicht, daß man die Gäste des Hauses stets in unsere Nähe führt? Wir sollen etwa beweisen: Hier ist Bildung im Hause! Das ist eine Stätte dér Kultur!... Wir stehen im Dienste dér Eitelkeit. Und haben eine einzige Aufgabe: Das An­sehen unseres Hausherrn zu fördern. Sonst wären wir schon längst Vermodert! * Andächtiges Lesen: Ein In-sich-Gesammeltsein. Klärung des Ichs. Gebet der Seele. * Daß die Jugend in größerem Maße Bücher kauft, als die Leute im gesetzten Alter, das ent­springt dem Unerfülltsein ihres Wesens. In ihr bren­nen tausend und abertausend Fragen, Ahnungen, Ungewißheit. Sie sucht die Antwort, die Erlösung in Büchern. Deshalb steht sie so verträumt vor den Schaufenstern und streichelt die Bücher mit ihrer Seele... Manchmal genügt ihr ein Titel, um das ganze Buch vorauszuahnen, um es durchzuträumen, ohne es gelesen zu haben. Der Gedanke, von den Phantasieflügen des Dichters mitgerissen zu werden, berauscht ihr suchendes Gemüt... Oft geht sie zum Buchhändler, Ohne den festen Entschluß, etwas kau­fen zu wollen. Sie will bloß einmal Umschau halten. Sie springt auf das Pult und klettert auf den Leitern herum. Das ist ihre Lieblingsbeschäftigung. Die le­­digliche Überzeugung, daß dies oder jedes Werk eines bekannten Dichters wiédér ,,zu haben“ ist, be­deutet für sie eine unaussprechliche Beglückung... Der arme Student braucht das. Und der Buchhändler hat Verständnis für ihn: Er göflnt ihn? diese ITeudc. * - , Gibt es irgendwo einen Studentenpoefen, so findest du ihn bestimmt vor dem Schaufenster des' Buch­händlers. Dort steht er und träumt stundenlang vor sich hin. Von Büchern, die er einmal selbst zu schrei­ben holl't. Vom „großen Roman“, den er einst voll­enden wird... Manchmal siehst du ihm zu, wie er eifrig in seiner Westentasche Sucht. Da überzéügt er­sieh zum wiederholten Male, daß seine Mühzen eben noch hinreichend sind, um seine Wöchenmiete'irii'Be­zahlen. Also geht er in den Laden ühd kauft sich eine Anthologie moderner Lyrik. Der Büchernarr zeigt auf seine Bibliothek und spricht: . Seht ihr, das ist das wahre Gesicht der Welt. Das unsterbliche Gesicht def Welt!.,. Ich lebé seit Anbeginn und kann meinen eigenen Tod überleben! Ich bin ein Spiritist, das hier sind meine Medien. Ich spreche mit Dante und dem heiligen 'Franziskus! Wenn ich will, sind alle Genies meineTischgenOssen! i.. Was bedarf es in dem Chaos heutiger Geistesverwir­rung?! Ich rufe die Vergangenheit» denn sie ist stärker als alle Bestrebungen der lebenden Welt... Schauet, da glänzen Meerestiefen und versunkene Welten! Gestürzte Planeten leuchten!... Da öffnen sich Him­mel, wo verbannte Götter hausen, Tote Götter!... Versteht ihr, tote Götter!... Ich berühre die Harid Apollons und lade Odysseus zum großen Abenteuer ein!... Da atmet die wahre Welt. Das All!... Die Ewigkeit!... Nicht zu ermessen ist mein Reich­tum!... Wenn ich sterbe, trage ich Welten in meinem Schoße!... c Ein Schweizer Blatt über die Rede des Reiclisverwesers Aus Genf wird telegraphiert: Courier de Génévé ver­öffentlicht an leitender Stelle unter dem Titel „Eine histo­rische Rede des Reichsverwesers Horthy“ einen längeren Artikel. Die Rede des Reichsverwesers Ungarns, heißt es in dem Artikel u. a., wird in den Annalen der ungarischen Geschichte verewigt werden. Nikolaus v. Horthy ist vor zwanzig Jahren zutn Reichsverweser gewähft worden und eben diese zwei Jahrzehnte waren schicksalsentscheidend für ganz Europa. Der Reichsvereser hat einen ungarischen Weg eingeschlagen, den Weg der Ordnung Und der Ver­fassung, er hat in den verflossenen zwanzig Jahren die ungarische Nationalarrtiee organisiert und das Land mit eiserner Hand, aber mit Väterlichem Herzen wieder äuf­­gerichtét. Ganz Europa hat der Rede gelauscht, mit dér der Reichsverweser den neugewählten Reichstag eröffnet hat und seine Rede hat Vor der ganzen Welt die fried­lichen Absichten Ungarns offenbart. Im Schlußteil des Artikels wird darauf hingewiesen, daß der Reichsverweser anläßlich seines 71. Geburtstages von der ganzen ungarischen Nation gefeiert wurde, die mit großer Beruhigung die Botschaft des Staatsoberhaup­tes entgegengenommen hat. Die neue Verwaltungsordnung im Karpathenlande Mit Verordnung ZI. 14.500/1939, die sich auf die Er­mächtigung in der Regiefungsverordlnung ZI. 6200/1939 stützt, hat der Innenminister die neue Verwaltungsord­nung im Karpathen lande festgestellt. Demgemäß werden im Karpathenlande drei Verwaltungséxpositurén mit dem Sitz in Ufigvár, Munkád und Huszt errichtet. Das Karpathenland gliedert sich in 12 Bezirke, und zwar: auf dem Gebiete der Verwaltungsexpositur Ungvär die Bezirke Szobrdnc.-Nagyberezna, Perécsény und Ungvdr- L.rn'd; auf dem Gebiete der Verwaltungsexpósitur Munkács die Bezirke Mimkács-Lánd, Szolyva und llosva, sowie einer Stuhlrichterexpositur in AlsöverCcke, angeschlossen an den Bezirk Szolyva; schließlich auf dem Gebiete der Verwal'tungsexpOSitur Huszt die Bezirke Huszt, Nagy­szállás, Ökörrhező, Técső und Hahó und einer Stuihl­­richterexposituf mit dem Sitz in Dótnbő, angeschlóssén an den Bezirk Tecsö. Gleichzeitig hat der Innenminister sämtliche Konzept­beamten, die Leiter der VerwaltüngäeXposituten, sowie die Oberstuhlrichter, Stuhlrictoter u,sw. ernannt. Unter einem hat der Innenminister in der gleichen Verordnung die Namensbezeichnung sämtlicher Ortschaf­ten im Karpathenlande in ungarischer und ungnrisch­­rutheniSöher Sprache, letztere mit zyrillischcn Buchstaben bestimmt. Im Annex der Verordnung wird zur leichteren Über­sicht auch genau festgestellt, welche Órlsbézeichnungen ám 31. Oktober 1918 und am 15. März 1939 den jetzt fest­­gésléllten Örtsbézéichnungen entsprochen haben. MTl melde?: In dert Verordnungen Zl. 14.561 und 14.502/1939 re­gelt der Innenminister die BezirkszugChörigkeit und Gé­me in deordttlMVg der durch Verordnung Zl. 6200/1939 vom Karpathenlande an die verwaltungsmäßig vorläufig ver­einigten Komitate Bereg und Ugocsa, sowie an das Ko­mitat Ung angeschlossenen Ortschaften Csongor, Vetbőc, Pancsika, Tiszasásvár, Kömlőd und Unghosszúmezö. MTI meldet: Eine Verordnung des Innenministers Zl. 70.000/1939 verfügt als Vollzug der Verordnung Zl. 6210/1939, daß die durch letztere Verordnung auf dem Gebiete des rückge­gliederten Karpathenlandes organisierte kön. ung. Pd­­lizeihauptmannsdiaft für des Grenzlandgelnet und die ihr angeschlagenen kön, ung. Polizeiexposituren Ihre Tätigkeit am 7. Juli d. .1. auftiehmen. In der Verordnung wird genau bestimmt, welche Be­zirke tinid. Gemeinden zum Amtsbereich der Polizeihaupt­­mannschaft für das Grertzlandgebiet und der PoPzeittkpb­­sititren gehören. Demgemäß ist Szolyva der Sitz dér Pcf­­llzeihauptmannschaft mit den Polizeiexposituren in Huszt, Kőrösmező, ‘Volóc, Uzsok, PerUcseny, AkwiZtatim und Ökörmező. Deutschland reise des Chefs des Honvéd-Generál­­stabs Der Chef des Generalstabes der kün. ung. Hön­­védarmee wird der Einladung der deutschen Heeres­leitung nachkommend einige Tage in Deutschland Verbringen, svo er Manövern beiwohnen wird. Ein Greuelmärehen einer slowakischen Zeitung über Ungarn Aus Prag wird gemeldet: Die Slovcnskä Pravda bringt wieder Greueknärchen über die angebliche ,Unter­drückung der Slowaken in Ungarn und will ihre Behaup­tung beikräftigen, indem sie schreibt, daß Staatsbeamte iin Ungarn ihre Kinder nicht in slowakische Schulen ein­­söhretiben lassen dürfen, weil sie ihre Posten. verlieren würden. Zu den Feststellungen des Blattes, muß bemerkt wer­den, daß es in der ehemaligen Tschecho-Slowa k i schCp Republik in zahllosen erwiesenen Fällen vorgekommen ist, daß die Staats- und Gemeindebeamlen ungarischer Nationalität in der Slowakei gezwungen waren, ihre Kin­der, die an den Prager öder Brunner deutschen Hoch­schulen studierte, unter Androhung des Amtsverlusts an die tcherhischen Hochschulen übertreten zu lassen. Dies war für den Studierenden mit dein Verlust des Semesters verbünden. Die Slovenská Pravda hat damals an diesem Vorgehen nichts Verwerfliches gefunden. , . Englische Stimme zum Einzug der karpathen­­ländischen Abgeordneten ins Parlament London, 1. Juli (MTI) Der Daily Telegraph berichtet nach einem Budapester Reuter-Telegramm über die große Begeiste­rung, mit dér das ungarische Abgeordnetenhaus die .zum Mutterlande zuriickgekelirten Abgeordnelen des Karpa­thenlandes begrüßt hat. Das Blatt hebt besonders die Be­grüßungsreden des Ministerpräsidenten Graf Paul Teleki und des Präsidenten des Abgeordnetenhauses . Koloman v. Darányi, sowie die Erklärung der Abgeordneten her­vor. Bekanntmachung der Pressekammer Die Landes-Pressekammer gibt bekannt: Der Ausschuß der Hauptabteilungen der Pféssekam­­mer für Journalisten und für Verleger hält demnächst Mitgliedsaufnahme. Die Aufnahme in die Pressekammer. muß mittels Benützung der beim Generalsekretär der- Pressekammer (Budapest, . VI.; Andrássy-ut 43, II.) ab 3. Juli d. .1. für 20 Fillér erhältlichen Formulare erbeten werden. Das Gesuch muß in zwei übereinstimmenden Exemplaren verfertigt und mit den auf dein Formular vermerkten Urkunden ausgestattet werden. Nicht in Buda­pest wohnende Ansuchehd«? können die Zusendung des Formulars auch brieflich unter Beifügung eines adressier­ten und frankierten Antwortkuverls und einer 40-Fi.ilér- Postmarke anfordern. Im Hanblick darauf, daß auf Grund der diesbezüg- 3

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