Schul- und Kirchen-Bote, 1870 (Jahrgang 5, nr. 1-12)

1870-08-01 / nr. 8

" 192 ditio sine qua non. Und hier muß daher der Stern seiner Bildung zu finden sein ! Aber die verschiedenen Ziele! Nun einen Schüler für die Universität vorzubereiten, ist freilich ein anderes Ziel, als dem Kinde dad­ieien oder Schreiben zut lehren. Aber kommen wir nicht in dem Ziele der allgemeinen Menschenbildung­­ vollständig zu­ fammen? Wir machen alle Volksschullehrer die Kinder Für die Hochschule des Lebens reif, oder wir legen auch den Grund zu der speziellen Vorbildung für die Universität. Die Gymnasiallehrer Fahren fort “= der Bildungsbahn, die wir dem Schüler ges Öffnet, und so sollte man meinen, es künne sein innigeres Band geben, als das zwischen Volksschullehrern und Gymnasiallehrern. Vielleicht aber führt die Methode die verschiedenen Lehrerkreife auseinander. Dad wäre sehr traurig. Das Lernen der Jugend hat eine Basis, die in allen Stüden steilt ist. 68 ist die Freude am Ber­genstande, die Hare Cinsicht und die Befestigung desselben. Was nun die Methoden anbelangt, die aus dieser Basis fr) ergeben, so kann die der Gymnasiallehrer, Real­­schullehrer 2c, eben­so wenig­ entbehren, wie der V­olksschullehrer; ja ed wäre gut, wenn sich beide Klassen, die Lehrer an höhern und die an niedern Schulen, oft ihre Erlebnisse und Ansichten über Methoden austauschten. „­­ Aber das eigentliche Lehren it in den verschiedenen Lehrerfrei­en da ganz verschieden! Ja die Gegenstinde sind freilich zum Theil andere in den verschiedenen Anstalten. Das Gymnasium hat es mit Sprachen zu thun. Aber ist dem­ mensa trastiven etwas Höheres als die Stylbildung in der Wolfsschule ; ist der systematische Geschichtvortrag so ungeheuer erhaben über dem Malen eines biographischen Bildes, welches der Volfsschullehrer geben muß! Aber mag auch eine N Rangordnung in diesen Unterrichtsfächern irgendwie gemacht werden, auf den Lehrer sollte sie sich nicht ausdehnen, der sol der geachtetste sein, der seinen Gegenstand meisterhaft zu beherrschen und einflußreich zu machen weiß. Sollte aber vielleicht gar die Abson­­derung der einzelnen Lehrerkreise auch den höhern oder niedern Lebensstellungen, die sie einnehmen, herrühren, so wäre das freilich ein selch trauriger Beweis für den Vorwurf des Dünfeld, welchen man dem Lehrerstande oft macht, daß wir und schämen müßten, weiter darauf einzugehen. Aber zeigt fs nicht oftmals sogar in der Mitte eines Kollegiums ein solcher Kastengeist ? Man solte es nicht glauben, und doch ist es so. CS herrscht an vielen Schulen noch die traurige Sitte, daß der höhere oder niedere Gehalt auf der Schulklaffe liegt. Der Lehrer der I. Klasse ist am besten besoldet, dann folgt der Lehrer der II. Klasse und so fort. Wir sagen sein Wort über das Vormärzliche einer solchen Ein­­richtung; jeder Lehrer weiß, daß die Schule der Neuzeit ein Organismus ist, in welchem ein jedes Glied gleiche Wichtigkeit hat. Aber da an manchen Orten die Lehrer der ersten Stelen eine Art Weberhebung über die Lehrer der Unterklassen sehen lassen, hab sie die Arbeit derselben gering achten, da­ überhaupt eine gewisse Rangordnung besteht unter den Mitarbeitern einer Schule, dod muß so lange ver­­urtheilt werden, so lange es irgendwo noch besteht. Die Lehrer der Mittelklassen haben ein höchst schwieriges, wenn nicht das schwierigste Amt an einer Schule. Sie er vielen einzurichten und in Gang zu Ge was der legte (oberste) Lehrer all­ertige Sache hinnimmt, welcher nur, so zu sagen, die Soige aufzulegen hat. Und dabei ernten sie den wenigsten Lohn, die geringste Anerkennung. Während die­ses mentarlehrer als die ersten Lehrer des Kindes bei den Kleinen, wie bei den Eltern ganz besonders in gutem Andenken stehen , dnd Kind vorher gar nichtd konnte, so erscheinen auch die Fortschritte den Eltern so recht sichtlich) und die obersten Lehrer als die legten besondern Danf, besondere Pietät finden, gehen die Lehrer der Mittels Haften, welche ihre Arbeit am Kinde nicht so auf den­ Präsentirteller legen können, fast ganz leer aus hinsichtlich der Anerkennung. Dody das möchte sein ; es ist einmal in der Welt Lauf, dab verborgene Arbeit ihren "besten Lohn in sich selbst tragen muß. Nur sol eine Art Kastengeist nicht auf die verschiedene Wirksamkeit "an einer Schule gegründet werden.­­

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