Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1941. június (88. évfolyam, 124-146. szám)

1941-06-01 / 124. szám

Sonntag, i. juni 1941 FESTES ILOYD nmmmnamMmumammmmaaammnmnm3 Kreta ein flbsprungbafen in den Händen der Achse Die deutsche Presse zu den großen Erfolgen i Berlin, 31. Mai £ (TP) In großer Aufmachung berichtet <3ie deutsche Presse über die vernichtende Niederlage, welche die Engländer auf der Insel Kreta durch die deutschen Truppen erlitten haben. Zugleich wird die große strategische Bedeutung Kretas gewürdigt und das war nicht schwer, hatte doch die gesamte angelsächsische Presse selber bei Beginn der Kampfhandlungen auf Kreta die strategische Schlüsselstellung Kreta im östlichen Mittelmeer hervorgehoben. So schrieb am 20. Mai d. ,1. der Daily Tele­graph: „Hitler spielt hier um ein gewal­tiges Ziel, er spielt um viel mehr als um Kreta selbst. Denn Kreta ist der Schlüssel­punkt zwischen Europa, Afrika und Asien. Es ist für das östliche Mittelmeer so viel •wie Malta und Sizilien zusammengenom­men.“ Die Berliner Bär sen-Z eitung schreibt unter der Überschrift „Ab­sprunghafen nach Suez“ zu der jüngsten Entwicklung auf Kreta: „Mit der Fest­stellung des Oberkommandos der Wehr­macht, daß die Operationen zur Besitz­nahme des britischen Bollwerks Kreta sich ihrem Abschluß nähern, ist ein Blick auf eine Unternehmung möglich, die in der Kriegsgeschichte aller Zeiten einzig dasteht. Zum erstenmal ist die Eroberung einer großen Insel aus der Luft erzwun­gen worden, einer Insel, die für den Ver­teidiger in der Zerklüftung ihrer Gebirge und der monatelangen Vorbereitungen von Stellungen ideale Möglichkeiten bot. Was die deutschen Angriffstruppen gebildet aus Fallschirm- und Gebirgsjägern trotz glü­hender Hitze und Wassermangel mit der Zerschlagung des britischen Widerstandes geleistet haben, ist abermalige Erfüllung des stolzen Führerwortes: „Der deutschen Wehrmacht ist nichts unmöglich.“ Die Luftwaffe hat sich hier ein strahlendes Ruhmesblatt und den Engländern ein furchtbares Menetekel geschrieben. Da ein .Teil unserer tapferen Truppen nach Sü­den abgeschwenkt ist und die Italiener im Osten der Insel Vordringen, bleibt den flüchtenden Briten hur der Weg nach Westen. Hier macht ihnen die Steilküste mit ihren zerrissenen Gebirgszügen, an die ständig eine starke Brandung schlägt, das Entweichen äußerst schwierig, um so mehr, als die britische Flotte nach ihren katastrophalen Verlusten wohl kaum einen neuen Einsatz wagen wird. So wichtig Kreta für England war, so bedeut­sam ist der Besitz der Insel für die Achsenmächte. Sie sperrt und sichert einerseits das Ägäische Meer, zum andern ist sie in unserer Hand ein Absprung­hafen, der Englands Stellungen in Alex­andrien und den Suezkanal unmittelbar in die Gefahrenzone rückt, denn von Alexandrien ist Kreta nur 550 km ent­fernt. Was cs aber heißt, die Deutschen vor den Toren zu haben, das hat man in England bitter und schwer erfahren müssen. Das wird England auch an die­sem wichtigen Scharnier seiner Weltreich­stellung zu fühlen bekommen. Berlin, 31. Mai Lange Kolonnen gefangener britischer Soldaten ziehen, so wird DNB gemeldet, auf den gebirgigen Straßen Kretas in die deutschen Sammellager. Sie haben den nutzlosen Widerstand gegen die deutschen Truppen aufgegeben und sind nach ihren eigenen Aussagen froh, bei dieser vernich­tenden Katastrophe noch mit dem Leben davongekommen zu sein. In heftigen Ver­folgungsgefechten sind ihnen die deutschen Truppen so schnell gefolgt, daß die Briten keine Zeit mehr fanden, ihre Waffen, Aus­rüstungsstücke und Verpflegungsrationen mitzunehmen. Die Rückzugsstraßen säu­men stehengelassene Maschinengewehre, Artilleriegeschütze und Munitionsbehälter, weggeworfene Gewehre, Stiefel, Uniform­teile und die charakteristischen Hüte der neuseeländischen Soldaten. Auf der Straße nach Kanea; wo der Durchbruch durch die nördliche britische Verteidigungslinie erzwungen wurde, fielen den deutschen Einheiten auch zahlreiche britische Trans­portfahrzeuge in die Hände. Ebenfalls wurde in diesem Abschnitt ein reichhhalti­­ges britisches Verpflegungslager erbeutet. (MTI) Grauenhafter Fund auf einem Flugplatz Berlin, 31. Mai (DNB) Bei dem Flugplatz Maleme auf Kreta wurden die Leichen von 15 deut­schen Fallschirmjägern gefunden. Sie lagen nackt auf dem Boden und wiesen die Wundmale furchtbarer Verstümmelungen und Martern auf. (MTl) Neuerliches Dünkirchen Berlin, 31. Mai Wie DNB zum heutigen Wehrmacht^ bericht ergänzend erfährt, gab die stiir mische Verfolgung auf Kreta dem Gegner nicht mehr die Möglichkeit, trotz günstiger Vorbedingungen, die das Gelände bot, noch einmal zu nachhaltigem Wider­stand zu gelangen. Bei der Verfolgung der Briten hat die / b\ [BAYER] V E J Vb/ASPIRIN T abletten gegen Kopfweh, Schmerzen, Erkältung deutsche Luftwaffe ihre in früheren Feld­zügen von allen Gegnern so gefürchtete Schlagkraft erneut bewiesen. Britische Marschkolonnen wurden durch Bomben­angriffe zersprengt, feuernde Flakbatterien durch Volltreffer zum Schweigen gebracht, während GM-Garben und Geschützfeuer bei Tiefangriffen unter flüchtenden Fahr­­zeugkolonnen schwere Verheerungen an­richteten. Mit besonderer Wucht trafen diese Luftangriffe britische Truppenan­sammlungen, die an der Siidküste der Insel verzweifelt nach Einschiffungsmög­lichkeiten suchten. Hier spielten sich Szenen ab, die an die Panik britischer Truppen bei der Einschiffung in Dün­kirchen und in den griechischen Häfen vor wenigen Wochen erinnerten. (MTI) Italienischer Kriegsbericht: Enge deutsch-itaiienisciie Zasammesarkelt auf Kreta Born, 31. Mai (Stefani) 360. Bericht des italienischen Hauptquartiers: Italienische Fliegerverbände richteten im Laufe der Nacht gegen die Hafeneinrich­tungen von La Valetta auf Malta erneute Bombenangriffe. Auf der Insel Kreta setzen italienische Truppen und deutsche Streitkräfte in en­ger Zusammenarbeit im Interesse der Er­reichung der gesteckten Ziele ihre Kriegst handlungen fort. Englische Flugzeuge belegten einige Ort­schaften auf Inseln des Ägäischen Meeres, die sich im italienischen Besitz befinden, mit Bomben. Ein feindliches Flugzeug wurde von der Marineflak abgeschossen. In Nordafrika haben italienische und deutsche Flugzeuge unter dem Schutz von italienischen Jagdmaschinen die feindffehe Flak von Tobruk bombardiert. Am 28. Mai bombardierten deutsche Flugzeuge die in der Nachbarschaft der belagerten Festung befindlichen motorisierten Kolon­nen, die sie trafen und schwer beschädig­ten, sowie nördlich von Marsa Matruh einen feindlichen Dampfer größeien Ton­nengehalts. In Ostafrika leisten unsere Garnisonen gegenüber dem Druck des in zahlenmäßiger Übermacht befindlichen Feindes hartnäcki­gen Widerstand. (MTl) Londoner Auffassung: Hart Kreta folgt Zypsrn Stockholm, 31. Mai (INB) In London erwarte man — be­richten die Londoner Korrespondenten der schwedischen Blätter —, daß nach Kreta Zypern das nächste deutsche Angriffsziel sein weide. News Chronicle meint hiezu, das Luftgebiet über Zypern müsse um jeden Preis vor der deutschen Dominierung ge­rettet werden. Man hoffe in London — so schreibt der Korrespondent von Svenska Dagbladet —, daß die englischen zustän­digen Stellen aus den Kämpfen um Kreta die Lehren gezogen hätten und diese sich nunmehr bei den Vorbereitungen auf Zypern zunutzen machen würden. Times hebt in diesem Zusammenhang besonders die Bedeutung der deutschen Sturzbomber hervor, die ohne wirksame Bodenabwehr ungestört ihr vernichtendes Werk ausfüh­ren könnten. t t Die Verlobung Von Georg Majthényi Im Fenster standen eine prächtige Fächerpalme, Kakteen und drei übereinan­der gestellte weiße Vogelbauer mit kleinen Singvögeln in jedem Bauer. Ein wahrhaft südliches Bild, Hinter dem Fenster aber sagte Frau Giesecke ihrer Tochter Nelly Bescheid: —- Und auch wenn du aus der Haut fährst, wirst du Doktor Haenisch heiraten! Ich rate dir, daß du es tust, denn eine zweite solche Partie gibt es in diesem ganzen langweiligen Nest nicht... Ich habe es satt, daß du deine Heiratskandi­daten wie Schuhe behandelst: heute ziehst du diesen an und aus, morgen jenen. Schließlich bist du ja schon dreiundzwan­zig Jahre alt, wie lange willst du denn eigentlich noch warten? Nelly konnte es sich nicht verkneifen, herzlich zu lachen. — Aber ich warte ja gar nicht, Mutter! Sehe ich denn so aus, wie jemand, der wartet? -— Dabei räumte sie ihre Wäsche und ihre Kleider aus dem Schrank. Frau Giesecke ließ die Bemerkung völlig unbeachtet. —• Dieser Doktor Haenisch hat eine sehr gut gehende Praxis. Ich habe mich danach erkundigt, alle Leute sagen es. Und er hat sich in dich verknallt. Du könntest neben ihm leben, wie es dir paßt... — Du sagtest eben sehr richtig: neben ihm! — Was meinst du damit? — Heirate ich aber jemanden, dann will ich nicht neben ihm, sondern mit ihm leben! — raisonnierte Nelly. Frau Giesecke fuhr mit einer Nadel in die Haare und kratzte sich am Kopf. — Laß das Schwatzen sein, sag ich dir. Ich weiß wirklich nicht, weshalb du in der letzten Zeit so viel redest, man kann ja gar nicht mehr zu Wort kommen . . . Also hör mich mal au. Nach deinem Vater jst uns nur die kleine Pension geblieben, aus der kannst du dir aber bestimmt nicht den vielen Besuch leisten, die Vergnügen, Kleider und was du alles noch brauchst. Dieser Haenisch aber bettelt mich seit zwei Monaten an, ich soll dich ihm doch ge­wogen machen ... Dabei könnte er gute Partien haben, so viel er wollte, Frau Gebert würde dir weiß Gott was antun, wenn sie wüßte, daß Haenisch ihre Lotte einmal angucken würde, der denkt aber gar nicht daran, grüßt bloß und läuft nur dir nach, auch wenn er mit ihr einen or­dentlichen Batzen Geld bekommen würde. Er will es nicht. Er sagt mir immer: Ich habe selbst genug, Mutter ... — Was? Er sagt dir schon Mutter? —­­Nelly schlug die Hände zusammen und lachte noch mehr. — Seid Ihr vielleicht schon handelseinig? Frau Giesecke wurde ein wenig steif, das Aufmucken half nichts, der Würfel war schon gefallen. Sie sagte es also unverblümt heraus: — Am nächsten Sonntag feiern wir Eurp Verlobung. Nelly sagte darauf kein Sterbenswört­chen, legte das Kleid, das sie sich ausge­sucht hatte, wieder in den Schrank zurück, holte ein anderes heraus und rief das Mäd­chen herein: — Mariechen, heute kochen Sie das Mit­tagessen, denn ich gehe in die Kirche und dann auf den Bummel, damit Dr. Haenisch ja nicht meint, daß ich häuslich sei. Die ganze Woche werde ich herumflanieren, vielleicht wird er sich dann überlegen, was ihm eine Frau wie ich kosten würde .. . Frau Giesecke •schwieg, vielleicht freute sie sich sogar daß bisher alles so verhält­nismäßig glatt ging. Das übrige war Hae­­nischs Sache: er sollte sehen, wie er das Mädchen erobert. Nelly hielt jedoch Wort und flanierte die ganze Woche herum. Sonntag aber, bei der Verlobungsfeier, als Haenisch gefühls­selig wurde, sagte sie lächelnd, fast über­mütig : — Schön, atles in Ordnung. Solange ich keinen anderen find«, bin ich Ihre Braut. Bemühen Sie sich aber nicht allzusehr r/ilt Geschenken und Blumen, und davon, daß Sie mich küssen werden, brauchen Sie gar nicht zu träumen. Übrigens fahre ich heute, abend zu Onkel Hans. Frau Giesecke war verblüfft, Herr Hae­nisch desgleichen. Sie machten große Augen. — Was? Wie? ... Zu Onkel Hans? Bloß, wenn ich dir erlaube! — Frau Giesecke wurde energisch. — Du willst es nicht erlauben? Onkel Hans ist doch dein Bruder. Und wie rei­zend er mich eingeladen hat. Sie holte den Brief und zeigte ihn ihrer Mutter. — Du bekommst keinen roten Heller Reisegeld! — rief Frau Giesecke empört aus, nachdem sie den Brief gelesen hatte. — Ich brauche ja gar kein Geld —- lä­chelte Nelly. —■ Onkel Hans hat mir auch schon Geld geschickt. Sie waren entwaffnet, Nelly war allem gewachsen. —- Und wie lange beabsichtigen Sie zu bleiben? — wagte Haenisch zu fragen. — Das weiß ich vorläufig noch nicht. Die Antwort kam ein wenig von oben her. — Bis Sie den anderen finden? — fragte Haenisch spitzig. — Möglich. Sie werde ich aber auf jeden Fall verständigen . .. Jetzt riß aber bei Frau Giesecke der Ge­duldfaden, obwohl man nicht behaupten kann, daß sie sich das Gespräch bisher ge­duldig angehört hätte:' — So sehen also die gottverlassenen mo­dernen Mädchen aus! Wo gab es das früher, daß ein Kind seinen Eltern nicht gehorcht hätte?! Hätte ich es gewagt, meiner Mutter zu widersprechen oder etwas gegen ihren Willen zu tun? ... Und dieser Onkel Hans, der hilft ihr sogar dabei! Na, dem werde ich auch gründlich meine Meinung sagen! Eä nützte aber kein Schimpfen. Nelly w>r tatsächlich ein modernes Mädchen, selbstbewußt und tapfer. Und obwohl ihre Mutter den ganzen Nachmittag Batterien von Argumenten auffahren ließ, packte Nelly unerschütterlich ihre Sachen. Nur manchmal warf sie einen Satz ein: — Ich will einen Mann, der zu mir paßt,1 nicht zu dir, ich werde ja mit ihm leben müssen! Aber auch solche Reden waren nutzlos, denn Frau Giesecke brandmarkte sie als modern und schließlich schreckte sie auch davor nicht mehr zurück, ein paar Tränen aus den Augen zu wischen. Nelly aber blieb unbeugsam Als sie zum Bahnhof gehen mußte, kam auch Haenisch, um sie zu be­gleiten. — Tu ich dir denn gar nicht leid? — fing Frau Giesecke an, lyrische Töne anzu­schlagen. — Läßt du deine arme alte Mut­ter allein? Haenisch sekundierte der Mutter und sie begleiteten Nelly, von rechts und links, wie Gendarmen den Gefangenen. Beim Abschied sagte Nelly: — Sei nicht traurig. Mutti. Wenn ich wegfahre, bleibt dir doch die ganze Stadt, wo dich jeder lieb hat. Auch Haenisch wird mir nicht nachtrauern, und wenn doch, so besucht er Mutti und' ihr tröstet euch gegenseitig, gelt? Sie stieg in die Bahn. Auf dem Heimweg meinte Frau Giesecke: — Sehen Sie, Haenisch, so sind die mo­dernen Mädchen: sie haben kein Herz... Es lohnt sich gar nicht, ein solches Mäd­chen zu heiraten, glauben Sie es mir ... Sie reißen einfach aus und lassen ihre Mutter und ihren Bräutigam im Stich, — ist das eine Art und Weise? Sie wären recht dumm, wenn Sie sich auch nur ein klein wenig um Nelly kümmern würden. Könn­ten Sie denn mit ihr glücklich werden? Ausgeschlossen! Na, was wollen Sie denn dann? Sie würden neben ihr nur unglück­lich sein!... Aber wissen Sie was? Ich suche fiir Sie eine andere! Überlassen Sie mir das ruhig, Sie werden d'ahei gut weg­kommen ... Diese Nelly, ich gebe ihr keine zwei Wochen, die verlobt sich hei Onkel Hans. Ich kenne sie. Sie ist ja meine Toch­ter ... Für Sie werde ich aber sorgen: nächsten Sonntag kommen Sie zu mir zum Kaffee, da wird es einen Mädchenkranz ge­ben wie bei einem Ball. Nicht wahr, Sie kommen? Und Haenisch, was sollte er tun, küßte Frau Giesecke die Hand und sagle: — Ich werde kommen, Mutter.

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