Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1881. Mai (Jahrgang 8, nr. 2240-2264)

1881-05-28 / nr. 2262

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Erler’s Buchhandlung, Bistritz Friedrich Wachs­­­mann Nr. 187, Sächsisch-Regen Adolf Dengyel, Mühlbach Josef Wagner, Kaufmann, Broos Paul Batzoni, Zehrer, Wien Otto Maas (Haasenstein & Vogler), Rudolf Mosse, A. Opelik, Rotter , C., H. Schalek, Pest A. V. Goldberger, Frankfurt a. M­­­. L. Daube & C. Infertionspreis: Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile Eostet beim einmaligen Einladen 7 fr., das zmweitemal je 6 Er., da drittemal je 5 kr. d. W. exclusive der Stempelgebühr von je 30 Fr. pränumcrationcnundInfcrate 1881. PBränmmerationg-&inladung auf das Siebenbürgisch - Deutsche Tageblatt. Mit 1. Juni beginnt ein neues Abonnement auf da3 „Siebenbürgisch-Deutsche Tageblatt“. Er Pränumerationen und Inserat3-Aufträge werden entgegen­­­er in Hermannstadt beim Hauptbureau, Heltauergasse 23, in der Buch­­­andlung Franz Michaelis, und Elisabethgasse Nr. 29 bei Gustav Gürtler, auswärts bei­­de am Kopfe des Blattes genannten Firmen. Der Verlag des „Siebenbürgisch-Deutschen Tageblatts“ · (Hermannstadt,Heltauergasse Nr.23.) Zur Kolonisation Ungarns. Unter dieser Aufschrift theilt der „Bester Lloyd" (Nr. 143 vom 25. d. M.) folgenden aus der Feder des volfswirthischaftlichen Schrift­­­stellers und Herausgebers der in Berlin erscheinenden „Vierteljahrsschrift für Wolfswirthischaft, Politik und Kulturgeschichte" Dr. Eduard Wik ge­­­troffenen Auflag mit: „Vor Augen zu halten ist, daß, wo die allzu geringe Dichtigkeit der Bevölkerung den Aufschwung des Verkehrs und der Gewerbe hindert, mit Hintanregung aller Bedenken und mit Besiegung aller Vorurtheile durch­ Kolonisation nachgeholfen werden muß. In einem polyglotten Staate, wie der umjenige ist, war es nicht darauf ankommen, ob ein et­was größerer oder kleinerer Bruchtheil der Bevölkerung eine andere Sprache spricht. Die Erfahrung lehrt, daß die spätere Generation die Landessprache Fultivirt und treu dem Lande anhängt, in welchem sie gedeiht und Erwerb findet.“ (Rückliche auf die Entwicklung der ungarischen Bolfswirthschaft im Jahre 1880.) — Daß ich diesen Ausspruch des „Peiter Lloyd“ an die Spike dieser Betrachtung gestellt habe, hat darin seinen Grund, weil ich in dem­­­selben eine Wahrheit kurz ausgedrückt gefunden habe, die sich mir aus den Erfahrungen eines dreizehnjährigen Aufenthaltes in den Vereinigten Staaten ergeben hat, eine Wahrheit, d­ie­ bei den ähnlichen Bevölkerungsverhältnissen Ungarns für dasselbe von besonderer Bedeutung ist, sobald es bei der­­­selben geringen Dichtigkeit der­ Bevölkerung, wenn auc nicht auf einem so großen Terrain, das Bedürfniß fremder Einwanderung und Ansiedlung fühlt. Daß bei einem solchen Bedürfnisse für­ agitfore, wie für gewerbliche Snteressen Ungarn in erster Linie an Deutschland denkt, ist nicht nur aus der Nähe Deutschlands und der bekannten Tüchtigkeit und Ausdauer des deutschen Aderbauers und Handwerker, sondern auch aus der eigenen geschichtlichen Erfahrung mit seinen jächjischen Kolonien zu erklären. Diese Sächsischen Kolonien haben aber und das muß festgehalten werden, von Anfang an einen anderen Zweck und eine andere Organisation gehabt, al mit der Besiedelung des Landes durch freie Einwanderung ver­­­bunden werden kon. Die sächsischen Kolonien in Siebenbürgen wurden als militärische gegründet, um die Grenzen des Landes vor­ feindlichen Einfällen zu zciügen. Ihr Sold, ihre Verpflegung und ihre Ausrüstung lag ihnen selbst ob, d. h. wurde mit Landanweisungen bezahlt, das sie urbar und zum Instrument ihres Erwerbes machten. Die Städtebildung ist, wie das älteste Siegel Hermannstadts, sigillum civium de villa Hermanni beweist, in verhältnismäßig rascher Zeit aus den Aderbauansiedlungen hervorgegangen und fand am Ufer der Flüsse und an den der großen­ Heer­­­straßen, namentlich aber an den gebirgigen Einfallst­oren in der Ebene ihre Anfageıunkte der Entwiclung dur­ die zum Schuß gegen auswärtige Bee nothwendigen Befestigungen. So sind Hermannstadt, Kronstadt, Ifting, Schäßburg und Mediarch entstanden, und sie haben bald blühende Gewerbe- und Kaufmannsgilden gegründet, die selbst mit dem Auslande erfolgreichen Handel trieben. ee Dies war eine militärische Kolonisation in Maffe, die dann ihrer eigenen Entwiclung überlassen blieb. An eine solche Fan Ungarn und will er nicht denken, wenn er seine noch menschenleeren und fruchtbaren Gebiete, die si mit den im Angriff genommenen Stromregulirungen noch vermehren werden, mit fleißigen Ansied­ern, vor Allem aus der aberbauenden Klasfe, zu besiedeln wünscht. Wenn Ungarn aber bei diesem Wunsche nur auf die freiwillige Einwanderung rechnen kan, so muß er in erster Reihe we fäh­ig erwägen, was die großen mächtigen Anziehungsmomente bildet, welche die Auswanderung in den dichtbevölkerten westlichen Ländern bewegt, was sie namentlich vorherrschend über den Ozean nach den Vereinigten Staaten von Amerika getrieben hat? Die ersten Schritte sind hier verhängnisvoll für die Zukunft. Denn es ist doch eine tausendfältige Erfahrung und durch postalische Statistik begründet, daß Die immer größeren neuen Bezüge der Auswanderer nach­ Amerika hauptsächlich durch die Briefe der dort durch die früheren Aus­­­wanderungen angesiedelten, in ihrem Erwerb erfolgreichen und sich glücklich fühlenden Stammesgenossen, die ihre Verwandten und Freunde nach sich ziehen, bewirkt werden. Die einzelnen Momente und Wortheile, welche die Auswanderung, namentlich Die deutsche, mit wahrhaft magnetischer­ Kraft nach­ den Vereinigten Staaten zieht, haben wir in einem früheren Ar­tifel an­einandergeseßt. Wir haben auch darauf Hingewiesen, daß ein umge­­­kehrter Zug der Auswanderung nach Osten, nach Ungarn und den Balkanländern schon wegen der Reifefosten wün­­­schenswerth, daß aber ein solcher in größerem Maßstabe erst zu er­­­warten wäre, wenn die türkische Herrschaft in Europa vollständig zusam­­­mengebrochen und gejegliche Sicherheit der Person und des Eigenthums in jenen Ländern befestigt sein wird. Es ist aber seine Frage, daß Ungarn, welche diese Sicherheit bietet und unter seiner vorkommenden kulturfeindlichen Herrschaft leidet. Schon jeit als Bier der Auswanderung im’S Auge gefaßt werden könnte, vorausgeseht, daß es im Stande und geneigt ist, ähnliche Bedingungen in seinem Lande zu bieten und zu schaffen, welche in Amerika ala so mäch­­­tige Anziehungspunkte si) erprobt haben. Ehe wir hier auf einzelne Requisiten dieser Materie eingehen, muß ein offenes Wort gesprochen werden nach dem Grundfake, daß Offenheit immer die beste Politik ist. Was die Geneigtheit der Deutschen, nach Ungarn auszuwandern, ge­­­radezu in Abneigung zu verkehren im Stande wäre, ist die eine Zeit lang aufgetretene Deutschenhege in Ungarn. Wir willen wohl, daß diese in den gebildeten Klassen Ungarns seinen Boden hat, wir wollen uns auch auf die politischen Motive derselben nicht einlaffen; wir wollen blog sagen: bei der Wortdauer oder dem Wiedererwachen derselben ist an eine deutsiche Einwanderung nicht zu denken. Wir haben früher schon erwähnt, daß die Auswanderer im fremden Lande sein Gemeindewesen ihrer Nationalität suchen, sondern ein freies Gemeindewesen und bessern Erwerb, als in der Heimat­. Ein nationales Gemeindewesen würde der nach Ungarn auswandernde­­n auch dort nicht suchen. Wohl verstanden, er wird dort nicht politische Machtbefugnisse nationaler Art suchen, aber er würde es als Postulat seiner persönlichen Freiheit auffassen und empfinden, daß in seiner Person, in seinem­­amilienleben, in seinem geselligen, religiösen und wirtscchaftlichen Verkehr seine Nationalität nicht angegriffen, verlegt oder geringi­­äßig behandelt wird. Dies wu­rde jedem K­­neonlen seiner freien germanischen Natur widerstreben, die auch in dem scheinbar anspruchlosesten Deutschen lebt.­­­ Wenn doc die Menschen und Völker sich gegenseitig verstehen Lernten ! e3 gäbe dann seine Kriege und seine Bürgerunruhen mehr. 3 sei mir erlaubt, den Ungarn ein Beispiel aus den Vereinigten Staaten zu Gemüthe zu führen, das für sie Tehrreich sein wird, wenn h. nicht auch ohne solche Naganmwendung duch ihren ritterlichen Sinn von Ungerechtigkeiten gegen die Deutschen abgehalten werden. In den fünfziger Jahren hatten wir Deutsche in den Vereinigten Staaten von Am­erika von der im Norden weit verbreiteten remdenhafter­­­oder, wie sie sich bezeichnend selbst nannte, Knownothing- (Nichtswisser-) Partei viel Unbill zu erdulden, die bis zu Verwundungen und Mord bei den Wahlen führte. Die ganze Bewegung war mit einemmal verschwunden ja in den politischen Versammlungen kämpften die Anglo-Amerikaner diese Partei und die Deutsch-Amerikaner brüderlich und gemeinsam gegen die furtbare und,wie sich später gezeigt hat,kriegsgewaltige Aristokratie der südlichen Sklavenhalter.Wie ist dies Räthsel zu erklären?Theilweise aus dem an­­­geborenen Sinne der Deutschen,nicht blos für ihre eigene,sondern für menschliche Freiheit als überall,der ihnen ihre Position gegen die Sklaven­­­halter anwies,dann aber aus dem großen,masenhaften,wenn auch meist nur passiven und ostentativen Widerstande gegen die Nativisten-Bewegung. Die Deutschen dort hatten sich,obwohl es nicht nur Tausender ein deutscher Gemeinden,sondern im Westen ganze deutsche Staaten gibt,in denen selbst die Anglo-Amerikanerdeutsch sprechen,niemals dagegen empört,daß die englische Sprache die Staatssprache sei.Als man aber ihre Nationalität in ihren persönlichen Rechten antastete,haben sie einen Widerstand ge­­­leistet,der den klugen Amerikanern die Ueberzeugung beibrachte,daß sie mit der Knownothing-Bewegung das Gegentheil von dem erreichen würden,­­­was sie beabsichtigt hatten.Und der Lohn für diese Klugheit wurde ihnen bald von den Deutschen im amerikanischen­ Bü­rgerkriege abgetragen,wo der Sieg und die Rettung der Union ohne die zahlreichen tapferen und militärisch geschulten deutschen Regimenter und die fähigen deutschen Generale und foiziere nicht zu erwarten gewesen wäre. Soweit dies Beispiel,dessanutzam wendung ich den denkenden Lesern selbst überlasse. Wenn ich von einer Auswanderung der Deutschen nach Ungarn spreche,so würde mir an sich die Liebe zu meinem Vaterlande verbieten, die Auswanderung­ überhaupt zu empfehlen; denn sie entzieht den Lande nicht nur todtes Kapital sondern auch lebendiges, werthvolle Arbeitskräfte. Da mir aber mein Verstand und meine Erfahrung sagen muß, daß seine Macht und seine Warnung den Zug zur Auswanderung zurückdrängen kann, so halte ich es für nüßlich, diejenigen Länder zu be­­­zeichnen, wo die Auswanderung den Emigranten von Bortheil sein kann, und andererseits diejenigen Bedingungen zu flizziven, Die ein Land dem Auswanderer bieten muß, wenn er dieselbe anziehen will. &3 ist dies in allgemeinen Zügen von ung schon gethan worden; einige besondere Bedingungen erlauben wir ung noch anzuführen. 1. Leichte und unbestreitbare Befigerwerbung des Bodens, ohne re fortspielige, bureaufrau­sche Formen, Stempelabgaben u. dgl. 2. Keine oder nur geringe Besteuerung der Arbeitsprodukte in Veranlagung auf den Produzenten, Anfang der Besteuerung beim Handelsgewerbe und dem Kapital. Es ist eines der gesondesten Prinzipien des amerikanischen Steuerwesens, daß­­­ es überall nur den Vorrat­, den Ueberschuß und nicht die Schaffende Arbeit besteuert; wo es das Produkt trifft, ist es gewiß. erst in der Hand des Händlers; es ist darin so konsequent, daß er 3.8. das Bier des Brauers und wenn er für Hunderttausende Dollars produzirt, nicht besteuert, wohl aber das Bier in der Hand de Ziwilchenhändlers.­­­ 3.Rascher,mit den Ansiedlungen gleichlaufender Bau der Verkehrsstraßen.Dies ist z.B.eine der ersten dringendsten Ausgaben,die sich die kleinste Ansiedlung in Amerika stellt,sofort eine Straße zur nächsten Eisenbahn-Station oder zum nächsten Flußufer zu bauen und hat nicht wenig zur raschen Kolonisation beigetragen. In der Kommunal-Verwaltung möglichst freie Selbstverwal­­­tung,Beseitigung aller polizeilichen und administrativen­ Willkür,wie der Landrath-und Präfektenwirthschaft,die jetzt namentlich in Preußen die Bevölkerung bedrückt. Findet der Deutsche solche Bedingungen in Ungarn vor,so ist ein größerer Zuzug nicht ausgeschlossen,und Ungarn würde gewiß keinen fleißigeren,loyaleren und in der Folge auch patriotischeren Bü­rger finden, · kfeuilletosk Jrensis in den Fow Amerikanischer Roman,frei bearbeitet von M.v.Weißenthum (71.Fortsetzung.) »Wir landeten,das Andere ist ihnen bekannt.Noch an dem Abend unserer Ankunft setzte Mrs.Windsor uns auseinander,daß S­ie ihr Erbe seien, und daß es nur Ihr Werk sei, wenn wir bei ihr im Hause bleiben dürften. Sie können denken, wie uns diese Meittheilung berührte. Dennoch hatte ich Muth, wir waren einmal hier, und damit war viel gewonnen. Es müßte doch schlimm gehen, wenn ich meine Großmutter nicht umstimmen könnte, dachte ich. Bald aber kan unsere zweite Verlegenheit. Sie wünschten Eine von uns zu heirathen. Wir erhielten gemessene Weisung, Ihre Werbung anzunehmen. Nevne hatte Muth für sich, aber sie zitterte für mich. Sie liebt mich, wie wenige Schwestern lieben. Kann es Sie wundern, wenn wir Beide hofften, daß Nevne die Auserwählte sein würde? Ich war von Anfang an fest überzeugt, daß es so fomme. Anfangs hatte sie ernste Abneigung gegen Sie, aber diese legte sich, und ein anderes Gefühl trat an die Stelle. Den Nest wissen Sie." Longworth figt da, in einen Stuhl zurückgelehnt, die Brauen zus­­­ammengezogen, das Auge ernst abwechselnd auf Marie und zu Boden ge­­­richtet. Er denkt sich jene Nacht zurück und versteht nun die Worte, die ihn überrascht hatten: „Da es eine von uns sein mußte, bin ich froh, daß ich diese bin.“ „Sie hatten sie zur Gattin begehrt, sie hatte eingewilligt," fährt Marie fort. „Alles ging gut. Da kam Leonce, und Sie wissen selbst, wie fchon Sie seit dem ersten Augenblick das Vertrauen belohnten. Sie haben sogleich an keine gezweifelt. Sie sagte Ihnen, daß er ihr ein Bruder sei. Haben Sie ihr geglaubt? Haben Sie sie nicht der Falschheit beschuldigt? Keine Fragte nicht, aber ich las den Kummer auf ihrem Gesecht.“ „Sie erinnern sich jenes Ringes mit dem Motto „Stil und treu." Leonee hatte diesen Ming für mich getauft, als eine Art Pfand für seine eigene Treue, und als ich ihn im Zorne wegschleuderte, hob sie ihn auf und trug ihn nach Hause, ohne etwas Schlimmes dabei zu denfen. Er hatte mir sein Versprechen gebrochen, ich war damit nicht beruhigt, ich weigerte mich, ihm anzuhören, ihm zu sehen, seinen Ring anzunehmen, auf seine Briefe zu antworten. Er drohte mir, mir bei Mrs. Windsor zu verrathen. Ich ersuchte ihn, es ohne Weiteres zu tun, und sagte ihm ganz ruhig, das ich ihn dann nie wieder sehen wollte. Er nannte mich gut genug, um über­­­zeugt zu sein, daß ich men Wort halten wirde, und das allein hielt ihn zurück, zu sprechen. Ich forderte ihn heraus und feßte meine Lebensweise fort; alle Liebe, die ich für ihn gefühlt, schien in Verachtung zu erster­­ben." „Keine, die uns­ Beiden treu sein wollte, uns Beide liebte, ist stündlich unter diesem Verhältniß. Sie, welche­ Geheimnisse so hatte, hatte die ganze Last des untrigen zu tragen. Sie schöpften Verdacht. Sie schonten sie nicht; auch das mußte sie tragen. Sie war gezwungen, an meiner Statt mit Leonce zusammen zu kommen, seine Briefe zu beantworten, ihn zu beschwichtigen. Doch warum fahre ich fort? Sie künnen nun verstehen, was Sie im Garten gehört haben. Ich war das Weib, von dem er sprach, Mer. Dexter, wie ich mir weinen Fan, der Liebhaber, den er erwähnte.“ „Ich war abgereift in egoistischer Grausamkeit, um Leonce für eine Weile zu enteignen.. Das war, der legte Tropfen in den Kelch seiner Eifersucht. Sein Geld hatte er verbraucht, er wollte mir folgen und weiß Gott welche Rache an mir nehmen, schlich sich leichtsinnig und verzweifelt, wie er war, in Mr. Windsor’s Haus ein und stahl ihr Geld. Reine mag ihn entwedt haben — ich weiß er nicht — aber e 8 kann sehr leicht so ge­­­kommen sein. Während ihr sein Verbrechen das Herz brach, sollte sie ihn — ihren geliebten Bruder verrathen? Du, Reine, was mußt Du gelitten haben, als Du vor Deinen erbarmungslosen Richtern standest! Heimlich und zur Nachtzeit mußte sie wie eine Verbrecherin flüchten und der Himmel weiß, was ihr Loos ist!" Sie bewegt sich das Gesicht mit den Händen und bricht in Leidenschaft­­­liches Weinen aus. Longworth springt auf, erschüttert auch­ ihre Thränen und Vorwürfe, aber noch weit mehr duch­ die Vorwürfe des eigenen Herzens. „Um des Himmels Willen, halten Sie ein" “ ruft er in heiterem Zon. „Ich war mit Blindheit geschlagen, Sie aber sind herzlos und egoistisch gewesen über die Maßen!" „Ich weiß es," erwidert sie unter Schludigen. „Indem ich Sie tapfe, will ich mich selbst nicht schonen. Aber was helfen ihr unsere Selbst­­­vorw­ürfe!" Er geht im Zimmer auf und ab; sein Gesicht ist auffallend blaß, aber seine Augen zeugen von Neue, Kummer, plößlich bleibt er vor Marie stehen und fragt Falt: „Was gedenken Sie zu thun ?" „Ich will zu meiner Großmutter gehen und ihr­ bekennen, was ich Ihnen bekannt habe!” „Zu, was soll das gut sein? Wollen Sie das Verderben von ihm ab­­­wenden, indem Sie­ sich selbst in’s D Verderben stürzgen? Ich habe Ders. Windsor gesehen und kann Ihnen­ sagen, daß sie nicht gegen Sie eingenommen ist. Sie haben, Ihre Rolle so gut gespielt, daß Sie selbst ihr scharfes Auge getäuscht haben. Sie glaubt, daß Sie Durand verabscheuen und ist bereit, über Ihre Schwester und ihr­ Verhältniß mit einem Räuber hinweg zu gehen. Für sich selbst brauchen Sie seine Furcht zu haben, bewugen Sie diesen­­­ Vortheil im Interesse ihrer Schwester. Ihre Geschichte ist bei mir gut aufs bewahrt. Ich werde Mrs. Winpfer und Fräulein Harriot in Kenntniß fegen, daß ich den keine's Unschuld voll­ommen überzeugt worden bin — mehr sage ich, nicht. Meanie erhebt sich schweigend und Longworth öffnet die Thür und geht ihr voran die Treppe hinab. Franz wartet schon ungeduldig in der frostigen Dunkelheit, der Wagen steht vor der Thür. „Sagen Sie Mrs. Windsor, daß ich sie morgen besuchen werde”, spricht Longworth zu Marie, dann springt Franz zu ihr in den Wagen, wer rasch davon rollt und Longworth allein in der Finsterniß läßt. (Fortsetzung folgt.) .­­­BE 4

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