Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1944. április (91. évfolyam, 74-97. szám)

1944-04-01 / 74. szám

SAMSTAG, 1. APRIL 1944 PESTER LLOYD mm MORGENBLATT Regierungserklärung für Sonntag angekündigt Der Reichstag tritt nach Ostern zusammen Beschlüsse des Ministerrats 3/77 meldet: Die Mitglieder der Re­gierung hielten unter dem,Vorsitz des Ministerpräsidenten Döme Sztöjay Freitag, vormittag 10 l!hr, einen Mi­nisterrat ab. Der Ministerrat setzte den Text der Regierungserklärung fesl, die am Sonntag veröffentlicht wird, und beschloß gleichzeitig, die Maßnahmen zur Einberufung des Reichstages nach Ostern zu treffen. Bei diesem Anlaß wird die Regierung die beiden Häuser des Reichstages über ihr detailliertes Programm unterrichten. Im weiteren befaßte sich der Ministerrat mit ak­tuellen Regierimgsfragen und erreichte um 2 Uhr sein Ende. Vitéz László Endre: , Das Judenabzeichen keine Stigmatisierung Budapest er Nachrichten melden: Vitéz László Endre, der neben dem neuen Innen­minister den Arbeitskreis eines administra­tiven Staatssekretärs erfüllt, erklärte, die bisherigen Verordnungen der Regierung l>e­­deuten nur den Beginn der Maßnahmen, die zur endgültigen Lösung der Judenfrage in Ungarn führen werden. Die Regierung sei entschlossen, diese Frage auf Grund eines einheitlichen Planes auf einen Ruhe­­punkt zu bringen. Die Zeit der Versuche und der Halblösungen sei vorbei. Es sei eine falsche und tendenziöse Einstellung, als ob die Judeni'rage in Ungarn als Ergeb­nis der weltpolitischen Lage neuerlich auf­getaucht wäre. Der ungarische Antisemitis­mus sei keine politische Mode, keine Nach­ahmung zeitgemäßer politischer Rich­tungen und Ideen. Die ungarische Öffent­lichkeit fordere .eine gründliche Lösung schon seit fast einem Vierteljahrhundert. Das Judentum sei vom Gesichtspunkt der ungarischen Rasse weder moralisch, noch geistig oder physisch wünschenswert. Im Bewußtsein dieser Erkenntnis werde die Lösung geschaffen, durch die das Judentum aus dem Leben des Ungariums voll und ganz ausgeschaltet wird. Die neuen Ver­fügungen werden nicht von Haß oder Un­erbittlichkeit diktiert, und es sei nicht das Ziel, das Individuum herabzuwürdigen. Das Judenahzeichen sei nicht mit dem Gedan­ken eingeführt worden, daß es in irgend­einer Hinsicht Beschämung oder Stigmati­sierung bedeutet. Das Judenabzeichen sei in erster Reihe ein Mittel des Selbstverteidi­gungkampfes des Ungariums, denn die Ereignisse der letzten Monate haben be­wiesen, daß die ohne Kontrolle aufwiegelndc jüdische Geistigkeit im Kreise des gut­gläubigen Ungartums eine Verheerung r.n­­gerichtet liat. Schließlich erklärte vitéz László Endre, die Einführung neuer Judenbestirnnumgcn sei notwendig gewesen, weil sich die bis­herigen nicht bewährt haben und weil die jüdische Geistigkeit in den \*ergange«ien Jahren in ungehemmtester Weise die Ober­hand gewonnen hat. Die innerpolitische Krise in England durch das Vertrauensvotum nicht überwunden Allgemeine Besorgnisse wegen des Ausbleibens der Invasion Stockholm, 31. März (INB) Die politische Krise in England hat mit dem Vertrauensvotum für die Re­gierung ihren erwarteten Abschluß gefun­den. Das Abstinunungsverhältnis von 425 zu 23 macht nach außen hin Eindruck, aber die tieferen Ursachen für die zu­nächst wieder beigelegte Krise beseitigt es nicht. Die Welt ist durch die Vorgänge im Unterhaus überrascht worden. Das gilt nicht zuletzt auch für die schwedische Öf­fentlichkeit, denn man hatte in Schweden erwartet, daß zu einem Zeitpunkt, zu dem nach Churchills Äußerung große Ereig­nisse bevorstehen, jeder Zwischenfall ver­mieden werden würde. Die Engländer be­schäftigt die unbefriedigende militärische Lage, während aus Moskau die Erfolgs­meldungen einander jagen, denen die Westmächte wenig oder nichts gegenüber­­züstellen haben. Der letzte Tag des Monats März ist erreicht und noch ist die immer wieder angekündigte Invasion nicht da. Der Luftkrieg wird fortgesetzt, aber trotz der angekündigten immer schwereren An­griffe und großer Bombenmengen glaubt niemand ernstlich an seine allein entschei­dende Wirkung. Die amerikanische Presse schreibt mehr oder weniger offen, daß die britische Legierung immer wieder den In­vasionstermin hinausschiebe und aus Moskau hört man wieder mahnende Stim­men. Das ist der Hintergrund, vor dem sich die parlamentarische Krise der letzten Tage abgespielt hat. Natürlich wollte nie­mand zu diesem Zeitpunkt Churchill und seine Regierung stürzen, aber man hatte einmal das Bedürfnis, seinem unlustigen Herzen Luft zu machen. Das ist nun ge­schehen. Was sich weiterhin abspiclen ■wird, hängt vor allem davon ab, ob die großen militärischen Ereignisse demnächst wirklich eintreten. Für diesen Fall wird sich die ganze britische Nation ins Zeug legen, um ihren Soldaten und ihrer Regie­rung in jeder nur erdenklichen Weise die Aufgabe zu erleichtern. Sollte aber die Zeit des Wartens noch lange andauern, so ist mit neuen derartigen Zwischenfällen zu rechnen, weil dann die Innenpolitik immer stärker vorangetrieben wird. auf die Churchills-Bede zu sprechen kommt und sie als die schwächste bezeichnet, die man jemals gehört habe. Die Schroffheit, mit der Churchill seine Kritiker angegrif­fen habe, sei dem Manchester Guardian zufolge ein eminenter politischer Fehler. Es sei ihm nicht gelungen, seinen Kriti­kern den Mund zu stopfen, sondern er habe die Probleme nur noch schwieriger gemacht und „die politischen Gewässer ver­schlammt“. Inzwischen habe Churchill, so erklärte der Sprecher weiter, ein Vertrauenvotum erhalten, nachdem er aus der untergeord­neten Frage, in der die Regierung eine Nie­derlage erlitten hatte, eine Vertrauens­frage gemacht halte. Das Vorgehen Chur­chills in dieser Angelegenheit zeigte, daß er ein Hineinreden des Parlaments in die Tätigkeit der Regierung grundsätzlich nicht, dulden will und jede Gelegenheit benutzt, es zum Nachgeben zu zwingen, Es scheine jedoch, so stellte der Sprecher abschließend fest, daß die englische Entwichklung in den nächsten Wochen und Monaten eine genaue Beobachtung verdiene, denn die Vertrauenskrise um Eden und Churchill dürfte noch weiter anhalten. Churchill habe allmählich den Nimbus verloren, mit dem er sich anfangs zu umgeben verstanden habe. Die WilhelmstraBe zur Entwicklung in England Berlin, 31. März (TP) In der Wilhelmstraße wies der Sprecher Ribbentrops auf einen Artikel des Manchester Guardian hin, der nochmals. PeterHain Leiter des politischen Sicherheitsdienstes der Polizei Der kgl. ung. Minister des Innern hat den Detektiv-Oberinspektor kgl. ung. Re­gierungsrat Peter Hain mit der Leitung des politischen Sicherheitsdienstes der Po­lizei beauftragt. (MOT) TÜRKEI Neues Militärkredit von 65 Millionen angefordert Ankara, 31, März (ON’S) Die türkische Regierung verlangt vom Parlament die Bewilligung eines neuen außerordentlichen' Militärkredits von 65 Millionen türkischen Pfund. Die Gesetzes­vorlage Wurde durch den Haushaltsaus­­schuß genehmigt und auf die Tagesord­nung gesetzt. SO HM ITIMON Volkskommissar des Äußern für Weißruthenien ernannt Stockholm, 31. März (DNB) Durch Erlaß des Ausschusses des obersten Rates für Weißruthenien sei — so meldet TASS —- Kisseiew für den Po­sten des Volkskommissars des Auswärti­gen für Weißruthenien bestimmt worden. SCHWEDEN Erneute Strafmilderung für zwei Sowjetspioite Stockholm, 31. März (INB) Eine Strafmilderung für zwei Sowjetspione hat die schwedische Regie­rung verfügt. Svenskä Dagbladet und Dagsposlen melden, daß für den jüdischen Bildhauer Michael Kalz und seinen Sohn, den Studenten Lennart Kalz, die beide am 25. Januar 1943 durch den Obersten Ge­richtshof wegen unerlaubter Infotmxiiions­täligkeil für die Sowjetunion zu drei Jah­ren Zuchthaus verurteilt wurden, auf dem Gnadenweg die Verfügung, die Strafe auf zwei Jahre herabzusetzen, erlassen wor­den ist. ú Die japanischen Truppen 40 km vor ImpItaS Eine wichtige Nachschubstrafle der britisch-indischen Truppen abgeschmusn Tokio, 31. März (INB) Wie das kaiserliche Hauptquartier Freitag nachmittag bekanntgibt, gelang es japanischen und naticnalindischen Truppen, in der Imphal-Ebene bis zum 28. März etwa 40 Kilometer nördlich Imphal vorzu­­dringeu und damit die Imphal—Kohima- Straße, die für den feindlichen Nachschub von äußerster Wichtigkeit ist, abzuschnei­den. Zweitens haben japanische Truppen feindliche Streitikräfte, die ihre Stellungen im südlichen Teil der indisch-burmesischen Grenze zu verbessern suchten, weiterhin mit Erfolg angegriffen. Seit dem 1. März konnten dort 2700 Tote gezählt, 760 Ge­fangene eingebracht, sowie 23 Kanonen aller Art, 150 Tanks und andere kriegs­wichtige Fahrzeuge und zahlreiche Muni­tion erbeutet werdep. Die japanischen Ver­luste betrugen in dieser Zeit 357 Tote. Neudelhi, 3t. März (INB) Um die Befürchtungen, die hier durch den japanischen Vorstoß gegen die strategisch wichtige Imphal—Kohima-Slraße entstanden s eid, zu zerstreuen, betonte der alliierte Oberbefehlshaber, in Indien, Gene­ral Sir Glorie Auchinleck, in einer am Frei­tag veröffentlichten Erklärung, daß die Stadt Imphal noch in den Händen der AILiierten sei. Auchinleck wandte sich dann gegen eine amerikanische Presscstimmc, wonach der Fall von Imphal für die Alliier­ten von nur geringer Bedeutung sein würde. Diese Meinung bezeichnet der General als irrig. Imphal werde im Gegenteil stark ver­teidigt und, so fuhr Auchinleck fort, .un­sere Kommandeure beabsichtigen nicht, Imphal in die Hand des Feindes fallen zu lassen“. Die Japaner hätlen zwar in der Richtung auf Kohima einige Fortschritte erzielt, ständen aber nun den vorbereiteten Stellungen der Alliierten gegenüber. Von Tiddim sagte Auchinleck, der Platz besitze keine besondere strategische Bedeutung lind­es sei deshalb kein Versuch gemacht wor­den, ihn zu halten. Genf, 31. März (INB) Zum e cs ten Male gehen in London vorliegende Berichte von der Burma-Frciut, nach dem Londoner Korrespondenten der Neuen Zürcher Zeitung, der Sorge vor einem japanischen Durchbruch nach Im­phal im Staat Manipur Ausdruck.. Den stärksten Druck übten die Japaner nordöst­lich von Imphal aus. wo sie in der Gegend von Ukrhul etwa 4Ó Kilometer dér Stadt entfernt operierten. Der Londoner Korre­spondent schreibt dazu: „Zum ersten Male wird auch von starken japanischen Bombev­­und Jagdgeschwadern gesprochen. Auch iui Süden von imphal haben sich heftige Kämpfe entwickelt. Dort ist ein japanischer Keil bis zur Straße Imphal—Tiddim vorge­­trieben worden.“ Zur Aufgabe der japanischen Ölkonzessionen aut Nordsacfealin Tokio, 31. März (DNB) Zu dem zwischen Japan und «irr Sowjetunion in Moskau Unterzeichneten Protokoll über die Zurückziehung der in­panischen Kohle- und Erdölkonzessionen in Nord-Sachalin und die Verlängerung des Fischrrewertrages zwischen den beiden Ländern auf weitere fünf Jahre wird in hiesigen politischen Kreisen darauf hinge­wiesen. daß im Laufe der Verwirklichung der einzelnen Fünf jahresplähe seit 1931 iaufend ausländische Interessen auf sowje­tischem Gebiet von Moskau aufgelöst wur­den. Die jetzt abgeschlossenen Verhandlun­gen über die Aufgabe der japanischen Kon­zessionen in Nord-Sachalin stellen, somit den Abschluß einer Entwicklung dar, die nach den Worten hiesiger Kreise zum Teil auf Prestigegründen beruht. (MTI) Vichy oder Paris? Oie Frage des Sitzes der französischen Regierung Berlin, 31. März (INB) Laval und eine Reihe seiner en­geren Mitarbeiter'versuchen schon seit lan­ger Zeit die Gesamtregierung wieder nach Paris zu bekommen. Da jedoch Marschall Pétain aus verschiedenen Gründen von einer Rückkehr nach Paris oder Versailles nichts wissen will, blribt es vorläufig dabei, daß der sozusagen hochpolitische Teil der französischen Regierung seinen Sitz in Vichg behält, während die mehr technischen Dienststellen zum allergrößten Teil bereits wieder in Paris amtieren. Die Berliner Börsenzeitung schreibt: Laval hat inzwischen seine F'ähigkeit bewiesen, auch unter den schwierigsten Verhältnissen tat­sächlich zu regieren. Mit dem rührigen neuen Informationsminister Ilenriot, mit dem energischen Staatssekretär. Daruand, sowie mit dem neuen Arbeitsminister Déat sind neue Regierungsinänner auf den Plan getreten, von denen mehr Franzosen, als man denkt, nur das eine wünschen und hoffen, daß es ihnen gelingen möchte, sich recht bald und recht gründlich durchzu­­setzen. Die Börsenzeitung meint, es scheine schon jetzt festzustehen, daß sich eine Art von Fusion zwischen den beiden Vichys, von denen das eine mit Deutschland zusam­menarbeitet, und das andere mit den An­gloamerikanern sympathisiert, kaum ver­wirklichen hißt. Also dürfte es in der Praxis so kommen, daß die wirkliche Ge­­burlsstunde eines neuen Frankreichs erst dann schlagen wird wenn Vichy einmal aufhört, der offizielle polilischc Regierungs­sitz zu sein. gen, die die französische Regierung nach der Verurteilung des Obersten C.ristofini zum Tode durch den Algierausschuß ergrei­fen wird. Marschall Pétain hat einenl Ver­treter des OF/-Nach riebtendienstes eine Erklärung über die Prozesse gegeben, die zurzeit vor dem Militärgericht in Algier stattfinden. Der Marschall wies die Justiz­methoden des Algierausschusses nachdrück­lich zurück. Die Angehörigen der Armee und der Marine, Offiziere und Soldaten* werden zu Unrecht von diesem Tribunal beschuldigt, denn sie haben nur den Befeh­len ihrer Chefs Folge geleistet. Petit Párisién glaubt zu wissen, daß der französische Regierungschef, nachdem ihm das Todesurteil über C.ristofini bekannt wurde, eine Reihe von Maßnahmen ergrei­fen will. Bedeutungsvoll in diesem Zusam­menhang ist auch die Erklärung des Staats­sekretärs heim Regierungschef. Botschafter De Brinon, nach der Ministerratssitzung, daß nun schnell und energisch gehandelt werden wird. Man erwartet in franzö-. sischen Kreisen auch, daß Marschaii Pétnin persönlich sein ganzes moralisches Ge­wicht zum Schutz derjenigen Offiziere ein­­setzen werde, die gelegentlich des anqlo­­amerikanischen Angriffs auf Nordafrikl seinen Befehlen gehorchten und militäri­schen Widerstand leisteten. GegrrmaOnahmen Marschaii Retains wegen des Todesurteils gegen Crisiofini Paris, 31. März (INB) Mit großer Spannung sieht man in Frankreich den Gegenmaßnahmen entge­---- 1 Ruch ein Mitarbeiter Crislofinis vom Algier-Tribunal verurteilt Algier, 31. März (INB) Das Algier-Tribunal fällte nach dem Todesspruch gegen Oberst Cristofini auch über seinen Mitarbeiter Hauptmann Peletier, der auf Geheiß Marschall Pétains den bewaffneten Widerstand gegen die Ende 1942 erfolgte Invasion ^nerikanischer Truppen in Nordwestafrika organisierte, den Urteilsspruch. Peletier wurde zu lebens­länglichem Zuchlhaus mit Zwangsarbeit verurteilt. Er wurde degradiert und sein Eigentum konfisziert. — IN TSCH UNG KING ist als VERTRETER DE GAULLES, wie aus Tschungking gemel­det wird, PESCHKOW eingetroffen, der lange Zeit in der französischen Fremdenlegion ge­dient hat. — Der neuernannte TÜRKISCHE BOT­SCHAFTER IN LONDON wird in den näch­sten Tagen dorthin abreisen. (DNB)

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