Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1881. Februar (Jahrgang 8, nr. 2166-2188)
1881-02-25 / nr. 2186
Siebenbürgistj: Deutsches Hermannstadt, Freitag 25 Lebruar er Reduktion und Administration Heltauergasse 23.s tage £ e der Sonn- und Feieräglich. Abonnement für Hermannstadt: Ben aan nn ann tE.; ge 5 fl, ganzjährig . ohne Buftellung ins Haus Buftelung iM 31, 6 fl, 12. Abonnement mit Postversendung: Für das Inland: vierteljährig 3 fl. 50 &, Haas fl, ganzjährig scheint mit Ausnahm Für das Ausland: vierteljährig 9 RM. oder 12 Fres., Halbjährig 18 RM. oder 24 N 36 RM. oder 118. annuar Unfrantirte Briefe werden nicht angenommen, Manuskripte nicht zurückgestelt. N 2186. Pränumerationen und Inserate übernehmen: außerdem Hauptbureau, Heltauergasse Nr. 23: in Kronstadt die Buchhandlungen Heinrich Dresswandt, Fr. Wilhelm Frank, Heinrich Zeidner, Mediasch J. Hedrich’s Erben, Schässburg C. F. Erler’s Buchhandlung, Bistritz Friedrich Wachsmann Nr. 187, Sächsische Regen Adolf Dengyel Mühlbach Josef Wagner, Kaufmann, Broos Paul Battoni, Lehrer, Wien Otto Maas (Haasenstein & Vogler), Rudolf Mosse, A. Opelik, Rotter , C. H. Schalek, Pest A. V. Goldberger, Frankfurt a. M. . Jnsestionspreis: Der Raum einer einspaltigen Garnendzeile kostet beim einmaligen Einladen 7 fr. da3 ziweitemal je 6 Tr., da8 drittenal je 5 fr. 5, W. exclusive der Stempelgebühr von je 30 Er. " G. L. Daube & C. — 1881. a KTT —e Bränmmerations-Einladung auf das Siebenbürgisch - Deutsche Tageblatt. Mit 1. März ISS1_beginnt ein neues Abonnement auf das „Siebenbürgisch-Deutsche Tageblatt“. SS Pränumerationen und Inserats- Aufträge werden entgegenenommen: in Hermannstadt beim Hauptbureau, Heltauergasse 23, in der Buch- Abu Franz Michaelis, und Elisabethgasse Nr. 29 bei Gustav Gürtler, auswärts bei den am Stopfe des Blattes genannten Firmen. Der Berlag des „Siebenbürgisch-Deutschen Tageblatts“ (Hermannstadt, Heltauergasse Nr. 23.) Ländfische Städte und ihr-Haushalt. ") A. Die Städte » I. Eine schwere Zeit ist für den Gemeindehaushalt der Städte·heruingebrochen.Für viele Städte ist es·ein·K·ampfuni’s städtische Dasein In Ungarn und Siebenbürgen steht mit diesem Kampfe die Frucht Jahrhuusdertelanger Entwicklung auf dem Spiele Hier,wo diesesten Steinstädte nur nach hartem Kampfe an die Stelle der wandernden Zeltlager getreten und heute verhältnißmäßig mehr,·als im westlichen Europa,die Vermittler abendländischer Bildung und Gesittung·für·ihre ländliche Umgebung sind, droht den Städten die Gefahr,daß sie·einmal in Folge··der druckenden Steuerbelastung ihrer Bürger und dann in Folge der sich hausenden Lasten der Verwaltung,die sie vom Staate übernennen müssen,zusammenbrechen Denn in Ungarn tritt nicht minder,aber jedenfalls empfindlicher,als anderwärts,die Tendenz des Staates hervor,seine Tragfähigkeit für die wachsenden Staatsschulden und die Heeresauslagen dadurch zu behaupten,daß die Aufgaben und damit zugleich die Auslagen der innern Verwaltung unter einer stramm geübten Oberaufsicht auf die Schultern der Gemeinden, namentlich der Stadtwesen, überwälzt werden. ···· Die Städte in Ungarn und Siebenbürgen sind die Heimstätten schweren Steuerdruckes geworden Besonders schwer lasten die Haus-und Erwerbsteuer auf Kapital und Produktion der Stadtbewohner.Indirekte Steuernu wie die Fleisch-und Weins«erzehrungssteuer,verth·euernda·s·städtische Leben und steigern in der Form erhöhter Löhne die Produktionskosten Dazu kommt nun eine neue,auf den Konsum von Kaffee,Zucker und Bier gelegte Steuer,die nicht blos den Verbrauch dieser allgemeinen Nahrungsmittel vertheuert,sondern auch Handel und Wandel empfindlichen Störmen aussetzt und insbesondere für dreißig Städte des Landes zur Folge haen wird,daß sie mit dem Gürtel einer Steuerlinie umschlossen und der Freiheit des Außenverkehres verlustig werden.Es ist·viell·eicht·nur der·usdruck eines unklaren Gefühles,wenn hie und da die Besorgnis laut wird,daß die Städte unter dem schweren Steuerdrucker liegen und veröden konnten Gewiß verlohnt es sich,dieser Besorgnitz auf den Grund zu gehen und über ihre Berechtigung sichs Rechenschaft zu geben Aber wir stehenden Ursachen, welche diese Besorgniß hervorgerufen haben,zu nahe,als daß wir ein unbefangenes oder wenigstens auf die Anerkennung der Unbefangenheit rechnendes Urtheil über die Richtigkeit jener Besorgniß fallen·koui·iten·.Ich unterlasse daher die problematische Untersuchung,ob die Besorgniß in dem konkreten Falle zutreffend·sei. » · ···· Im Allgemeinen wird man jedoch die Möglichkeit nicht leugnen können,daß auch die Städte nicht blos durch Feuer und Schwert des Eroberers,sondern auch durch verkehrte Steuermaßregeln oder ein»Uebermaß von Steuern vernichtet werden können.Die Steuer,· an sich überall berechtigt,wo eine,die Entwicklung des Einzelnen fordernde Verwaltung austritt,kann,wie die Erfahrung lehrt,durch ein Uebermaß ganze Industriezweige lahmlegen; durch die in die Formn des Schub- oder sogar des Prohibitiv-Balles gekleidete Steuer werden ausländische Industrien von der inländischen Markte ferne gehalten; unter dem Schuße solcher Zölle werden Industrien im Inlande künstlich geschaffen und können, bei dem Wegfall der jlingenden Bollschranfen, wieder zu Grunde gerichtet werden. Wie ein einzelner Industriezweig, so kann auch die örtliche Vereinigung mehrerer Industriezweige, eine ganze Stadt, durch dieselben Ursachen gefördert oder gesgädigt werden. YLue eine Stadt ist nun Menschenwert und kann durch Menschenhand wieder zu Grunde gehen. Wenn der berühmte englische Gesichtsschreiber Macaulay die Möglichkeit erwähnt, daß nach Jahrhunderten der Neuseeländer auf den Trümmern der Millionenstadt London, der gegenwärtigen Beherrscherin der Welt, Betrachtungen über die Vergänglichkeit alles Sidiichen anstellen werde, so muß er dabei nicht nothwendig an einen siegreichen Kriegszug gedacht haben, welchen die australischen Buchmänner gegen das meergewaltige England und seine Königin , die Riesenstadt London, dereinst unternehmen könnten, sondern er kann dem berühmten Geschichtsschreiber auch der Untergang in Folge wirthichaftlichen Siechtyums vorgeschwebt haben. „Die Stadt, mag sie stehen wo immer, ist eine Organisation des wirthichaftlichen Lebens, und zwar eine höhere Organisationsstufe desselben. Wie sie durch wirthischaftliche Ursachen entsteht, kann sie auch durch Ursachen, welche die wirthschaftlichen Grundlagen erschüttern , also auch durch ein Steuerübermaß dem Beifalle überliefert werden. Die Stadt entsteht nicht durch Zufall und Laune einzelner Menschen, sondern durch eine wirthschaftliche Notwendigkeit ihre Entstehung setzt den Landbau eines ansäßigen Volkes vorauszräger-oder Nomadenvölker bauen keine Stadt.Sobald ein Volk seßhaft wird und durch dauernde Arbeit die schlummernden Naturkräfte der Mutter Erde zwingt,in Saaten zu grünen und goldene Röhren zu tragen,bildet sich auch die Stadt.Denn der·Uebe·rschuß·der Brodfrüchte,welche der Ackerbauer der Furche abringt, ist für Diesen so·l·angewerblos,als nur Ackerbauer in seiner Nähe sitzen, die ebenfalls dieselben Früchte in genügender oder überschüssiger Menge erzeugen-Der Ueberfluß des Ackers erhält erst Werth,wenn es Leute gibt, die keinen Acker besitzen oder bestellen und daher auf die von Andern erzeugten Nahrungsmittel angewiesen sind.Sobald der Acker einen Ueberschuß ab WUTft stunden sich 5·3211te-Welche sich nicht mehr mit dem Landbau befassen, sondern andere Arbeiten in Angriff nehmen und dem überschüssigen Brod des Bauers Verwendung und Werth geben.Es löst sich das Gewerbe von dem Landbau ab und vereinigt sich wertlich in der Stadt,die sich von den Landgemeinden auch äußerlich scheidet.Die Stadt bildet sich,wie dies Thünen in seinem»isolirten Staat«nachgewiesen hat,immer im Mittelpunkte des landwirthschaftlichen Produktionskreises,dort,wo sich die aus und nach den Landgemeinden führenden Transportwege kreuzen.Dieser wirthschaftliche Mittelpunkt muß nicht gerade immer der mathematisch o der landwirthschaftlichen Ebene sein;vielmehr kann eine Abweichung von demselben durch das Bedürfniß nach Schutz,welches die Stadtanlage an leichter zu vertheidigende Berge und Hügel hindrängt,oder durch die Erleichterung des Verkehrs,welche die Stadt an das Flußufer oder die Seeküste zieht,hervorgerufen werden.In der Stadt werden Münze,Maß und Gewicht geschaffen,durch welche die Gewerbserzeugnisse der Handwerker und die zu Märkte gebrachten Nahrungsmittel der Landwirthe im gegenseitigen Austausche gemessen,gewogen und ausgeglichen werden Bald erzeugt der Handwerker nicht mehr blos auf unmittelbare Bestellung,sondern nach einem vorausberechneten Bedarfe.Bald übersteigt die erzeugte Menge der Gewerbsprodukte den Bedarf der landwirthschaftlichen Umgebung;dadurch droht sie entwertet zu werden.Der Gewerbsmann ie daher bald nach anderen Abjagorten seiner Waare. So entsteht neben dem Handwerker und Industriellen der Kaufmann, welcher die Aufgabe übernimmt, andere Abjagmärkte aufzusuchen. Es hört sie von der Handwerkerzunft die Kaufmannsgilde ab, und die gewerbliche Landstadt entwickelt sich zur Handelsstadt. Am deutlichsten tritt die Scheidung des Kaufmannes vom Handwerker, der Kaufmannsgilde von der gewerblichen Innung in den Seestädten zu Tage, dem der Gewerbsmann, welcher in der Werfstadt bleiben muß, man nicht zu Schiffe steigen und Monate oder Jahre lang über die See fahren, um die Waare abzufegen und gegen andere Producte einzutauschen. Der Kaufmann muß ihm diese Arbeit abnehmen. Bald wirkt der Handel auch auf die Verbesserung der gewerblichen Produktion zurüc. Denn auf dem fremden Markt fand Die Waare im Wettbewerbe mit Anderen nur behaupten, wenn sie gut und billig ist. Zur Herstellung der Waarengüte it eine geschite Hand, zum wohlfeilen Angebot eine Verringerung der Gestehungskosten erforderlich, welche anbeiten durch technische Erfindungen ermöglicht wird. Auch die Handelspläne, ihre Erzeugnisse und Bedürfnisse müssen gefannt sein. All das macht dem ‚Gewerbs- und Handelsmanne die Schule unentbehrlich. Die Schule entsteht daher zuerst in der Stadt; sie soll dem Gewerbe- und Handeltreibenden die erforderlichen Kenntnisse auch die Schnellkraft des Geistes verleihen. Damit er allen Veränderungen des wirthschaftlichen Lebens, der Produktionsverhältnisse, der Abtagmärkte, der Bedürfnisse rasch folgen. Die in den Rohstoffen wirkenden Naturkräfte, um sie besser auszuwügen, feinen Lernen und sich und feinen Betrieb, ohne, überrascht zur werden, veränderten Verhältnissen anpassen könne. Es ist daher fein Zufall, sondern die Meußerung eines wirthschaftlichen Gesetes, daß ‚gleichzeitig mit der Blüthe der Gewerbe in Siebenbürgen das Vorhandensein der Stadtschule bezeugt ist. Unter König Ludwig dem Großen, im Jahre 1376, wurde die alte Gewerbeordnung der sächslichen Zünftee verbessert. Damals bestanden im Hermannstädter Gau neunzehn Zünfte, welche fünfundzwanzig Gewerbe umfaßten, so die Zünfte der Steifschhader, Bäder, Lederer, Weißgerber, Schuster, Schmiede (zu welchen auch De Nagler, Kupferschmiede, Wagner, Gürtler, Schwertfeger, Schloffer gehörten), der Kürschner, Handschuhmacher, Meantelschneider, Hutmacher, Seiler, Wollmeber, Weber, Zakbinder, Töpfer, Bogner, Schneider, Beutelmacer. Das berühmte Augsburg zählte damals blos sechzehn Zünfte mit zwanzig Gewerben. Um diese Zeit wird schon die Schule in Hermannstadt genannt, aus welcher jener Johannes von Hermannstadt hervorging, der im Jahre 1386 an der Hochschule von Wien Baccalaureus der freien Künste wurde. Durch Gewerbe und Handel bildet es allmällic in der Stadt das Geldkapital; indem dasselbe die sicherste und lohnendste Verzinsung bei tüchtigen Unternehmern sucht, erzeugt es den Kredit. Bald entsteht der Reichthum, der seinem Besiger nicht mehr durch die Verwerthung in der wirthichen Produktion, sondern nur durch geistige Genüsfe, durch Unterstügung der Kunst und Wissenschaft, Befriedigung verschafft. So werden die Städte die Lige nicht blos der wirthschaftlichen, sondern auch der geistigen ‚Blüthe. . . . ")-Vortrag,gehalten im Hermannstädter Bürger-und Gewerbeverein ‘a Politische Uebersicht. Hermannstadt, 24. Februar. Mit kräftiger Hand ist, vom Ministerium des Innern aus, dem an der Reter Universität aufgetretenen „Antisemitismus gesteuert worden, und die Strafe der Ausschließung von der Universität trifft denjenigen arademischen Bürger, wer etwa weiter schüren und hegen sollte. Aber ‚was nütt schließlich biefe Maßregel, wenn dann von anderer Seite in den Weizen wieder in frant gesät wird? Was werden die väterlichen Ermahnungen des Rektors an die Studierenden viel helfen, wenn im Reichstage Worte bernommen werden, wie der Abg. Clatar in der Sagung vom 22. d.M. bei Bers handlung des Gefegentwurfes über das Pfanpleihgeschäft sie aussprach? Herr Ejatar sagte nämlich unter Anderm Folgendes: „Die Licitation der verfallenen Pfänder wird von einer Sfcharioth-Bande beherrscht. Diese Herrschaft wird sich nun auf Grund des vorliegenden Gefeges in jedem Dorfe einnisten und das Volk aussaugen. „Bis zum Jahre 1848 gewährte die Aostizität den ungarischen Grunpbefigern einen gewissen Schuß. Sekt ist e8 anderd und der magharischen Nation droht der Untergang. Heute wandert aus Krakau, morgen aus Temberg ein neuer künftiger Grumpherr ein (Heiterfeit); sie erlangen Sige im Neichstage, sie werden die Herren in den nme Sa nme nun nennen man more cheuillelon ...—. GottlioldEmeimos essing »(Vortrag von Dr.Johann Roth,gehalten am 15. Februarlsst im Saale des Musikvereins zu Hermannstadt) (6. Fortlegung.) Diese Gesinnung Leffings gegenüber dem leidigen Gelbe bleibt unbeflect von einer Aeußerung, die er über den Ertrag seiner schriftstellerischen Arbeiten thut. Der moderne Dichter der Entwickklung der deutschen Kultur, Gustav Freytag, näht schon im Zeitalter des Humanismus und der Reformation den Magister Fabricius in gehobenen Bewußtsein von seiner Würde selbst das Honorar bestimmen für den Unterricht, den er den Patriciersöhnen von Thorn ertheilen soll. Solcher Werth, solche Würde der geistigen Arbeit ward dem hier größern Magister Lessing, dem Lehrer seines ganzen Volkes, zweihundert Jahre später noch nicht zugestanden. Die Barijer Poeten wurden von einem einzigen Stüde „gespeist, getränft, gefleidet und beherbergt." Wie reiche Geistesiräge hatte Lessing bis zu seinen vierzigsten Jahre seinem Wolfe geschenft! Aber das erste u und größte deutsche Zuitspiel, auf aller deutschen Theatern gespielt, Hat seinem Verfasser nichts als Geldgewinn eingetragen. Zwar begehrte er denselben auch nicht in übermäßigen Summen, wie viele Litteraten unserer Zeit; so viel aber hätte Doch auch Seffing beanspruchen dürfen, als zu solgenfreier Existenz in seinem Sinne erforderlich war. Nach diesem Necht will darum auch er e3 Hinfort so halten, i wie der Magister Fabricius in Thorn und jagen: dad Honorar bestimme ich). Er schreibt diesbezüglich an seinen Bruder Karl: Sie haben mir von Wien aus neuerdings 100 Dukaten für ein Stiic geboten, aber ich will 100 Lonisdor, und ein Schelit, der jemals wieder ein Stüd macht, ohne diese zu bekommen. Dur wirft sagen, dag sei sehr eigenmäßig gedacht, gejegt, daß meine Stüde auch so viel werth wären. Ich antivorte Dir darauf: jeder Künstler jest sich feine Preife, jeder Künstler sucht so gemacht von feinen Werten zu geben, o3 möglich. Warum denn nicht auch der Dichter? Wenn meine Stüde nicht 100 Lonisder werth sind, so sagt mir Lieber gar nichts mehr davon, denn sie sind sodann gar nichts mehr werth. Fir die Ehre meines lieben Vater- Landes will ich seine Feder unfegen, wenn jene Ehre in diesem Stüce auf immer einzig und allein von meiner Feder abhängen sollte.“ Wer will es dem armen Dichter verargen, daß er mit solcher Bitterkeit über sein Volk und sein Vaterland sprach, dessen größter Fürst ihn unbeachtet sie, und dafür den Franzosen Huldigte und sie an seinem Hofe nährte. Aber auch die kleinern Fürsten, mit denen unter Dichter in Berührung kam, erhveilen sich nach dieser Seite hinein genug. Einer hält ihn Jahre lang hin mit leeren Versprechungen, greift einmal sogar zu dem niedrigen Mittel, eine Einladung an Lessing Falsh zu datiren, damit Diefer nur ja den Termin versäume. Ein anderer will dem großen Gedanken der Aufklärung ebenfalls Huldigen, bedarf dazu umseres Dichters, läßt diesem Ehrenbezeugung und Ehrengehalt anbieten, sichert ihm diplomatisch beides zu, fordert aber dann von Lelling mehr, an dieser zugesagt und als der Fürst selber gebilligt und angenommen, und als der Dichter solcher Ueberforderung nicht nachkommen will, widerruft der Fürst die dem Dichter zugesicherte PBensfort, mit der niedrigen Wendung, dieser selbst habe sie zurückgewiesen. Ungestraft läßt Lefling 3 freilich nicht hingehen, daß man ihm also das Wort im Mund umdrehet, tie. einem Kinde, dem man ein gegebenes Versprechen nicht Halten will. Dafür aber nimmt er auch den Ruhm Für ft in Anspruch, unbezahlt zu arbeiten an den, was er als seine Aufgabe erkennt. Der große, Gedanke dieser Aufgabe, fand ein kleines Geschlecht. · Denn nicht genug,daß die Großen so klein waren,sie waren auch so schwach,daß sie den Dichter und Schriftsteller in seinem Berufe nicht einmal schützen konnten,nicht schützen in dem Besitze und Eigenthum des spärlichen Ertrages seiner geistigen Arbeiten.Der schamloseste Diebstahl gegenüber dem geistigen Eigenthum wurde durch den Nachdruck geübt,aß solchem unwesen nur durch ein positives,allgemeines,auf Grundsätzen der natürlichen Billigkeit ruhendes Gejäß gesteuert werden könne, das stand für Leilung außer altem Zweifel. Aber auch der politische Jammer Deutschlands stand ihm damit zugleich vor der Seele. Freilich, ruft er schmerzlich resignirt aus, meisn Deutschland unter einem Herrn stünde, welcher der natürlichen ‚Billigkeit durch positive Gehege zu Hilfe kommen könnte und wollte! Aber bei Dieser Verbindung unter Deutschlands Provinzen, wo die menschlichsten dieser Provinzen das Princip Haben, des baaren Geldes so wenig als möglich "aus ihren Grenzen zu lasfen: wer wird ihren Finanzräthen begreiflich machen, daß man allein den Buchhandel unter Dies -Princip nicht ziehen müßte? Auch das Staats-und Volkswesen muß anders geartet sein,als das deutsche war,wenn der Stand blühen soll,zu dem Lessing sich emporger arbeitet,wenn von diesem Stande gepflegt,die Dichtung blühens sem zuvor sich der junge Student schon berufen gefühlt Die Vergeblichkeit der Bemühungen diesem Beruf am Theater in Hamburg zu dienen,läßt den vierzigjährigen Mann voll Bitterkeit lachen über den Wahn,dem deutschen Volke ein Nationaltheater schaffen zu wollen,dem deutschen Volke,das ja keines Nation sei. Sast um dieselbe Zeit, als Lefling so bitter klagte, rühmte Herder von er gelange von Kunst zu Kunst, von Höhe zu Höhe, nur ein solcher Mann, ein solcher Weltbürger kürne Deutschland aufgeben. Zwanzig Jahre ehe Herder dieses schrieb, am Anfang des siebenjährigen Krieges,Hielt man unsern Dichter weder in Sachsen, seiner Heimat, noch in Preußen, imo’ er sich gewöhnlich aufhielt, für einen solchen Weltbürger, der über den Parteien steht. In Sachen gab man ihm die Schuld der Autorschaft einer gegen Sachsjen gerichteten Flugschrift, nach der Berliner Meinung wieder sollte er eine gegen Preußen geschrieben haben.Deshalb meint Lefling in einem Briefe an Nicolai: Ich muß gegen mich selbst auf den Verdacht gerathen, daß ich entweder einer der unparteiischesten Menschen von der Welt, ober ein ‚grausamer Sophist bin. Im Sachsten durfte er seine Hohe Achtung vor dem Preußenkönig nicht laut äußern; erst in Berlin, wohin er im zweiten Jahr des Krieges wieder kam, hat er nicht mehr Ursache, seinen Bekannten blos ins Ohr zur sagen, daß der König von Preußen dennoch ein großer König sei. In diesem Sinne schreibt Lessing nach dem Ueberfall bei Hochkirch: ‚Wie war es aber immer möglich, sich von den Oesterreichern überfallen zu Lassen ! Und muß dem schläfrigen Daun so ein Streich gelingen!” „Aber, feht er hinzu, der König hat selbst dem Hofe bald bessere Nachrichten versprochen und mir hoffen sie.” "So unzweideutig Lessing fieier auf Seite des Preußenkönigs stellt, insofern er von diesem allgemeine Förderung der deutschen Sache hofft; so fer es ihm ermünscht und nnothiendig scheint, daß sein. Freund Seim Kriegält eber zur Verherrlichung des großen Königs gedichtet, die « » ihm, einatmen » :