Schul- und Kirchen-Bote, 1873 (Jahrgang 8, nr. 1-12)

1873-08-01 / nr. 8

,­­ yStyulimus Kirchen - Bote H­eraus­geber: Franz Obert, ev. Pfarrer in Hegeldorf. « Dieses Blatt erscheint den 1. in jedem Monat, in 11/9—2 Bogen starken Heften. Prämumerationspfeis: ganzjährlich­­ 40 fr. — Mittheilungen, deren Veröffentlichung im „Boten“ gewünscht wird, sind an den Herausgeber (legte Post Mediarch), Pränumerationsgelder ausschließlich an den Verleger zu leiten, für das Sachsenland. Je 8. ·« chermonnstudt,1.21ugust1873. VIII.IllhkgllUg» Inhalt: Skizzen aus meinem sechszehnjährigen Schulmeisterleven. — Zum Mangel an fird­­ligem Sinne unter unsern Glaubensgenosssen. — Aus der evangelische reformirten Landes:­fire. — Pädagogische Wirksamkeit der Hochschule Leipzig. — Nachrichten. — Literatur,­­­­­Kleine Mittheilungen. — Lesefrüchte. — Brieffasten. Skizzen aus meinem sechszehnjährigen Schulmeisterleben. Mein lieber Obert! Sie verlangen von mir eine Art von Biographie, aber das ist eine gefährliche­­ Arbeit. Ich soll mich selber denunch­en und eigenhändig bestätigen, da „meine Stirn und Nase so luftig, locer, unm­öchern, und so umrisfen ist, wie sie it." Freilich trägt all meine Stellung hieran nicht wenig Schuld. „Der Schullehrer ist ein geplagter, ein beengter Mann. Er ist an die Stunde, an die Minute gebunden. Dem Glück­­lichen schlägt seine Stunde! Da kann von Genie, Genialität und andern hohen Dingen nicht die Nede fein.” Wer mit „34 Kübel Brotfrucht und eben so viel Hafer”, mit „54 Präbenden und ebensoviel Brot jährlich Gehalt“ leben muß, den zählt die Welt nicht zu den „Glücsftudern”. Manchem da oben aber dürfte es doch ein Räthsel sein, wie man dabei dennoch leiblich, geistig, Frisch, frei, froh, fromm leben kann; und­­ diejenigen, die viel Geld zu verzehren haben und am wenigsten, Drogeneönaturen sind, werden mir sofort in den Narrenthurm verweilen wollen bei meiner Ber­hauptung, daß „mir ein Drittel davon genügen muß. Mit­ einem Drittel zahle ich Schulden ab, und das übrige Drittel lege ich auf Kapital an." So stehen wir am nämlichen Näthiel, durch dessen Lösung jener fleibige und frohe Landmann 100 Thaler und 50 Dukaten erhielt. Die werde ich wohl diesmal nicht einstehen, mag sie aber auch nicht, weil Sie, Herr Obert, nicht jener „August der Starke” sind, sondern ein armer Medakteur, dessen „Bote“ — gerade weil er eben „Schul und Kirchen-Bote“ ist — Deficite aufzuweisen hat, und der schwerlich Ste zu einem reichen Manne machen wird, obgleich Ste fleibig und wader arbeiten. „Unsere Pfarrer und Schul­­meister lesen nicht viel“, — dazu ist im Shake beider mehr Ebbe ald Fluth. Aber interessant dürfte es immerhin sein, einmal hinter die Gouliffen eines Schulmeisters zu fehen. So sei es denn: »&8 ist bekannt, daß der Schulmeisterstand sich hierlands meist aus dem Bauern» stande verruth­t, — so bin denn auch ich nicht ein Hoch» oder Wohlgeborner, ich bin — " «15 - |

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