Siebenbürger Bote, Juli-Dezember 1850 (Jahrgang 60, nr. 108-206)

1850-10-09 / nr. 160

23, v. M hat sich Die Lage beider Theile nicht verändert. Die Dänen sind mit der Hauptarmee in Verbindung geblieben.­­ Tönningen ist von den Dänen belegt. Im Centrum Feine De- Et­jet, 3. Ost. Der Kommandant der Bürgergarde ist nicht zus­rückgetreten. Das Offizierkorps derselben­ ist vor Haynau nicht erschie­­nen. Morgen findet eine große­­ Truppenparade statt. “ Maris, 1. Ort. Nach dem „Evenement hat im Ministerrat“ Betreff der Kasseler Frage eine Konferenz mit Lahitte und mehreren Deut­­schen Gesandten stattgefunden worauf Kouriere abgefertigt wurden. Hermannstadt, 6. Oktober. Eine der edelsten YAeußerungen des taatsbürgerlichen Gemeingeistes ist die Teilnahme an allen Ereignissen im Staatsleben , sowohl bösen als guten. Der Gemeingeist von welchem wir sprechen, hat zu seinem wesentlichem Charaster die Selbstverleugnung, nämlich die Geneigtheit, für die Verwirklichung eines Gefammtzweckes oder für Die Beför­­derung des Gejammtwohles auch persönliche Opfer zu bringen. Er ist die wahre Bürgertugend, deren Mangel durch nichts Anderes erregt werden kan, nicht Durch Die besterdachten Berfaffungen und Gefeße, weil­ dieselben ohne den Gemeingeist, der ihre Bedeutung er­­faßt und liebend ihnen gekoch­t, leicht zu leeren Kor­nen werden. So lange der Zunftgenosse die monopolistischen Berechtigungen,­­ welche die Zunft genießt, blos im eigenen Interesse, weil sie ihm persönlich Bor­­theil bringen verteidigt, so hat er noch keinen Gemeingeist gezeigt, sondern blofen Egoismus. Der Egoismus oder die Engherigkeit, welche den Gegenfuß des G­emeingeistes bildet, it nicht nur in der Richtung oder Gesinnung Einzelne, die da ihr persönliches Interesse jenem der Gesammtheit welcher sie angehören, vorziehn, zu erkennen, sondern auch in jener von kleineren Gesammtheiten in ihrem Verhältnisse zu größerem, deren weiter reichenden oder höheren Zwecken gewidmeten Verband sie auschließt. Doppelt verwerflich und heillos ist Der Egois­­mus in constitutionellen Staaten, als deren Begriff und Wesen ein von allen natürlich mündigen Staatsangehörigen deutlich erkanntes und lie­­bend verfolgtes Gesammtintteresse vorauslegt und deren­­Verfassung eben auch auf Einwertung und fortwährender Nährung des patriotischen oder Gemeingeistes berechnet ist. Wer unter einer solchen Berfaflung lebt und seinen Gemeingeist im Rufen trägt, der ist der Berfaflung unwertb. Ueber den freien Verkehr zwischen Ungarn und Oesterreich schreibt die „Austria” unter andern folgendes: Von allen wird die Anordnung über die Aufhebung der Zw­ischen­­zölle im Allgemeinen gebilligt und überhaupt für ersprießlich gehalten, doch hat jedes besondere­s Interesse nebenher, seinen besondern Grund an­­zuführen, daß „ bezüglich seiner vielleicht­ doch besser gewesen wäre, bei dieser Anordnung nur von ihrer vortheilhaften nicht auch von Ihrer nachtheiligen Seite berührt zu werden. Es kann nicht geläugnet wer­­den, daß ss manches Sonderinteresse wirklich­ am besten befinden würde, wenn Die Regierung aus einziger Rücksicht für Dieses und ohne Rück­­sicht auf die übrigen Interessen ihre Maasnahmen einrichten sollte. Allein gerade Die Beschaffenheit der auf allen Seiten ausgesprochenen Bedenken, Einreden und Widerreden beweiset eben nur Da der Durch die Aufhebung der Zwischenzolllinie zur Geltung gelangte Drumding der freien Konkurren­ fänmtlicher Kronländer der Monarchie untereinander für die einzelnen Länder selbst sowie für Die G­esammtheit Des Staates der geeignetste Weg ist, zu höheren Wohlstand, Reichthum und Macht zu gelangen. Dort, heißt 08, werden wir Die jungen Blüthen einer jümmerlich gepflegten Industrie durch den höhergebildeten, mächtigeren Gewerbfleiß zerstört sehen; hier, heißt es, werden wir mit Kandelpro­­dukten, Getreide, Wein, Schlachtvieh u. s. w. Überschwem­met werden. Hier, meint man, wird der Leerbau seine Produkte nicht mehr so hoch verwerb­en, dort die Industrie zu Grunde gehen. Se­bald wir diesen Behauptungen näher auf den Grund sehen werden, wird sich ergeben, daß sie meist leere Schatten sind, hinter welchen eime­lübertriebene Scheu vor Konkurrenz, starres Festhalten am Alten, Bequemlichkeits­­liebe, Unzüchtigkeit und Monopolmwesen sich anständig verbergen zu kün­­nen meinen. Baernem­e. 6. DE. Man schreibt uns: Heute Nachmi i­­st ein walachischer Dreieber von drei R­auben im Saften­­bolger Walde angefallen worden. Das Wenige was er bei sich hatte wurde ihm genommen und ihm bedeutet von dem Worfalle ja nichts laut werden zu lassen sonst ist es um ihn geschehen.­ermannstadt, 8. Ort. Als einen lichten Punkt im dunklen La unferer hiesigen materiellen Zustände begrüßen wir den „Tarif“ über Preis und Gewicht für Brod, Semmel, Kipfel und Mehl auf die erste Hälfte Ottobers. Hat sich auch dieser Tarif um ein Viertheil seiner Lebensfrist zu spät dem Pubblikum und so zu sagen mur Wintel des Intelligenzblattes Nr. 124 des Sieb. Sun räjent ist, ans statt nach Gebühr als Stirnbild zu prangen, so­hn­eit oi die Freude über sein Erscheinen nicht im Geringsten. Ex ist die sichere Handhabe für Jedermann, der nicht gutwillig um sein tägliches Brod gepresst werden will, denn von­ nun an weiß Jeder, was er für sein Geld ‚fordern Fan, und wird Jemand in seinem guten Rechte getranft, ‚wendet er ich am Die competente Behr­en, daß Ddieser ist zu wa­ Es it hoch an der zeit Daß geü­bt werde, so und wir glauben nie im­nteresse der Allgemeinheit zu sprechen, wenn wir die Aufmerksamkeit Der Yotalbehörde auch auf die Dimentirung der Maße und Gewichte, mit welchen hie und da Unfug getrieben wird, reiten.. wir bemerken daß es allerdings zweckmäßig und im Interesse der Gesammtheit wäre auch für solche Artikel den Preis zu fimiti­­ven die der Arme wie der Reiche täglich haben muß und die auch in andern constitutionellen Staaten einer verhältnismäßigen Tarifirung un­­terworfen sind, z. B. Talgferzen, Seife u. s. w. Diese Monopolge­­schon regt einen unerhörten Preis Dürfte-Faum ein geringerer Wir-schließen m­itt der Ve­rgleichung der Preise« des ordinären Brotes in Wien und Hermannstadt vom 1.bis.15.Ok­­tober.In Wien muß laut der letzten Zeitung ein Brotpr.s7kr.CM­ mit 1Pfund173-4 Both und ein LaibBrotpr.6kr.CM.mit 2meIvlsl-7 Loth.—— In Herman­stadt dagegen­:ein­Brotpr.6kr.W.W.mit­ 22Lothz einBrotsprisknW­ W.1Pfu11d12thl);einBrotprtskH WIILPfund 7Lothz einBrotpr.24kr.W­.W.2Pflund24 Lockhz einBrotpr.7Okr.W.W.3Pf1 und 14Loth zein Brotert fl.W.­W.tij und LB Loth ausgebacken werden Das Verhältniß stellt sich daher bei der kleinsten Brotgattun­g derart heraus,daß während man in Wien fi­rti.kr.W­ W.40Loth Brot bekommt,man in Hermannstadtnnkrenselben Geldbetrag nnr.22Loth,«"-somist um 18 Loth beinahe die Hälfte­—weniger erhält,ode­r spichtigerge­sagt,anzusprechen berechtigt ist.Mögen die hiesigen Optimisten über diese Aufdeckunga nicht erschneidem das Factum werden sie nicht weg­­demonstriren. Inland. Wien, 30. Sept­em ft. Oktober d. J. fallen die Zollschranfen, die iS jegt unsern Verkehr mit Ungarn hemmten, und wir hoffen, daß auch die wenigen Beschränkungen, welche die ungleiche Besteuerung der bisher getrennt gewesenen Zollgebiete noch noth­wendig macht, in kurzer zeit vollends beseitigt werden können. Schon seit einiger Zeit machte sich das Herumnahen jenes Zeitpunktes fühlbar, da die Kaufleute es in ihren­nteresse fanden, zum Ersparung der Zollgebühren sich auf die allerdringendsten Veisendungen zu besehräufen, alles Uebrige aber für den Augenblick der Freigebung des Verkehrs zu verschieben. Es war zu besorgen, daß in den Bezugsorten Warenmaffen aufgehäuft werden, zu deren Berfrachtung in der von vorgeridten Jahreszeit die vorhan­­denen Transportmittel nicht zureichen würden. Um diesem Uebelstande zu begegnen, hat das Finanzministerium schon vor einiger Zeit gestattet, daß jene Waren Die nach Den bestehenden Vorschriften nicht ausdrücklich von der Aufnahme in amtliche Niederlagen ausgeschlossen sind, noch vor dem 1. Oktober d. 3. über Die Zwischenzolllinie versendet und unverzollt bei den „Zoll- und Dreigigstimtern, die mit Niederlagen­ versehen sind, eingelagert werden dürfen und Die tarifmäßigen Gebühren nur Dann­ zu entrichten wären, wenn Diese Waren noch vor jenem­ Zeitpunkte aus den zollamtlichen Magazinen bezogen werden. Ebenso wurde bewilligt, daß in jenen Orten, wo sich Hauptzollämter oder Zolllegstätten (Haupt­­dreißigstämter oder Dreißigst- Legstätten) befinden, auf Verlangen der Barteien die Einlagerung der über die Zwischenzolllinie versendeten Waren ohne Zoll- und­ Breigigst-Entrichtung auch in Privat-Niederla­­gen, falls diese von dem Gefälleamte zur Anlegung einer sicheren amt­­lichen Mitsperre und zur Ueberwachung geeignet befunden werden, we­­gen Beobachtung der not­twendigen Vorsichten stattfinden dürfe. Diese dem Verfehre mit Ungarn zugestandenen Erleichterungen er­­scheinen um so anerkennenswert her, als je einer übermäßigen Vertheue­­rung der Transportmittel in der Richtung nach und von Ungarn, die fost unfehlbar nach den 1. Oktober eingetreten wäre, vorzubeugen ge­­eignet sind. Zudem hat die Donau Dampfschifffahrtsgesellsschaft alle Anstalten getroffen, um dem Warentransporte zureichende Beförderungs­­mittel zur Verfügung zu stellen und auch die südöstliche Staatsbahn, deren Vollendung bis ber sicherem Vernehmen nach noch im Laufe dieses Jahres bevorsteht, wird das ihrige beitragen, um den Anforde­rungen der handeltreibenden Publikums Genüge zu leisten. Es ist da­­her zu erwarten, daß die Warenströmung nach und von Ungarn nach dem Fallen der Zwischenzolllinie ohne wesentliche Störungen­ vor sich geben werde. Auftrie.­ tag­e auf Die Noch; müssen genstände und erzielt werden. Tarif­pünktlich befolgt werde. Marktpolizei spekulativer fünfte Dem Wege , mit aller haben e, deren Pflicht e8 Strenge der freien. Goncuerenz; « ) in einem zu nenne ee ee 230 \ 2‘

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