Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1943. április (90. évfolyam, 74-96. szám)

1943-04-02 / 74. szám

4 seine Verhandlungen mit Giraud zu unter­richten. Zwei Gouverneure für Französiscii-Guayana Lissabon, 1. Aprít Nach einem Bericht des englischen Nach­richtendienstes hat General Giraud Jean Raponne zum Gouverneur von Französisch- Guayana ernannt. Raponne ist in Dakar eingetroffen und hat 'die Leitung der Kolo­nialverwaltung übernommen. Demgegenüber ernannte General de Gaulle Maurice Bertául ebenfalls zum Gouverneur von Französisch-Guayana. Bertaut wird in Brazzaville erwartet, von wo er sich im Flugzeug auf seinen Posten begeben wird. Die Vorgeschichte dieses sonderbaren Falles ist folgende: Nachdem der von Vichy ernannte Gouverneur von den guayanischen Behörden ausgewiesen worden war, haben diese Behörden vor etwa 15 Tagen gleich­zeitig an General Giraud und an General de Gaulle eine Depesche mit dean Ersuchen gerichtet, einen neuen Gouverneur zu er­nennen. Die Behörden dachten offenbar, die beiden Generale werden gemeinschaft­lich eine Entscheidung treffen. Doch war dieser Gedanke im Text der Depesche nicht deutlich genug ausgedrückt worden. Infolge­dessen haben beide Generale voneinander unabhängig entschieden. Die Folge war, daß Guayana jetzt zwei Gouverneure hat. (MTI) Buenos Aires, 1. April (DNB) In Cayenne (Französisch-Guayana) sind Associated Press zufolge US-amerika­nische und brasilianische Militärmissionen eingetroffen. (MTI) „Schwedische Tage" in Budapest Im Laufe des Monats März fanden in Schweden Tage der ungarischen Kultur statt. Als eine parallele Veranstaltung wur­den in Budapest „Schwedische Tage“ or­ganisiert, deren reiches Programm zwischen dem 1. und 18. April abgewickelt wird. Als vorbereitende Besprechung wurde am 1. d. nachmittag 5 Uhr im Hotel Gellert ein Presseempfang der schwedischen Gesandt­schaft in Anwesenheit des schwedischen Gesandten in Budapest veranstaltet, an dem Legationsrat vitéz Dionys Mezey das Pro­gramm der „Schwedischen Tage1’ erläuterte. Die Veranstaltungen beginnen mit einem am 2. d. an der königlich , schwedischen Ge­sandtschaft stattlindenden Empfang. Die kulturellen Veranstaltungen werden das un­garische Publikum vor allem mit bedeuten­den Hervorbringungen der schwedischen Musik und der schwedischen Baukunst be­kanntmachen. Von den musikalischen Programinpuukten wären vor allem fol­gende hervorzuheben: Montag, 5. d. 18.30 Uhr findet ein Orchesterkonzert der Un­garisch-Schwedischen Gesellschaft statt, an dem Kammersänger Einar Beyron und Kammersängerin Brita Herlzberg-Beyron mitwirken. Am 7. d. findet zwischen 19 und 20 Uhr im Radio ein Orchesterkonzert ebenfalls unter Mitwirkung der beiden her­vorragenden schwedischen Künstler statt. Der Rundfunk veranstaltet auch am 9. d. eine schwedische Musikstunde unter Mit­wirkung von Frau Professor Brita Colltn­­drr. Dr. Björn Coilinder, Professor an der Universität Uppsala wird drei Vorträge kulturgeschichtlichen, sprachwissenschaftli­chen und volkskundlichen Inhalts halten. Am 13. d. um 12 Uhr wird die schwedische Bauaussiellung in der Technischen Hoch­schule eröffnet; im Zusammenhang mit dieser Ausstellung finden die Vorträge des Hochschulprofessors Anton Kampis über die Entwicklung der schwedischen Bau­kunst und von Eugen Lechner jun. über die heutige schwedische Baukunst statt. Am 11- d. vormittag 11.30 Uhr wird im Szittya- Kino der Film „Bären‘‘ in einer ge­schlossenen Vorstellung vorgeführt. Ein Fach werk über Reklame. In Fach­kreisen wurde schon wiederholt der Wunsch geäußert, daß dem Mangel an einem Fach werk über Reklamewesen in ungarischer Sprache, ehestens abgeholfen werde. Dem Vernehmen nach bereiten die Oberbeamten des Hauptstädtischen Plaka tierungsunternehmens, Dr. Desider Kab­­lay, und Dr. Elemér Barcza ein gründ­liches Werk über die Reklamewerbung vor, das binnen kurzem auf dem Bücher­markt erscheinen wird. Das Buch wird u. a. auch sämtliche Rechtsnormen über Pla­­kätierung und Reklamewerbung enthalten und dürfte dank dem mannigfaltigen In­halt. sowohl für Großunternehmungen, als auch für Kaufleute und Gewerbetreibende unentbehrlich sein, zumal es sich nicht nur erübrigen wird, die teuren einschlä­gigen Statuten anzuschaffen, sondern auch unnötige Unannehmlichkeiten und Ausga­ben vermieden werden können, die aus dem Mangel oder Nichtkenntnis entspre­chender Verfügungen entstehen. bm PESTEK LLOYD . MORGENBLATT mmaxzz*TM* FREITAG. 2. APRIL 1943 Girolamo Savonarola — Prophet und Volksanführer Von unserem Berichterstatter Rom, Ende März Genau vor 450 Jahren, in den letzten Tagen des März 1493 erfüllte eine riesige Menge die San Marco Kirche von Florenz. In den ersten Reihen saßen vornehme Her­ren und Damen in Samt und Seide gehüllt, der größere Teil des Publikums bestand jedoch aus kleinen Bürgern, Handwerkern der Gegend und der Habenichtse der Stadt­­periferie. Die Kirche war bis zum Bersten gefüllt, sogar auf der Straße standen noch die Menschen, um einige Brocken aus der Fastenpredigt, die in der Kirche gehalten wurde, aufzuschnappen. Von der Kanzel herab sprach ein ungefähr vierzigjähriger Dominikanermönch zur Menge. Es genügte ein Blick auf ihn und eine Minute des Zu­hörens, um festzustellen, daß dieser Mensch nicht zu den „modischen“ Fastenpredigern gehörte, die — wie der berühmte Franzis­kanermönch Mariano da Genazzano — mit den gezierten Phrasen der Humanisten die eleganten Damen und Herren des goldenen Zeitalters von Florenz unterhielten, und durch häufiges Zitieren von ciceronischen Aussprüchen ihre klassische Bildung zur Schau tragen wollten. Nein, dieser Mönch hier war eine ganz außerordentliche Er­scheinung. Sein schmales Antlitz und die eingefallenen Wangen trugen deutlich den Stempel der Askese, doch in seinen stahl­grauen Augen loderte ein seltsames Feuer. Seine Stimme, eine markante Männer­stimme, erbebte und zuckte manchmal vor innerer Erregung auf, während seine Arme sich mahnend oder gar drohend gen Him­mel erhoben. Das Gesicht Girolamo Savona­rolas war an jenem Tage besonders ver­klärt, und seine Stimme und seine Gebär­den verrieten eine besonders starke innere Erregung und Spannung. Mit verhaltenem Atem hörte^ ihm die Menge zu, und als er dann und wann für einen Augenblick innehielt, konnte man seihst das Summen einer Fliege hören. Nur ab und zu unterbrach das Weinen eines im Arm getragenen Kindes diese un­heimliche Stille; denn schon damals be­stand in Italien die Gewohnheit, die aller­kleinsten Kinder in die Kirche milzuneh­men. Doch laßt uns dem Mönche zuhören, der mit erhobener Stimme sagt: — Ich hatte in der Nacht ein Traum­bild! Am Himmel erschien ein mächtiges Schwert, auf dem folgende Inschrift zu lesen war: „Das Schwert de« Herrn wird bald auf die Erde niederschlagen“*. Dann hörte ich eine Stimme, die mir zuflüsterte, daß sich der Tag näherte, an dem der neue Cyrus sich auf Italien Stürzen wird, der das ganze sündhafte Land ohne einen Schwertstreich erobern, die Tyrannen stür­zen und Rom besetzen wird. Heute können wir natürlich nicht mehr feststéllen, oh in den Visionen Savouaro­­las mehr höhere Inspiration oder mehr politische Wohlinformiertheit mitgewirkt haben. Dies wußte Savonarola vietTeiclit selber nicht, da bei ihm, wie es bei exal­tierten Charakteren üblich ist — Traum und Wirklichkeit eine unzertrennliche Einheit bildeten — und die Grenzen zwi­schen diesen beidep. niemand und am allerwenigsten er selbst auseinanderhal­ten konnte. Es steht nur fest, daß seine Reden in diesen ZeRén immer dramati­scher wurden und daß er unermüdlich seine Zuhörerschaft ermahnte, sich auf die schweren Schläge vorzubereiten, die Gott zur Besserung der Welt und zur Er­neuerung der Kirche bald schicken sollte. Die Zuhörer wurden von den Reden des prophetischen Mannes tief gepackt und seine Erklärungen trugen in hohem Maße zur Entstehung einer neuen politischen Stimmung in der Stadt Florenz bei, die schließlich zum Sturze der Medici führte. Der große Lorenzo war seit einem Jahre verschieden und sein unwürdiger Sohn, Piero, hatte durch sein unreifes Verhalten die riesige Autorität verscherzt, die ihm von seinem Vater vererbt worden war. Der alte republikanische Geist trat wieder zu Tage und es rührte sich auch die Geldaristokratie, die im Grunde genom­men immer auf die Medicis eifersüchtig gewesen war. Zuerst begann eine starke Flüsterpropaganda gegen Piero und auf den öffentlichen Plätzen und in den Ta­vernen wurde immer nachdrücklicher be­hauptet, die Medici würden bald ge­hen müssen. Zur selben Zeit wußten die Wohlinformierten, zu denen auch Savo­narola gehörte, daß König Karl VIII von Frankreich und Ludwig Sforza von Mai­land Bündnisbesprechungen abhielten und bald mit einem Einfall des I'ranzosen­­königs in Italien zu rechnen sei, was in diesem Lande viele Dinge von Grundauf ändern würde. Savonarolas Predigten bestanden nicht nur aus politischen Prophezeiungen; er geißelte mit scharfen Worten die verdor­bene Moral auf der römischen Kurie und die schlechten Sitten in Florenz, die er auf folgende Wetse charakterisierte: „Die Men­schen interessieren sich heutzutage nur für Feierlichkeiten, Ballspiele und unmorali­sche Schaustellungen; statt der Andacht in der Kirche werden Wirtshäuser besucht, Glücksspiele gespielt, Unzucht getrieben. Die Frauen sprechen heutzutage nur so: ich kann kaum den Sonntag erwarten, um mit einem Bekannten aufs Tanzvergnügen zu gehen 1 Damen der Gesellschaft malen sich das Gesicht wie verworfene Frauenzimmer und die Jugend gibt ihr ganzes Geld für Vergnügen und Spiele aus.“ Dem­gegenüber verkündete Savonarola die Wiederkehr des Königreiches Christi und die Herrschaft der christlichen Nächsten­liebe. In seinen Reden gab es stets eine gewisse Tendenz gegen die Reichen und seine Erklärungen machten ihn immer volkstümlicher unter der ärmeren Bevölke­rung, die den unerhörten Luxus der floren­­tinischen Plutokratie mit Neid und Haß verfolgte und in deren Reihen der Geist der freien republikanischen Einrichtungen noch immer stark weiterlebte als Opposition gegen die verhüllte Diktatur der Medici und die wirtschaftliche Ausbeutung durch die Oligarchen. Die Reichen und Mächtigen dagegen begannen immer mißtrauischer auf Savonarola zu blicken, in dem sie einen gefährlichen Demagogen sahen. Der reli­giös-soziale Charakter der Bewegung Savo­narolas trat immer mehr zutage. Gleich­zeitig schmolz der Volksführer und Prophe­tencharakter Savonarolas immer mehr in ein einheitliches Ganzes zusammen und ge­rade dies verlieh seinem Auftreten große Kraft und den außerordentlichen Einfluß, den er auf die Menge ausübte. Die Prophezeiungen des Mönches haben sich inzwischen in fürchterlicher Weise bewahrheitet. Als am 2t. September 1494 die Nachricht nach Florenz kam, daß die Armeen Karl VIII. sich über die Alpen, und über Italien ergossen, rief Savonarola der an diesem Tage im Dome predigte, in höchster Erregung aus: „Hier ist die Sint­flut, die ich prophezeit habe! —“ Savona­rolas Persönlichkeit stieg dadurch ins Riesenhafte bei den Menschen. Jeder glaubte ihm und jeder erwartete von ihm die Ret­tung. Savonarola sprach in diesen Tagen mit dramatischer Wucht und vveilhallender Stimme; die Menge hörte ihm erslarrt zu: „0 Florenz, die Zeiten des Tanzes und Singens sind vorbei; der Tag ist ange­brochen, an dem jeder mit Tränen für seine Sünden zahlen muß.“ Als die franzö­sischen Armeen sich der Stadl näherten, trat der erwartete Umsturz ein. Piero dei Medici, der zuerst gegen die Franzoseu Stellung genommen hatte, verließ flucht­artig die Stadl, in der die Volkspartei Savonarolas zur Herrschaft gelangte. Die Bewegung Savonarolas — wie das oft hei sozialen Bewegungen der Fall ist —, hatte einen gewissen übernationalen Charakter, so daß das florentinische Volk, das in die­sen Tagen ganz unter dem Einfluß des Mönches stand, die Franzosen mit Freuden empfing, durch deren Eintreffen die „Tyrannei“ der Medici beseitigt werden konnte. Wir befinden uns natürlich in einem Zeitalter, in dem nationales Gefühl im modernen Sinne in ganz Europa erst im Werden begriffen war und" erst dreißig Jahre später geschah es, daß sich in Turin die Menge mit „Italia! Italia!“-Rufen auf die in der Stadt mordbreiinenden Spanier stürzte. Es spricht für die politische Begabung Savonarolas, daß er die Lage auszunützen und seine Ideen durchzusetzen verstand. Auf kurze, sehr kurze Zeit gelang es ihm eine Art „christliches Reich“ in F'lorenz aufzurichten. Davon spricht dieser alte Stein des Palazzo Vecchio, auf dem fol­gende Inschrift aus dem Jahre 1495 zu lesen ist: „Hoch lebe Jesus Christus, König des florentinischen Volkes**'. Das heitere Leben der Zeiten Lorenzos hörte auf. Die berühmten Vergniigungslokale und Taver­nen wurden geschlossen, die Glückspiele verboten. Die eleganten Herren und Da­men der Stadtaristokratie zogen sich in ihre Landvillen zurück und in der Stadt blieb das Kleinbürgertum Herr. Aus den Häusern wurden die Würfel, Karten, an­stößige Bücher, Statuen und Bilder, darum ter auch viele der schönsten Kunstwerke, herausgeschleppt und verbrannt. Savona­rola begnügte sich aber nicht mit diesen moralischen Reformen, sondern griff auch in die Politik ein. Es wurde das alte Volks­parlament, der sogenannte Große Rat mit dreitausend Mitgliedern wiederhergestellt. Dem Wunsche des Volkes gemäß wurden die Immobilien der Reichen mil einer 10 prozentigen Sondersteuer belegt, was dem Mönch den grenzenlosen Haß der Reichen einbrachte. Der Bewegung Savonarolas entstand aber der größte Schaden dadurch, daß, wie es bei revolutionären Bewegungen oft vorkommt, die schönen Prinzipien über­trieben und für persönliche Interessen aus­gebeutet wurden. Die Streber und Eiferer entfalteten bald einen derartigen morali­schen Terror, daß die Reaktion nicht aus­­bleiben konnte. Das gesamte innerpoliti­sche Leben von Florenz stand im Zeichen der Parteien für und gegen den Mönch. Das mächtige Lager seiner Anhänger wurde „frateschi“ genannt, aber durch die Schmähungen seiner Widersacher ver­breitete sich bald der Name Piagnoni, was Jammernde bedeutet, mit deutlicher An­spielung auf die frommen Gesänge und das ewige Lamentieren der Savonarolisten. Die Weißen waren diejenigen, die zwar Anhänger der demokratischen Ordnung, jedoch von der Theokratie Savonarolas nicht entzückt waren. Die „Bigi“ waren die überall auftretende Gruppe der Zwei­farbigen, die sich als Savonarolisten ge­bärdeten, im geheimen aber für die Wie­derkehr der Medici arbeiteten. Weiter gab es die mächtige Gruppe der Oligarchen, die wegen ihrer Wut auf den Mönch „Arab­­biati‘‘, d. h. Zornige hießen. Dazu kamen noch die Scharen der lebenslustigen und leichtsinnigen Jugend der Zeiten Lorenzos, die das düstere Regime des Mönches haß­ten und sich unter dem Namen „Com­­pagniacci‘‘ heimlich organisierten. Die Re­aktion wurde auch durch die Franziskaner angefacht, die sich von der Eifersucht gegen, die Dominikaner leiten ließen. Savonarola, der vom Hintergrund aus das politische Leben von Florenz lenkle, stand in den Jahren 1495—1496 auf dem Gipfelpunkle seiner Macht. Ende 1496 be­gann seine Volkstümlichkeit rasch abzu­nehmen, wozu auch die Tatsache beitrug, daß seine Prophezeiungen, die sich bisher immer erfüllt hatten, nicht mehr be­wahrheiteten. Die vorhergesagte Kirchen­reform schien nicht eintreffen zu wollen. Gleichzeitig wurden auch die Florentiner des Regimes überdrüssig, das F'lorenz in­mitten der Renaissance wieder zu einer düsteren mittelalterlichen Stadt verwan­delte. Doch trug zum Sturz Savonarolas auch sein Zusammenstoß mit dem Papst Alexander VI. bei. Der Borgia-Papst, ge­­ängstigt durch die heftigen Angriffe des Mönches gegen Rom und gegen die Kir­chenführung beschloß, sich seines gefähr­lichen Gegners zu entledigen. Durch das Auftreten des Papstes geriet der Mönch schon im März 1497 in eine kritische Lage. Man kann nicht bezweifeln, daß er von innerer Überzeugung erfüllt war, starkes Missionsgefühl und mächtigen Glauben besaß; doch gleichzeitig war ihm die An­passungsfähigkeit eines Politikers zu eigen. Gegen die Übermacht half ihm aber keine Anpassungsfähigkeit und keine Rede mehr. Er wurde vom Papst exkomuniziert und in der Signoria gelangten seine Geg­ner an die Mehrheit. Da er noch dazu einige taktische Fehler beging, büßte er immer mehr seine einstige Volkstümlich­keit ein. In den ersten Maitagen 1498 stürmte die aufgehetzte Menge das St. Markus-Kloster, um den „trügerischen Mönch“ zu ermorden, den seine spärlich gewordenen Anhänger mit dem eigenen Körper verteidigten. Savonarola wurde nur durch die Soldaten der Signoria ge­rettet, die ihn ins Gefängnis des Bargello führten. Unter der Anklage der Ketzerei wurde ihm der Prozeß gemacht, doch der Mönch war trotz aller Folterungen nicht bereit, seine Schuld zuzugeben, so daß er auf Grund falscher Aussagen zum Tode verurteilt wurde. Savonarola ging wirk­lich mit der Würde eines Märtyrers in den Tod. Zusammen mit zwei Dominikaner­gefährten wurde er auf die Piazza della Signoria geführt, wo ein mächtiger Schei­terhaufen brannte. Aus der Menge erho­ben sich schmähende Zurufe, doch die Mehrzahl sah mit entsetzter Stille der Hin­richtung zu. Die drei Mönche wurden erst gehängt, dann wurde ihr Körper ver­brannt und ihre Asche vom Ponte Vecchio in den Arno geworfen. So endete das Leben eines Mannes, der den Mut hatte, der verderbten Moral seiner Zeit entgegenzutreten und den verirrten Kirchenfürsten der Renaissance ihre Sün­den vörzuhäiten. Die Menge, die ihn erst bis zur Begeisterung liebte, blieb nur ihrer eigenen Wankelmütigkeit treu und verriet ihn schmählich. Die Nachwelt jedoch ver­neigte sich in Ehrfurcht vor seinem Anden­ken und noch Jahrhunderte später warfen einfache Kleinbürger aus dem Volke von Florenz in der Nacht zu jedem 23. Mai Blu­men auf die Steine der Piazza della Signoria, wo die Mächtigen der Welt den propheti­schen Führer des florentinischen Volkes zu Falle brachten. Dr. László Radies Ungarn# 41| A4 ln <ieu'schsr Sprache ¥mPESTER LL0YB

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