Siebenbürger Wochenblatt, 1847 (Jahrgang 11, nr. 1-104)

1847-10-18 / nr. 83

579 Soeben erfahren wir, daß der Schluß 2 a; auf den 30. Detober festge­est ist. Ungarn. A Somorn, 7. Detober. Der heutige Tag sollte ein der allgemeinen Freude und dem Zubel gewidmeter sein. Aus dem ganzen Gomitat hatten si der Adel und viele Hunderte aus allen Ständen alt und jung beiderlei Geschlechts zu gleichem Zweck vereinigt: er galt dem königlichen Statthalter Se, faiferl. Königl. Hoheit dem durchlauchtigsten Erzherzog Stephan ein herzli­­ches Wilk­ommen aus voller Brust entgegen zu bringen. Leider aber mar­schiese allgemeine, freudige Aufregung nur von kurzer Dauer, denn in Das weit hintönende Ebsen mischten sich erschütternde Jammertöne und Hilfe­­rufe. Ein Theil — 6 Klafter Länge und ", Klafter Breite — vom Gehweg an der Fleinen Donaubrücke, welche in die Stadt mündet, fürzte, unter der Last der gedrängten Menschenmenge, furz nachdem der Erzher­­zog seinen jüngern Herrn Bruder Erzherzog Joseph zur Seite — diese Stelle pasfirt hatte und die rückwärtis­gen Räder kaum 2 Schritte von dem Orte des Schaus der erregenden Unfall waren, in die Fluten. Welche Feder vermag das chaotische Gedränge, das Hin- und Herwogen der Mafse den herzzerreiffenden Anblut der mit den Wellen ringenden im Todeskampfe um Bettu rufenden Männer und Weiber, wern ?­Gch,­ ald Augenzeuge sei aber empfinde i­ das Namenlose dieses Unglück und preife und bete an die Gnade Gottes der mit schlit­­zender Hand weit größeres Unglück in dem furchtbaren Gedränge auf der Brücke selbst, und am rechten Ufer des Donauarmes verhütete; die Behörden vermochten es nicht, denn alles war ergriffen. Niemand mufte ob nur ein Freund, der Vater, die Mutter, das Kind, die Schwester, der Bruder im Strome mit dem Tode ringe oder ihm schon verfallen sei. Ich sah Weiber die in banger Ahndung, als befände sich eines Dieser theuren Häupter in dieser Gefahr, händeringend der Verzweiflung beinahe unterlagen: mehrere wurden be­­sinnungslos in die nächsten Häuser geführt. Wie durch den elektrischen Schlag steuerten auf den Ruf zu Hülfe­ von allen Seiten Fischers und Müller-Kähne heran, auch der Dampfer Erzherzogin Sofie senfte aus der großen Donau mit voller Kraft und bewinderungss­würdiger Schnelligkeit in den Arm und retteten 34 Menschenlebene; acht Todte wurden herausgezogen an denen man jedes Nettungsmittel fruchtlos versuchte. Der herbeigerufene Stadtchirurg hatte das schauderhafte Unglück als er zum Ufer trat zu allererst seine Gattin entseert und seine Tochter noch athmend zu erblicen. Legtere wurde ins Leben gerufen. Wenn­gleich diese Katastrophe Seine Faiserl­ Ho­­heit sichtbar tief im Innern ergriffen und erschüttert hatte, so war doch Allerhöchst derselbe der Erste, welcher zur Rettung aneiferte und mit der edelsten Menschen­­freundlichkeit m­anchem Geretteten­ die Hand both um­ ihnz au­s dem Nackenziehessen oder in Wagen zu hei­ben. Der Segen des Himmels begleite ihn auf jedem Schritt! Zu ermitteln ist vor der Hand nicht, wie viele Menschen verunglückt sind. Nach meiner Berechnung künnen bei dem außerordentlichen Gedränge auf dem eingestürzten Sec 80 bis 90 Menschen gebesen sein. A­­usland. Preußen) Hochverräther verurtheilt. Im Beginne des Jahres 1845 ging bei den Staatsbe­­hörden von einem schlesischen Geistlichen die Anzeige ein, daß in der Gegend des fünfgl. Schlosses zu Erd­­mannsdorf in Schlesien der DVersuch gemacht worden sei, Leute für eine Verschwörung zu werben. n Folge dessen wurde vom Ministerium des Innern ein Berliner Polizeibeamter nach jener Gegend entsendet, und wirklich stellte er sich heraus, daß wer schon längst in üblem eife und Kinder fchils ‚Anstalten. . s(Frankreich.) Marshall Soult, der in Ruhe­­stand verlegte Premierminister,, ist dar Ei, Ordonanz mit dem bei­ den Franzosen seltenen Titel, nämlich zum „Generalmarschall von Frankreich“ ernannt­­ worden. Seit dem Jahre 1739 war diese Charge erledigt. Die OOppositionspresse hat wegen dieser Standeserhöhun einen argen Lärm geschlagen und sieht darin eine Wi­reung der französischen­ Heerverfassung und Rückkehr zu den Grundlagen der­ „Alleinherrschaft,‘‘ — Auch über die Ernennung des­ Prinzen von Yaumale­ hat sich die Bewegung noch nicht ‚gelegt; unterdessen aber ist der Herzog­ in aller Stille abgereißt um sich nach Afrika einzuschiffen. Die Gemahlin des Prinzen und ihre zwei Kinder werden nächst ens nachfolgen. — Im Lyon hat ein Auflauf stattgefunden. Es galt einigen religiösen Bor der „Providence” wurden furchtbare Drohungen ausgestoßen und, wenn nicht Militär einges­chritten wäre, hätte, der wüthende Pöbel alles zertrümm 98 nicht: so, JR h « «’cht’"st«’"?eiereDke Vornehemivers-­-,Provwe­ck-«wukwon -derk,Polizeiarretirt und im schnellsten Laufe durch die «pexschlüsste Menge nach»dem Gefängniß abgeführt.Es «­sollen einige Teufeleien in­ dem Hause vorgekommen­ sein. — Gegen den Abbe Gollet, Örünger­ und Direktor ‚einer Beiwahranstalt hatte sich der­ Haß des Pöbels be­­sonders Luft gemacht. Man drohte ihn zu hängen. ‚Der Abbe hat sich, die Wolfsrabe dadurch zugezogen, weil in seinem Hause mehrere VWBunderheilungen von­­ Besofsenen geschehen sein sollen. — Abvdel-Kader hat­­ in Maroffa eine starre Niederlage erlitten, die seiner Macht wieder auf eine Zeit lang Schranken gefegt hat. Auch wird gemeldet, daß es den Maroffanern gelungen sei, mehrere ‚arabische dem Emir freundlich ergebene Stämme zu vernichten. 2200 Zelte sollen dabei zu Grunde gerichtet worden und gegen 15000 a 1 umgenommen sein. Durch diesen Act sind der framgoft­­fen Regierung unermeßliche Ländereien­ zugefallen ! %

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