Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1943. június (90. évfolyam, 123-144. szám)
1943-06-01 / 123. szám
WENSTAG, t. JL'NT 1943PESTER LLOYD mmmm MORGENBLATT mmm Vorgeschichte und Kulissengeheimnisse der Amerikareise Benes’ England und Amerika wünschen den Einsatz neuer Gedanken in die tschechische Mitteleuropa-Konzeption — Benes verhandelt mit Hedza ? Er wird außerdem mit Perdier, Svabda und Smalt verhandeln. Bene? wird eine Änderung in der Washingtoner Gesandtschaft durchführen. Wahrscheinlich wird er an Stelle Ilrubans, Masary zum Gesandten ernennen. In seinen Denkschriften weist cs Bene? nach, daß cs nach dem Krieg in Europa überall ein Chaos geben werde, nur in Böhmen werde Ordnung herrschen, es gebühre also diesem Land der Vorrang der Zentrale. Bene? behauptet in seinen Memoranden, daß diese Zentrale w-eder kapitalistisch, noch kommunistisch sein, sondern daß sie den Mittelweg einschlngen werde. Benes werde auch weiterhin daran festhallen, daß die Tschecho-Slowakei ein Land ohne ,,Bindestrich“ sei. Die Lase auf dem Sowjetkriegsschauplatz Von unserem militlirischen Mitarbeiter Lissabon, 31. Mai > I» Zusammenhang mit der Amerikaireise Bene?’ meldet der l^issaboncr Berichterstatter des Magyar Távirati Iroda: ln Amerika hat in der letzten Zeit eine starke Kampagne gegen den Tschecho-Slo'vnkismus eingesetzt. Mehr als 60 slowakische Organisationen arbeiten in dieser Richtung. Die amerikanischen slowakischen Bewegungen und die Kampagne geigen Benes wurden in den tschechischen Kreisen Londons mit großer Bestürzung verfolgt, weil betont wurde, daß man die tschechoslowakische Frage auf neue Grundlagen betten und den alten Zustand irevidieren müsse. Benci verkündete demgegenüber die hundertprozentige Wiederherstellung des Zustandes der Vergangenheit. Infolgedessen entstand eine ziemlich breite Kluft zwischen der tschechischen Emigration in London und den Slowaken in Amerika. In London gab es wohl tschechische Emigrantenkreise, die den Slandpunkt und die Politik Benes’ nicht billigten, ja es wurden auch geheime Verhandlungen zwischen Stransky, Bipka und anderen politischen Leitern geführt, in denen man die Auffassung der Vergangenheit einer Kritik unlerzog, doch wagte es niemand, offen gegen Benes aufzutreten, -infolgedessen gelangten diese Kritiken nicht vor die große Öffentlichkeit. Benes war aber in der jüngsten Zeit gezwungen, seinen bisherigen starren Standpunkt abzuändern. Dieses sein Nachgeben wurde nicht durch innerpolitische, sondern durch außenpolitische Gründe verursacht, in der letzten Zeit konnte man nämlich eine gewisse Entfremdung der englischen Begierung gegenüber der tschechischen Regierung beobachten. Das englische Außenamt erfüllte nämlich die Wünsche der tschechischen Regierung in London entweder überhaupt nicht, oder nur sehr schwer. Sehr häufig wurden die Ansuchen der Tschechen ignoriert und man tat, als ob die tschechischen Eingaben überhaupt nicht in die Hände der englischen Regierung gelangt wären. Cdeichzeitig übten englische Militärbehörden einen Druck auf die unter dem Kommando des Obersten Moravec stehende tschechische Militärgruppe aus, sie möge dahin wirken, daß die Kreise der tschechischen Regierung ihren Standpunkt auf Wiederherstellung des alten Zustandes abändern. Man wünschte, die Tschechen sollen neue Gedanken in ihre mitteleuropäische Konzeption hineintragen. Der Einfluß der Moravee-Gruppe auf Bene? ist ziemlich groß; infolgedessen zeigte Benes bei den Verhandlungen mit Moravec nicht die Starrheit, die er anderen gegenüber bei Verhandlungen bekundete. Schließlich gelang cs Moravec und seinem Anhang, Renei davon zu überzeugen, daß man in die Pläne zur Neuregelung Mitteleuropas neue Ideen einsetzen müsse. In London begannen also Verhandlungen zwischen den verschiedenen dortigen tschechischen Emigrantcngruppcn. um eine neue Regelungsform auszuarbeiten. An diesen Verhandlungen nahmen auch die Mitglieder der radikalen Linken, teil, die als Sprachrohr der Sowjets figurierten. Diese Verhandlungen wurden außerhalb des tschechischen Staatsraies geführt, und es zeigten sich starke Gegensätze zwischen den verschiedenen Auffassungen. Bei den Verhandlungen brachte Masaryk dis Meinung zum Ausdruck, die Londoner Diskussion gälte nichts, weil man in Amerika einer ganz anderen Auffassung sei und man dort auch schon die auf die Neuregelung bezüglichen Pläne ausgearbeitet habe. Es wäre zu wünschen, wenn sich Benes persönlich nach Amerika begäbe, damit er die dortigen Ansichten und Pläne kennenlerne, und damit man danach auf Grund seiner dortigen Erfahrungen die neuen Pläne fertigstellen könne. Masaryk entwickelte, cs wäre viel richtiger, wenn die Tschechen die Verkündung der neuen Pläne in die Hand nähmen und als Initiatoren aufträten. Die Gruppe Ripka nahm gegen Masaryk Stellung und war der Meinung, die Tschechen könnten keine Zugeständnisse in der Frage der Wiederherstellung des allen Zustandes machen. Masaryks Standpunkt siegte aber, und Benes war geneigt, die Neuregelung einer Diskussion zu unterziehen. Da begannen aber die Kommunisten eine Aktion, Sie ließen vor Benes ihre Argumente von der Unbezwingbarkeit der Roten Armee aufmarscliieren. Diese Argumente hätten auf Benes auch gewirkt, hätte sich inzwischen in Moskau nicht eine skandalöse Szene zwischen den beiden tschechischen Komnumistenfübrern. Nejedig und Lausehmanri. abgespielt.’ Nejedly erstattete «her diesen Skandal zur Zeit in London Meldung, als mau Benes eben die Íütshfjíhtea über die Unbezwingbarkeit der Roten Armee vortrug. ‘ Nejedly referierte über seine Moskauer Erlebnisse und seine Verhandlungen mit den tschechischen Kommunisten in Moskau. Dem Referat zufolge ließ die tschechische Kommunistengruppe in Moskau im Wege Nejedlvs London sagen, die tschechischen Arbeiter und Bauern erwarten nicht die Londoner Emigration; sondern die im Rahmen der Sowjets kämpfende Rote Tschecho-Slowakische Armee, weil ihnen nur diese Ar.imee die Freiheit bedeute. Lauschmann wies darauf hin. daß einzelne Mitglieder der tschechischen Regierung in London, daran gar nicht denken sollen, wieder einmal in die Tschechoslowakei zurückkehren zu können. Im Zusammenhang mit Benei wurde diesem Tschechenführer der Rat erteilt, es wäre besser für ihn, sieh endgültig für das Emigrantenleben einzurichten. Man könne höchstens so viel tun, daß man BehcS vorübergehend als Führer akzeptiere, bis die Arbeiter mit Hilfe der Roten Armee den tschechischen Sowjet organisiert haben werden. Dieses Moskauer Referat raubte nun der tschechischen Emigration in London vollends die Ruhe. Man erblickte darin das Fiasko der bisherigen sowjetfreundlichen Politik Bene?’ weil sich die tschechischen Kommunisten den Vorrang in der T scheo-Slowakci ausbedangen. Bene? sah es ein, daß er von den Sowjets nicht erhalten würde, was er erwartete. Er erklärte, es bedürfe neuer Pläne, deren Verwirklichung hauptsächlich mit Unterstützung Amerikas erfolgen könne. Dadurch wurde eine starke Änderung herbeigeführt; htate doch Rene? bisher die mitteleuropäische Regelung ausschließlich den Sowjets an vertrauen wollen. Die starke Änderung im Standpunkte Bene?’ trat im folgenden ein: Bisher halte Bene? immer betont, man müsse in den Gebietsfragen das Kontinuitätsprinzip aussprechen, auf diesem Gebiet gebe es kein Kompromiß Jetzt änderte er dies** These ab. indem er bereits das Prinzip akzeptierte, daß man über eine mitteleuropäische, oder große Nord-Süd- Mitteleuropatsche Föderation verhandle, in welche Verhandlungen man auch die Gebietsfragen aufnehmen könne. Dies wurde aber- mit einem gewissen Vorbehalt aufgenommen, weil Bene? in der Föderalionsfrage vorher die Bolle bereinigen will, die die Tschechen in dieser Formation spielen können. Man sieh!, daß diese Frage für die Tschechen hauptsächlich eine Frage des Prestiges ist; die Tschechen möchten es um jeden Preis erreichen, daß Benes der Präsident der Föderation werde. Als dies endlich beschlossen, daß Benes nach Amerika reise, ging diese Reise nicht so leicht von statlen, denn die Anhänger Bene? erklärten, die Person Benes bedeute den Bestand der Tschechoslowakei. Sollte ihm also elwas zustoßen, so würde der tschechoslowakische Staat zugrundegehen. Viele Wochert lang suchte man nach, der Art und Weise, wie man Bene? mit mit lnmderprozentiger Sicherheit reisen lassen könnte: der Clipper sei gefährlich, die Reise mit Schiff noch gefährlicher. Schließlich, als es offenkundig wurde, daß sich Churchill nicht scheute mit dem Clipper zu fliegen, beschloß man, auch Benes den Flug mit dem Clipper zu gestatten. So reiste er endlich nach Amerika. Er reiste nach Amerika um Erfahrungen zu sammeln und über den Zustand der Zukunft zu entscheiden, hauptsächlich, aber deshalb, um den Polen den Lorbeer der Initiative zu rauben und eventuell sich selbst Garantien für die Präsidentschaft der mitteleuropäischen Föderation zu verschaffen. Londoner Meldungen zufolge schlägt Bene? in Amerika vor, die mitteleuropäische Föderation solle die in der Vergangenheit bestandenen Staaten nicht vollkommen mit der Föderation verschmelzen Die Föderation würde nur das Schaffen äußerer Wirtschaftsbeziehungen bedeuten,provisorisch müßte man die alten Staatsrahmen belassen. Masaryk erklärte, er sei in dem Punkte sehr skeptisch, daß Benes irgendetwas erreichen könnte. Gelinge es Bene? in Amerika nicht, das genannte Prinzip durchzusetzen, so werde er auch zu größeren Zugeständnissen geneigt sein. Masaryk erklärte, auch diese Zugeständnisse mit geringer Hoffnung zu begleiten, weil die Amerikaner allem widersprechen, was an die Vergangenheit erinnere und weil die Zugeständnispläne Benci' in einzelnen Punkten einander widersprechen. Rene? wird eine Begegnung mit Hódia haben, er will ihn für den Eintritt in die tschecho slowakische Regierung gewinnen. Nach dem Abflauen der sowjetischen Angriffe gegen den Kubaivbrückenkopf seit dem 20. Mai, Irat aucli an der übrigen Ostfront eine Atempause ein, während deren es nur zu örtlichen Kämpfen geringeren Ausmaßes kam. Wie im letzten Bericht im Morgen,Walt vom 22. d. M. erwähnt, wurde bereits längere Zeit sowohl im Raume von Leningrad, südlich von Moskau, inshesonders zwischen Tula und Kaluga — bei Kursk und im Süden bei Krasnodar, die Zusammenziehung starker Streitkräfle, bedeutender Panzerverbände und zahlreiche schwerer Artillerieeinhcileu fcstgesielll. Im Bereiche des Kubanbrückenkopfes, der auch weiterhin eines der Hauplangriffsziele der Sowjets sein wird, versammelte der Gegner auch sehr ansehnliche Luftstreitkräfte. Die Gegenmaßnahmen auf deutscher Seite entziehen sich begreiflicherweise der allgemeinen Kenntnis, wie aber aus allen OA'U’-Berichten hervorgeht, erfolgte gegen alle erkannten Truppenansammlungen, Unterkünfte und Transportbewegungen, sowie gegen die Nachschubseinrichtungen des Gegners, ein verstärkter und sehr wirkungsvoller Einsatz der deulschen Lultwaffe. Ein besonderes Augenmerk richteten die deutschen Luftangriffe gegen wichtige Bahnhöfe und anrollende Transport- und Naohsohubziige. So wurden unter anderem die Einrichtungen der Bahnknotenpunkte Grjasi (nordöstlich) und Kastornojc (westlich von Woronesch), sowie die Bahnanlagen von Kursk heftig bombardiert. Die dort westwärts laufenden sowjetischen Truppen- und Materialtransporte lassen erkennen, daß die Sowjets versuchen dürften, durch einen Zangenangriff gegen den Fronivorsprung von Orel aus den Räumen von Kaluga—Tula und Kursk aus, diesen abzukneifen. Daß die Versammlung starker Sowjetstreitkräfte nächst Krasnodar auf eine baldige Erneuerung der Angriffe gegen den Kubankrückenkopf hindeutet, ist selbstverständlich. Wenn es auch in der Zeit vom 10. bis bis 26. d. M. nicht zu Großkcmp|en an der Ostfront gekommen ist, fanden doch immer wieder beiderseitige Unternehmungen satt, teils um die gegnerische Front abiutasten, Stellungsverbesserungen vorrunehmen oder feindliche Angriffsvorbereifungen zu stören. Da diese örtlichen Kämpfe gleichzeitig ein Bild des Frontverlaufes zu vermitteln vermögen, ist ihre Erwähnung von Interesse. Am 19. Mai unternahm der Gegner schwächere Vorstöße nördlich von Lissitschank am mittleren Donez und nordöstlich von Demidow, einem in der Spizze 1 aus Raummangel nicht eingezeichneten Ort, der 80 Kilometer östlich von Wittebsk und 50 Kilometer nordwestlich von Smolensk liegl. Beide Vorstöße wurden leicht abgewiesen. Nordwestlich von Dorogobusch, östlich Smolensk-(Skizze 1), drangen am gleichen Tag deutsche Grenadiere in die feindlichen Stellungen ein, die sie in 200 Meter Breite aufrollten und zerstörten. Am 22. Mai wiederholten die Sowjets nordwestlich Lissitschansk ihre Angriffe unter Einsatz von 30 Panzern und Schlachtfliegergeschwadern, wurden aber mit einem Verlust von 43 Panzern blutig abgevyiesen. Südlich von Snchinitsclii (Skizze k, 100 Kilometer nordöstlich von Brians*) griffen die Sowjets am gleichen Tage nach heftigem Trommelfeuer nach ihrer alten Methode in mehreren dichten Wellen an, wurden aber dabei derartig dezimiert, daß sie der deutsche Gegenangriff über ihre Ausgangsstellungen zurückwarf. Nun ließ auch in diesem Abschnitt die Kampftätigkeit von sowjetischer Seite nach. Erst am 26. Mai flammten an mehreren Abschnitten die Kämpfe wieder auf. Südwestlich W Mikije Luki war es den Bolschewiken mit Artillerie- und Panzerunterstützung gelungen, die Besatzung eines kleinen Brückenkopfes zur vorübergehenden Räumung ihrer Position zu zwingen; ein in der Nacht geführter deutscher Gegenstoß stellte dann die Lage wieder her. Am gleichen Tage wurde südwestlich von Slaraja Russa der Angriff von zwei Sowjetbataillonen verlustreich für diese abgewiesen. Am 26. Mai wurde es auch an der bisher ruhigen Mius- Front lebhafter, als nördlich von Taganrog deutsche Grenadiere in eine gegenüberliedende feindliche Stellung cindrangen und einige Booker sprengten. Hiehcr gehört auch noch eine Unternehmung deutscher Grenadiere, die am 24. Mai nordwestlich von Lissitschank, unbemerkt vom Gegner, in Booten über den Donez gingen» elf Bunker sprengten und ohne eigene Verluste mit Gefangenen in die eigenen Steilungen zurückkehrten. Bevor zur Schilderung der am 26. d. M. am Kuban-Brückcnkopf entbrannten Großkämpfe übergegangen wird, muß noch der im Rücken der deutschen Front durehgeführten Kämpfe gegen die dort cingenisteten Partisanenbanden Erwähnung getan werden. Die in den schwer zugänglichen Wald- und Sumpfgebieten im Rücken des mittleren Frontraumes hausenden, durch Fallschirmabteilungen verstärkten und durch Flugzeuge und Lastensegler versorgten Banden, störten den deutschen Nachschub und führten Sabotageakte aus. Bei einer größer angelegten Aktion gegen sie, wurden ein großes befestigtes Lager, das allein 120 Buuker umfaßte, sowie Daily Telegraph: Eintritt eines Vertreters der Kommunisten in die jugoslawische Emsgrsntenregierung Stockholm, 31. Mai (TP) Der diplomatische Korrespondent des Daily Telegraph schreibt, es sei mit einer erneuten Umbildung der jugoslawischen Emigrantenregierung in London zu rechnen, in deren Rahmen ein Vertreter der Partisanengruppe Aufnahme in das Kabinett finden dürfte. Der Eintritt eines Kommunisten in die jugoslawische Exilregierung erfolgt auf Wunsch der Sowjetregierung und ist der erste Schritt zur Durchführung der sowjetischen Forderungen, die sich gegen die. Gruppe Michailoviö richten. a