Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1881. März (Jahrgang 8, nr. 2189-2214)

1881-03-26 / nr. 2210

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Der Verlag des „Siebenbürgisch-Deutschen Sageblatts“ (Hermannstadt, Heltauergasse Nr. 23.) = einemen Intensenm Nest 1881. »Politisches aus dem fachsischen I­nnerleben.­­­ Weiter, als die Schäßburger, welche si­­chlos der Passivität schuldig machten und die Dinge geschehen Kieen, sind einige M­ühlbächer gegangen. Lettere sind mit geräuschvollem Lärm in das Lager der Regierungspartei übergegangen. Sie machen aus ihrer Absicht auch Fein Hehl; sie möchten sie gerne so theuer als möglich verkaufen, wenn si nur ein gut zahlender Käufer fände, woran freilich nicht Alle in faher Einfalt glauben dürften. Wo Alles Liebt, fan Karl allein nicht haften, wo so Viele das öffentliche Wohl als Melkkuh für ihren höchsteigenen Vortheil behandeln, wo man sich, öffentlich damit brüftet, persönliche Begünstigungen, Koncessionen u. dgl. ur. mit Hintanregung der öffentlichen Moral zur Belohnung privater Ovationen zu vermitteln, ıind sich auch anderen Glückjägern für ähnliche Fälle annonieirt da werfen auch jene M­ühlbächer die Angel aus in den großen Sumpf, den man gemeiniglich die Korruption nem. Was fan ihmen dafür geboten werden? Dies ist die Frage, welche­ sie beschäftigt und über die sie wohl selbst nicht ganz im Klaren sind. Diese Frage hängt nicht vollständig, aber doch einigermaßen mit der Trage zusammen: was vermögen sie selbst zu bieten? Die Antwort auf diese seitere Frage lautet einfach: nicht mehr, vielleicht nicht einmal so viel, als die romanische Partei, gegen welche sie der Schritt jener Mühlbächer vornehmlich richtet. A­ngesichts der bevorstehenden Reichstags­­­wahlen handelt es sie vor Allem um Die Verleihung des Reichstags­­­mandates. Bei der vorigen Reichstagswahl trug­ die romänische Partei, allerdings nur mit einer geringen Stimmenmehrheit, den Sieg­ davon. Vielleicht könnte bei der nächsten Wahl die sächsische Partei das Stimmen- Pibergewicht erlangen, wenn die Beamten zur Hilfeleistung kommandirt werden. Wird sie aber einen regierungsfreundlichen Kandidaten ihres Ver­­­trauens aufstellen können? Nein. Vielmehr wird ihr der Kandidat von Oben, von den Regierungsbehörden, bezeichnet werden. Und der ihr von Oben bezeichnete Abgeordnetenkandidat wird voraussichtlich ein Magyar sein, der duch­ ein Mandat versorgt werden muß. Gegen eine Nomination eines offiziellen Kandidaten, und wäre er der mißliebigste, wird Die fächsi­che Partei auch nicht einmal machsen dürfen, denn in demselben Augenblicke, in welchem sie sich widerspenstig zeigt, greift Die Negierung auf die rumä­­­nische Partei zurück, welche ihr denselben Dienst leisten kann. Es ist auch nicht zu erwarten, Daß der fächslichen Partei in Mühlbach vor den Wahlen auch nur die geringste greifbare Gunstbezeugung seitens der Regierung zu Theil werden wird. Denn der Köder darf nicht aus der Hand gegeben werden. Die Wartet darf nicht vor der Wahl befriedigt werden, damit sie nicht unabhängig werde und den inneren Dienst etwa verjage, können nur unverbindliche Versprechungen vor der Wahl gegeben werden. Und nach der Wahl? Auch nachher wird sich die Regierung, beziehungs­­­weise je Unterhändler nicht des Vortheiles begeben, den ihr die beiden sich gegenseitig im Schach Haltenden, dem Dritten unbeschränkten Spielraum ge­­­währenden Parteien darbieten. Sie kan der sächslichen Partei nicht die geringste Koncession machen, welche die romänische Partei ihr dauernd und unversöhnlich entfremden wü­rde. Denn in demselben Augenblick, in welchem die Regierung die Romänen von sich stößt, emancipirt sie zugleich die Sachen von fi, die, nicht mehr durch die Furcht vor der romänischen Konsererenz gegängelt, in manchen Fällen den Gehorsam kündigen könnten. Die Regierung wird daher auch nach den Wahlen den Mühlbächer Sachsen seine namhafte Begünstigung zu Theil werden lassen; an Versprechungen wird er allerdings nach wie vor den Wahlen nicht fehlen. Welches ist denn der Streitapfel, zwischen den beiden nationalen Parteien in Mühlbach? Die Herrschaft in der Stadtverwaltung. Die deutsche Bevölkerung Mühlbachs,­ der Kern um Stamm der Stadt, auch­ heute noch durch Besit und Intelligenz der der Masse des romanischen Stadttheiles — nicht vor Einzelnen — hervorragend, ist an dem Jahr­ Hunderte alten Befig der Stadtverwaltung dur den romanischen Theil der Bevölkerung verdrängt worden. Die leitenden Stellen de Stadtma­­­gistrates sind in romänische Hände übergegangen; in der Stadtvertretung tigt eine romänische Menjorität, welche ein durch sociale und nationale M­otive verschärftes Parteiregiment in der rücsichtslosesten Weise handhabt oder wenigstens unterstüßt. Die Ausdehnung des Wahlrechtes auf die fast besiglosen Massen in den Städten — im Gegensage zu den Wahlprivilegien de Adels in den Ländlichen Bezirken — hat diesen Umschwung in der Stadtverwaltung Mühlbach­ bewirkt. Der Lettere wurde oft noch durch gewaltthätige, vor dem Gesee nicht zu rechtfertigende Wahlmanöver der romänischen Partei unterstüßt, ohne daß ..dieselben immer eine Korrektur durch die Verwaltungsbehörden erfahren hätten. E83 ist vorgekommen, daß nicht stimmeberechtigte Individuen unter dem Namen verstorbener Wähler an der Wahlurne ihre Stimme abgegeben haben, und daß unrichtige Viri­­­fisten-Listen auf der Wanderung vom Stadtmagistrat zum Komitatsamt oder Verwaltungsausschuß das ganze Jahr lang unberichtigt geblieben sind. Abgesehen von solchen ordnungswidrigen Vorgängen, wird die romanische Bevölkerung immer einen bedeutenden Faktor in der Stadtverwaltung und Stadtvertretung bilden; der Streit kann ss nur um einige Sie mehr oder weniger in Stadtvertretung und Magistrat drehen. Die romanische Bevölkerung besist in den wirthschaftlichen Verhältnissen M­ühlbachs eine Position, welche ihr einen großen Einfluß auf die Stadtverwaltung sichert. Die sächsische Bevölkerung Mühlbachs, und dies gilt namentlich von den besigreicheren Familien, Hat durch ein verfehlte Wirthschaftziyften sich von der romanischen üb­erflügeln Laffen. Das landwirthschaftliche Eigenthum der Sachsen wird in vielen Fällen nicht vom Eigenthümer ausgenübt; oft enz­­­ieht sich­ auch der Anbau­­gang seiner Leitung. Ausnahmsweise ist das achtsystem unvermeidlich, aber wenn es zur allgemein herrschenden Negel wird, dann entstehen Franshafte wirthschaftliche Zustände. Eigenthum und Arbeit können auf die Dauer nicht von­­einander getrennt bleiben. Dort, wo sie getrennt sind, wird entweder das Eigenthum die Arbeit unterjochen, wie dies in der Zeit der Hörigkeit und vor dem amerikanischen Bürger­­­kriege in den sklavenhaltenden Sü­dstaaten der Union geschah, oder Die Arbeit wird den nichtarbeitenden Eigenthümer verdrängen und sich mit dem getrennten Agenthum vereinigen, wie die in der neuern Zeit noth­­­wendig erfolgen muß. Nach der modernen Steuergeseßgebung befindet sich das Eigenthum der ringenden Arbeit gegenüber ohnehin in der ungünstigern Stellung; namentlich gilt dies auf dem Gebiete der Landwirthschaft. Das Bodeneigenthum trägt Die vollgemessene Last der Staats-, Somitatz- und Gemeindesteuern, ohne ihr entrinnen zu fünnen, während der Bodenarbeiter bei dem Erwerb des beweglichen Ki bei dem Abja von Milchpro­­­­­­dukten und dem raschen Umlah von Viehf­üden fi) der Steuerschraube mehr Daher oder weniger zur entziehen vermag. Bei der in Mühlbach herrschenden Trennung von Bodeneigenthum und Bodenarbeit haben Sich die Eigen­­­­­­t­ümer den productierten, ja Hier zu Lande vielleicht einzig nugbringenden Zweig der Landwirthschaft entgehen Lassen: die Viehzucht. Diese ist in den Händen der romanischen Meirer und Pächter und bereichert Dieselben. Die politische Macht nüpft sr untrennbar an die wirthschaftliche. Wer die wirthschaftliche einbüßt, verliert auch die politische, und wer die politische Macht erringt, zeigt gewöhnlich damit an, daß­ er sich vorher des pin­­schaftlichen Refuges versichert habe. Das deutsche Bevölkerungselement Mühl­­bachs man sich ‚der politischen Herrschaft in der Stadtverh­altung dauernd nur dad) versichern, daß er das bisherige Wirthschaftsstiften aufgibt. „Jede Maßregel, welche fünftlich die Erwerbung dieser Herrschaft bezweckt und den harten Weg langsamer, aber sicherer Selbsthilfe meidet, ist verfehlt und sogar verderblich, da sie Höchstens trügerischen Schein erwerkt, welcher schlimmer wirkt, als die nacte, grausame Wahrheit. Der umwissende ro­­­mänische Viehzüchter leistet mehr für die politische Herrschaft seiner Natio­­­nalität, als er der thatkräftigste jächsische Bürgermeister für seine Nationalität u a) zu thun vermöchte.­­nd haben denn die „Liberalen“ Wortführer in Miühlbac­h eine thatkräftigen, eisernen Mann file Die Bürgermitterfee vorräthig? Wir wissen­­­ nicht, aber glauben, daß auch der thatkräftigste sächsische Bürger­­­meister, lahmgelegt duch die romanischen Elemente im Magistrat und der­­en wenig Ersprießliches für die sächsische Sache zu leisten ver­­­möchte. It der fünftige Bürgermeister gar ein schlaffer, matter Mann, wie es so mache Vorgänger des Herrn Balomiri gewesen sind, dann ist die deutsche Sarde in Mühlbach noch mehr gefä­hrdet als bisher,denn die deutsche Bürgerschaft wuu­rde sich durch den deutschen­ Namen an der Spitze der Stadtverwaltun­g einlallen­ lassen,während die Rumänen,durch de­ t­ Argtoohn an­gespornt,die letzte Mu­skelfaser anspannen­ wü­rden,u­mdesto kräftiger zum Schlage ausholen zu kön­nen Auch würden un­ter einem schlaferdeutschen Stadtregim­enteden Rom­anen­ größere Koncessionen ge­­­macht werden,­als sie unter einem rom­a­nischen Bürgerm­eistermölich wären.Wir erinnern uns an ein­en ähnlichen Fall in­ der Sachsengeschichte des vorigen­ Jahrhunderts.Als die Katholisirungsbestrebungen damals,wie heute Die Magyarisirungsbestrebungen, das öffentliche Leben beherrschten und die katholische Religion einen Vorzug bei der Beiehung der öffentlichen Aemter gewährte, da empfahl sich der im Jahre 1730 zum Comes der Sachen gewählte Simon Baum­ern dem Wiener Hofe durch folgende Darstellung: Einem katholischen Comes wirden die Sachsen stets mit Mißtrauen begegnen, während ein evangelischer Comes die Propaganda des Katholicismus unter ihnen anstandslos und unverdächtig unterstoßen könnte, wie denn sein katholischer Comes seiner Religion so viele E­rrungen­­­schaften unter den Sadissen erworben haben würde, als diese Kirche unter ihnen schon gewonnen hätte. « Eine Nutzanwendung dieser Empfehlung ist auch unter den heutigen Verhältnissen nach verschiedenen Richtungen hin rathsam. . .. ««­­­Politische Hebersicht. Hermannstadt, 25. März. Der Wahlaufruf der „gemäßigten Opposition“, den unsere Leser an anderer Stelle finden, soll, wie dem „Pester Lloyd“ von einem Mitgliede der Partei mitgetheilt wird, von einem Theile der Partei nicht gebilligt werden, und gedachten einige Mitglieder versehlen noch vor dem Schluß des Reichstages aus dem Klub auszutreten. Insbesondere wären jene Mit­­glieder, die etwas zu der äußersten Linien hinüberneigten, mit dem Geiste des Schriftstückes unzufrieden. Der Meldung des „Eghetertes“, als hätte Ober- Staatsanwalt Kozua von allerhöchster Stelle den Auftrag zur Anstrengung von Preßprogessen wegen bespefttrlicher Artikel über die Ermordung des Czars erhalten, fegt „gon" folgendes Dementi entgegen: „Mit voller Bestimmtheit und auf Grund authentischer Informationen können wir behaupten, daß die Mittheilung des "Egheteries" ganz und gar un­wahr ist; weder von allerhöchster Stelle, noch aus der Kabinetskanzlei, noch auch von anderer Seite ist aus Wien überhaupt irgend­­eine Auffors berung, gesch­weige denn eine Ordre in Angelegenheit von P­reßprozessen oder behufs Einleitung von solchen nach Budapest an die fünfgl. Ober-Staate­­­naewaltschaft gelangt.” · Jeuilleton. Bren Bis in den Tod. Amerikanischer Roman, frei bearbeitet von M. dr. Weißenthart. (21. Bortregung.) „Weshalb,“ ruft Reine Landelle leigenschaftlich: „Tagen Sie mit, weshalb sie, die so hochmüthig, so gebieterisch ist, sich widerstandslos seinem Willen fügt, als sei er ein Gott?" Bränfein Harriot betrachtet das erregte Mädchen mit V­erwunderung „Dein liebes Kind, wissen Sie es denn nicht? Haben Sie den Namen Georg Windsor nicht vernommen ?" „Oft! Er war der Bruder meiner Mutter und ist ertrunken! Ich wollte von ganzem Herzen, er wäre nicht verunglückt!" „Weshalb 2" „Weil wir dann nicht hier wären! Do was wollen Sie mit ihm ?" „Longworth sieht ihm ähnlich, es ist nur eine zufällige Aehnlichkeit, do sie ist auffallend. Und um ihres topten Sohnes willen liebt Mrs. Windsor Lorenz Longworth. Mein Kind, Ihre Großmutter mag Ihnen fast und hart erscheinen, doch im Grunde genommen, müssen Sie sie be­­­panern !" „Das kann ich nicht! Als sie den Sohn verloren, verblieb ihr noch­ die Tochter; finden Sie nicht, daß diese ihr Trost hätte sein sollen ?“ „Kind, wenn wir immer nur das thäten, was wir sollen“ — „Hören Sie mir an, Fräulein Harriot! Sie sehen uns hier — meine Schwester und mich­ glauben Sie, Mrs. Windsor habe uns je aufgefordert, zu­­sommen? Nein — Sie wissen, daß e8 nicht der Fall gewesen, daß sie gegen meine Mutter Falt,­­­leblos, unbarenherzig gewesen bis zulest! War es mithin wahrscheinlich, daß sie gegen meines Vaters Töchter mitleidiger ge­­­stimmt sein würde? Nein! Wir samen unaufgefordert; wir drängten und ihr auf. Wissen Sie, was sie zu thun beabsichtigte? Sie wollte uns bis New­ York entgegen­­kommen, um uns zurand zu slhiden, woher wir gekommen. Sie machte ihr Testament und verschenste unsere Rechte an jenen Fremden, do ohne ihm zu fragen, Diesen meisen Mann — will sie nicht einmal ihren Enfelinnen die Thüre weifen. Und er — oh er ist gut und groß­­­müthig und gerecht; „nein, meine Freundin," spricht er, „nein, nein, Sie dürfen nicht; c8 Wäre ein Unrecht; Sie müssen biese armen Mädchen formen Taffen, Sie müssen ihnen ein Heim geben — ich nehme ihr Geld nicht; er gehört ihnen, nicht mir!" Ab er ist großmüthig und edel! — Und wir kommen, wir verdanken es Ihrem Freunde, daß wir hier sind, daß ein mähnliches Dach sich über miseren Häuptern w­ölbt, daß wir Kleider haben, um uns zu bedechen, Speise, um uns zu nähren! Und ich vergehe der Scham, Zorn und Demüthigung, so oft ich ihn sehe, so oft ich seinem mitleivigen Eid begegne — jenem Blick, welcher auf der Bettlerin ruht, die vom Elend errettet zu Haben er sich einbildet — und — 8 ist schlecht, ich weiß es — ungerecht, wenn Sie wollen — doch ich werde ihn haffen mein Leben lang!” „Du grundgütiger Himmel!” ruft Fräulein Harriot, das junge Mädchen erschrect anblidend. Neine Hatte sich erhoben, mit gefalteten Händen, mit sprühenden Augen bl­t sie auf die freundliche Dame. Viel­­­leicht hatte Marie Recht gehabt, vielleicht wurde Nevie von Zante Denise nicht vernünftig erzogen, sie hat sie empfunden gelehrt, und um glückich zu fein im Leben, darf man ja sein Herz haben! Longworth vernimmt jedes Wort. Wenn eine der beiden Damen nur ein wenig den Kopf wendet, so muß sie ihn sehen, doch Beide sind zu sehr in den Gegenstand, welchen sie besprochen haben, vertieft, um Longworth zu bemerken. Dr jedoch wird das Bild, welches es ihm bietet, niemals vergessen! Die Heine Gestalt in granem Gewande, welche aufrecht in der Gartenstühle fißt, die erregte, volltönende Stimme — sie wird ewig in seiner Erinnerung nachklingen, in seinem Herzen! „Mademoiselle, Sie sind grausam und ungerecht!" entgegnet Fräulein Harriot. „ga — er ist Ihr Freund!" spricht Nelle verachtungsvoll. „Und wenn er es nicht wäre, wenn er ein Fremder sein würde, ich bliebe doch bei meiner Behauptung, daß Sie gegen Longsworth grausam und ungerecht sind. Sa, er ist mein Freund, mein treuer, bewährter Freund seit vielen Jahren! Ich weiß, daß er einer unlauteren Handlung, eines unlauteren Gedankens unfähig ist, daß er ein großmüthiger, ehrenhafter, edler Mann ist. Er sprach zu Ihrer Großmutter, wie ich es an seiner Stelle auch gethan haben würde, und indem er Ihr Vermögen von sich swies, mein Fräulein, hat er gethan, was unter Hunderten nicht Einer thäte!” „Läugne ich es dem, sage ich denn nicht, er habe sich großmüthig benommen? Mein Gott, ich Sage ja, er ist der erhabenste der Männer­­­ und ih — ich verabscheue ihn!" „Das ist es, was ich bedauere. Sie werden eines Tages das Unge­­­rechte ihrer Handlungsweise einsehen! Ich bemerke mit Freuden, da Ihre Schwester weniger vorurtheilsvoll ist. Ich dachte mir gestern Abend gleich, er habe Sie etwas gegen ihm eingenommen. Dem solchen Abscheu fette ich a Ich bin betrübt darüber, ich hoffte, Sie würden Freundschaft s­­chliegen !" · »Meine gute oder schlechte Meinung kann einem Manne,welcher so viele warme Anh­älte hat,nichts gelten,«entgegnete meine leidenschaftlich »Ich sollte ihnen­ nicht solche Dinge sagen,Ihnen nicht mein unseliges Temperament zeigen,doch ich kenne Niemanden­ außer Ihnen und fühle mich so einsam und verlassen!Wir stehen allein auf Erden,meine Schwester unsleich,und der Gedanke,daß wir selbst die kalte Höflichkeit,welche uns geboten wird,nur ein­em Fremden zu danken haben,ist unerträglich.Sie sehen,welch’thericht es Ding ich bin,Sie sind meine einzige Freundin,Und­ ich frage den­ Verlust ihres Wohlwollens,indem ich in solcher Weise über einen­ Mann­ spreche,w­elcher Ihnen nahesteht.Doch entziehen Sie mir Ihre Freundschaft nicht — sonst wäre ich wahrlich zu befragen — und troß dem anscheinenden Widerspruch Tege ich großen Werth darauf, daß Sie mich Tieb behalten !" Sie lächelt, doch Thränen stehen in ihren Augen. Fräulein Harriot ergreift ihre dargebotene Hand und neigt sich herab, um die Stirn des jungen Mädchens zu Füffen. „Sagte ich Ihnen nicht, daß Sie fon am Bord des „Hesperus“ mein Herz erobert haben? ch Liebe Sie heute mehr denn je, so unver­­­nünftig und vorurtheilsvoll Sie auch sind! Ich Liebe die Ehrlichkeit, und Sie sind ehrlich. Ich liebe Menschen, welche selbstständig denken, und Sie thun 08, Doc trog dem wiederhole id­­­ee und bleibe dabei — Site find sehr ungerecht gegen Yongmworth!" (Hortregung folgt.) T ;

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