Siebenbürger Bote, Juli-Dezember 1850 (Jahrgang 60, nr. 108-206)

1850-11-08 / nr. 177

804 Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Depeschen. Berlin, 31. Ost. Berichte aus Warschau melden, daß eine Eis­nigung zwischen Graf Brandenburg und Fürst Schwarzenberg mündlich bereits erfolgt sei; der schriftliche Abschluß stehe bevor. In der Nacht vom 27. auf den 28. Oft. traf hier Koblenz. der Befehl zur sofortigen Einberufung der Landwehr ein. Berlin,31.Okt.Noch immer kursiren allerlei Gerüchte,nur daß sie für den Augenblick minder kriegerisch lauten.Die erwähnte russische Note sol gegen die Politik des Ministers des Auswärtigen erichtet sein. Man spricht von Ausscheiden eines Mitgliedes des Ka­­iners. Der Handelsvertrag mit Belgien soll vorläufig verlängert wer­­den.­­ Der König wollte zur Jagd nach Blankenburg, die Königin auf Besuch nach Dresden gehen; beide Reisen sind jedoch wieder abbe­­stellt worden. Bei der gestrigen Anwesenheit des Königs in Berlin gen­ahm der Minister Manteuffel einen Spezialvortrag. Bei der Abkk­­ehr nach Potsdam verweilte Ersterer kurze Zeit im Ministerium des Auswärtigen. Nach der Konstitutionellen Korresp. hat Generallieutenant von­ Strotha das Kommando Des bei Kreuznach­ zusammengezogenen Truppenkorps übernommen. — Der Ministerpräsident ist heute aus Warschau zurückgekührt und begab sich unverweilt in Begleitung der Minister des Auswärtigen und des Krieges zum Könige nach Potsdam. Zara, 29. Ost. Bis 24. d. war sein Angriff auf Mostar ges­chiehen; die Bewohner dieser Stadt sind seit I Tagen darin­ eingeschlos­­­en. Rustan Bey ist mit 110 Kawaffen im Harem belagert. Im den übrigen Ortschaften der Herzegowina herrscht eine dem Vpezier günstige Stimmung. Man vermuthet, Mostar werde sich bald ergeben. Florenz, 28. Ost. In Kalabrien < j­zentrirungen. Längs der Ionischen Meeresküste wird ein Militärferdon­tzogen. W­atfen, 30. Oft, 9 Uhr Abends. Beurlaubte von der Garde sind vor einer halben Stunde hier angekommen. Jede Kompagnie sol bis auf 25 Mann reduzirt sein. ALS Gerücht wird mitgetheilt, daß die Bahnwächter der Nordbahn den Befehl erhalten haben, auch Nachts am Plage zu bleiben. Paris, 29. Ost. 5% Rente 92 Frants 70 Cent. 3% 57 Frke. Der „Moniteur“ gibt bekannt, daß die Wahlen im Chef des 30 Eent­­partement am 24. November stattfinden sollen. Piersigny wird nach Ber­endigung seines sechsmonatlichen Urlaubs zurück erwartet. Das Jour­­nal „Pair“ enthält einen heftigen Angriff gegen Changarnier. Die Befragungskommission hält Sigungen. E8 verlautet, Changarnier wolle nicht abtreten, und e8 wird dessen Abregung erwartet. Im Ministerium herrscht diesem Zerwürfnisse gegenüber eine versöhnliche Haltung. Die Beibehaltung des General Neumayer wirkt günstig auf die Börse.. In Algerien herrscht die Cholera heftig. —­ Hermannstadt, 7. Nov. H. Das Schicsal Deutschlands schwebt noch fortwährend zwischen Scylla und Charybdis. Kaum gewinnt die fürherliche Angelegenheit die bereits unvermeidlich einen Krieg zwischen Oesterreich und Preußen herbeizuführen schien, eine etwas friedlichere Gestalt, so schützt sich ein neuer Knoten, der zu seiner Lösung gleichfalls Die Schärfe des Schwer­­tes h­erauszufordern scheint. Den neuesten Nachrichten zufolge soll nämlich der Bund gesonnen sein, Die Stipulationen des unter Wah­­rung der Rechte des deutschen Bundes abgeschlossenen Friedensvertrags also gleich zu verwirklichen. Eine Aufforderung an die Statthalterschaft den Friedensvertrag für die Herzogthü­mer als maßgebend zu betrach­­ten und ihm gemäß die Seindseligkeiten einzustellen, und das Heer auf den normalmäßigen Stand zu reduciren, soll dem Aste der Friedens­­ratifikation auf dem Fuße folgen. Im Falle einer Weigerung würden Oesterreich und Hannover, an welche die betreffenden Weisungen schon ergangen sein sollen, in den Herzogthü­mern einzuschreiten haben. Eine solche Intervention würde um so vafcher bewersstelligt werden, als Rußland und Frankreich eine Intervention von ihrer Seite mit Ber­­timmtheit in Aussicht gestellt haben, Oesterreich jedoch eine solche In­­tervention des­ Auslandes um seinen Preis zugeben mochte. Dem gegenüber bringen die Blätter nun eine Depesche des Hrn. », Radowig an Baron Werther, preuß. Gesandten in Kopenhagen, vom 17. Okt. 1850, worin ausgesprochen wird, Daß jeder wie immer gear­­tete Beischlag der Frankfurter Versammlung, in welcher die preußische Regierung „weder gefeglich noch thatsächlich” eine Repräsentation des deutschen B­undes anerkenne, wenn er in Bezug auf die Herzogthümer eine Bundesautorität beanspruchen wollte, von Seite Preußens ohne weiters zurückgewiesen werden, und jede „Maßnahme“ von jener­­ Seite von dieser eine „Regenmaßregel“ hervorrufen würde Das her wird Dänemark abgerathen, die Intervention des „f. g. Bundes­­tags“ in den Herzogthümern anzufuchen, da Dieselbe ihren Zweck vers­tehlen, und „wahrscheinlich eher zu einem Kriege führen würde, der die Gränzen Dänemarks und der er gthüs mer überschreiten könnte“ Schließlich wird gerathen, während der Schwebe der deutschen Verfassungsfrage die Angelegenheit von einer ad hoc bestellten Spezial-Kommission, die aus Bevollmächtigten Defters­reich8 und Preußens, (zugleich im Namen der übrigen Bundesstaaten) und Dänemarks zu bilden wäre, erledigen. Man sieht, die preußischen Noten schlagen einen Ton an, der an das Verbrennen der Schiffe mahnt, um sich den Rückzug unmöglich zu machen. Nach den jüngsten voran der preußischen P­olitik mag dieß allerdings nicht überflüssig sein, ob­ es auch ug ist, ist jedoch eine andere Frage. Allein auch in diesem Punkte scheinen Oesterreich und seine Verbündeten in richtiger Würdigung der allgemeinen Interessen Preußen nicht in das traurige Dilemma verfegen zu wollen, entweder das Schwert zu ziehen, oder sich (wiewohl selbst verschuldet) einer un­­erhörten Demüthigung durch Nichterfüllung seiner Drohungen auszu­­fegen, die legten Blätter sprechen wenigstens fast alle von einer ange­bahnten Verständigung zwischen Oesterreich und Preußen auf Grund­­lage freier Conferenzen. Die „Kreuzzeitung,“ welche sich freilich be­­sonders in legter Zeit nicht als das glaubwürdigste Organ erwiesen hat, behauptet sogar, Gr. Brandenburg habe­ dem Fürsten Schwarzens­berg in Warshhau 6 BV­orschlagspunkte vorgelegt, und über 4 davon­ habe man sich verständigt. Welche sind nun D diese 2 hochwichtigen Punkte, welche es hindern sollen, die Schwerter gezogen aller Welt zum Schreden, nun ruhig wieder einzusteden ?* &8 wären dieß die­ Fragen über den Barfiß bei den Konferenzen, welche Preußen alterz­eivend mit Desterreich führen wolle, während legteres ihn ausschließlich beanspruche, und über den Sil­berselben, wozu Desterreich Wien, Preußen aber Dresden ausersehen habe. — Wenn es wirklich sonst feine Differenzen mehr zwischen Oesterreich und Preußen gäbe, dann wäre es wohl das Dreite, Leder und Schwert wegzulegen und­ sich ge­genseitig in Die Arme zu fallen; das gäbe wenigstend einen dramati­­schen Schluß. Hermannstadt, 7. Die­ Heute fand im hiesigen Rathhause die Vertheilung der von Sr. Maj. mehreren Bürgern Dieser Stadt so­wie anderer sächsischen Ortschaften für­ ihre in den stürmischen Tagen der Jahre 1848 und 1849 erworbenen Verdienste verliehenen Auszeich­­nungen statt. Die Namen der mit Verdienstkreuzen Betheib­en sind be­­reits aus früheren Veröffentlichungen bekannt. Der Hr. Nationsgraf eröffnete die Feierlichkeit mit einer angemessenen Rede, und zum Schluffe drückte der, wie er sich selbst nannte, „zwar nicht verfassungsmäßig, son­­dern nur provisorisch bestellte* Hr. Bürgermeister in wenigen, jedoch gut gewählten Worten den Dank der Kommune für Diese in der Aus­­zeichnung mehrerer ihrer Mitbürger ihr selbst zu Theil gewordene Anz­erkennung aus. — Wir erhalten von Gireldau eine vom Ortsvorstande im Namen der Gemeinde unterzeichnete Zuschrift, worin gegen eine in unserm Blatte vom 1. Nov. erschienene Korrespondenz, die bei Erzählung eines Brandes in Gireldau von dem dort verwaltenden Hange zur Ungefeg­­lichkeit spricht, yprotestirt wird. Durch die bereits in der folgenden Nummer aufgenommene Berichtigung des Inspektors von Girelsau ist jedoch dem Zweckk der Einseuder bereits entsprochen, weshalb es uns am besten scheint, die Sache fallen zu lassen. — Das am 6. d. von einem Fourierfehligen erschaffene Mädchen ist nicht wegen Eifersucht, sondern durch Unvorsichtigkeit getödtet worden. Kronstadt, 1. Nov. Die Reservedivision vom 62. E. f. Linien- Infanterie Baron Turpfy hat heute diese Stadt als ihren bisherigen Garnisonsort verlassen und ist nach Bistung abmarschirt, w­elbst dieses Regiment in der Folge seinen Werbbezirk haben wird. Die Entschädigungskommission für die Verluste in den früheren Dominalortschaften wird unter dem V­orfig des hiesigen Stadtgerichts­­sekretärs Karl Groß nächstens ihre Wirksamkeit beginnen. Die einzel­­nen Mitglieder dieser Kommission sind uns noch nicht bekannt. Unter dem hiesigen Kommunalbeamtenpersonal haben sich mehrere­­ Verände­­rungen ergeben. Der bisherige Vicenotär Friedrich Riemer wurde zum Bezirksinspektor, der Präsidialsekretär Ludwig von Brennerberg zum Vicenotär und der Stadtgerichtssekretär Karl Schnell zum Fiskal er­­nannt. Der Jahrmarkt hat heute unter ungünstigem Wetter bereits sei­­nen Anfang genommen. Der gewöhnliche Verkehr war sehr lebhaft und er dürfte morgen noch viel bedeutender werden. (Sat.)­­ erhiehen starre Truppenfens­­­ t ei­en ze ei im Inland. Wien, 31. Oktober. (Zur Statistik der österreichischen Monarchie.) Dem in unserem gestrigen Morgenblatte den Lesern anempfohlenen, auf Veranlassung des Herrn Handelsministers besonders abgedruckten Doppelhefte, der „statistischen Mittheilungen“ zufolge, zählte die öster­reichische Monarchie im Jahre 1846 auf einem Flächenraume von

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