Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1944. június (91. évfolyam, 122-145. szám)

1944-06-01 / 122. szám

DONNERSTAG, 1. JUNI 1944 +■. FESTER LLOYD mmmm MORGENBLATT m „EUROPE FIRST?“ J (—) Das bekannnte englische Wo­chenblatt Observer befaßt sich in sei­ner jüngsten Nummer gleich in meh­reren Artikeln mit dem gegenwärtigen Hauptproblem der britischen Politik, der sogenannten „europäischen Rich­tung“. Der plötzliche Stimmungswech­sel, der zeitlich beiläufig auf die Churchill-Rede im Unterhaus und kausal wohl auf die Entlarvung der immer klarer zutage tretenden Schwäche der englischen Europa- Politik seitens Deutschlands und der Neutralen zurückzuführen ist, scheint nun in England langsam allgemein zu werden. So heißt es beispielsweise im Leitartikel des genannnten Blattes, daß die Verwirklichung des Grund­satzes „Europe First“ die allererste Pflicht der englischen Diplomatie ist, bis Europa nicht endgültig in das Sta­dium des Friedens und der Prosperi­tät getreten sei. An einer anderen Stelle schreibt dasselbe Blatt wie folgt: „Im Laufe der außenpolitischen De­batte im Unterhaus ist die „europä­ische Richtung“ stärker in den Vor­dergrund getreten, denn je zuvor. Es kommt zwar auch ein anderes Prin­zip zur Geltung, und zwar das der „Großen Vier“, dem zufolge zukünftig die Vereinigten Staaten, die Sowjet­union, England und China in allen großen und wichtigen Fragen allein entscheiden werden. Dieses Prinzip dürfte sich jedoch auf die Dauer nicht bewähren, da man nicht vergessen darf, daß die vier großen Verbündeten nur für die Zeit des Kriegs durchwein stählernes Band verbunden werden. Wenn dieses Band eirimpl zerreißt, wird niemand jeden einzelnen dieser Verbündeten daran verhindern kön­nen, seine eigenen Interessen und Wünsche zu vertreten und den ersten Platz für sich selbst zu fordern. Ein dauerhafter Friede kann nur unter aktiver Mitwirkung Europas geschaf­fen werden, da dieser Weltteil unge­achtet seiner gegenwärtigen mißlichen Lage immerhin eine Konzentration von 400 Millionen Menschen und daher ein fast unerschöpfliches Reservoir an Kraft, Talent, Fleiß und Zivilisation sowiev an historischem Bewußtsein darstellt. Es kann daher nicht Europas Bestimmung sein, ewig die Rolle eines gewaltigen Puffer-Kontinents zwischen den westlichen und östlichen Groß­mächten zu spielen. Wenn Eurofa fällt, ist alles verloren. Deshalb muß Europa zu einem Pfeiler des Friedens werden, und zwar ein einiges Europa. Den Weg zur Einigung kann aber nur England weisen. Die Erfüllung dieser Aufgabe erfordert jedenfalls unge­heure Kräfte.á Soweit der Auszug aus dem Observer, dem wir in vielen Punkten beipflichten müssen. Ohne Europa kann die zu­künftige Weltordnung sicher nicht ver­wirklicht werden, und dieser Kontinent kann weder als geographischer, noch als kultureller Begriff vom Schicksal die Aufgabe zugeteilt bekommen haben, zum Austragungsort der Fehden zwi­schen Ost und West zu werden. Die Er­kenntnis ist als8 richtig, nur bezweifeln wir die,Schlußfolgerung, daß nämlich einzig und allein England dazu berufen sei, Europa, den Weg in die Zukunft zu weisen und die Einigkeit dieses viel­geprüften Erdteils zu schaffen. Wollte nämlich England wirklich Einigkeit schaffen und ein auch nur halbwegs uneigennütziger Führer Euro­pas werden, so könnte es auch schon jetzt, noch während des Krieges, wenig­stens seinen Verbündeten gegenüber, als Retter und Helfer in der Not auftreten. Was zeigen hingegen die Tatsachen? Da ist beispielsweise das ehemalige Jugo­slawien. Gerade dieser Tage erschien eine halbamtliche englische Stellung­nahme in dieser Frage, die nun nicht mehr Mihailowitsch allein, sondern auch König Peter endgültig fallen läßt und Tito als den einzigen „legalen“ Führer anerkennt. Die Gründe, die für dieses Verhalten angeführt werden, sind recht bezeichnend. Erstens hat König Peter ausgespielt, da sein Name in den letzten drei Jahren allzu oft mit dem­jenigen des Mihailowitsch genannt wurde. Mihailowitsch freilich muß als der größte Verräter des Landes be­trachtet werden. Zweitens wird Peter von einer „reaktionären“ Regierung unterstützt, die nicht geneigt ist, für ein „freies und föderatives“, mit anderen Worten also für ein kommunistisches Jugoslawien zu kämpfen. Drittens wird das Haus Karageorgewitsch von der öffentlichen Meinung noch immer als das Symbol der extremsten Diktatur betrachtet. Mihailowitsch ist also heute in den Augen der Engländer der größte Ver­räter an der Sache des ehemaligen Jugo­slawiens. Es ist dies derselbe General Mihailowitsch, der vor drei Jahren un­ter den denkbar ungünstigsten Um­ständen allein den Kampf gegen die zehn-, ja, hundertfache Übermacht auf­genommen hatte, der von der englischen Presse als legendärer Freiheitsheld ge­feiert wurde und dem és die Alliierten allein zu verdanken haben, daß der Partisanenkrieg auf dem Balkan nie aufgehört hat. Ganz abgesehen aber von den persönlichen Verdiensten dieses Ge­nerals, würden es die elementarsten In­teressen der Bevölkerung des ehe­maligen Jugoslawien erfordern, daß sich England so oder so endgültig ent­scheide und dabei nicht nur politische oder imperialistische Zielsetzungen ver­folge, sondern cs versuche, wenigstens unter den deutschfeindlichen Partisanen Ordnung und Einheit zu schaffen. Dies ist aber nicht der Fall. So konnte fich die wahrhaft tragische Situation er­geben, daß sich die verschiedenen Par­tisanengruppen gegenseitig tiefer hassen als ihre ursprünglichen Feinde. Als zweites Beispiel kann das ehe­malige Polen angeführt werden, wo England durch seine unentschlossene und zögernde Politik ebenfalls immer nur neuen Zwiespalt schafft. Der Exil- Regierung in London steht der soge­nannte „Freie Polnische Nationalrat“ gegenüber, der eben dieser Tage wieder eine Abordnung nach Moskau schickte und angeblich auch bemüht ist, Ver­tretungen nach London und Wa­shington zu entsenden. Anerkennt nun London diese Vertretung, so begeht es damit wieder eine höchst unfreund­liche Geste gegen die Exilregierung; verweigert es jedoch die Anerkennung, so fühlt ßich Moskau — da es bekannt­lich das „Konkurrenz-Unternehmen“ tatkräftig unterstützt — auf das schwerste beleidigt. Welche Lösung London aber auch immer wählen möge, die polnische Bevölkerung steht vor einem Chaos, das keinesfalls auf die „zukünftige Ordnung“ in Europa hinweist. Und nun vielleicht noch ein drittes Beispiel, zwar ganz anderer Natur, aber für die englische Auffassung über Europa immerhin auch bezeichnend. Diesmal handelt es sich um uns Un­garn selbst. Vor zwei Monaten, als es zu dem politischen Systemwechsel kam und als die Russen den Dnjestr überschritten hatten und vor den Kar­paten angelangt waren, sahen sich die führenden angelsächsischen Staats­männer plötzlich veranlaßt, ihr Augen­merk ausnahmsweise einmal auch auf unser bescheidenes Land zu lenken. Ihr europäisches Verantwortungsbe­wußtsein war erwacht, denn sie hegten schwere Befürchtungen — nicht etwa für die 13 Millionen Ungarn und für den nationalen Bestand des tausend­jährigen Reichs, das sich im Interesse der europäischen Kultur immerhin schon gewisse, allgemein anerkannte Verdienste erworben hatte — o nein, sondern für die einigen hunderttausend Juden des Landes, für deren materielle Existenz und bevorzugte Wirtschafts­stellung, die sie infolge der übertrie­benen Gastfreundschaft des Ungartums lange Zeit hindurch innegehabt hatten. Wir wollen keinesfalls den Eindruck erwecken, als wäre uns die Fürsorge Englands so unerhört wichtig, doch müssen wir diese Art des „europäischen Verantwortungsbewußtseins“ immerhin als recht eigenartig bezeichnen. Wenn England unter dem Begriff Europa dieses versteht, so glauben wir mit Recht annehmen zu können, daß wohl jeder einzelne europäische Staat auf die Verwirklichung des Prinzips „Europe First“ gern verzichtet... Solvoliib fogkrém Das OKW berichtet: Deutsche Ungriffsoperationen bei Jassy Die Angriffe der Alliierten südöstlich der Albaner-Berge gescheitert Berlin, 31. Mai Aus dem Führerhauptquartier wird ge­meldet: Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt: Am Süd- und Südostrand der Albaner Berge scheiterten auch gestern wieder alle mit starken Infanterie- und Panzerverbän­den geführten Durchbruchsversuche des Feindes in erbitterten Kämpfen. Im Raum Lanuvio wurden dabei von 200 angreifen­den feindlichen Panzern 78, meist in Nah­kampf, vernichtet. Der Gefreite Vetter in der Panzerjäger­kompanie eines Grenadierregimentes schoß mit seinem Geschütz aus nächster Entfer­nung 11 Panzer ab. In den Lepiner-Bergen brachen marok­kanische Gebirgstruppen in unsere Siche­rungslinien ein und erreichten nach har­tem Kampf Carpineto. Im Abschnitt bei­derseits Frosinone, südöstlich Sora, sowie bei und südwestlich Alfedena brachten unsere Nachtruppen in andauernden zähen Kämpfen das Vorgehen überlegener feind­licher Kräfte zum Stehen. Kampf- und Nachtschlachtfiugzeuge griffen Ziele im Räum von Cisterna, sowie feindliche Ko­lonnen und Batteriestellungen im Raum von Aprilia mit guter Wirkung an. Ein Verband deutscher Torpedoflug­zeuge versenkte in der Nacht zum 31. Mai aus einem feindlichen Geleit im Mittel­meer einen Transporter und drei Frach­ter mit 23.000 BRT. Ein weiterer Trans­porter, fünf Frachter, sowie ein Tanker mit zusammen 44.000 BRT wurden be­schädigt. Im Osten durchbrachen nördlich Jassy Infanterie- und Panzerverbände von star-­ken deutschen und rumänischen Kampf­und Schlachtfliegern hervorragend unter­stützt, ein stark ausgebautes und tief ge­gliedertes feindliches Stellungssystem und warfen die Sowjets in harten Kämpfen in die dahinterliegende Flußniederung zu­rück. Das gewonnene Gelände wurde ge­gen wiederholte starke Gegenangriffe der Bolschewisten gehalten. Jagd- und Schlacht­flieger vernichteten über diesem Raum 69 feindliche Flugzeuge. In der Nacht zum 31. Mai wurden die Eisenbahnknotenpunkte Fastow und Kasa­­tin durch starke Verbände deutscher Kampfflugzeuge wirksam bombardiert. Schlachtflugzeuge versenkten im Finni­schen Meeresbusen drei sowjetische Siche­rungsfahrzeuge, ein weiteres wurde be­schädigt. Amerikanische Bomber drangen bei Tag in das Reichsgebiet ein und verursachten durch Abwurf von Spreng- und Brand­bomben in einigen Orten Schäden und ge­ringe Personenverluste. Luftverteidigungs­kräfte vernichteten 42 feindliche Flug­zeuge. In der vergangenen Nacht warfen einige britische Flugzeuge Bomben auf Orte im rheinisch-westfälischen Raum. Im Kampf gegen die britisch-amerikani­schen Terrorflieger zeichnete sich eine Jagdgruppe unter Führung von Major Frei­tag besonders aus. Unterseeboote versenkten sieben Schiffe mit 29.500 BRT, sowie acht Zerstörer und Geleitfahrzeuge und schossen außerdem sechs feindliche Flugzeuge ab. Seestreitkräfte, Bordflak von Handels­schiffen und Marine-Flakartillerie vernich­teten im Monat Mai 200 feindliche Flug­zeuge. (MTI) 8 Generalleutnant Ditimar: Die Ergebnisse der Offensive der Alliierten in Italien unbefriedigend Die deutschen Truppen meisterten alle kritischen Situationen Berlin, 30. Mai (DNB) Generalleutnant Dittmar. der mi­litärische Sprecher des großdeutschen Rundfunks, gab heute eine Zwischenbilanz der großen Schlacht im italienischen Raum und hob einleitend hervor, daß durch die laufende Nennung der Namen der um­kämpften Ortschaften, Bergmassive und Flüsse in den Berichten des Oberkomman­dos der deutschen Wehrmacht dem deut­schen Volk die Möglichkeit gegeben sei, volle Klarheit über den Gang der Ereig­nisse in Italien zu gewinnen. Generalleutnant Dittmar führte dann u. a. aus: Niemand, der den Gang der etwa 14 Tage dauernden Schlacht mit Verständnis verfolgt hat, wird übersehen, daß in der letzten Woche es an kritischen, ja gefahr­vollen Situationen für die Verbände der angegriffenen deutschen Armee nicht ge­fehlt hat. Vergegenwärtigen wir uns noch­mals, den Verlauf, die ersten Kampftage ergaben im wesentlichen mehr oder weni­ger tiefe Einbrüche in die nach Südosten gerichtete ursprüngliche deutsche Abwehr­front "ebracht, die zurückgedrückt, aber nicht zum Einsturz gebracht wurde. Immerhin machte der den Liri-Fluß auf­wärts über Pontecorvo geführte Vorstoß

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