Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1941. április (88. évfolyam, 75-97. szám)

1941-04-02 / 75. szám

2 raljscher Hinsicht lassen das Streben nach einer ähnlichen Uniformität als illusorisch erscheinen „In der Neuen IVeit gibt es nur Staaten; in der Alten gibt es nicht nur Staaten, sondern auch Nationalitäten.“ Was ist nun die Rolle der Nationalitäten im neuen Europa? Den deutschen Persönlichkeiten, mit denen der Verfasser sprach, schwebt, wie er ausdrücklich feststellt, kein zentralisiertes Europa mit einer Art von Bundesparlament vor. „Sie wei­sen,“ fährt er fort, „jede europäische Einheit auf Grund der Beseitigung der Nationalitäten von sich. Über diesen Punkt antworteten mir alle ohne Un­terschied, daß es vergeblich wäre, ein neues Europa unter Mißachtung der tiefen Kräfte aufbauen zu wollen, die in den großen und kleinen Nationen am Werke sind. Man darf die Ge­schichte nicht übersehen, sagte mir eine hervorragende Persönlichkeit. Es gibt eine europäische Vergangenheit, die geachtet werden muß. Es gibt Na­tionen in Europa, und (Jas Reich weiß, daß es gegen den Willen dieser Natio­nen nichts Festes und Dauerhaftes be­gründen könnte. Ein System, das sie übersieht, könnte nicht einmal fünf Jahre dauern; nun gilt es aber, für Jahrhunderte zu bauen.“ Das neue Europa muß also ein ge­meinsames Werk der verschiedenen Nationen sein; sein Grundprinzip ist die „kontinentale Solidarität“. Um sie zu verwirklichen, müssen die europä­ischen Nationen eine Art von Union anstreben; wenn viele Völker nachdem ersten Weltkrieg bereit waren, zugun­sten des Völkerbundes auf einen Teil ihrer Souveränität zu verzichten, ohne dafür die Vorteile eines organischen europäischen Zusammenschlusses zu er­halten, so könne es nicht unmöglich sein, sie für ein System zu gewinnen, das ihnen die ungeheuren Kriegsaus­gaben ersparen und dadurch eine un­geahnte Prosperität ermöglichen würde. Die Rolle Deutschlands würde in die­sem europäischen System, wurde dem Verfasser in vielen Gesprächen ver­sichert, natürlich der zentralen geo­graphischen Lage und dem ethnischen, wirtschaftlichen, militärischen und so­zialen Gewicht des Reiches angemessen eine führende sein, doch betonten seine Gesprächspartner mit großem Nach­druck, daß „das Ziel des deutschen Vol­kes nicht darin besteht, irgendwelche Art von Herrschaft über Europa zu errichten“. Deutschlands Aufgabe sei bloß die Führung aus dem gegenwärti­gen Chaos des Krieges und der Blok­­kade. Auf wirtschaftlichem Gebiete wird ‘— fährt Gentizon fort — die europä­ische Einheit, wie sie führenden deut­schen Wirtschaftskreisen vorschwebt, große Veränderungen mit sich bringen. Europa befindet sich in einer schweren und schmerzhaften Krise, die bereits zur Zeit des ersten Weltkriegs in Er­scheinung trat. Damals hat Europa be­reits die führende Stellung, die es früher in der Weltwirtschaft inne­gehabt hatte, offenbar verloren. Die Entwicklung großer Industrien in außereuropäischen Gebieten und die neuen Methoden, die die landwirt­schaftliche Erzeugung revolutionierten und die europäische Landwirtschaft in eine konkurrenzunfähige Lage brach­ten, haben einen chronischen Krisen­zustand der europäischen Wirtschaft herbeigeführt. Um diese Krise zu überwinden, müsse sich Europa zusam­menschließen und seine wirtschaftlichen Kraftquellen rationell ausnützen. Da Europa nicht mehr im früheren Maß­­stab exportieren könne, müsse es sich auf weniger Import aus Übersee ein­richten. In sorgfältig abgestuftem Über­gang, um die einzelnen Nationalwirt­schaften nicht zu erschüttern, müsse eine Zusammenarbeit der verschiede­nen Nationen, zu deren Einzelzügen auch ein in Etappen zu verwirklichen­der Zollverein gehöre, angebahnt wer­den. Im Rahmen dieser Zusammen­arbeit hätten die einzelnen Nationen jene Produktionszweige zu pflegen, zu denen sich ihr Wirtschaftsapparat am besten eigne; durch Einführung moder­ner Produktionsmethoden könnten die südosteuropäischen Länder ihre land1 wirtschaftliche Erzeugung wesentlich erhöhen, um auf diese Weise das Ein­fuhrbedürfnis des Kontinents an Le­bensmitteln aufzuheben. Denn Europa müsse sich der Notwendigkeit bewußt sein, sich in erster Reihe auf sich selbst zu verlassen; eine Rückkehr zu den Methoden des freien Weltmarktes sei nicht mehr möglich. Das Ideal der Zu­kunft sei eine „europäische Wirt­schaftspolitik“, die allein fähig sei, den Kontinent aus der Dauerkrise, in der er sich seit dem Beginn des 20. Jahr­hunderts Befindet, herauszuführen. Heute wütet in Europa noch der Krieg, und die Gedankengänge über die künftige europäische Einheit gehö­ren einstweilen der Welt der Wünsche und Hoffnungen an. Wenn aber ein scharfblickender Beobachter die Ge­dankengänge untersucht, die in den geistig führenden Kreisen der größten Macht des kriegführenden Europa nach und nach konkrete Gestalt gewinnen, so hat diese Arbeit schon heute unmit­telbare Aktualität und Bedeutung, denn alle Völker sind sich dessen bewußt, daß dieser Krieg tun einer besseren Zu­kunft willen geführt wird, und jenseits aller Kämpfe, Erschütterungen und Heimsuchungen leuchtet als Idealbild ein besseres Europa, in dem alle Völ­ker, große und kleine, friedlich Zusam­menleben und nach Maßgabe ihres historischen Berufs und ihrer schöpfe­rischen Kräfte am Aufbau der neuen Ordnung mitwirken können. PESTER ILOYD MITTWOCH, 2. APRIL 1941' Bericht deutscher Flüchtlinge in Rumänien Zehn Geiseln in Nagykikinda Bukarest, 1. April (DNB) In der Nacht zum Dienstag tra­fen weitere Volksdeutsche Flüchtlinge aus Jugoslawien im rumänischen Banat ein, denen es im Dunkel der Nacht an ver­schiedenen Stellen gelungen war, die Grenze zu überschreiten. Unter den Flücht­lingen befinden sich auch diesmal Frauen und Kinder, sowie militärpflichtige Män­ner. Wie die Flüchtlinge berichten, hat das serbische Militär alle Amtswalter der deut­schen Volksgruppe Jugoslawiens cingezo­­gen, um die Volksgruppe führerlos zu machen. Es besteht der Verdacht, daß die einberufenen deutscher! Amtswalter nicht zu ihren Militäreinheiten gebracht werden, sondern nach Südserb'en in Lager ver­schleppt werden. In Naggkikindci haben die Behörden zehn führende deutsche Männer als Geiseln festgesetzt. Die Ge­meinden an der Grenze wurden zum Teil durch serbisches Militär von der Bevölke­rung geräumt. (MTI) Hivatshi Dnevnik: Nihil de nobis sine nobis! Belgrad, 1. April (MIT) Iiruatski Dnevnik befaßt sich in einem Leitaul'atz mit der allgemeinen poli­tischen Einstellung des kroatischen Volkes, die im gegenwärtigen Augenblick sehr ak­tuell ist. Das Blatt erklärt, das Schlagwort der Kroaten sei seit jeher gewesen: Nihil de nobis sine nobis, was soviel bedeutet: nichts über uns ohne uns! Die Kroaten hätten nie­mals ihre Zustimmung zu einer Entschei­dung gegeben, die ohne ihr Befragen über Probleme erbracht wurden, die ihre Rechte und ihre Zukunft betrafen. Wir, fährt das Blatt fort, waren stets Anhänger einer Eini­gung, doch entsprang diese Ansicht unserer politischen Bildung, nicht aber unserer Schwäche. Es ist nicht schwer, mit uns zu­sammenzuarbeiten, wenn man unsere na­tionale Selbständigkeit und unser Selbst­bewußtsein achtet. Das kroatische Volk ist auch heute bereit, seine Traditionen zu wahren und an seinem alten Geist festzu­halten. Man wird wieder sehen, daß wir ebenso aufbauen, wie zerstören können. Himmel und' Erde, alle Anzeichen weisen darauf hin, daß diese Stunde nicht mehr sehr fern ist. Das kroatische Volk ist be­reit, eine schöne, ehrliche und stolze Seite seiner nationalen Geschichte einzufügen. „Kroatien von Gott dem kroatischen Volk gegeben“ Zagreb, 31. März (DNB) Die Kroaten tragen das Bewußt­sein ihres Wertes in sich und duldeten keinesfalls, daß man mit ijhnen wie mit Objekten verfahre, schreibt Ilrvatski Dnev­nik, und fährt fort: Wenn wir sagen, daß wir ein Volk sind, dann denken wir an jene Souveränität des kollektiven Geistes, die aus unserem ganzen Wesen strahlt. Es ist nicht schwer, mit den Kroaten zusammenzu­arbeiten, doch könnten es nur die, die das kroatische Selbstbewnßtsein und ihr Eigen­wesen achten. Nach Hinweisen auf frühere Versuche, die kroatischen Forderungen bei politischen Vereinbarungen zu umgehen, erklärt das Blatt abschließend, heute glaube wohl niemand mehr, daß die Kroaten nicht ihre Ziele und ihre Wege genau kennten. Heute sei jedermann klar, daß Kroatien von Gott dem kroatischen Volk gegeben séi uird daß in Kroatien ein Volk lebe, das gut zu denken verstehe, vernünftig sei und Stolz in der Brust trage. Die Reihen deJf kroatischen Volkes stehen bereit, um in unserer nationalen Geschichte eine schöne, ehrenhafte und stolze Seite zu schreiben. (MTI) Vier Reichsdeutsche in Jugoslawien verhaftet Klagenfurt, 1. April (DNB) Ein weiterer Flüchtlingstransport, 120 Reichsdeutsche aus der Laibaoher Ge­gend, traf heute in Villach ein. Nach den Aussagen der Flüchtlinge wurden vier Volksdeutsche, die dem schwäbisch-deut­schen Kulturverband angehören, verhaftet. Sie hatten Reisevorbereitungen getroffen und wollten gemeinsam mit den Reichs­deutschen Jugoslawien verlassen. (MTI) Die Banusse der Donau­­und Bácska-Banschaft abgesetzt Belgrad. 1. April (DNB) Durch eine Verordnung des Königs wurden die Banusse der Donau- Banschaft und der Bácska-Banschaft abge­setzt. Durch eine weitere Verordnung des Königs werden die Senatoren ihrer Pflich­ten entbunden und Neuwahlen ausgeschrie­ben. (MTI) Zwetkowifsch und Cincar-Maikowitsch in die Verbannung Bukarest, 1. April (Stefani) Dem Vernehmen nach werden Zwctkowitsch und Cincar-Markowitsch, die sich gegenwärtig unter Aufsicht in Belgrad befinden, innerhalb weniger Tage Jugo­slawien verlassen und nach Griechenland gehen. Nachrichten aus Belgrad besagen, daß weder der eine, noch der andere den Wunsch geäußert habe, Jugoslawien zu verlassen und daß sie eigentlich von der Belgrader Regierung in Verbannung ge­schickt werden, doch wird ihnen nur die griechische Grenze geöffnet. Derart gelan­gen sie den Engländern in die Hände, wie' dies bereits mit mehreren anderen jugo­slawischen Politikern der Fall gewesen ist. Wahrscheinlich wartet ein gleiches Schick­sal auch der Divisionsgeneralc Kositsch und Stojanowitsch, die in den Ruhestand versetzt wurden und seit Montag früh un­ter Aufsicht stehen. (MTI) Ernennungen Belgrad, 1. April (MIT) Zum Hauptschriftleiter der Avala wurde Besewitsch, der Bericht­erstatter des Bureaus in Sofia, ernannt. Belgrad, 1. April (MTI) Zum Regierungskommissar der Vreme wurde der Redakteur Sotirowitsch, der Mitarbeiter der Politika, ernannt, Berlin, 1. April (MTI) In deutschen politischen Kreisen zieht man aus dem Umstande, daß die Belgrader Regierung die Bevölkerung durch den Rundfunk wiederholt auf den Schutz ge­gen Luftangriffe und auf die Haltung wäh­rend solcher Luftangriffe aufmerksam ge­macht hat, die Folgerung, daß die jugo­slawische Regierung nicht mehr mit einer friedlichen Wendung der gegenwärtigen Lage rechnet. New York Times: Kriegsvorbereitungen der Jugoslawen New York, 1. April (DNB) Der Belgrader Korrespondent der New York Times, Sulzberger, behauptet in einem langen Bericht aus Bitolj, die Grie­chen bereiteten eine Offensive vom Och­rida-Sce bis zur Adria vor. Die britischen Streitkräfte strömten nach Griechenland ein, während Jugoslawien eine beträcht­liche Armee vpn der griechischen Grenze bis Montenegro zusammengezogen habe. Von jugoslawischer Seile habe man auf griechischem Boden motorisierte britiscläe Einheiten in der Nähe Albaniens gesehen* Die jugoslawischen Streitkräfte in dieser; Gegend seien praktisch auf dem Kriegsfuß. Der Zeitpunkt der Offensive hänge vor­wiegend von Belgrad ab. Unter den jungen jugoslawischen Offizieren gebe es keinen Zweifel, daß man gegen Italien Vorgehen werde. Schon seien verschiedene Griechen als Verbindungsoffiziere in Südjugo­­slawicn, während britische Beobachter zwi­schen Belgrad und Athen hin und her reisten. Südlich der griechisch-jugoslawi­schen Grenze habe der Korrespondent seihst einen englischen General getroffen, der die Gegend inspizierte. (MTI) Zsivkowitsch zum Drmeegenera! ernannt Belgrad, 1. April (MTI) Das militärische Amtsblatt ver­öffentlichte eine Verordnung, die mehrere Ernennungen enthält. Der König hat Di­­mitrij Zsivkowitsch zum Armeegeneral be­fördert. Neue Banusse Belgrad, 1. April (MTI) Der König hat den bisherigen Ba­nns von Zeta (Montenegro) Bozsidar Krstilsch zum Banns des Morava-Banats und den Rechtsanawalt Nikola Stojano­witsch zum Bänus von Vrbas ernannt. Heimkehr der Italiener aus Jugoslawien Triest, 1, April (DNB) Nachdem bereits am Vormittag zahlreiche Italiener aus Jugoslawien zu­rückkehrten, hrachten zwei weitere Züge in den ersten Nachmittagsstunden über Fiume 600 italienische Staatsbürger. Um 15 Uhr brachte sod'ann der Belgrader Zug sämtliche Mitglieder der italienischen Kolonie in Bel­grad, wo nur noch der italienische Gesandte mit dem Gesandtschaftspersonal zurückge­blieben ist. Ein anderer Zug aus Sarajewo brachte einige Hundert istalienische Flücht­linge aus Bosnien. (MTI) Times: „Vorbereitung für eine allgen”*' Mobilisierung“ Amsterdam, 1. April (DNB) Nach einer Belgrader Meldung der Times werden in Jugoslawien die mi­litärischen Vorbereitungen fortgesetzt. Es werden immer mehr Altersklassen einbe­rufen. Die am Dienstag erfolgte Schließung aer Schulen wird vom Berichterstatter der Times als eine Vorbereitung für eine all­gemeine Mobilisierung bezeichnet. (MTI) Deutsche Schlagzeilen Berlin, 1. April (DNB) Die Berliner Abendpresse ver­zeichnet weiterhin auf erster Seite die anti­deutschen Vorgänge in Jugoslawien. Lokal­anzeiger stellt in seiner Schlagzeile fest: „Serbischer Terror wächst — Brandstifter­banden ziehen von Dorf zu Dorf“. Die Schlagzeile der Nachtausgabe lautet: „Ver­folgung der Deutschen“. Das Blatt hebt weiter hervor, daß im Gegensatz zu den Erklärungen der Belgrader Behörden ohne jeden Grund zahlreiche Volksdeutsche ver­haftet wurden, und daß der Flüchtlings­strom anhalte. Angriff stellt fest: „Die Lage verschärft sich, schon System in der Deutschenverfolgung“. (MTI) Gesandter ünüritsch wieder nach Berlin Belgrad, 1. April (INB) Der jugoslawische Gesandte in Berlin Andritsch, der vor zwei Tagen uner­wartet in Belgrad eintraf, begibt sich am Dienstag abend wieder in die Fteichshaupt­­stadt. Er hatte in Belgrad Gelegenheit, mit allen maßgebenden Männer der neuen Re­gierung Fühlung zu nehmen. Beschlagnahmter Bahntransport Bukarest, 21. März (DNB) Im rumänischen Banat sind wei­tere Volksdeutsche Flüchtlinge aus Jugo­slawien cingetroffen. Die Serben haben durch starke militärische Streifen die Grenze gegen Rumänien seit der Nacht züm Montag abgeriegelt, so d'aß im Laufe des Montags die Flucht nur noch zwei Flücht­lingsgruppen von zusammen etwa 50 Mann an zwei Stellen der Grenze gelang. Wie die Flüchtlinge berichten, versuchen weitere mehrere hundert Volksdeutsche über die Grenze zu gelangen. Von der jugoslawi­schen Grenze wird ferner berichtet, daß zwei rumänische, für Italien bestimmte Transporte, ein Zug mit Weizen und einer mit Erdöl, von den serbischen Behörden im Bahnknotenpunkt Vinkovce angehalten und beschlagnahmt wurden. (MTI)

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