Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1941. július (88. évfolyam, 153-173. szám)

1941-07-08 / 153. szám

DIENSTAG, 8. JULI 1941 PESTER ILOYD Die fetzte grolle Verteidigungslinie der Sowjetarmeen erreicht In Berlin herrscht volle Befriedigung über den planmäliigen und auf der ganzen Linie erfolgreichen Verlauf der Operationen Telephonhericlt? unseres Korrespondenten Berlin, 7 Juli Der Hinweis in Sen Berichten des deut­schen Oberkommandos auf den Beginn der Kämpfe um die sogenannte Stalin- Linie gi'bt einen Anhaltspunkt für die Beurteilung der Kämpfe auf dem östlichen Kriegsschauplatz. Das militärische Vorfeld das durch die russischen Gebietserweite­rungen nach . dem Westen in den beiden letzten Jahren geschaffen und vom Kreml zu einer wichtigen strategischen Position ausgebaut wurde, ist jetzt im wesentlichen auf eine ausgedehnte Front vom Baltischen Meer bis zu den Karpathen im Besitze der deutschen und verbündeten Streitkräfte. Sie sind jetzt bei der Fortsetzung ihrer An­griffsbewegung in zahlreichen Abschnitten auf das altrussische Gebiet getreten und stehen im Begriff an der Stalin-Linie neue, vielleicht strategisch entscheidende Ergeb­nisse sicherzustellen. Mit größter Erbit­terung wird deshalb offentsichtlich von beiden Seiten gekämpft und wenn von deutscher Seite bestätigt wird, daß die Sowjetstreitkräfte besonders hartnäckigen Widerstand zu leisten versuchen,, dann zweifellos deshalb, weil sie schließlich mit der Stalin-Linie ihre letzte große Verteidi­gungsposition zu behaupten haben. Eine mehr oder weniger zusammenhän­gende Schlacht von gewaltiger räumlicher Dimension und bei einem bisher unbe­kannten Einsatz von Kriegsmaterial und Soldaten ist entbrannt. In unterrichteten Kreisen zeigt sich in Berlin absolute Ge­wißheit, daß indessen die Operationen ge­gen die Bote Armee an allen Fronten einen durchaus planmäßigen Verlauf nehmen. Man wird vermutlich nicht mehr lange zu warten brauchen, um die örtlichen Posi­tionen zu erfahren, die den Erfolg der deutschen Operationen vollauf bestätigen werden. Mit großer Gelassenheit kann man daher auf deutscher Seite die von den Engländern aufgestelllen Behauptungen von einer angeblich wider Erwarten lang­samen Entwicklung der Operationen an der Sowjetfront als unzutreffend ignorie­ren^ Jedoch wird darauf aufmerksam ge­macht, daß im vergangenen Jahr von den deutschen Panzerkräften das 300 Kilo­meter von der deutschen Grenze entfernt liegenden Abbeville, in dem seinerzeit mit Recht als sensationell empfundenen Zeit­raum von nur zehn Kampftagen hätte erreicht werden können. Der Feldzug ge gen die Sowjetunion weise aber keines­wegs schlechtere Ergebnisse auf, da schon am achten Kampftag auf ungleich schlech­teren Wegen die Düna zwischen Riga und Dünaburg iiberschreitten und damit gleichfalls eine Distanz von 300 Kilometer zurückgelegt werden konnte. Im einzelnen ergibt sich am Anfang der dritten Kriegswoche im Osten folgendes Bild: Im äußersten Osten stehen die ver­einigten deutsch-finnischen Streitkräfte in der Angriffsbewegung im Abschnitt von Murmansk sowie in Karelien, vornehmlich nördlich des Ladogasees. An der Nord­front geht der deutsche Angriff über die Ströme der Düna, der Beresina und des oberen Laufes des Dnjepr in östlicher Richtung weiter. An dem mittleren Front­abschnitt haben deutsche und ungarische Truppen Schulter an Schulter den Über­gang über den oberen Lauf des Pruth und des Dnjestr unter harten, aber er­folgreichen Kämpfen erzwungen. In Gali­zien wird die Verfolgung über den Sereth in scharfem Nachdrängen fortgesetzt. An der Südfront setzt sich der Vormarsch der deutschen und rumänischen Truppen über den Pruth hinweg ebenfalls planmäßig fort. Zusammenfassend läßt sich siegen, daß das militärische Bild von der Entwicklung der Kämpfe auf dem Sowjetkriegsschau­­platz in Berlin in jeder Beziehung befrie­digt. In den deutschen Blättern zeigt sich besondere Genugtuung darüber, daß an den überzeugenden Waffenerfolgen im Osten auch die mit dem Reich verbündeten Truppen ihren vollen Anteil haben. Man spricht daher gern von den Erfolgen des Koalitionskrieges, an dem Deutschland und die mit ihm verbündeten Mächte beteiligt sind. Die höhere politische Ebene, auf der sich der Feldzug gegen die Sowjetunion abspielt, wird durch diese Kennzeichnung des großen und gewaltigen Ringens her­vorgehoben, Ernst Lemmer feindliche Bombenangriffe ab und schos­sen dabei drei Sowjetflugzeuge ab. Im Kampf gegen Großbritannien ver­senkte die Luftwaffe im St. Georgs-Kanal zwei Frachtschiffe mit zusammen 10.000 BRT. Kampfflugzeuge bombardierten in der letzten Nacht erfolgreich Flugplätze in Mittelengland und Hafenanlagen an der Süd- und Südostküste der Insel. Das Ver­minen britischer Häfen wurde fortgesetzt. In Nordafrika erzielten deutsche und italienische Kampf- und Sturzkampfflug­zeuge Bombenvolltreffer in Flak- und Artilleriestellungen um Tobruk. Bei An­griff sversuchen am Tage verlor der Feind gestern an der Kanalküste durch Jagd­­und Flakabwehr 19 Flugzeuge, ein weite­res durch Marineartillerie. Britische Kampfflugzeuge warfen in der letzten Nacht Spreng- und Brandbomben an verschiedenen Orten Westdeutschlands Die Zivilbevölkerung hatte einige Ver­luste. Brände in Wohnvierteln, u. a, in Dortmund, konnten schnell gelöscht wer­den. Bei diesen Angriffen und bei einem Vor­stoß zur Küste des besetzten französischen Gebietes schossen Nachtjäger und Flak­artillerie 8 Kampfflugzeuge ab. In der Zeit vom 3. bis 6. Juli wurden S3 britische Flugzeuge abgeschossen, da­von 58 in Luftkämpfen und durch Nacht­jäger, 21 durch Flakartillerie, vier durch Einheiten der Kriegsmarine. Während der gleichen Zeit gingen im Kampf gegen Großbritannien 9 eigene Flugzeuge verlo­ren. In den Kämpfen im Osten zeichneten sich Oberleutnant Knaak, Oberfeldwebel Werner, die Feldwebel Haut und Prohaska in einem Lehrregiment, sowie Leutnant Populo in einem Schützenregiment beson­ders aus. Oberleutnant Philipp errang am 4. Juli seinen 31.s 32. und 33. Luftsieg, Oberfeldwebel Beier in der letzten Nacht seinen 9. und 10. Nacht-Jagdsieg. In der Panzerschlacht bei Dubno zeichnete sich eine Batterie des Flakregiments „General­­feldmarschall Göring“, unter Führung des Hauptmanns Schulz, sowie Leutnants Wilmskötter besonders aus. Der Matrosen­gefreite Ernst Kellner schoß mit einem leichten Flakgeschütz sein 3. britisches Flugzeug ab. (MTI) OKW gibt bekannt: Nördlich der Pripjet-Sümpfe dringen deutsche Heeresverbände auf breiter Front gegen den Dnjepr und die ubere Düna fort Czernowitz genommen dm 6. iuii 204 Sowjeiflugzeuge, zwischen dem 3. und 6. Juli 83 britische Flugzeuge abgeschossen Sieg deutscher Minensuchboote gegen Sowjetzerstörer Aus dem Führerhauptquartier, 7. Juli (DNB) Das Oberkommando der Wehr­macht gibt bekannt: In Bessarabien sind die deutschen und rumänischen Truppen nach Abweisung von Gegenangriffen in fortschreitendem Angriff, in der Bukowina erreichten rumänische, nordwestlich davon ungarische Kräfte den Oberlauf des Dnjestr. Czernowitz ist ge­nommen. Die Verfolgung des Feindes in Galizien wurde in breiter Front über den Sereth fortgesetzt. Nördlich der Pripjet-Sümpfe dringen deutsche Heeresverbände auf brei­ter Front gegen den Dnjepr und die obere Düna vor. Die Operationen der deutschen und finnischen Truppen verlaufen weiter­hin planmäßig. Geschwader der deutschen Luftwaffe vernichteten auch am gestrigen Tage eine große Zahl feindlicher Panzer- und Last­kraftwagen, setzten Batterien der Sowjets außer Gefecht, zerstörten Eisenbahnzüge, Transportwege und Munitionslager. Wirk­same Luftangriffe richteten sich ferner ge­gen Rückzugsbewegungen des Feindes in der Ukraine, sowie gegen Befestigungs­anlagen. Andere Verbände bombardierten feindliche Truppen im Raum um Smolensk und ostwärts des Peipus-Sees. Kampf- und Sturzkampfflugzeuge unter­stützten das Vorgehen der Erdtruppen auf der Fischerhalbinsel und belegten Stütz­punkte des Feindes mit Bomben aller Ka­liber. Die Sowjets verloren im Laufe des 6. Juli insgesamt 204 Flugzeuge, davon 160 in Luftkämpfen, 4Í Flugzeuge wurden am Boden zerstört, drei durch Minensuch­boote abgeschossen. Zehn eigene Flugzeugé werden vermißt. In der östlichen Ostsee stießen deutsche Minensuchboote auf vier Sowjetzerstörer. In einem einstündigen Gefecht wurde ein Zerstörer durch Artillerietreffer beschä­digt, worauf der Feind sich zurückzog. Dieselben Minensuchboote wehrten sieben Ein neuer Kampfabschnitt Die Stalin-Linie keineswegs mit der Maginot-Linie zu vergleichen Berlin, 7. Juli Zum Wehrmachtsbericht vom Montag wird DNB ergänzend mitgeteilt: Die deutsche Vorwärtsbewegung nach Osten hat mit ihren Spitzen die soge­nannte „Stalin-IJnie” nun auf breiter Front erreicht. Damit beginnt ein neuer Kampfabschnitt für die Operationen im Osten, da vorauszusehen ist, daß um die­ses Befestigungssystem heftige Kämpfe entbrennen werden. Mit der Eroberung dieser Stellung hätten die deutschen Truppen den Weg in die weiten Räume der inneren Teile der Sowjetunion frei. Die deutschen Truppen haben in den jetzt zurückliegenden beiden ersten Wochen des neuen Feldzugs im Osten nahezu alle Neuerwerbungen der Sowjetunion seit September 1939 den Bolschewisten wieder abgenommen. Das sind die Westukraine und Weslweißruthenien, die früher zu Polen gehörten, Bessarabien und die Nordbukowina, die vordem rumänischer Besitz waren, sowie die ehemaligen Län­der Lettland und Ulanen. Diese Gebiete umfassen insgesamt rund 375.000 Quadrat­kilometer. Wenn man sich vergegenwär­tigt, daß das Deutsche Reich auf Grund dér Bestimmungen von Versailles auf rund 469.000 Quadratkilometer zusammenge­schmolzen war, so kann man daraus die Größe der Erfolge ablesen. Bis zur An­näherung an die „Stalin-Linie“ hatten die deutschen Truppen von der Grenze etwa 400—450 km kämpfend und marschie­rend zurückzulegen. Dies gelang in einem Zeitraum von 14 Tagen. Welch kurze Zeit das ist, das wird ersichtlich, wenn man sich erinnert, daß 1940 die deutschen Ver­bände im Westen von der luxemburgi­schen Grenze bis Abbeville an der Kanal­küste 2/ Tage, benötigten und dabei nur rund 350 km zu überwinden hatten. Die „Stalin-Linie“ ist zwar keineswegs mit der Maginot-Linie zu vergleichen, den­noch ist anzunehmen, daß ihre Anlage in besonders guter Ausnutzung eines für die Verteidigung stark begünstigten Geländes erfolgt ist. Dazu treten sicher auch neue Feldbefestigungen, die seit Kriegsbeginn geschaffen wurden. Während die durch den deutschen Vorstoß zermürbten Kräfte auf diese Widerstandslinie zurückgingen, werden aus dem Hinterland fortgesetzt Reserven herantransportiert. Gegen diese Transporte sowie gegen das wichtigste Verkehrsnetz des Hinterlandes der „Stalin- Linie“ richten sich daher jetzt bevorzugt die Angriffe der deutschen Luftwaffe. Gleichzeitig aber fallen neue Schläge un­serer Luftwaffe auch auf die noch übrigen Sowjet-Fliegerverbände, die sich vergeblich bemühen, die Ausfälle zu ersetzen. Die Kämpfe um die „Stalin-Linie“ werden in der kommenden Woche im Vordergrund stehen. Immerhin ist anzunehmen, daß auch diese Widerstandslinie für die deut­schen Truppen auf die Dauer kein un­überwindliches Hindernis bilden wird. (MTI) Berlin, 7. Juli Von zuständiger deutscher Stelle wird mitgeteilt: In politischen Kreisen der Reichhaupt­stadt unterstreicht man heute die Notwen­digkeit, sich bei einer Beurteilung einzel­ner Ereignisse des Feldzuges im Osten die völlig veränderten Maßstäbe vor Augen zu halten, unter denen dieser Krieg im Ver­gleich zu allen bisherigen Feldzügen, zum Beispiel dem in Frankreich betrachtet werden müsse. In diesem Zusammenhang erinnerte man daran, daß sich die sowje­tische Hauptarmee im Raume von Biaiy­­stok bereits am zwölften Kriegstage der völligen Vernichtung preisgegeben sah, während beispielsweise die belgische Armee erst am 18. Tage nach Beginn des West­­feldzuges kapitulierte. Weiterhin verwies man darauf, daß das nur 2/0 Kilometer von den deutschen Ausgangsstellungen ent­fernt gelegene St. Quentin vergangenes Jahr am 9. Kampftage gefallen ist, während Riga, das jetzt nach derselben Kampfdauer in deutsche Hände fiel, 240 Kilometer von der Reichsgrenze entfernt liegt , und die Entfernung bis Dünaburg, das die deut­schen Truppen fast gleichzeitig besetzten, sogar rund 275 Kilometer beträgt. (MTI) Stadt Minsk ein rauchender Trümmerhaufen Berlin, 7. Juli Mit dem Einzug in die in einen Trüm­merhaufen verwandelte Stadt Minsk hat ein in der Kriegsgeschichte beispiellos da­stehender Vormarsch ein vorläufiges Ende gefunden, wie DNB berichtet wird. Bis dahin hatte es für die kämpfende deutsche Truppe nichts anderes gegeben, als Marsch und Kampf, ohne Unterbrechung und auch ohne Rücksicht darauf, was vor ihr lag und hinter ihr zurückblieb. Dazu hatte sie es mit einem Gegner zu tun, der selbst die einfachsten Kriegsregeln außer acht ließ. So gab es nur an wenigen ausgebau­ten Bunkerstellungen Gefechte von länge­rer Dauer, alles übrige vollzog sich über­fallartig durch einen Feind, der versuchte, aus Hinterhalten den schnellen deutschen Panzerdivisionen zuzusetzen. Aus Tanks vertriebene bolschewistische Panzerschüt­zen schossen aus den hohen Roggenfeldern auf die deutschen Soldaten. Überall gab es Einzelkämpfe auf den deutschen Vormarschstraßen. Minsk selbst war ein rauchender Trümmerhaufen den­noch ließ sich aus den Trümmern der denkbar schroffste Gegensatz, der zwischen den gewaltigen Eisenbeton palástén der kommunistischen Partei und den elenden Hütten der Bevölkerung geherrscht hatte, erkennen. In den rauchenden Überresten fanden sich überall Heckenschützen, unter­stützt von Moskauer Flintenweibern. Es war eine schwierige Arbeit, dennoch ge­lang es den deutschen Soldaten, die Stadt wenigstens einigermaßen zu säubern. (MTI) Berlin, 7. Juli In den dichten Wäldern bei Minsk nah­men, wie DNB erfährt, deutschen Infan­teristen zahlreiche Soldaten der Sowjet­waffe gefangen. Es handelte sich um Sow­jet-Panzerverbände, die, wie Gefagenen­­aussagen bestätigen, bereits seit fünf Mo­naten in den tiefen Wald,—gen nördlich des Njemen angriffsbereit versammelt wa­ren. Von den politischen Kommissaren war den Sowjetsoldaten erklärt worden, daß „jetzt das letzte Bollwerk gegen den Bol­schewismus niedergekämpft“ werden müsse. (MTI) In drei Tagen 345 Sowietpanzer vernichtet Berlin, 7. Juli Innerhalb von 72 Stunden, nämlich in der Zeit vom 2. bis 4. Juli, wurden wei­tere 345 Panzer, 291 Geschütze, mehrere Panzerzüge, sowie unübersehbare Mengen von Waffen aller Art und Ausrüstungen im Osten erbeutet oder vernichtet, wie DNB gemeldet wird. Allein an einein Ab­schnitt gingen den Bolschewisten am 5. Juli 140 Panzerkampfwägen verloren. (MTI) Berlin, 7. Juli Verbände der deutschen Lufwaffe haben in diesen Tagen die Verminung der Schwarzmeer-Häfen der Sowjet-Kriegs­marine mit gutem Erfolge fortgesetzt. — wie DNB gemeldet wird. Der größte Teil der Sowjetflotte liegt bewegungsunfähig in den Häfen, die durch die Angriffe der deut­schen Flugzeuge verriegelt worden sind. (MTI) 3

Next