Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1881. Januar (Jahrgang 8, nr. 2141-2165)

1881-01-13 / nr. 2150

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Ganz offen ist unter den Augen der Regierung in Djenpest eine Be­­­wegung eingeleitet worden, welche einen empörenden Seelenschacher sich zum Biele regt. „Für die Magyarifirung der Familiennamen“ hat sie eine Ge­­sellschaft in Djenpest gebildet, welche als Vermittlungsanstalt für die Magya­­­rifirung Jedem, der einen deutschen Namen in diesem Lande trägt, ihre Dienste anträgt, um ihn von demselben zu befreien, seiner Nationalität abtrünnig zu machen und mit einem finfelnagelneuen magyarischen zu versehen. Um das Geschäft in größemn Schwung zu bringen, strebt diese Gesellschaft die Beseitigung des Stempel an, mit welchen die an das Ministerium des Innern zu richtenden Gesuche um die Abänderung des Namens nach den bestehenden Gebühren­­­vorschriften versehen werden müssen. An die Sorge dieser Bewegung ist einer der ersten Männer des magyarischen Volkes, der dem Ministerpräsidenten Tia nahe befreundete Reichstagsabgeordnete und Dichter Morik Sofai getreten. Er hat nicht nur den abscheulichen Seelenfang ausdrüclich gebilligt und den Wunsc ausgesprochen, daß Behntausende jährlich ihre „fremd“ klingenden Namen mit magyarischen vertauschen mögen, sondern fi auch bereit erklärt, eine Deputation dieser, den Seelenschacher treibenden Gesellschaft dem Finanzminister vorzuführen und deren Petition um „stempelfreie“ Magya­­risirung zu unterstoßen. Ein hervorragendes magyarisches Blatt, das „Befti Naplo“ (Mr. 8 vom 9. 9. M.), empfiehlt ebenfalls den Seelenschac­her in folgenden, hier in deutscher Uebersedung unwiedergegebenen Leitartikel: „Die Magyarisirung der Familiennamen soll eine Landesbewegung werden. Denn jegt ist sie es noch nicht. Spärlich erscheint im Amtsblatt die Erlaubniß für zwei bis Drei Leute wöchentlich, daß sie ihre Zunamen ändern dürfen, indem je meist eng, aber nicht inner, ihren alten mit einem magyarisch singenden Namen vertauschen. Was heit das? Herzlich wenig. Viel mehr fremde Menschen wandern alljährlich ein, als sich den Namenı magyarisch ummandeln lassen. E3 it eine massenhafte Namens­­­“m­agyarifirung nothwendig.­­­ ’ „Warum? Weil die Magyarifirung des Namens die Magyarisirung der Familie von Generation zu Generation gewährleistet. E 3 ist hier nicht vom Individuum ,die Nede, der einzelne Mensc­­h an ein guter Patriot. Hinsichtlich des Gefühls und der Sprache ein wahrer Magyare sein, mag in Abstammung und sein Name fremd sein; aber wer garantirt Die Zukunft? Er kann eine Zeit kommen, wo es, wie dies schon auch einmal so war, nicht wortheilhaft ist, ein Magyare zu sein; wo­­­ Fremde im Vater- Land befehlen und jeden fü­r sich verfamm­en, wenn er dem Namen nach nicht als Magyare erscheint; wenn der Deutsche oder der Slave das Amt bekommt und der wahre magyarische Patriot unterdrückt wird; wo man in den Schulen Iehrt, daß es ein Ruhm sei, zur großen deutschen oder zur großen Hlavischen Nation zu gehören, und eine Schande, ein barbarischer Magyare zu sein — eine solche H­eit fan fommen. In „Und wir haben erfahren, was der Name macht. Ein, einen magya­­­rischen Namen tragender Mensc ist selten seiner Nation abtrünnig geworden und hat nicht gerne gegen sein Vaterland gedient. Die Siebenbürger Sachsen aber sind, obwohl sie ungarische Staatsbürger sind und seit sechs­­­hundert Jahren hier wohnen, auch heute noch nicht Magyaren und haben den fremden Abssolutismus lieber gehabt, als die magyarische Freiheit. „Ebenso giebt es unter den Juden, die der Abstammung nac) Semiten, der Kirchensprache nac) Hebräer, der Staatsbürgerschaft nac) Ungarn sind, viele, welche nac) Sprache und Gefühl Deutsche sind. Nur seit Hundert Jahren sind sie Deutsche. Kaiser Sofef hat sie mit aller Kraft germanisirt, und sie wohnen unter ung, essen ungarisches Brot, sie fönnen magyarisch, genießen bürgerliche Rechte und politische Freiheit. Niemand tritt ihnen zu nahe. Mehrere von ihnen sind unter die Geießgeber gewählt worden, viele haben magyarischen Adelsrang erlangt ( und dennoc­­­h­ ein großer Theil deutic), sie schließen sich von der magyarischen Civilisation ab, und nehmen aıt unsern nationalen Bewegungen kaum Antheil, Und jes geht ihnen doch nirgends auf der ganzen Welt besser als bei ung, Und all’ dies kommt eines theild davon, daß sie nicht magyarische Namen bekommen haben. „Auch die Gegenprobe ist da. Diejenigen Juden, welche ihre Namen magyarisirt haben, und ganz anders; gute P­atrioten, sie führen magya­­­rischen Haushalt, befleißigen sich magyarischer Lebensweise, nehmen an der magyarischen Literatur Theil, suchen die magyarische Gesellschaft auf und begegnen ihr nicht mit Abneigung; sie sind nicht Kosmopoliten, denn sie haben ein Vaterland; sie wandern nicht aus, sie sind ehrenhafte Mitglieder der ae und nägliche Bürger des Vaterlandes. Schade, daß ihrer so wenige sind! »Es würde dem Judenthum Aa; gesellschaftlich und moralisch von großem Vortheil sein, wenn e3 fi magyarisirte. Das Vaterland verlangt e3 von ihm, denn er hat die Juden aufgenommen, als seine Söhne anerlangt, befreit, vertheidigt, weich gemacht. Zur Magyarisirung des Juden­­­thums ist es der erste Schritt, daß es seine­ Namen magyarisirt. „Haben doc die Deutschen die Juden verleugnet! Sie verfolgen sie, beschimpfen sie, beleidigen sie t­ärlich ; sie sagen: „Juden sind feine Deutschen ; sie erklären, sie sollten mac­­h­alästina gehen, sie agitiven, damit besondere Judengehege geschaffen werden und der Jude sein politisches Amt erlangen, nicht Advokat, Professor oder Richter sein, daß er nicht zum Abgeordneten gewählt werden dürfe; mag er arm und ein Paria sein! Wir sagen: ‚uden, ihr sollt Magyaren sein. Und was antworten unsere jüdischen Mitbürger? Daß sie Deutsche seien. „Das ist nicht gut und nicht vernünftig. Allerdings, in unserem ‚Interesse liegt es, daß sie Magyaren werden, aber auch in ihrem. Was steht ihrer Magyarisirung im Wege ? „Diesen von ihnen fehlt nicht der gute Wille. Zur diesem sprechen wir. Mögen sie beweisen, daß sie Magyaren sein wollen. Hiezu giebt es mehrere Mittel, aber das erte­­ilt, daß sie ihre Namen magyarisiren. Dies ist die Taufe, in welcher sie aus­ Deutschen Magyaren werden, und Diese Taufe läßt ihren Glauben unberührt. Mögen sie es glauben, um Vieles verbessern sie sich in ihrer gesellschaftlichen Stellung, wenn sie magyarische Namen annehmen. Z Trägt doc der panische Jude einen spanischen, der französische Jude einen französischen, der Deutsche einen deutschen, der italie­­­nische einen italienischen Namen, und nur­ der ungarische Jude hat einen deutschen oder polnischen Namen.­­­ „Daß der Handel in ihren Händen sich befindet, das ist nicht ihr ‚Lehler; aber ob Dieser Handel deutlich ist oder magyarisirt wird, das hängt in vielen Beziehungen von ihnen ab. Das ist unsere zweite Forderung an das Judenthum. „Die dritte ist, Daß ihr Kirchengesang nicht deutsich, sondern magyarisch sein möge. Die Sprache des Ritus kann übrigens auch hebräisch sein. „Die vierte, Daß sie in ihren confessionellen Schulen magyarisch lernen. „Die fünfte, daß sie auch in der Familie die magyarische Sprache heimisch machen. „Deögen sie si auf einmal magyarisiren, massenhaft, fofidarisch ! Das geht leichter als einzeln, denn die einzelweise Magyarisirung verursacht Verwirrung in den Familien. „Mögen die Bewegung in dieser Richtung angesehene Bürger einleiten deren Beispiel Nachahmung findet. „Aber es sollen nicht nur die Juden sich magyarisiven, mögen sie au die übrigen Bürger des Vaterlandes, welche magyarisch fühlen, sich magyarijiven. Diese Städte: Raab, Kaschau, Arad, Finstirhhen, Stuhl­­­weienburg, Ofen sind voll deutscher Familiennamen, da deutsche Ansiedler nach den Zarfenkriegen hineingekommen waren. Für die Bürger­­­­ieser Städte ist die massenweise Namensmagyarisirung ebenso empfehlens­­­werth, wie für das confessionell germanisirte Zudenthum. „Wir glauben auf, daß die gut eingeleitete Bewegung weite Kreise erfassen und binnen einem Jahr die Nation um eine Schaar neuer magya­­­rischer Familien zunehmen werde. „Aber möge auch die Regierung nicht räumen, die für Namensände­­­rungen festgeseßte Stempelgebühr von 5 Gulden zu beseitigen, einfach zu streichen, nicht herabzumindern. Einem Einkommen von viertausend Gulden zu entsagen, Fan­­den Finanzm­inister bei einer Einnahme von 250 Mil­­lionen seine große Hebeinwindung foften. Sehen wir einmal, ob auch die Regierung etwas thue, was dem Magyaren gefällt. »Uebrigens wird im Abgeordnetenhause nächstens eine Interpellation­ in dieser Richtung gemacht werden; dann wird die Regierung Gelegenheit haben, sich zu äußern. „Wenügen wir die Zeit, so lange er Tag ist, wenn für die Aus­­­breitung unserer Nationalität die Nacht kommt, dann künnen wir ohnehin nicht wirken.“ .. ,­­­N E rer Politische Uebersicht, Hermannstadt, 12. Januar. . Die Sigung des Pester Reichstages vom 10. d. M. würde ohne Würze abgelaufen sein, — denn verhandelt wurde in derselben der Konkurs- Gejegentwurf, — wenn nicht der Szekler-Abgeordnete Herr Blasius Orban mit einer am Schlufse der­ Sigung vorgetragenen Interpellation die nationalen Geschmacknerven etwas gefigelt hätte. Die Interpellation des­ ehrenunwerthen Herren Abgeordneten lautet nämlich also : »Haan die Minister Kenntniß davon,daß die Frage 11 1c6.Punkt«e-ks­­­der Zählblätter der jetzt im Zuge befindlichen Volkszählung:»Welche ist die­ Muttersprache?«und jed­er fn­gungi11112.Punkte der beigegebene In­­­struktion,welcher gemäß der Konskriptions-Kommissär auf die darauf zu gehende Antwort keinerlei Einfluß ausüben darf,zur Folge hatten,daß der Status unserer Nation um wenigstens zwei Millionen reducirt wurde,da die Bewohner ganzer Städte und Gegenden in die Zwangslage kommen,sich­, wenn sie sich auch mit Leib und Seele als Ungarn bekennen,in Folge der schlecht gestellten Frage als Angehörige einer andern Nation einzeichnen zu müssen? 2 Ber Sind sie geneigt, dem Iamden statistischen Bureau die Weisung zu er­­­theilen, das Resultat dieses 6. Fragepunktes als Fälsschung zu verwerfen 2” Eine Abschlachtung von wenigstens zwei Millionen Seelen — «8 handelt si um die Deutschen — kann man si) doch nicht gefallen Lassen ! Der Geist der „Malevolenz“ greift immer mehr um fi. Mit einem Male sind auch die fünt lammfrommen Preßburger starf in die Oppo­­­sition gegangen. In einer Situng der­ Stadtvertretung fand eine große Demonstration gegen die Verwaltungsausschüsse des Herrn v. Tipa statt. E35 sollten die Stellen von fünf nach der gejeglichen Auslosung ausscheidenden Mitgliedern duch Wahl neu belegt werden. Von 94 abgegebenen Stimm­­­zetteln waren 74 Leer und nur 20 beschrieben. Die so Gewählten resusirten hierauf die Annahme der Wahl. In der hierauf folgenden Debatte wurde die Unfruchtbarkeit und Unnöthigkeit der Institution der Vermaltungs-Aus " s· " | " | Seuilleton. Die Liebe der Stuarts. Novelle von Wilhelm Jensen. (9. Fortfegung.) Ihre erzieun­gene Huhe un­d eftigfeit war wieder dahin; sie brach in ein heftiges Schluchzen aus und preßte ihr Gesicht an die fieberglühenden Wangen der Mutter. Diese hielt sie fet fest mit den Armen umtsschlossen. Auch ihre Stimme biebte vor innerer Erregung, aber Stolz und verhaltene Freude kämpften darin, als sie sagte: „Und du warst deiner Mutter ächte Tochter und bieltest dein Wort, wie sie es ihr Leben lang gehalten? trägst Schmerz und Verfemnung, wo sie dir an­ bittersten war, wie sie, wo du mit einem Wort sie beenden konntest? Die Treue [ohnt sich und er fommt zurück — Laß ihm nur, Kind, er kommt zurüc. Du bist vom alten Zauberstamm und seine Dämonskraft ruht auch in dir — er fanın nicht anders, er kommt zurück, trog Allem! — Aber nie ein Wort — schwöre e3 mir, Edwine, wie ich Ddereinst e3 deinem Vater geschworen! — Nein, schwöre nicht! — Daß ich e3 im Herzen bewahrte, war seiner Liebe Lohn, meiner Ehre Erfah; es ist deine Erbschaft, mein Heiligstes Vermächtnis. — Weine nicht, mein Kind, demm ich sage dir, er kommt zurück, wie ich zu jenem zurückommen mußte — mußte! Und Taylor ist ein edler, ein treuer Mann, ist ein starker Halt, in dessen Armen ich dich, beruhigt, am Tiefsten verrafe.” Das Mädchen hatte sich emplich gesammelt. „Mutter,“ sagte sie, „was redest du? Kein Wort der Art hat er gesprochen.” — „Aber er wird es sprechen, Ediwine, seine Augen jagen es mir schon lang. Ich habe in sein­­­ Herz gesehen i wie in deines und ihren Gleichklang gehört. Mag er dir Alles sein, die dur bald nichts befißest als ihn! Unsere Sonne geht unter und es kommt ein langer Winter, ich fühle wie seine Vorboten frostig auch durch mein Blut schauern. Vielleicht, daß du den Frühling erfehst: — du wirst glühlich mit Taylor sein und mich nicht vermissen.” „Mutter, Triebe Mutter, du ängstigst mich!" — Über die Lippen der Deutzer schlaffen ihr den Mund, „Zünde jegt Licht am, mein Kind,“ sagte sie, so heiter, wie sie lange nicht gesproc­hen, „und sie mir aus dem alten Schottischen Buch, von Walter Stuart, der um die Königstochter freite. Ihre Hand Hob ihn auf den Fürstenthron, Lies Edmwine — das war in einer andern Beil.” — — Er Wie sie vorhergesagt, es waren noch nicht völlig vierundzwanzig Stunden verfroffen, denn der Abendhimmel glühte noch über die Haide in die enster, als Jeremy Taylor neben ihnen­­­ in der Stube saß. Mutter und Tochter saßen sich n­ie gestern in der Nische gegenüber, aber zur Seite Ediwinens lehnte sich die Stirn des jungen Geistlichen an ihrer Schulter und sein Arm lag um ihren Namen und seine Hand spielte zärtlich mit ihrem seidenen Haar. Ein paar Stunden waren schon vergangen, seit den er gelommen. Colmwine hatte im Garten gestanden; ihr Auge ruhte, seit Die herbstliche Sonne zu finden begann, auf der Halde. Dann stieß sie einen Schrei aus, denn er tauchte am Waldesrande auf und sie verbarg si, wie er näher und näher kam, hinter dem rothen Hollumderland. Endlich öffnete er die Pforte; sie meinte, er müsse ihr Herz durch die Herbststille Kopfen hören, wie er nicht an ihr vorüber durch den Garten hinaufschritt. Er sah sie auch, aber er grüßte nicht, sondern ging ruhig auf das Haus zu und verschwand in der Thür. Lange blieb er darin. Die Sonne begann si glühend in die Abend­­­nebel zu tauchen. Edwine war aus ihrem Beirted hervorgeschlüpft und stand, von den rothen Strahlen umflossen, unbeweglich an einem Beete und starrte auf die Blumen desselben hinab. Fast alle waren vermweift, nur ein­­­ paar Altern Schwankten so mit sommerfrischen Sarben auf den langen­­­ Stielen. Die Augen des Mädchens ruhten auf ihnen; sie dachte nicht, aber sie zählte jedes Blatt in dem sternförmigen Kelch, ohne es zu willen, sie verfolgte jedes Insekt, das müde und verspätet feine winterlich verödende Welt durchirrte. Sie bemerkte nicht, daß die Thür sich endlich wieder geöffnet und daß die Augen, welche sie vorhin gefürchtet, von fern eine Beitlang auf ihrer nicht­­­umflosfenen Gestalt verweilten. Dann nahten sich geräuschlose Schritte in ihrem Rüden und zwei Arme fegten si sanft um ihren zusammenfahrenden Namen. „Mein Mädchen aus der Fremde, dem ich, das mir Hinfort die Heimath sein soll!“ sprach eine sanfte Stimme Hinter ihr. „Vergiß die Frage, die ich dir gestern gethan, wie ich sie vergelsen und gib mir nur Antwort auf die heutige,“ Ihülje von allen Seiten betont. Die Institution wird aber­ trogdem bleiben. An anderer Stelle bringen wir einen ausführlicheren Bericht über die­­­ Bauernbewegung in Oesterreich beziehungsweise die stattgefundenen Versammlungen in Linz und in Scheibs. Die Manifestationen beschränken ich nicht auf die erwähnten Versammlungen; auch sonst treten die deutschen Bauern Oesterreichs zur Abwehr zusammen, wobei zugleich stets das deutsche Nationalbewußtsein in bestimmt ausgeprägter Weise zu Tage tritt. Diese ‚Er­­­scheinung dürfte für die weitere politische Gestaltung in Desterreich von nicht geringem Belange sein. Die Deutschen in Desterreich dürften, worauf seiner­­zeit auch Széchenyi befürchtend Hin­wies, auch an dem Punkte angelangt sein, die Kinderschuhe auszuziehen. Einmal ihre Kraft und Bedeutung erkennend und sie gebrauchend, wi­l ihrem „Nichwollen“ gegenüber das „Wollen“ Anderer wenig in der Wagschale ziehen. Kaum beginnt man österreichisch-ungarischerseits mit Serbien ernte­­licher zu unterhandeln, so sind auch die Engländer gleich auf dem Plane. In Belgrad sind zwei Eisenbahnbauunternehmer eingetroffen und überreichten Er 309 sanft ihren abgewendeten Kopf, von dem Thränen wie Früh­­­lingsb­au glänzend in den Kelch der Astern herabfielen, zu sich herauf und ihre Lippen gaben die längst versch­wiegene Antwort. Nun saßen sie traulich drüben in der Fensternische zusammen und freuten sich ihres neuen Glücks und freuten sn der ungewohnten Heiterkeit, mit der die Kranke sprach. Sie malte ihnen Bilder behaglich ruhiger Zukunft, sie drang darauf, daß ihre Verbindung so schnell als möglich erfolge. Lächelnd und ohne den Zon zu ändern, antwortete sie auf die Frage, weßhalb sie da­­­mit so eile, sie möchte es gern noch erleben und sich des Anfangs freuen. Dann fegte sie ernster Hinzu: „Wenn ich vorher stürbe, müßtet ihr um der Schädlichkeit willen den Tag eurer Vereinigung weiter hinaugschieben und das würde mich in der legten Stunde beunruhigen. Wirre Zeiten, gewaltigen Umsturz sehe ich kommen, in denen ein Mädchen des Schuhes bedarf, den nur der Mann seinem Weibe zu geben vermag. Ich möchte gern hier ruhen, im Angesicht der Haide, deren kmegende Nebel so manches Jahr mir die Träume meines Lebens zurückgegaufelt; ihr aber sollt nicht bleiben. Man hat nun hier nicht geliebt, man Haft dich im Stillen, Jeremy, denn der Einfluß der Puritaner währt auch hier von Tag zu Tag.­­ch beige ein Heine Gartenhaus in London, ähnlich wie dieses, das ich, als wir Hieher gekommen, um jener Aehnlichkeit willen zum Aufenthalt gewählt. Dort habe ich glückliche Tage verlebt — es ist lange her — aber e3 waren die stol­­­zesten, die reichsten meines Lebens. Du fennst es nicht, obgleich e3 dein Geburtshaus ist, Edwine. Dort sollt auch ihr, doch anders, glücklich sein. Beriprecht mir, daß ihr dorthin zieht, sobald ihr mir die Augen zugedrückt habt. Die Hauptstadt ist immerhin ein sicherer Ort als ein abgelegenes Städtchen, dessen Bevölkerung euch feindlich gesinnt.” Seremy und Edmwine suchten ihr die trüben Gedanken auszureden, aber sie unterbrach sie lächelnd: „Meint ihr durch Worte zu widerlegen, was ich in mir fühle, und was von Nacht zu Nacht beredter in den Athemzügen meiner Brust zu mir spricht? Haltet die Sonne auf, die dort niedergeht, mich haltet ihr nicht. Und ich brauche nicht Trost, ich gehe gern­­e der Sonne meines Lebens nach.” Nur zu deutlich war es, daß sie sich richtig beurtheilte. Rauher Herbst­­­wind begamm die Bäume zu rütteln und vie Blatt um Blatt aus dem Zahlen

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