Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1943. szeptember (90. évfolyam, 197-221. szám)
1943-09-01 / 197. szám
f & / 1 / . / fjSi, * / I / \ \jv - V J U fTj fon 90. Jahrgang Budapest, Mittwoch, 1. September 1943 . w Nr. 197 3? PESTER LLOYD M MORGENBLATT Der stationäre Grandcharakter der Kämpfe im Osten Die deutsche Operationsreserve durch Truppenabzüge von der Ostfront gestärkt Die wirklichen Verluslzahlen des Luftkrieges Telephonische Meldung unseres Berliner Mitarbeiters Berlin, 31. August Auch heute gibt der Bericht des deutschen Oberkommandos über die Kampflage im Osten nur summarischen Aufschluß. Am südlichen Abschnitt, besonders am oberen Mius und im Raum südlich von Charkow dauern die schweren" Abwehrkämpfe mit unverminderter Heftigkeit an. Wenn zurzeit von deutscher Seite nähere Angaben über den Verlauf der Schlacht nicht gemacht werden, so deshalb, weil sich ihr Charakter nicht we»entlieh geändert hat. Außerdem besteht aber auf deutscher Seite die Tendenz, nur in knappen Formulierungen einer Überschätzung der von den sowjetischen Armeen im bisherigen Verlauf ihrer Offensive gemachten Fortschritte entgegenzuwirken. In deutschen Kommentaren wird neuerlich hervorgehoben, daß die große Abwehrschlacht von den deutschen Truppen vielfach elastisch geführt wird. Die an verschiedenen Stellen unternommenen Ausweichbewegungen seien von vornherein vorgesehen gewesen. Bei der Weite des russischen Raumes spielt nach deutscher Ansicht die geringfügige Preisgabe von Gelände keine Rolle, so daß der im allgemeinen stationäre Verlauf der großen Schlacht zunächst nicht berührt wird. In einer Berliner Lagebetrachtung wird noch einmal hervorgehoben, daß den sowjetischen Armeen an keiner Stelle ein strategisch wirksamer Durchbruch, der die Aufrollung der deutschen Front oder gar die Einkesselung starker deutscher Verbände möglich gemacht hätte, gelungen sei. Die angelsächsische Charakterisierung der sowjetischen Offensive als sogenannte „Hammerschlagtechnik“ wird als Ausflucht bezeichnet, die das Versagen der russischen Strategie verschleiern soll. Von militärischer Seite wird zum erstenmal bestätigt, daß im Laufe des Sommers aus den Operationsreserven im Osten deutsche Divisionen abgezogen worden sind. Das wird als ein Beweis für das Vertrauen in die Unerschätterlichkeit der deutschen Abwehr gegen die russische Offensive angesehen, die das deutsche Oberkommando nicht an Dispositionen zur Verstärkung seiner strategischen Reserven zu hindern vermochte. Die deutsche Führung hat sicii zu solchen Maßnahmen zweifellos im Hinblick auf militärische Entwicklungsmöglichkeiten auf anderen europäischen Kfiegsschauplätzen, auf denen mit einer Initiative der angelsächsischen Kriegsführung zu rechnen ist, entschlossen. Es entspricht der deutschen Beurteilung der Gesamtlage, wenn die Aufmerksamkeit auch auf andere militärische Ere:gnisse und Möglichkeiten außerhalb der Ostfront gerichtet ist. Die angelsächsischen Vorbereitungen zu neuen Invasionsunternehmen werden ebenso sorgfältig beobachtet wie der Verlauf des britisch-amerikanischen Luftkrieges. Nach den letzten deutschen Feststellungen hat die RAF bei ihren Angriffen auf Berlin in der Nacht zum 24. August 72 Bomber verloren. Die Bedeutung dieses Verlustes kann nicht dadurch abgeschwächt werden, daß in London eine wesentlich höhere Zahl der angreifenden Flugzeuge angegeben wird, als in Wirklichkeit daran teilgenommen' haben, um den Prozentsatz der Verluste geringer erscheinen zu lassen. Während sonst die deutschen Abschußziffern mit den britischen Verlustpieldungen übereinstimmen, haben die Engländer bei dem Angriff auf Nürnberg indessen nur etwa die Hälfte -ihrer Verluste zugsgeben, während die Amerikaner den Eindruck ihrer außerordentlich hohen Verluste bei ihrem Tagesangriff auf Schweinfurt und Regensburg, wo sie 101 Bomber verloren haben, dadurch zu verwischen versuchen, daß sie Phantasiezahlen äber Abschußziffern deutscher Jäger veröffentlichten. Von militärischer Seite wird in Berlin festgestellt, daß nicht 303 deutsche Jäger von den amerikanischen Bombern bei dieser Aktion abgeschossen wurden, sondern in Wirklichkeit nur zwei deutsche Flugzeugbesatzungen vcrlorengcgangen seien. In einem Berliner Kommentar wird bemerkt, daß an der Tatsache der wachsenden Verlustziffer der angelsächsischen Luftwaffe, die auch prozentuell zum Ausdruck komme, durch derartige Verschleierungsversuche nichts zu ändern sei. Ernst Lemmer Das OKW berichtet: Erbitterte Kämpfe im südlichen und mittleren übsebnitt der Ostfront 25 der angreifenden britischen Bomber über München-Gladbach und Rheydt ahgeschossen Berlin, 31. August Aus dem Führerhauptquartier wird dein DNB gemeldet: Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt: Der Feind setzte seine Angriffe gegen den südlichen und mittleren Abschnitt der Ostfront auch gestern mit unverminderter Heftigkeit fort. Die erbitterten Kämpie sind noch im Gange. 91 Sowjetpanzer wurden ahgeschossen. Im Seegebiet westlich Taganrog versenkten leichte deutsche Seestreitkräfte 2 von ß feindlichen Motorkanonenbooten, schossen 2 Bomber ab und brachten Gefangene ein. In den Kämpfen der letzten Woche an der Mius front hat sich das 3. Bataillon des Grenadierregiments 70, unter Führung des Oberleutnants Recht besonders ausgezeichnet. Schnelle deutsche Kampfflugzeuge führten einen erneuten Tagesvorstoß gegen den Hafen Augusta und beschädigten in überraschendem Tiefangriff einen feindlichen Transporter sowie ein Landungsboot schwer. In Luftkämpfen wurde dabei eine Spitfire vernichtet. Deutsche Jagdflieger schossen im Raume von Neapel aus einem Verband von 60 angreifenden feindlichen Flugzeugen 26 ab. Über dem Atlantik brachten deutsche Fernjagdflugzeuge ein britisches Großflugboot zum Absturz. Sinke feindliche Fliegerkräfte griffen in der vergangenen Nacht westdeutsche Gebiete an, besonders die Städte München- Gladbach und Rheydt. Die Zerstörungen und die Verluste unter der Bevölkerung sind beträchtlich. Nachtjäger und Flakartillerie der Luftwaffe schossen nach bisher vorliegenden Meldungen 25 der angreifenden britischen Bomber ab. Deutsche Unterseeboote versenkten im Mittelmeer und in den Randgebieten des Atlantik fünf Schiffe mit 34.000 BRT, einen Zerstörer und einen Tanker von 10.000 BRT und schossen über dem Atlantik vier feindliche Flugzeuge ab. Im Schwarzen Meer vernichteten Unterseeboote zwei sowjetische Bewacher und einen Seeschlepper mit drei Fahrzeugen. (MTI) Die Frontverkürzung im Süden spart mehrere deutsche Divisionen ein Ostfrontbericht des Hauptmanns Sertorius Berlin, 31. August (INB) In der großen Sommeroffensive der Sowjets ließ sich — wie Hauptmann Sertorius schreibt — auch während des Wochenendes kein Nachlassen konstatieren. Mit Ausnahme des Kampfabschnittes am mittleren Donez beiderseits Isjum, wo die Gefechtstätigkeit sich in örtlichem Rahmen hielt, bildete der gesamte Siidteil der Ostfront vom Asowschen Meer bis nordwestlich Kursk den Schauplatz äußerst erbitterter Kämpfe. Die inzwischen planmäßig durchgeführte Räumung der Stadt Taganrog, die vom Gegner nahezu unbemerkt blieb, erfolgte in erster Linie aus dem Prinzip des Kräftesparens heraus, hatte sich doch nach den feindlichen Einbrüchen in der 'Gegend westlich Kugbgschewo eine Situation entwickelt, bei welcher Taganrog die stark exponierte Spitze e:ner weit nach Osten vorspringenden Frontausbuchtung bildete, zu deren unbedingter Behauptung kein zwingender operativer Grund vorlag. Die nunmehr erzielte Frontverkürzung spart mehrere deutsche Divisionen ein, die in ihren neuen Stellungen besser verwendet werden können, um dem an der Mius-Front noch immer sehr starken Druck des Gegners wirksam zu begegnen. Im übrigen hat die deutsche Führung gelernt, mit russichen Maßstäben zu messen, d. h. ihre Abwehrstrategie nicht zuletzt auf die Weite des östlichen Raumes abztistellen. Es geht ihr daher in diesem Kampf nicht um Positionen oder einzelne Städte, sondern um die größtmögliche Abnützung des feindlichen Kräftepotentials und um die Verhinderung eines operativen Durchbruchs großen Stils. Ein solcher wurde vom Gegner trotz beachtlicher örtlicher Fortschritte auch während des Wochenendes am Mius nicht erzielt. Das. gleiche gilt für das Kampfgebiet von Charkow, wo der F'eind in den beiden letzten Tagen wiederum unter starker Panzerunterstützung und mit einem ungewöhnlich hohen Einsatz von Schlachtfliegern eingriff. Der am Freitag noch im Raum südlich und südwestlich der Stadt liegende feindliche Hauptdruck hat sich jetzt wieder mehr in die Gegend westlich von Charkow verlagert. Bis Ljubotin vorgedrungene sowjetische Psnzerspitzen wurden von der elastischen deutschen Abwehr aufgefangen und zum Stehen gebracht. Auch verschiedene Einbrüche an anderer Stelle konnten bereinigt werden. Im Raum nordwestlich von Kursk spielen sich Bewegungskämpfe größeren Umfanges ab. Die Sowjets haben hier einen starken Angriffskeil über Swjesk nach Westen vorgetrieben. Ob sie von hier aiis stärker nach Norden auf Brjansk oder nach Preis 20 Fillér dem Süden auf Sumg, wo die deutsche Front weit nach Osten vorspringt, einzuschwenken versuchen werden, läßt sich noch nicht übersehen. Die eingeleiteten deutschen Gegenmaßnahmen sind noch nicht voll ausgereift. • Im . Mittelaibschnitt der Ostfront ist die Lage unverändert. Bei einem feindlichen Teilangriff nördlich der Rollbahn Moskau —Smolensk handelt es sich zweifellos nur um eine Ablenkungsaktion, denn für größere Offensivvorbereitungen stehen der feindlichen Führung in der Mitte und im Norden kaum ,'die erforderlichen Kräfte zur Verfügung, nachdem die meisten Reserven nach dem Süden abgezogen und, wie sich inzwischen herausgestellt hat, hauptsächlich an der Mius-Front eingesetzt worden sind. Es handelt sich dabei fast ausschließlich um Verbände zweiter oder dritter Güte, die dadurch Gewicht erlangten, daß sie wiederum in Massen in die Schlacht geworfen wurden. Die blutigen Verluste des Gegners sind daher auch gerade an der Mius-Front ganz ungewöhnlich groß. Durchbruebserfolg der deutschen Kampfgruppe ven Taganrog Schwere Kämpfe längs der Bahnlinie Jefnja—Spass-Demensk Berlin, 31. August (Interinf) Das Internationale Informationsbüro berichtet zur Lage an der Ostfront: Die Absatzoperation auf 'dem Südflügel der Ostfront wurde, wie sich aus den bisher vorliegenden Meldungen ergibt, zu einem bedeutenden Durchbruchserjolg für die deutsche Kampfgruppe von Taganrog. Die Sowjets hatten ihren vorgeworfenen Kavalleriedivisionen, motorisierte Infanterie- und starke Panzerformationen folgen lassen, die sich bemühten, den deutschen Verbänden den Weg zu verlegen. Es kam zu einer großen Panzerschlacht, in deren Verlauf es deutschen Kampfwagen und Sturmgeschützen gelang, innerhalb weniger Stunden in die sowjetische Panzerfront durch Vernichtung von 25 Großtanks eine breite Bresche zu schlagen, durch die hindurch die deutschen Grenadiere zum Sturm“ auf die sowjetische Kavallerie- und Schützenformalionen antraten. Im Schutze der eigenen schweren Artillerie und der Panzerverbände überrannten die deutschen Truppen die sowjetischen Linien und kämpften sich den Weg nach Westen frei. Dabei fielen einem deutschen Verband über 1000 Gefangene in die Hände. Die Verluste der Sowjets waren unter dem gutliegenden Feuer der deutschen Angriffswaffen ungewöhnlich schwer. Gleichzeitig mit der Durchbruehsaktion setzte ein kraftvoll gefürter Entlastungsvorstoß deutscher Infanterieverhände ein, der auf starke sowjetische Panzerkräfte in dem Augenblick stieß, als diese den Versuch machten, durch ein überholendes Manöver den Durchbruch erneut zu verhindern. Die Führung der deutschen Infanteriekräfte erkannte die Lage rasch, warf geistesgegenwärtig alle ihr zur Verfügung stehenden Panzerbrechenden Waffgn in den Kampf und vernichtete so in kürzester Frist eine ganze sowjetische Panzerbrigade. Noch im Laufe des gestrigen Abends konnten die deutschen Verbände die Fühlung miteinander aufnehmen und eine geschlossene Front aufbauen, gegen die die Sowjets vergeblich anrannten. Hervorgehoben zu werden verdient, daß die Sowjets von Osten her der deutschen Durchbruchsbewegung nicht folgten, nachdem sie äm Vorlage durch das wirkungsvolle Feuer der deutschen Deckungsverbände, durch Minenfelder und zahlreiche Sprengungen schwere Verluste erlitten hatten. Erwähnenswert ist ferner, daß die deutsche Durchbruchsgruppe nicht nur ihr gesamtes schweres Kriegsgerät einschließlich aller Waffen und Fahrzeuge, sondern auch sämtliche Verwundeten und Gefangenen mit sich führen konnte. In ihren Reihen kämpften auch Landeinheiten der deutschen Kriegsmarine, deren leichten See-