Siebenbürger Bote, Juli-Dezember 1852 (Jahrgang 62, nr. 104-207)

1852-09-11 / nr. 145

re * re s ‚ » - »«UI"«145. akkcheintwscheuai4m Montag, Fe PoÄere und Samstag. Kostet für d­­i b PR .­­.v«-ha1vessche4st,was­ierteljahr2si.,den Monat 40kr.Mit Postversendung halbjährigsfl.,vierteljährig 2si·40kr. Sermannstadt am L1. September. 2852 Inserate aller Art werden in der von Hochmeister’schen Buchhandlung angenommen. Das einmalige Ginrügfen einer einspaltigen Garmonde­zeile Toftet 4 fr., für eine zweite 6 fr. und dritte Wie­derholung 9 fr. " M. e­in arger Inland. Wien,4.September".Herr F3 M.Freiherr v.Heß hatte heute Audienz bei Sr.Majestät dem Kaiser in Schönbrunn,um über die Reise nach Rußland zur Theilnahme an den großen Truppenübungen mündlichen Bericht zu erstatten.Die Kais.Generale un­d Stabsoffiziere wurden mit größter Auszeichnung behandelt,und hatte.Maj.der Kaiser von Rußland mehrere seiner Generäle bestimmt,welche nächstens hier einfrefsen werden,um den Herbst-Truppenüb1ingett in Oesterreich beizuwohnern »­­ —Gestern MittagS versammelten sich die Herren Minister und Reichsräthe in Schönbrunn,und wurden sodann im Beisein Sr.M«1­ «Gestät des Kaisers mehrere im Entwurfe vorbereitete Gesetzentwürfe zur «a.k.Beschlußfassung gebracht. —Se.kais.Hoheit Erzherzog Ludwig wird Ende k.M.in Wien­ eintreffen,die Appartements in der k.k.Hofburg wieder beziehen und über den Winter hier verweilen. — Der kaiserliche russische Hofcoureir, Herr Nowofilzoff, ist von St. Petersburg nach Venedig hier durchgereist. Wie schon erwähnt, be­­absichtigt Ihre Majestät die Kaiserin, von Rußland einen Theil des Winters hindurch in Venedig zu verweilen, und dürften hießfalls Die nöthigen Vorkehrungen bereits veranlaßt sein. — Nächstens wird sich, wie man der „Triest. Ztg.” aus Cattaro schreibt, eine Deputation nach Wien begeben, um bei Sr. Majest. dem Kaiser Franz Joseph darauf anzutragen, daß Montenegro ebenso­ wie von Seite des Kaisers von Rußland auch von Oesterreich als unab­­­hängiger Staat anerkannt werde.­­ — Der Herr Erzbischof von Paris, Dominist August Sibour, empfing­ gestern und heute mehrere Glieder des hiesigen H. Klerus, und stattete sodann Besuche im erzbischöflichen und im Legationspalais ab. Derselbe wird in Wien bis Dienstag oder Mittwoch verweilen, und speist morgen an der’Z Tafel des Herrn Erzbischofes von Wien. Mons­tag wird Derselbe die Kirchen und Klöster der Residenz besuchen. — In Folge d. Ministerialweisung wird das sämmtliche Eisen- Lahnwesen centralisirt werden und in Wien ein Central-Recnungs-Di­­rertorium sich bilden. — Dem Bernehmen nach wird die Profiirung der E f. Gensd’ar­­merie in der Militärgränge noch im Laufe Dieses Monats eingeführt werden.­­—Dem«»Hamb.Con­ esp.«wird allen Ernstes die Mittheilung gemacht,daß die Familie Rothschild wegen des Bundesbeschlusses vom­ 12. August in Betreff der Frankfurter Israeliten die Absicht Habe, Frankfurt zu verlassen und in einer andern Stadt ihr Domicil zu nehmen. — In Solge b. Finanzministerialerlasses ist der legte November 1852 als derjenige Tag bezeichnet worden, an welchem die autionen der gegenwärtig schon bestehenden periodischen Dritckriften nach dem neuen P­reßgefege bei den bereits bestimmten affen erlegt sein müssen. — Den Bezirksarzt auf der Landstraße, deren Dr. Kreuzer, der sich auf Urlaub in Aufsee befand, traf daselbst das Unglück, von einer Biper gestoßen zu werden. Auf die hieher gelangte telegraphische Mel­­dung haben sich sogleich mehrere renomirte Aerzte von hier nach Aufsee begeben. Man hat Hoffnung, den Kranken zu erhalten. — Abermals ist der Fall eingetreten, daß der Conflict eines reis­­enden Engländers mit Agenten der­ öffentlichen Macht des Landes, wo er sich eben aufhielt, zu einer Staatsangelegenheit hinaufgeschaubt werden will,­­und zu öffentlichen und diplomatischen Verhandlungen den Vorwurf bietet. Ein Engländer Namens Newton wird auf den Wäl­­len von Berona von einer Schildwache arretirt, weil er, ein fortificatos rrisches Object abzeichnend, getroffen wird. Er leugnet dad, und die Polizeibehörde, welche sich mindestens davon überzeugte, daß Mr. News­ton seine strafbare Absicht gehegt Hatte, entläßt ihn binnen 24 Stun­­den, ungeachtet seines Höchst unziemlichen Benehmens bei der Behörde und beim Generaladjutanten des Feldmarschals Grafen Nadesky. Dieses ist in Kürze der ganze Stoff zu einem Artikel der Anklage und fehdft der Drohung im „Morning Ehronicle“ gegen Oesterreich und seine Regierung. Das englische Blatt zieht aus dem einfachen Vorfall ernste Konsequenzen. Es schließt nämlich aus Kieser und der Mathem­ischen Geschichte auf ein systematisches Möbelmollen der obersten Behörden Oesterreichs gegen England und gibt zu bedenken, wie die öffentliche Meinung des englischen Publikums dadurch gegen Oesterreich gestimmt werden könne. „Zwar“, so meint das „Morning Ehronicle” selbst, mögen manchmal unsere Landsleute (die Engländer) aus Unwis­­senheit oder Hartnädigkeit ein wenig Unruhe (trouble) verursachen, auch sind sie ohne Zweifel ein wenig excentrisch, aber dafür erlaufen sie die Nahsicht mit harten Thalern und werden deshalb in den meisten deuts­chen Staaten als erwünschte Zugvögel angesehen.“­­ Hierin,ist den bezeichneten Eigenschaften­ mancher englischer Tou­­risten,nicht in irgendeinem Uebel wollender Behörden­,liegt aber un­­leugbar die wahre Ursache der vorgekommenen Conflicte.Eine weitere dürfte in diesem Umstande zu suchen sein,daß jeder Austand,der die Person eines Engländers betrifft,alsbald eine Staatsangelegenheit bil­­det,welche in Zeitungen,in diplomatischen Noten,im Parlamente be­­sprochen wird,ihm somit eine wohlfeile Berühmtheit gibt,unter Um­­ständen sogar ein paar hundert oder gar ein paar tausenwa.Ster­­ling einträgt.Vielfältig haben wir in Deutschland nic Ithalten,bei dem geringsten Conflicte eines Engländers mit dem Personal der Ei­­senbahnen,der Polizei oder selbst der Gasthöfe,a­lle Umstehenden lachend und doch voll Bergers ausrufen gehört.Der möchte­ auch eine Paci­­fico-oder eine Pritchard-Entschädigung!—Wenn aber ein großer Staat,wie das österr.Kaiserreich,der Berücksichtigung,ob mehr oder weniger­ englische Touristen als»Zugvögel«pkissiren,derr allgemeinen staatsrechtlichen Grundsatz nicht opfert,daß jeder,wer den Bodethe­i­sterreichs betritt,auch die Gesetze und Verordnungen zu achten habe, I welche beiukts bestehen,so kann 1d«16 eine große Shation,wie die eng­­lische,­unm­öglich verkennen,noch ein Uebel wollen der österr. Regierung gegen den geordneten Engländer darin erblicken. Die Verfügun­g,daß Niemmich auf den Wällen einer Festung zeich­­nen oder die Festungs­werke aufnehmen dürfe­,besteht nicht nur in Oester­­reich,sondern—soviel wir wisset­—überall.Noch sind es kaum zwei Jahre,daß ein in österreichischen­ Militärdiensten stehender Prinz von Geblüt aus einem deutschen Königshaufe,welcher unzweifelhaft in ebenso harmloser Absicht wie Mr.Newtonquerona,auf den W­."11- len von Magdeburg zeicht­end betroffen ward,von der preußischen Be­­hörde verhaftet un­d nur nach erfolgte­m Einschreiten eines sein­er hohen Verwandten,der in königs-preußischen Diensten steht,freigelassen wurde. Daß ein Oesterreicher in Trafalgar-Square stundenlang spazieren und sein Reisehandbuch consultiren kann,ohne belästig zt zt­ werden,ist eben so natürlich,als daß Hunderte von englischen Touristen­ au­f dem Ste­­phansplatz ein Wien oder in der Arena und auf der Piazza Brå zuf Verona esthun,ohne irgend Anstoß zu erregen.Wenn aber eine­ Schildwache auf den Wällen von­ Malta oder Gibraltar oder auch ei­­nes befestigten Pun­ktes in Großbrittaniens und Irland einen Fremden zeichnen sieht,t­ird sie es dulden dürfen wie der Policeman von Tra­­falgar-Square? .­­In dem ganzen Borfalle können wir daher nur eine Handhabung der in allen Ländern­­ gleichförmig bestehenden militärischen Vorsichts­­maßregeln, und in der Behandlung des Mr. Newton, der duch sein beleidigendes Betragen gegenüber der Militärautoritäten eine weit stren­­gere Behandlung verdient hätte, eine besondere Berücksichtigung eines englischen Unterthans erblicen. Oesterreich und seine Regierung hegen die besten Gesinnungen gegen England, und gaftlich — nach dem überall bewährten und bekannten Rufe dieses Landes — wird auch­ jeder brit­­tssche Unterthan auf österreichischem Boden behandelt, der sich den all­gemeinen Gelegen und Anordnungen so willig fügt, wie der Desterreic­her in England den dortigen Einrichtungen Folge leistet. Damit aber das gegenseitige Wohlwollen erhalten und gefördert werde, wozu die österr. Regierung bereitwilligst die Hand bietet, ist uns gemein zu wünschen, daß nicht aus jeder Steinigkeit, Die einem Eng­­länder mit oder ohne sein Verschulden begegnet, eine Staatsangelegenheit, eine große völkerrechtliche Verhandlung geschmiedet werde. — Andere Staaten müssen eben deshalb den Besuch solcher „Zugvögel“ ungern anregen, weil sie dadurch leicht in unangenehme Diskussionen verwickelt werden, während der englische Gentleman von dem Mißtrauen zu leis­ten hat, das unter der Bevölkerung des Kontinents aoch solche von ihren Landsleuten hervorgerufen wird, die aus Spekulation nach Geld

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