Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1944. január (91. évfolyam, 1-24. szám)
1944-01-01 / 1. szám
4_ Die Qualität der Roh- und Hilfsstoffe ist von entscheidender Bedeutung für die einwandfreie Beschaffenheit chemischer Erzeugnisse. Ebenso wichtig ist die Zuverlässigkeit der Präparate, die Sie für Ihre analytischen Untersuchungen verwenden. Wenn Sie sich zeitraubendes und kostspieliges Herumprobieren ersparen wollen, rate ich Ihnen: halten Sie sich an bewährte Erzeugnisse wie die stets zuverlässigen Chemikalien der seit 1827 bestehenden Chemischen Fabrik DARM STADT Unser Zeitgeist fordert auch Klarheit und Offenheit. Die Grenzen der Medizin wurden unendlich erweitert und die Absonderung vom Publikum, die Wahrheitskliigerei hat auch jeden Sinn verloren. Der Arzt gehört viel mehr io die Öffentlichkeit, als je zuvor. Die Wissenschaft ist genug stark und reich dazu, um sich von jeder Seite her sehen lassen zu können. „GeheimWissenschaften“ haben jeden Sinn verloren und können nur schaden. Deshalb ist auch neben der fachwissenschaftlichen Arbeit die publizistische und populärwissenschaftliche Tätigkeit der Ärzte nicht nur Notwendigkeit, sondern ethische Pflicht geworden. Wer das bestreitet, ist noch unendlich weit entfernt vom Geiste der modernen Wissenschaftlichkeit. Wir wissen aus der Geschichte der Medizin, daß es auch eine „romantische Richtung“ in der Medizin gab. Sogar die Romantik, eine unserem Fache scheinbar fernliegende Geistesrichtung konnte ihren Einfluß auf die ärztliche Denk- und Handelsweise ausüben. Als Goethe in seiner Studentenzeit erkrankte und ihn der Pietismus eines Fräuleins Klettenberg umschlang, da fand er Rettung durch einen mystisch-romantisch denkenden Frankfurter Arzt. Obwohl wir weit entfernt sind davon, eine im Dunklen tastende Medizin als erwünschenswert hinzustellen, müssen wir doch auch hier die überaus starke Macht des Zeitgeistes bewundern. Es kann gar keine Wissenschaft sich vom Zeitgeiste loslösen und sich als absolute Wahrheitskammer rühmen. Vielleicht die Logik und Mathematik allein können auch im luftleeren Raum existieren. Aber eine Erfahrungswissenschaft wie die Medizin, die den Mikrokosmos Mensch zum Gegenstand ihrer Untersuchungen hat, wird immer in gewissem Maße historischen Geistesströmungen ausgesetzt bleiben. Der heutige Zeitgeist weht um den Scheideweg der menschlichen Geschichte. Die Maschine kämpft mit dem beseelten Leben. Die Maschine ist eigentlich der Homunkulus, der Stellvertreter des Menschen — und es drohl die Gefahr, daß der Mensch mehr seiner Schöpfung gleichen wird, als seinem Urwesen. Der Mensch ahmt die Maschine nach! Und in der Medizin erschien die Technik als höchstgeschätzte Neuerung. Es vollzog sich die Entpersönlichung der Heilkunde und man ist vielfach durch die blendende Wirkung des Technischen in der Medizin auf Irrwege geraten. Der kommende Zeitgeist muß da Ordnung schaffen. Das Leben ist viel mehr, als ein chemisches Laboratorium und hat eigene, höhere Gesetze, die nur bis zu einem gewissen Grade denen der Physik und Chemie gleichen. Deshalb ist es dringende Aufgabe geworden, das Biologische, das lebensmäßige zu betonen. Und so entsteht vor unseren Augen eine neue Richtung in der Medizin, die biologische Heilkunde. Sie wird oft mißverstanden. Die Konservativen meinen, sie wäre revolutionär und verwerfe die exakte Forschungsmethode, — die Scheinwisscnschaftler und Dunkelmänner glauben wiederum, es sei ihre Zeit gekommen und Os könne nun wieder mit dem Zauberwesen und mit der kritiklosen Kurpfuscherei losgehen. Bo ide Betrachtungen sind falsch. Die biologische, auf die Natur des Menschen sich stützende Medizin will bloß ergänzen und weiterbauen, berichtigen und harte Dissonanzen lösen. Das mechanistische Weltbild gehört der Vergangenheit. Aber in dieser Vergangenheit steckt viel Wertvolles. Der F’ortschritt muß durch Achtung dieser Vergangenheit vor sich gehen. Der moderne Arzt soll ja nicht radikal sein! Er muß auch in der Theorie mit schonender Hand Vorgehen: ausgleichen, heilen, mild und vorsichtig sein. Wenn es aber gilt, vermoderte und sinnlose Denk- und Handelsweise im Interesse des Begriffes „mehr Gesundheit“ zu bekämpfen, da soll er entschieden eingreifen und auf die traurigen Folgen der Starrköpfigkeit hinweisen. Denn der Aufbau erfordert immer die Beseitigung von Trümmern, von falschen Ideen und überlebten Verfahren. Die neue Medizin ist treuer dem Leben und menschlicher, als die alte war. Man soll durch falsche Voreingenommenheit ihren Weg nicht erschweren. Zeitgeist und Medizin Von Dr. Anton Weninger „Jede Zeit hat ihre zugehörige Medizin“ — diese Feststellung Kötschaus ist eine der tiefsten Wahrheiten unseres Fachgebietes. Viele Befangene und einseitig denkende Betrachter möchten glauben, daß die Medizin seit dem Anstieg der Naturwissenschaften die sicherste und nun mehr kaum veränderliche Bahn ihres Fortschrittes gefunden hat. Es hieße also, daß die Grenzen der Medizin gezogen sind und jede andere Möglichkeit prinzipiell abgewiesen werden müsse. Die höhnische Geste und die starre, blutarme Phantasielosigk'it des mechanistischen Weltbildes ist jedoch bereits überwunden. Die klarsten Köpfe der modernen medizinischen Wissenschaft schauen auf das sogenannte naturwissenschaftliche Weltbild, als auf ein überholtes, in seiner erschreckenden Einseitigkeit unbrauchbares System zurück, das dem lebensnaheren biologischen Weltbild weichen mußte. Der Zeitgeist hat sich verändert, man sieht die Probleme im neuen Lichte, Und der Arzt, der áus trägem Konservativismus oder aus Bequemlichkeit in Forschung und Tat sich auf diese überwundene Idee stützt, kommt nicht vom Fleck. Ich muß betonen, daß ich leidenschaftlicher Anhänger und Freund der Naturwissenschaften bin. Es war meine größte Enttäuschung, die scheinbare Allmacht der exakten Laboratoriumsforschung als bloßen Wahn zu erleben. Ich weiß zu gut, daß die objektive Naturbetrachtung und der Versuch immer eine wichtige Stütze und ein wesentlicher Behelf der Medizin bleibt. Aber sich vorzustellen, daß man damit auskommt, daß nur die im Reagenzglas nachweisbaren Tatsachen die Probleme unseres Faches klären könnten, daß nur Histologie und Mikroskop, serologische Reaktionen und chemische Leistungen den Geheimnissen der Pathologie an den Leib zu rücken vermögen, davon müssen wir Abstand neh men und in der Zukunft mehr der Synop tik, der Zusammenschau den Vorrang sichern. Unser Zeitgeist fordert eine synthetische, zusammenfassende Schau der Ereignisse, gleichgültig, ob es sich um Wissenschaft, Kunst oder Politik handelt. Die Medizin war in jedem Zeitalter vom Zeitgeist beherrscht. Seiten- und Irrwege kennzeichnen den Fortschritt. Von den ersten tastenden Schritten der primitiven Urmedizin bis zu den Glanzleistungen unserer Zeit wechselte der Stil der Heilkunde stets dem Zeitgeiste entsprechend. Die hellenischen Denker übten auf das Heil wesen ebenso ihren Einfluß aus, als das mechanistische Naliurbild des vergangenen Jahrhunderts auf unsere heutige Medizin. Es mußte so sein. Aber wenn wir in Philosophie und Weltanschauung den krassen Materialismus überwunden haben, hätte eá keinen Sinn mehr, dem entflohenen Zeitgeist wehmütig nachzusehen und hartnäckig darauf bestehen, eckige und unbrauchbar gewordene Theorien weiter gedeihen zu lassen. Die Fortzüchtung alter Theorien und Heilverfahren aus Gründen des Nichtbessermaehenkönnens ist ein in der Geschichte der Medizin sich leider zu oft wiederholende Erscheinung. Lieber eine expektative, auf bloße Beobachtung sich stützende Heilweise, als die gedankenlose Wieder liolung von übernommenen Sitten und Gebräuchen. PESTER IIOYD ■iwiiM MORGENBLATT —■ SAMSTAG, 1. JAM AR 1944 ................“ Anzeigen ^ IM | PESTER LLÖYP| HABEN HOHE WERBEKRAFT