Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1882. Januar (Jahrgang 9, nr. 2446-2470)

1882-01-13 / nr. 2455

RGO-; H .««« er , » Redaction und Administration‘: Heltauergasse 23. Erfgeint mit Ausnahme der Sonn- und Feier­­­tage täglich. Abonnement für Hermannstadt: monatlich 85 fl., vierteljährig 2 fl. 50 fl., halbjährig e fl, ganzjährig 10 fl. ohne Zustellung in’3 Haus, mit Zustellung 1 fl., 3 fl, 6 fl. 12 fl. Abonnement mit Bostversendung: Für das Inland: vierteljährig 3 fl. 50 B he 7 fl., ganzjährig 4 fl. Für das Ausland: vierteljährig 9 NM. oder 12 Zres., Halbjährig 18 AM. oder 24 Zres., in 36 AM. oder 48 res. Unfransicte Briefe werden nicht angenommen, Manus­tripte nicht zurückgestellt. T-2455. = Siebenbürgisch= Deutsches­­­ alt­­e ® Infertionspreis : . Hermannstadt, Steitag, 13. Januar Der Raum einer einspaltigen Garmondzeilekoste beim einmaligen Einladen 7 tr, da zweitemal je 6 fr., das D­rittemal je 5 Er. d. W. exclusive der Stempelgebühr von je 30 Br. 1882. x J­­­: pränumerationen und Insewie übernehmen außerdem Hauptbureau,Heltauergasse Nr. 23: in Kronstadt die Buchhandlungen Heinrich Dresswandt, Heinrich Zeidner, Mediasch J. Hed­­­rich’s Erben, Schässburg Gebrüder Retzer, Buch­­handlung, Bistritz Friedrich Wachsmann Nr. 187, Sächsisch - Regen Adolf Dengyel, Mühlbach Josef Wagner, Kaufmann, Broos Paul Battoni, Zehrer, Wien Otto Maas (Haasenstein & Vogler), Rudolf Mosse, A. Opelik, Rotter , C., H. Schalek, Pest A. V. Goldberger, Frankfurt a. M. @. L. Daube & l; vr . « H .­­­» Die Methode im Magyarisirungswahn. Außer den in Nr. 2451 unseres Blattes bereit mitgetheilten Wor­­­ts fchlägen der von der Scharoscher Komitatsvertretung entsendeten Hunderter­­­- Kommission soi die Magyarisirung auch dur die Gründung spezieller,­­­ 3 „unter dem Patronate des Komitates, ja des Monarchen stehender Magya- F­­riscrungsvereine bewerkstelligt werden. Josef v. Bano, der von der „Uns­­agarischen historischen Gesellsschaft" am 5. Januar 1. 3. durch die Berufung in ihren Ausschuß ausgezeichnet worden ist, legt den nachstehenden Grazır­­­a­­­tenentwurf eines solchen Vereines vor, desssen Wortlaut wir der Nummer 5 € 08 „Petit Naplo“ vom 5. d. Mis. entnehmen: „g1. Vereinigung mit dem Volfserziehungsverein. Damit der Verein seine echte Aufgabe um­­so sicherer erreiche, steht er neben der Verbreitung des Magyarentrums als Hauptziel auf die För­­derung der Volkserziehung. Aus diesem Grunde vereinigt sich der im So­­­mitat im Entstehen begriffene Volfserziehungsverein mit Diesem Verein. „82. Titel und Residenz des Vereins. Titel:»»Verein für Verbreitung des Magyarenthums und der Volkss­­­erziehung im Scharoscher KomitatW Residenz-Eperjes. »§3.Zweck des Vereins. Erziehung des Volkes in magyarischem Geiste und Verbreitung der magyarischen Sprache und Gebräuche auf dem ganzen Gebiet des Komitat, in den Städten, Marktflecken, Dörfern und Pußten, unter der Bürgerschaft minderen Ranges (alsobb rendi) und unter dem Volk, mit einem Wort, überall wo es nothwendig i­. · .,§4.Constituirung des Vereins. So wie hundert Mitglieder zur Aufnahme sich meldet­ und die St­a­­­tuten vom Innenministerium bestätigt werden,betrachtet sich der Verein als konstituirt und beginnt seine Wirksamkeit · »§5.Wer kann Mitglied des·Vereinsk·ve·rden? Mitglied des Vereins kann jeder männliche oder weibliche Jnxwohner des Vaterlandes sein vom 16.Leb­ensjahre angefangen,mit Ein­­­willigung der Direktionii. Di­e Direktion braucht weder die Aufnahme, noch die Verweigerung zu begründen. · und unterstügende Mitglieder: ··· · · · a)gründende Mitglied ist,·welc·her eine Sti­­ tung von weni­gstens fünfzig Gulden macht.Der Verein mrinxt Gescheane welcher Art immer an und wird zum Beispiel die Widmung eines Gebäudes zu einer Schule oder Bewahranstalt als eine Stiftung at­gesehen · b)ordentliches Mitglied ist,wer sich durch Unterschrift dazu ver­­­pflichtet,wenigstens durch zehn auf eipanperfolgende Jahre·den festge­­­stellten Minimalbeitrag alljährlich pjjnktlich In die Beremskasse einzuzahlen c)unterstützendes Mitglied ist,wer ohne alles Recht und Pflicht jährlich eine Unterstützung leistetz · Der geringste Betrag des Jahresbeitrages eines ordentlichethts­­gliedes ist ein Gulden. ·· „8­­7. Verwendung des einfließenden Geldes. Von den Stiftungen fühnen nur deren Zinsen zu Sweden des Vereins verwendet werden; die Stiftung selbst ist Stammvermögen. Von dem übrigen einfließenden Gelde und den etwaigen Binsen werden in den ersten fünf Jahren vom Beginn der Wirksamkeit des Vereins zwei Drittheile des Einkommens auf laufende Ausgaben verwendet, ein Drit­­­theil zur Vermehrung des Stammkapitals. In den nächsten fünf Jahren wird die eine Hälfte auf laufende Ausgaben verwendet, die andere Hälfte als Zuschuß für das Stammkapital. · · ···· Wenn aus Stiftungein Widmungen ein Kapital von bed­äufig 100.000 Gulden(hunderttausend)dem Verein zur Verfügung stehen wird,s­o werden dessen Zinsen und alle Mitgliederbeiträge zu Zwecken des Vereins ver­­­wendet. « Das bewegliche und unbewegliche Vermögen des Vereins kann zu anderen Zwecken unter keinerlei Umständen verwendet werden. „Ss 8. NRechte der Mitglieder. Die Einberufung der Mitglieder an einen Ort und zur gleichen Zeit bildet Die Generalversammlung. Hier besitz jedes gründende und ordent­­­liche Mitglied Wahl-, Spra- und Abstimmungsrecht. „Ss 9. Pflichten der Mitglieder. Es sind materielle und intellektuelle. Eine materielle Pflicht ist, den Mitgliedsbeitrag in die Vereinskafte pünktlich einzuzahlen und neue gründende und ordentliche oder unterst­ügende Mitglieder zu werben. Eine intellektuelle Pflicht ist: das reine, selbstlose, feine Hindernisse fennende Vorgehen, Apostelikum im Interesse der Sache und die Erweckung des Bewußtseins, daß jedes einzelne Mitglied unentbehrlich sei. „S 10. Die Mitgliedschaft des Vereins Hört auf: 1. durch den Tod; 2. duch Ausschließung von Seite der Leitung mittelst geheimer Ab­­­stimmung ohne alle Begründung ; 3. duch Ablauf der Zeitdauer der Verpflichtung, wenn diese von dem Betreffenden gar ausgesprochen werden. Wenn der Betreffende sich nicht äußert, so besteht die Verpflichtung auf weitere zehn Jahre von Neuem. „g 11. Die Geschäfte des Vereins besorgen: a) die Generalversammlung ; b) die Zeitung; ce) einzelne Beamte. „g 12. Die Generalversammlung. Sie ist eine ordentliche und außerordentliche. Eine ordentliche Generalversammlung wird in einem Jahre einmal abgehalten, nach Möglichkeit in den einer Komitatsversammlung voraus­­­gehenden Tagen. Den Termin giebt der Präsident den Mitgliedern acht Tage früher bekannt. Die Gegenstände werden speciell nur dann anges­­­eben, wenn eine Wahl, oder außer dem ordentlichen Gegenständen noch irgend­­ein besonderer auf das Tapet kommen sollte. Eine außerordentliche Generalversammlung ist in derselben Weise wie eine ordentliche nur dann einzuberufen, wenn er die Leitung wünscht und der Gegenstand sehr wichtig und dringend ist. Zur Zaflung eines giftigen Beischlusses in der Generalversammlung ist Die Anwesenheit von 30 Mitgliedern nothwendig.­­­ Der Ort der Generalversammlung ist ein großer oder ein kleiner Saal des Komitatshauses. „S 18. Gegenstände und Aufgaben der Generalversammlung: Wahlen (Leitung, Beamten); . Feststellung des Voranschlages ; . Prüfung der Rechnungen; . Verhandlung der Berichte der Bezirksausschüsse ; . Vorlage auf Belohnung irgend­­welcher Art ; . Verhandlung wichtigerer Gegenstände und Anträge ; . Der an das Komitat zu erstattende Bericht. In diesem Bericht ist hervorzuheben: a) ob der Verein in dem legten Jahre in der bezeichneten Sache fortgeschritten oder sückwärts gegangen ist, eventiell Ursachen davon, b) ob er sich vermehrt oder abgenommen hat. Größe der Stiftungen, Bahl der Mitglieder ; c) Vorlage bezüglich der Belohnungen für Volfslehrer, Bewahr­­­anstalts=‘Frauen, Schüler, Schulkinder oder für wen Andern immer, der einer Belohnung bedürftig it und sie verdient ; d) das Komitat wird ersucht, diesen V Bericht unter die ersten Gegenstände der Generalversammlung aufzunehmen und dessen Ergebniß zu verlautbaren ; e) er verlautbart und veröffentlicht die Namen der Belohnten und empfiehlt auf Grund Vorschlags des Vereins die Genannten oder noch Andere der Negierung zur Belohnung. f) Er ersuhht das Komitat, auf Grund der Vorlage des Vereins den­ oder diejenigen, welchen Geschlechtes immer, welche im Laufe des Jahres durch Geschiclichkeit, Fleiß, Ausdauer, Eifer oder durch eine gemachte Stiftung auf­­­ diesem Gebiete den größten Erfolg, den meisten Erfolg aufweisen können, im Brotofoll feierlich zu erwähnen und bei außerordentlichen Fällen zu erklären, daß der Betreffende oder die Betreffenden sich der Anerkennung, ja sogar des Dantes des Komitat verdient gemacht haben, indem dieses der höchste Sohn des bürgerlichen Verdienstes ist. „Ss 14. Die Leitung. Sie besteht aus fünfzehn Mitgliedern und können an Frauen daran Theil­­nehmen. Die Leitung kann in der Regel in jedem zweiten Monat, in außer­­ordentlichen Fällen zu jeder Zeit Sigung halten, wenn es der Präsident oder drei Mitglieder für noth­wendig erachten. Zur Fassung eines giltigen Beschlusses ist die Anwesenheit von­ Mitgliedern mit dem Präsidenten erforderlich. Auch diese Sitzungen sind öffentlich. »§15.Aufgaben der Leitung: .Vollzug der Beschlüsse der Generalversammlung; .Vorläufige Ueberprüfung der Rechnungen; .Antrag auf Belohnungen und Unterstützungen; .Verhandlung der Berichte der Bezirksausschüsse; .Antrag auf den Bericht,mit einem Wort,Vorbereitung der Generalversammlung; 6.jede andere einzelne Maßregel im Interesse des Vereins. Einer der Schriftführer des Vereins führt über diese Sitzungen ein Protokoll. »§16.Beamten des Vereins. Ein Präsident,ein Vicepräsident,zwei Schriftführer,ein Kassier. Die Präsidenten und der Kassier ohne Besoldung.Das Geld selbst kann irgendeine Komitates Geldanstalt verwalten- Die jährliche Entlohnung der Schriftführer wird nach Maßgabe der Arbeit über Antrag der Leitung die Generalversammlung bestimmen. Die Leitung kann jedoch bis dahin zu diesem Deck auch nach eigener Einsicht anweisen. »§17.Aufgaben der Beamten. Der Präsident rettet die Aufgaben des ganzen Verein­s.Er führt den Vorsitz in den Generalversammlungen und in den Sitzungen der Leitung. Er vertritt den Verein gegenüber den Regierungsbehörden und gegenüber jedem andern.Er ist seine Pflicht,das Vermögen des Vereins auf das Strengste zu überwachen und zu diesem Ende kann er die Kasse jeder Zeit untersuchen;Geld kann gleichfalls nur er anweisen. Recht und Pflicht des zweiten Präsidenten ist dieselbe;dieser vertritt nämlich im Verhinderungsfalle den ersten Präsidenten. Die Schriftführer schreiben die Protokolle,Correspondenzen,sie übernehmen die Berichte,verfassen die Vorlagen und vollziehen die Auf­­­träge der Leitung oder der Präsidenten. Der Kassier verwaltet bei strenger Rechnungslegung das Vermögen des Vereins und unterbreitet die Hauptrechnung der Leitung wann immer, in jedem Fall aber vor der großen Versammlung. »§18.Beirks-Ausschüsse. In den Städten,Marktecken oder Dörfern können oder sollen sich vielmehr besondere oder bezirksweise Bezirks-Aussüsse konstituiren. Diese können jedoch nur unter der Aufsicht des Vereins angiren. »§19.Aufgabe der Bezirksausschuse ist: 1.den guten Geist und Eifer in jeder Richtung aurechtzuerhalten; 2.Schulen,Bewahranstalten oder was immer für andere,zum Ziel führende humane Anstalten zu­ errichten,—­die bestehende strenge zu über­­­wachen,damit in denselben die Erziehung und der Unterricht in magya­­­rischer Sprache und in magyarischem Geiste erfolge und insbesondere darüberzuwachen,daß­ dem ungarischen Staat feindliche Lehrbücher weder in den Gebrauch,noch in den Verkehr kommem « 3.alle bezüglich dieses Gegenstandes wahrnehmbaren Momente, Fehler,Vortheile,Nachtheile zu beobachten und aufzudecken; 4.insbesondere hervorzuheben,wenn irgendeine Maßregel­ in der Praxis als zweckmäßig sich bewährt hat; Endo-IMP- Die­­itglieder sind: gründende, ordentliche · JudenVerein kann wann immer eingetreten werden. »§6·Mitglieder-Beitr·ag. · · · · SIO9QTPUOCH « Jensjjeteie Hiern undztrkiche Novelle von Wilhelminsen. (9.Fortsetzung.) Es war die Tochter des Oberstem die völlig vergessen bisher in einer Ecke des Krankenzimmers gesessen.Niemand hatte an ihr Vorhandensein gedacht,und auch Geerdt wußte im ersten Augenblick auf ihre Frage keinerlei Anwort. «»Schlafen?«wiederholte er:»Ja,natürlich—Du willst auch schlafen,aber wo?« « Sie antwortete:»In einem anderen Fremdenzimmer zeig’sitr nur. Und hungrig bin ich auch.« Er stand einige Augenblicke nachdenklich und sagte nur abermals: »Ja-wo?Natürlich mußt Du schlafen-aber worauf?«Dann rief er: »Wart’!ich komme gleich!"flog die Treppe hinunter und kehrte mit seinem Bettzeug,das er zusammengerafft,zurück.Das trug er in das Zimmer, darin Liveta und er ihre Sammlungen aufbewahrten,schob von einer Wandseite die Kästen und Scherben fort und richtete dort ein Lager auf der Erde.Der Mond schien so voll herein,daß kein anderes Licht erforderlich war und warfein Schattengitternetzwerk seinen in Blei gefaßten Scheiben auf den Fußboden.Darüber freute das Mädchen sich und meinte,bei ihr zu Hause seien die Fenster viel höher und größer,aber dies sei hübscher und habe sie noch nie gesehen.Der Knabe eilte jedoch wieder hinunter,um eine mit frischer Butter bestrichene Brotschnitte zu holen;die kleine Ver­­­gessene sah ihn dankbar an und sagte:»Wenn Du nicht wärest,würde Niemand hier an mich denken.Der arme Papa kann’s ja nicht,und die Anderen sehen alle schrecklich dumm aus und haben wohl gar keine Ge­­­danken im Kopf.«Sie setzte sich im Mondschein auf ihr Bett und biß withen feinen Zähnchen in die derbe Brotrende,dazu sagte sie:»Solchee Brod hab’ich noch nie gegessen das ist wohl eigentlich nur für die Pferde und Kühe hier auf dem Land.Zu Hause,würde die Miß mich schelten, daß ich mir die Zähne daran verdürbe,aber ich habe auch noch nie solchen Hunger gehabt und die Butter ist sehr gut.Macht ihr die selbst.Das muß lustig sein,da will ich morgen zu sehen und unsere Mädchen sollen es von wir lernen,daß ich sie in der Stadt auch so bekomme.« So saß sie essend und schwazend Geerdt gegenüber,der auf der Fensterbank hockte,fragte nach seinem Namen und antwortete auf seine Gegenfrage,daß sie Adele heiße.»Und wie heißt Dein Vater?«fragte er. Sie drehte erstaunt ihre hellsternigen Augen gegen ihn und erwiedertet »Weißt Du das nicht?Ihr wißt hier wohl auch gar nichts auf dem Lande?Mein Vater heißt Herr Oberst v.Cronaug und wir wohnen in der Lindenstraße,der schönsten in der ganzen Stadt.«Sie erzählte,daß sie einen Besuch bei Bekannten in einer anderen Stadt hätten machen wollen,und sprach von den Leuten,welche sie dort erwarteten,die sehr reich und vornehm seien,aber dabei ward ihre Stimme allmählich leiser und schläfrig und Geerbt stand auf und sagte:»Du bist müde und t willst nun schlafen,gute Nacht!«Er blieb einen Augenblick unschlüssig stehen, ob er ihr die Hand reichen sollte,zog indes die schon halb vorgestreckte wieder zurück und ging zur Thür.Aber jetzt sprach Adele plötzlich mit weinerlicher Stimme hinter ihm:»Ja,wer hilft mir denn,daß ich zu Bett komme?Habt ihr denn keine Bonne im HausP Ich kann dochut ein Kleid nicht allein ausziehen?«Der Knabe wendete sich um und versetzte schüchtern:»Warum kannst Du das nicht?Vera thut es immer allein und hilft noch ihrer Großmutter.«Sie fiel ihm in’s Wort:»Ist Bera das Mädchen,das mit uns ging?Das glaub’ich wohl solches Kleid von armen Kindern kann man nur an denAermeln herunterziehen,aber meines ist hinten ganz mit Perlmutterknöpfen zugemacht.Wenn ihr sonst Niemanden habt,mußt Du mir dabei helfen­«——»Gern,wenn ich darf,«antwortete Geerdt und sie wandte ihm den Rücken zu und erhub an,die kleinen, glänzenden Knöpfe zu löse.Doch fast gleich darauf stieß sie halb unges­­­­­chuldig,halbschmerzhaft aus:»Du bist furchtbar ungeschickt,das«kommt davon,weil man aus den Dörfern nichts lernt;Bauernkinder bleiben immer Tölpel ihr Lebe lang,sagt die Miß.Du b­ust mir weh,siehst Du denn nicht,daß das Haar irgendwo an einem Knopf festsitzt?« Storteknder wiederte er:»Nein,ich sah es nicht.Hab’ich Dir wehgethan?Du hast recht,ich bin ein tölpelhafter Dorfjunge.Sei mir nicht böse!Ich wollte viel lieber mir selbst wehthun—aber wie soll ich nur—ich kann doch nicht das Haar—­?« Halb noch aufgebracht,halb über seine Kleinmüthigkeit lachend,«griss sie mit der Hand in den Nacken und antwortete­,,Deakme!würde die Mißsagen,was für ein unbrauchbares Geschöpf So nimm doch das haar und mach’es von dem Knopf los!Ich habe doch hinten im Kopf keine Augen!« Sie drückte mit ihrer Hand das goldhelle,zu seidenweichen Locken ge­­­ringelte,lange Haar in dieseinige,welchescheu,mit zitternden Fingerspitzen die dichte Fülle von ihrem Nacken aufhb und unter ängstlicher Vorsicht die Verknüpfung zu entwirren suchte.Endlich gelang dies und das Lösen der übrigen Knöpfe ging schneller von Statten.»So,«äußerte Adele be­­­friedigt,»ich glaube Du bist vielleicht nicht so einfältig,Du mußt nur je­­­manden haben,der Dich lehrt.Wenn wir länger hier bleiben,kannst Du noch viel von mir lernen.Nun brauche ich Dich nicht mehr und kannst Du auch quettgehen.« Sie zog mit einem Ruck das Kleid jetzt ab,doch gleich darnach lachte sie mit ihrer glockenfeinen Stimme auf:»Weshalb siehst Du mich so groß an?« Der Knabe hatte die Hand nach der Thürflinke ausgestreckt,stand aber und hielt seine Augen wortlos auf die plötzlich umgewandelte Erscheinung vor sich gerichtet.Das volle Mondlicht fiel auf sie und sie hob sich in­ ihrem Unterkleide ganz weißglänzend wie eine Gestalt aus Schnee vom Kopf bis zu den Füßen gegen die Wand ab. Ihr Gesicht und ihre Hände hatten in der flimmernden Beleuchtung einen ungewiß perlfarbig spiele­­nden Schimmer, nur das Haar floß matten Golve gleich auf den Naden umd die zierlich schmächtigen Schultern herab, (Gortfegung folgt.)

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