Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1944. augusztus (91. évfolyam, 172-197. szám)

1944-08-01 / 172. szám

Bol schewi sierun gs absichten auf dem Balkan Istanbul, im Juli Vom vorzüglichen Ausguck, den Istanbul bietet, zeigt der Balkan ein chaotisches und blutiges Bild, die Mi­niature dessen, was Europa wäre, wenn es unter russisch-alliierter Herr­schaft stünde. In Griechenland und Jugoslawien gibt es Partisanenkämpfe zwischen rivalisierenden Banden, die sich ihrer­seits gegen die nach Kairo geflohenen sogenannten Regierungen auflehnen. Das Bild von diesen rauhen inneren Kämpfen zwischen Brüdern ergänzt dasjenige vom Spiel der englischen und der russischen Diplomatie in der Türkei, ein Spiel, bei dem die Sowjets das bessere Teil wählten, da sie im Lande selbst handelten und den Mei­stern in der Downing Street die naive Sorge überließen, die Fäden zu ziehen, durch die die Puppenregierungen des Kö­nigs Peter und Papandreus mit dem Leben verbunden sind. Später empfand Moskau selbst dieses Fadenziehen als üjjerflüssig. Der Bolschewismus will auf dem Balkan keine Nebenbuhler ‘ mehr dulden, er mag da keine an die Alliierten verkaufte» Throne stehen sehen und keine Premierminister dul­den, die ihre Direktiven von London empfangen. Die offiziell eingeleitete Aussprache zwischen dem Bandenchef Broz-Tito und dem Minister des Königs Puter, Puritsch, hat durch den Rücktritt die­ses Ministers ein jähes Ende gefunden. Nun bediente man sich des Dr. Suba­­schitsch, der leichter zu behandeln ist. London mußte sich aber, ob es wollte oder nicht, dem Willen des Kreml beugen. König Peter wieder gab dem bolschewistischen Agitator Tito nach, und Subaschitsc.h schloß mit diesem auch ein Abkommen. Praktisch existiert der König als Herrscher gar nicht mehr; er ist nur noch ein Wrack, von den Wellen hin- und hergeworfen, die London nach der Laune des Kreml erzeugt. Weniger vollkommen war der Sieg Moskaus auf der griechischen Bild­fläche. Das prinzipielle Übereinkom­men, das zwischen den Delegierten der kommunistischen Organisation E. A. M. und dem Premierminister Papandreu zustandegekominen war, hatte keine Dauer. Professor Slowos, durch seinen ersten moralischen Erfolg ermutigt, forderte materielle Vorteile und prak­tisch die totale Führung des in Kairo amtierenden Kabinetts. Die Widersetz­lichkeit Papandreus und seine heftigen Kritiken an der E. A. M. verschlim­merten die Beziehungen zwischen den beiden Parteien wieder. London be­fürchtet, zu sehr nachgegeben zu ha­ben; denn ein bolschewistisches Grie­chenland mit einer scharfen Spitze gegen die Seeverbindungen Englands im Nahen Osten würde dem britischen Imperialismus keine Freude machen. Slowos kehrte nach Griechenland zu- Tiick, um die Banden in den Bergen dieses Landes zu gewinnen. Papandreu gewann den ersten Teil eines Matches, der von andern hinter den Kulissen veranstaltet wurde. Es war aber ver­fehlt zu glauben, daß die Kommuni­sten diese Niederlage hinnehmen wür­den. Bald wird das Problem in seiner ganzen Schwere wieder auf tauchen, und Papandreu wird dem Schicksal des Herrn Puritsch nicht entgehen können. England hat den Jugoslawen gegenüber nachgegeben und wird dies auch den Griechen gegenüber tun müssen. Aber während die Angelsach­sen gezwungen sind, Schritt für Schritt vom Balkan zu weichen, wobei sie in ihrem Gepäck die Staatspapiere der Exilregierungen mitnehmen, bestim­men die Sowjets die Staatsform, die sie dem Balkan zugedacht haben. Tito, ihr Vertrauensmann, wurde be­auftragt, die Fahne dieses neuen Bal­kans zu hissen. Es soll ein Staatcn­­bund der Kroaten, Serben, Slowenen, Dalmatiner, Albanesen und Makedo­nier geschaffen werden, ein Staaten­bund, in dem ein Karageorgewitsch offensichtlich keinen Platz mehr ha­ben würde und in dem ein Georg II. nur das Ansehen eines Eindringlings genießen könnte. Die neue Organisa­tion des nördlichen Balkans, von Tito gestaltet, ist auch im Plan der E. A. M. vorhanden. Wie die hiesigen griechi­schen Kreise versichern, ist dieser Plan auch von den bulgarischen Kommuni­sten gutgeheißen worden. Bulgarien, behauptet man, das sich nach dem russischen „Sieg“ zu einem bolsche­wistischen Bulgarien verwandeln würde, wäre von einem solchen Staatenbund von ganzem Herzen eingenommen und wäre gern geneigt, seine südlichen Pro­vinzen vom Mutterlande abtrennen zu lassen, damit sie der neuen Bundes­organisation einverleibt werden könn­ten. Diese Geneigtheit bereitet aber dem Kreis um Papandreu neue Sorgen, weil er befürchtet, das griechische Element würde bei einem solchen Verfahren später vom Slawentum, besonders von den Bulgaren aufg^augt werden. Unter den Griechen, den^i diese Intrigen be­kannt sind, herrscht allgemein der Ein­druck, daß die Bolschewisierung Grie­chenlands nur der erste Schritt zu sei­ner Slawisierung unter bulgarischem Einfluß wäre. Ein Teil der Griechen ist der Meinung, daß, wer immer im gegenwärtigen Krieg siegen werde, das Los Griechenlands entschieden wäre. Griechenland könnte dann nur eine südliche Provinz Bulgariens bilden. Infolge dieser Vision klammern sich die Griechen in der Umgebung des Kö­nigs Georg krampfhaft an die Angel­sachsen, denn sie erhoffen von diesen das Schaffen eines neuen Griechen­lands innerhalb der alten Grenzen, und zwar bei Einverleibung der Inseln des Dodekanes. Die-„große Idee“ von der Eroberung Istanbuls, des früheren Konstantinopei, hat der bescheideneren und eher streng nationalen, als religiösen Idee der „Freiheit des Vaterlandes“ Platz ge­macht. Aber das geduldig gewebte unge­heure Netz, das Stalin um den Balkan zieht, kann nicht von einigen Leuten zerrissen werden, die sich bloß die Feigheit als Ehre anrechnen können, in der sie aus ihrer besiegten Heimat geflüchtet sind. Moskau kümmert sielt weder um den Protest Papandreus, noch um die Befürchtungen der Eng­länder. Sein Plan ist unwiderruflich. Er braucht nur den Sieg, um ihn aus­zuführen. Bei einem solchen Sieg müßte der englische Einfluß auf dem Balkan ganz aufhören. Der Balkan würde den So­wjets anheimfallen. Das wissen sowohl die griechischen als auch die jugoslawi­schen Kreise. Sie wissen es, daß sie dann alle der Willkür der kommunisti­schen Horden ausgeliefert wären. Des­halb blicken sie der Zukunft mit schwerem Bangen entgegen. R. H. s 91. Jahrgang Budapest, Dienstag, f. August 1944 Nr« 172 $ PESTER LLOYD MORGENBLATT X b y Luftangriff gegen Budapest MTl meldet: ■ Am Vormittag des 30. Juli sind — von Südrn kommend — etwa 300 feindliche Bomber unter starkem Jägerschutz in den Luftraum des Landes eingeflogen. Nach­dem sie sich am Balaton versammelt hat­ten, bombardierten sie Budapest und in Transdanubien ein ferner gelegenes Ge­biet. Meldungen über Schäden sind bis nun nicht eingelangt. Oberhalb des Balaton haben eigene und verbündete Jäger eine angreifende Welle zerstreut. Die Artillerie feuerte wirkungsvoll auf der ganzen Linie des Einfluges. Schon jetzt sind Abschüsse zahlreicher feindlicher Maschinen gemel­det worden. IVacli bisherigen Feststellun­gen 15 feindliche Flugzeuge abgeschossen Berlin, 31. Juli Ein amerikanischer Bomberverband griff in den Vormittagstunden des 30. Juli — wie DNB erfährt — das Gebiet von Buda­pest, sowie einige andere Orte in Ungarn und Kroatien an. Deutsche und ungarische Luftverteidigungskräfte schossen nach bis­herigen Feststellungen 15 feindliche Flug­zeuge ab, darunter 11 viermotorige Bom­ber. Der nächtliche Einflug auf Montag In der Nacht vom 30. zum 31. Juli sind einzelne feindliche Flugzeuge auf vielen Strecken und aus allen Richtungen in den Luftraum des Landes eingeflogen. Die Flak hat an einzelnen Stellen geschossen. Der Überflug halle Störungscharakter. (MTl) Höchste politische Spannung in önkara Die türkische Natiojiaiversammlung hat über den Rriegseinfritt zu entscheiden Ankara, 31. Juli (INB) Der Korrespondent von Europa­press, Paul Schmitz, schreibt: Die Parlamentsgruppe der türkischen Republikanischen Volkspariei wird, wie nunmehr definitiv feststeht, am 1. August zu einer vertraulichen Sitzung zussnimcn­­treten, um detaillierte Erklärungen des Mi­nisterpräsidenten Saracoglu über die außen­politische Lage entgegenzunehmen. Am 2. August tritt dann, wie bereits gemeldet, die große türkische Nationalversammlung zur Vollsitzung zusammen. Dieser Sitzung wird in politischen Kreisen eine besondere Bedeutung beigelegt, da man in ihr mög­licherweise mit einer Regierungserklärung von grundsätzlicher Bedeutung rechnet. Die Abgeordneten der Nationalversamm­lung sind aus ihren Ferien bereits nach Ankara zurückgekehrt, womit die politische Sommerpause als beendet gelten kann. Mehr und mehr macht sich die Auffassung geltend, daß der in das entscheidende Sta­dium eingetretene Krieg auch von der tür­kischen Führung höchste Wachsamkeit und Aufmerksamkeit verlangt. Im Mittel­punkt der Überlegungen stehen gegenwär­tig die Gespräche, die der deutsche Bot­schafter, von Papén, nach Unterbrechung seines Sommeraufenthaltes in Therapia zurzeit in Ankara mit dem türkischen Mi­nisterpräsidenten und den dort anwesenden Achsendiplomaten führt. Die derzeitige Atmosphäre läßt erkennen, daß Ankara zurzeit eine Periode von höchster politi­scher Spannung durchlebt, ohne daß sich gegenwärtig schon übersehen ließe, in welcher Richtung die kommenden Ent­scheidungen liegen werden. In dieser Atmo­sphäre hat 'die Ankündigung passiver Ma­növer der türkischen Flotte naturgemäß besondere Aufmerksamkeit erregt. Die letzen !türkischen Schiffe sind aus dem Ägäischen und dem Marmara-Mecr einge­troffen, so daß die Übungen in Kürze be­ginnen dürften. Berlin, 31. Juli (INB) Nachdem die deutsche Presse wochenlang über den wachsenden poli­tischen Druck der Alliierten auf die Türkei zurückhaltend berichtet und noch am Samstag der Sprecher der Wilhelmstraße vor Vertretern der Auslandpresse erklärt hatte, er könne „aus bestimmten Gründen“ immer noch nichts zu dem Them£t sagen, bringt als erste deutsche Zeitung jetzt die Berliner Montagspost eine Meldung aus Sofia über den Wiederzusammentritt der türkischen Nationalversammlung. Darin ist u. a. davon die Rede, daß — nach einer sowjetrussischen Quelle — den Abgeord­neten am Eröffnungstag ein Beschluß der türkischen Regierung, die diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu Deutschland abzubrechen, zur Abstimmung oorgelegt werden soll. Weiter heißt es in der Meldung, daß in absehbarer Zeit der verabredete gemeinsame Druck der Alliier­ten auf die Türkei einsetzen werde, ihnen auf dem türkischen Territorium Luft- und Marinebasen einzuräumen, von denen aus Operationen in der Ägäis und auf dem Balkan vorgenommen werden können. In einem Kommentar erklärt das Berliner Blatt dazu, es sei zu hoffen, daß sich die türkische Nationalversammlung der Bedeu­tung ihrer Emtscheidung bewußt sein möge. Denn der Abbruch der diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen könne zum Kriege führen. Über die militärische Lage Deutschlands machen sich die türkischen Sielten, nach dem Kommentar der Mon­­lagspost, unter dem Einfluß der alliierten Agitation ejn völlig falsches Bild. Das Blatt hält dieser tendenziösen Agitation die Berichte entgegen, die von den Engländern selbst aus dem Kampfgebiet der Nor­mandie gegeben werden. Sie klängen nämlich ganz anders, als die britisch-amerikanische Agitationsmache in der Türkei. Die Tragweite der türkischen Entscheidung im Urteil der Wilhelmstraße Berlin, 31. Juli Von zuständiger deutscher Seite wird in­formativ mitgeteilt: Die von der Feindseile nun schon seil Wochen im immer steigenderem Maße anhaltenden Pressionsversuche gegenüber der Türkei haben im gegenwärtigen Zeit­punkt ein Ausmaß erreicht, das man, ohne zu übertreiben, als Höhepunkt dieser an Erpressungsversuchen jeder Färbung und Stärke so überreichen vorhergehenden Zeit bezeichnen darf. Überblickt man heute die zu diesem Thema vorliegenden Informatio­nen und Meldungen, so kommt man zu der Erkenntnis, daß die sogenannten Alliierten nunmehr den Zeitpunkt für gekommen er­achten, die Türkei zu Zugeständnissen und Maßnahmen zu zwingen, die als zwangs­läufige Folge, wie sie hoffen und erwar­ten, den Krieg mit Deutschland herbeifüh­ren sollen. Es verwundert bei der bekann­ten Einstellung der Gegner Deutschlands nicht, daß sie auch in diesem Fall nicht geneigt sind, der Türkei auch nur die ge­ringste Sicherheit für ein in ihrem Sinne gefordertes Handeln zu gewähren. Die Entscheidung über die sie betreffende Schicksalsfrage liegt nunmehr einzig und allein bei der Türkei selbst. Die türkische Regierung dürfte, wie schon bei den Ereig- Preis 20 Fillér

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