Siebenbürger Bote, Januar-Juni 1851 (Jahrgang 61, nr. 1-103)

1851-05-30 / nr. 86

gescliec­t zu üben.Diese Geschichte erscheint1’übrigens«sehr lehrreiche besonders für das große Publikum,und zwar darum,«weil von den bei der Scene sehr zahlreich anwesenden Zeugen auch nicht einer Partei gegen das Organ der öffentlichen Sicherheit nahm,sondern weil viel­­mehr alle den Konstabler bei seiner Amtshandlung unterstützten,und sich ohne Ausnahme der amtlichen Ladung zur Ablegung ihrer Seugegätuäinen unweigerlich fügten. Wir sind leider noch lange nicht soweit in der Bil­­dung; Gauner und Stänferer, erregen nicht selten Sympathien bei der gaffenden Menge, und das Einschreiten der Sicherheitsm­ache gegen einen Verbrecher, der auf frischer That ertappt wurde, wird manchmal durch übelangebrachtes Mitleid vereitelt. Wer gedenkt hiebei nicht Der Friedensmänner im I. 1848 in Wien, welche mit Hohn und unter Xer­bensgefahr durch Die wenigen Tage ihres kurzen Daseins gehegt wurden, wer gedenkt nicht, wie man sich oft in der Zeugenaussage uns­ter den wichtigsten Vorswänden zu entziehen sucht. — Es muß sonach die fortgefegte Aufgabe der Eltern und Lehrer sein, Die Achtung vor, dem Gefege tief in das Herz der Jugend zu pflanzen, denn nur mit ihr ist ein gesicherter Fortschritt zur Bildung, ein gesicherter Fortschritt zur wahren, zur geießlichen­ Freiheit denkbar. « « « Hermannstadt,den 26.Mr1i.In dem wir air eine,in der wo­­rigen Nummer des Boten bekannt gewordene Nachricht über die vom Hen.Unterrichtsminister beabsichtigte Einberufung von Vertrauensmän­­nern aus allen Kronländern zur Berathung über die künftige Einrich­­tung der österreichischen Volksschulen anknüpfen,erinnern wir zugleich, daß für die protestantischen Volksschulen hier bereits Berathungen über die Einrichtungen der sächsischenr Volksschulen­ von Fachmännern gepflo­­gen wurden.Auf diese Vorarbeiten werden die vonhm Unterrichts­­minister einzuberufenden Vertrauensmänner zwar nicht maßgebende aber auch nicht blasgeschichtliche Rücksicht nehmen.« Wenn demnach die Volksschulen bald in Berathung genommen werden,—so ist wahrscheinlich,daß der nach Wken,wie es heißt zur Be­­rathung einer Landes-Universität in­ Herm­annsta­dtvoern.Unter­­richtsminister außerordentlich einberufene Professor der Staats-und Rechtswissenschaften Josef Zimmermann in Bälde nach Herm­ann­­stadt zurückkehrt und das Gesetz über Errichtung einer Landes-Universi­­tät für Siebenbürgen mitbringt. Hermannstadt, 30. Mai Dem .Bernehmen nach hat der Magistrat und die Domunität zu Ehren des Herrn Gouverneurs einen Bal park veranstaltet, welcher gestern im städtischen N Redoutensaale ab­­gehalten wurde und recht glänzend ausgefallen sein sol. Si­ nnland. Veränderungen in der F. F. Armee. — FEML Anton Bogel wurde zum zweiten Inhaber des 14. Linien-Infanterie-Regiments Großherzog Ludwig von Hessen, und ME. Heinrich Baron Rath zum zweiten Inhaber des 12. Infanterie - Regi­­ments Exzh. Wilhelm ernannt. · — L.Josef Kalliany de Kalliany wurde pensionirt,und erhielt den Orden der eisernen Krone zweiter Klasse. Wien, 22. Mai. Aus Petersburg wird gemeldet, daß der Ges­­undheitszustand ‚des Herzogs von Leuchtenberg ein hoffnungsloser sei. Der Gram hierüber soll sehr viel zur Beschleunigung des Todes seiner Mutter beigetragen haben. « —.Wir vernehmen bezüglich der letzten Finanz-9tiaßregeln aus sehr guter Quelle,­daß der Herr Finanzminister allerdin­gs beabsich­­tigte,mit weiter ausgreifenden Erm­itteln zu begitnnen gleich einen­ näher zum Ziele führenden Weg einzuschlagen und jenel­alben Maßregeln«zu vermeiden,welche von einem­ Theile der nur VorwarId zum Angriffe suchenden Presse so hart getadelt worden.Son­derbarer Weise soll je­­doch der Finanzminister dieses Mit widerstan­d auf einer Seite ange­­troffen haben,von der man eher Alles als Zurückhalten zu fürchten hatte.Da es nun irr der Absicht der Regierung lag,dem Publikum zu beweisen,daß die Finanzverhältnisse der Monarchie allerdings ein Gegenstand der eifrigsten Berathungen sind,so­ wurden indessen die letz­­ten Maßregeln ergriffen,die,wie wir alle­r Grund zu hoffen haben,­in kurzer Zeit von bedeutenderen Operationen gefolgt sein werden.Jeden­­falls dürfte es sich herausstellen,daß jener Theil des Publikums,t wel­­cher so wichtige Angelegenheiten nur nach oberflächlicher,gewissen Jour­­nalartikeln anpassender Prüfung beurtheilt,von der vorgesagten Mei­­nung zurückkommen wird. Wien,23.Mai.Noch immer laufen Berichte ein über die du­rch die Hochwässer in der Umgebung Wiens und im Flachlande Nieder­­österreichs angerichteten Verwüstungen.Wir entnehmen denselben nach­­stehende Daten: In Kirling nächst Klosterneuburg ist die bisher bestandene Straße gänzlich zerstört und an ihrer Stelle hat sich das Bett des Kirlingbaches gebildet. Auch wurden drei Brücken mitgerissen. In Klosterneuburg selbst sind drei steinerne Fahrbrücken zu Grunde gegangen, und einigen Häusern droht der Einsturz. Ä­hnliche Verwüstungen fanden in Weidling, Weidlingbadhn und im Kahlenbergerdörfl statt, und namentlich ist der Ort Gierring hart mitgenommen, in welchem mehrere Häuser beschädigt, die Ufer des Baches zerrissen wurden, und das Bett des­ Baches mit großen Stei­­nen gänzlich verlegt ist. « '­«—· Zu Neulerchenfeld hat der Einsturz des H­auptkanals«in der Länge von beiläufig 12 Klaftern stattgefunden».. Im Tulnerboden­ sind vorzugsweise die Gemeinden Schönigstetten, St.Andrä im Hagenthale und das ohnehin vor Kurzem abgebrannte Tulbing bedeutenden Beschädigungen ausgelegt worden. Die Heu­ und Klee- Ernte ist beinahe gänzlich vernichtet; in St. Andrä ist ein Haus durch den angeschwellten, Felsfuüde und gro Bäume mit sich führenden, Bach spurlos verschwunden, und die Stelle, wo es­ stand, Fafterhoch mit Steinblöden und­ Schutt überdeckt. Die zwei nebenstehenden Häuser sind stark beschädigt, und ein viertes Durch den Bach, der seinen Lauf durch den Hofraum nahm, in der Mitte durchbrochen. Auch die Krems und der Kampfzug überschwemmten die anliegen­­den Felder und Wiesen und namentlich hat die­­ Gemeinde Pöggstall bedeutenden Schaden gelitten. «» ,.« In den Ortschaften,welche an der Leitha liegen,s wie Traum­anns­­dorf,Sarasdorf u.s.w.ist zwar das Wasser in die Gebäude gedrun­­gen,ohne jedoch erheblichen Schaden zu verursachen.Größer ist die Verwüstung,welche der Liesing--,Frauen-und­ S­chwechatdach in ihrer Umgebung­s haben. —,24.ai.Der König von Baiern hat Se.M.,dem­­ Kaisers das 13.bairische Infanterie­egiment verliehen.Der Oberst dieses Regiments wird mit mehreren Offizieren hier ankom­men­,um Se.«Ma­­jestät die Aufwartung zu machen. —Se.M.Kaiser Ferdinand wurde auch­ auf der­ Rückweise von Kremsier in Olmütz am 22.d.festlich empfangen.Er geruhte einige huldvolle Worte an den Herrn Statth­alter zu«richten,und drückte dem H.Bürgermeister,der sich auf seinen Wunsch eigens in den Hofwagen begeben mußte,seinen Danks für die­«.Anhänglichkeit und den herzlichen Empfang der Stadt Olmütz aus. -s - —Kaiser Nikolaus,sowie mehre deutsche Fürsten werden in­ Ber-­­lin zum Feste der Enthüllung des Denkmals Friedrichs des­ Großen (31.Mai)bestimmt erwartet. . I « - —Se.k.H.«der Herr Großherzog von Hessen wi­rd­ am 2.7.sd. mit seiner Frau Gemalin nach Olmütz reisen,um den Truppenmanö­­­vers beizuwohnen. —Das gestern ausgegebene,,Reichsgesetzblatt««enthält den Nach­­trag zu der Einquartierungsverordnung,durch welchen die Gebühren der einzelnen Branchen speziell vorgeschrieben werden. — Gestern versammelte, fi der N Reichsrath ’zu einer Berathung, der auch Se. M. der Kaiser beimohnte. —Se.Ercellenz der Herr F.M.Banus Jellachich hatte gesterns eine längere Audienz bei Sr.Majestät dem Kaiser und reist bereits heute nach Olmütz ab. —Der Vladika von Montenegro ist hier«angekommen. —Gestern Nachmittags«1-25 Uhr ist Se.Ex­cellenz Feldmarschall Graf Radetzky in Begleitung des FZM.Freiherrn von Heß hier­ ange­­kommen, und wurde vom Fürsten Karl Liechtenstein am Bahnhofe emp­­fangen. Er ist in der & £ Sofa abgestiegen. —Der Kommandant der 4.Armee,F3M.von­ Appel,ist von­ Sr.9Jiajestät nach Olmütz berufen worden,wohin sich auch von dem­­k.k.Kürassierregimente Kaiser Nikolaus die Herren Stabsoffiziere,,dann zwei Rittmeister,z­­ei Unterlieutenants,sowie von den Unteroffiziers­­chargen bis zum Gemeinen je zwei begeben werden,um dort Se.­Ma­­jestät dem Kaiser von Rußland vorgestellt zu werden. — Vor einigen Tagen war der Herr Fürst­ Primas von Ungarn in Komorn, wo er die Firmung vornahm. Er erklärte, bei Erbauung der abgebrannten Fischen nach Kräften mitzuwirken. In Guta grün­­dete der Kirchenfürst eine­ dreiklassige Elementarschule,­ verbesserte den Gehalt des Kaplans, und schenkte 100 fl. zur Wiederherstellung der durchs M Wasfer zerstörten Kreuze.­­ —Sicherem Vernehmen«nach hat F3M.Baron Haynau das zwischen der Theiß und Samos gelegene,von KiS-Göcz und Kis-Sze­­­kereigegrenzte Gut des Grafen Majlath täuflich an sich gebracht. Linz,22.Mai.Gestern Nachts um halblL Uhr ist der Statt­­halter unseres Kronlandes,Herr Eduard Bachhiee angekommen.Ein Unfall,der sich unterwegs ereignet,nämlich das«Brechen seines Wa­ Ins zwischen Krems­ und St.Pöl­ten«,war die Ursache des so späten Intressens. Leute Vormittags hatte der Herr Statthalter die Auf­­wartung der Behörden empfangen. — Der gr Minister, Graf v. Stadion, ist aus Gräfenberg hier eingetroffen. W Außer einer geringen Lähmung der Zunge ist der geachtete Staatsmann von allen feinen Leiden wieder hergestellt. Wie man hört, wird derselbe nur einige Tage hier verweilen, nach Gräfenberg wieder zurückehren und erst im Juli wieder eintreffen um hier seinen bleiben» den Aufenthalt zu nehmen. .­­., « | -— -«­­· s « « , « ,w­ein.

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