Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1882. November (Jahrgang 9, nr. 2699-2724)

1882-11-21 / nr. 2716

«. A Redaction und Adminiftration : Seltauergafie 23. Örfgeint mit MN Br Senn und Heier- Abonnement für Hermannstadt: monatlich 85 fl., vierteljährig 2 fl. 50 Er., halbjährig 6 fl. jährig 10 fl. ohne Zustellung in’3 Hans, % er m 3 es A, 12 fl. Abonnement mit Bostversendung: Kür das Inlandı­­ ierteljährig 3 fl, 50 7 2 ap TÄL, ganzjährig Dür das Ausland! vierteljährig 9 NM. oder 12 zjrea., Halbjährig 13 RM. oder 24 ar ieh 36 RM. oder £ c3. Bra­­­nstantirte Briefe werden nicht angenommen, Manuskripte nicht zurüetgestellt. Re 2716. Siebenbürgisch-Deutsches agebkakt Ph­reasneperniähen Braun­­porn in germannstadt, Dienstag, 21. November Der Kamm einer einspaltigen Germondzeile koftet deses einmaligen Einrüden 7 kr., das zweitemal je & i., das drittemal je 5 fr. 5. W. exclusive der Stempelgebühr von je 80 kr. ru ee m = mm ann mm um 2­­0m m nn nm ELTERN präsummwnen und Instrale übernehmen außerdem hauptbureau,Deltavergage Ihr-VIIIvon-unt diesuchhandlungen Eoinklch quindt,hleinriodzei­hok,IschlsusLlla, kiekh’sskbm,scslnbsks Heinrichzejdnsth Filiale,slflkh­tkhiodriahwachamanaIst-Mi­­­Kalisto-floss-Rdolf Dengyel,statuistet Wagner,Kaufmann,Ik­as Paul Batsoni,Lehr­er, MI-Otto Umsllaniaustajnävoslok),Zadak­ Eos-Ah0pe15k,110tsakckc.,Use-Juw- M4.V.Ooldbetgok,Fransksn.s.6.l­. Davids-sich 1882. Der Gefeg-Entwurf über die Qualifikation der 7­eamten. 1. Abgesehen von der Anstellbarkeit der gegenwärtig bediensteten, aber nicht qualifizierten Beamten, wird das Qualifikationsgejeg in den Komitaten und Städten nicht vollständig durchführbar sein, so lange das gegenwärtige Verwaltungssyster, namentlich die Schuglosigkeit der Beamten En­­die Wiltür ihrer Vorgesetzen und­ die problematische Natur ihrer Anstellung besteht. Erst wenn die Rechtsstellung der Beamten durch eine Dienstes­­­ragmatik gefriert und ihre auf 6 Jahre beschränkte Anstellung in eine Tebenalängride umgewandelt werden wird, ist die Aufsicht vorhanden, daß sich qualifizirte Bewerber für die Komitats- und Kommunalämter in genügender Anzahl finden werden. So­­lange Dieses nicht geschieht, werden, troß des Qualifikationsgeieges, auch nichtqualifizite Beamte neu angestellt werden müssen. Dieses Geieg muß daher im Interesse seiner Durcführ­­­barkeit nothwendiger­weise noch weitere Schritte nach sich) ziehen: namentlich die Schaffung einer Dienstespragmatit und die lebenslängliche Anstellung, mit der zugleich die Ernennung der Komitatsbeamten durch die Regierung verfügt werden dürfte. ·· · Bis zur schassung dieser weiltragenden Geege weird dieH RegierUNG n-wenigstens den Scheindennrchführbaxkettd­ualifikationsgesetzes zuwahren,sich vancher Nothbehelfe bedienen Alsei solchermtd wohl auch§24 der Regierungsvorlage herhalten müssen.Derselbe lautete «Die einzelnen Minister werden bevollytschjtgydapsie—wenn·cg das Interesse des Dienstes verlangt­—hinsichtlich·d·er aus dem Gebiete der Fachliteratur oder Praxis ausgezeichneten Indcptdnen der Sr.kaiserlichen und apostolischen königlichen Majestät die Besrenung von dem Mangel der sozialen Befähigung erwirken können.«Der Inkristerielle Motiven­ bereite sindst eine Garantie gegen einen Mißbrauch dieser Bestimmung in der Verleihung des Dicpenses durch die moneztucigts destoweniger ist die häufigere Anwendung dieser Paragraphen voraussi­chtt­ Der Gesetzentwurf deutet sekber darauf hin,daß die Errichtung eine g·Lichrkurse·sdel-Ver­­­waltung insnesicht genannt­ um.­Ebenso soll die Systemtisirung von 427 Praktilantenstellen(m­it einem Jahresgehalt von 326·fl.)bei den Stahls richterä­nternden Nachwuchs qualifizirter Beamten bewirken. Im Ganzen ist die Tendenz des Gesetzentwurfes ein·e.Genngt·hnung für die besonders von magyarischer Seite drein-ersehnte sächsische Marnzipals­­verfassung,die im Jahre 1876,zufolge cemes Reytschrnchez der somtan wirthschaftweichen mußte Die fachliche Qualifikation der Veamen war neben der lebenslänglichen Anstellung derselben ein hervorragendes Metiknal der sächsischen­ Munizipalverfassung zthlte Prinzipienlomsnen nun allmälig in der ungarischen Landesgesetzgebung zu Ein­en. · Ulleydingg wird da analisilationsgesetz zufolge dek Vistkmwungdaß kg sich aus Diejenigem welche seit 1864 ein Amt auch nur vorübergehend bekleidet habe nicht ersmche,ers in später Zeit seine volleb­samkeit entfalten.Auch die verschärfenden Bestimmungen ü­ber dierxalifikation, welch-der slnsschuß in die Dxr­nung des steh­ent wie aufgenommen dann­ erben erst nach dem Angsterben diese eramten vollständig,dagegen jetzt nur für die jüngere Generation zur Geltnna gelangen.·Der singschuß verlangt nämlich von den mit einem selbständigen Wirkungskreise ausgestatteten höheren Beamten­ als auch von den Vizegespanern Stuhlrichtern,Bürger­­­­meisterin den Nachweis eine zweijährigen Verwaltungspraxis(als Vi­­­sieriallonzipisten,Sc­hlrichterajunktem Vizenotären·n.s.·w.)und die Ablegung einer praktischen Verwaltunggprüfung Hinsichtltgg den Frag, ob diese praktische Prüfung für alle Verwaltunggfächer eine·einheitliche oder süsse den Verwaltungzweig eine besondere Fachprüfung sein solle,­hat der Unischwßdent Bunte der Regierung entsprochen, das M­inisterium zu ermächtigen, die praktische Prü­fung so einzurichten, daß die si) dazu Deel­­­enden die Befähigung entweder für sämmtliche Zweige der Verwaltung oder nach ihrer Wahl nur für einen bestimmten Verwaltungszweig er­­­langen können. Für die Polizeiorgane waren im Wesentlichen die bisherigen Wir wollen im Folgenden noch die Bestimmungen der Regierungs­­­vorlage für einige andere Beamtenfatesorien berühren. Bestimmungen (@.-M. IV:1869 und XXXII:1871) aufrechtgehalten und ausgedehnt. So können fortan nur Diejenigen, welche im &.-W. IV :1869 für Nichter vorgeschriebene juridiige Dualifikation. nachweisen, Präsidial­­­sekretär, Hau­s- und Hilfsnotäre beim obersten Gerichtshof, Präsidialsekretär, Konzipisten und leberfeger bei der kün. Zofel, Konzipist bei der Ober­­­staatsanwaltschaft, Notär bei den Gerichten erster Instanz werben u. |. w. Die Qualifikation der Professoren, Lehrer und Lehrerinen wird durch andere besondere Gefäße und Vorschriften festgesegt. Vilr Bo If3- Schulinspektoren und deren Adjunkten wird die Befähigung eines Drittel­­­oder Bürger- und Volks­chullehrers ober auch nırr die Absolvirung irgend eines Lehrkurses an der Universität gefordert. Sir Öffentlich angestelte Aerzte wird im Allgemeinen außer dem Do­ktordiplom der Nachweis einer zweijährigen Pragiß vorgeschrieben. Für d­­iNGe SUR­­ERTENEE, Bergwerksbeamten und Förster gelten im Allgemeinen die bisherigen Bestimmungen. Die bei den Archiven der Komitate und sädtischen Meunicipien angestellten Archivare müssen mindestens ein achtklassiges Gymnasium absol­­­virt und vor der bei dem Bundesarchiv bestehenden Prüfungskommission eine Nachprüfung aus der magyarischen, deutschen und lateinischen Sprache und aus dem Nechtschreiben abgelegt haben und namentlich eine solche Kenntniß der lateinischen Sprache nachweisen, daß sie jeden lateinischen Wert, sowie die im Öffentlichen Leben gebräuchlichsten, nicht paläografischen Abkürzungen zu verstehen und jede lateinische Urkunde fehlerlos abzuschreiben im Stande sind.­­­ . Für Postdireltorem Vicedirectorem Sslretäre,Inspektorem Konzipisten und Konzeptspraktikanten wird die Absolvirung der Rechts­­­studien,für Oberoffiziale,Offizialem­d­aktikanten(bei der Post)wird das Msritnritätszeugniß eines Obergymnasing oder einer Oberrealschule oder die Absolvirunaderhandelsakademie oder einer entsprechenden Militär- Lehranstalt als Bedingung der Anstellbarleit vorgeschrieben Direktoren,Sek­etäre,Oberoffizialen und Offizialen der Teles­­graphenämter müssen Junigpkudenz oder das Polytechnikm­ oder eine entsprechende Militäranstalt absolvirt und die Offizialen so der Oberoffiziale in Prüfung abgelegt,Praktikanten das Obergymnasium oder die Oberrealschule absolvirt haben und geprüft seini­.s.w. Für die Rechnung geamten bei den m­isternem Komitatem städtischen Muniem­­en,Finanzdirek­ionem Steuerinspektoratem Gebührens bemessungsi und Steuerämtern beim Tabakgefälle,bei den Staangüters Direktion in Bergwerke in der Mthkäge und der Staatsdruckerei bildet die Absch­änung des Obergym­nasimus und der Oberrealschule(Malmö itetg­­­z­ugniß)oder der Himmel Caladinie und eine rüsung aus der Staat­s­­buchhalmnaslehre die ssivilifikation DieNechnung sbemmten beim Forsts­­wesen mikssm die an der schemnitzer Forstakademie vorgeschriebenen Prils singen bestanden haben. Für die Kassabeamten bei der Ssaatszentmk­asse und der Kammer Saatekasse,die Steuerkasfiere und Kontrollte bei den Steuerästern und den Staatsbrückskn ist die Ablol­irung des Obergymnasiums und der Obers realschule und die Mauritätsprü­fung oder die Absolvirung verbanden­­­akademie und einsengniß über die vorschriftsmäßigen Prüfungen bei den Steueroffizialem dem Verzehrungssteuern Annehmeni Kontrolor und­Offizial dem Oberzollamtss Direktor und­ Kassiek,dem solli und Finanzwaes Inspektor,Oberlontkolor,Oberzolleinnehmer,Zolleinnehmer,Kontroor n.dgl.die Absolvirung des Untergymnasin­g,der Unterrealschule oder der­ sechsklassigen Bürgerschule erforderlich Banden Manipulationgbeauten beisen Ministerien Gh­­richten,igkalaw und Fondsdirektionen wird die Absolvirung der sechs Klasse der Mittels oder Bürgerschule,bei allen übrigen Staats-und Municipal-Cemtern die Absolvirung der vier ersten Ktafjen der Mittel­­­oder Bürgerschule verlangt. Die Ministerien­­önnen noch für alle diese Beamtenkategorien im Berordnungsmege besondere praktische P­rüfungen vorschreiben. Auch für die bereits angestellten Beamten dieser Kategorien hat das Gefeß seine Geltung. Das sind die wichtigsten Besti­mmungen des in Rede stehenden Geld­s­­entwurfes nach der Bertirung der Regierungsvorlage, der das erste Feuer der Generaldebatte im Abgeordnietenhause bereit? paffirt hat. In der Spezialdebatte dürften wohl seine wesentlichen Abänderungen Pla greifen, und sonach der Gefäßentwurf bald Gefehlskraft erlangen. a .. Yelitifge Neberficht. Hermennfabt, 20. November. Nachdem die einzige Differenz, welche dener zwischen den Beischlüssen der beiden Delegationen bestand, nämlich die Streichung von 100.000 fl. a der Österreichischen Delegation dadurch beglichen ward, bat Iepter d­­ie betreffende Summe nachträglich ins Budget des Kriegsministeriums auf­­­nahm, wurde die Sigungsperiode der Delegationen unter den üblichen Normalitäten durch die beiden Präsidien geschlossen. Der ungarische Reichstag ist bereits über den Beamtenqualifi­­­kationsgelegentwurf zur Spezial-Debatte rühergegangen. In der Sigung vom 18. stiellte der Heltauer Abgeordnete Steinacher, auf die Bestim­­­m des Nationalitätengefeges hinweifend, welche gestatten, daß man sich in jeder Landessprache an sämmtliche Behörden des Landes wenden und­­­ die Erledigung in derselben von allen Zentralbehörden fordern langt, während das Gejeh den Municipalbeamten den Verkehr mit dem Bublikum in den Sprachen der betreffenden Gegend auf Pflicht macht, den Eintrag, es solle durch das Gejeh als nothwendige Dualifikation des Beamten ausgesprochen werden, das derselbe außer der magyarischen Sprache noch mindestens einer Landessprache mächtig sein müsse. Der Antrag wurde indes abgelehnt. Man sollte meinen, eine der wichtigsten Qualifikationsbedingungen bei einem Beamten bestinde darin, die Sprache derer zu verstehen, mit denen er in unmittelbarem Verk ihre steht, und die er zu „verwalten“ und mo mözlich gut zu vermalten hat. Die Ablehnung des treffend begründeten Antrages beweist, wie wenig man die Ansprüche der nichtmagyarischen Bewohner wirdigt. Wiederholt sind die Nachrichten aufgetreten, denen zufolge gewisse albanesische Stämme den Sieg der österreichisch-ungarischen Regie­­­rung, ja sogar Die Ocempation ihres Gebietes durch die kaiserlichen Truppen nachgesucht hätten. Die Nichtigkeit dieser Meldungen wird nun von gut unterrichteter Site bestätigt, daß die österreichisch-ungarische Regierung aber auf die Einladung eingehen werde, ist kaum anzunehmen. Dem preußischen Landtage hat der Fin­anzminister Scholz das Budget FK­ 1883/4 mit einem Täng in Erpo­& vorgelegt. Der Syinanz­­­minister kü­ndigte zugleich die Erhöhung der Holzachse und neue Slon« fum Steuern auf Betrünfe und Tabalan. Diver Blaftına steht aber auf der andern Seite eine Entlastung gegenüber, indem eine Vorlage auf Aufhebung der vier untersten Stufen der Klaffensteuer dem Abgeo­bneten­­­haufe eingegangen ist. Die frgtere Steuererleichterung wird ausschlicklich der Ärmeren Benotterung an Gute kommen. Im deutschen Reichstage wird von den Initiativ-Anträgen der Reichstags Mitglieder voraussichtlich zunächst dr Antrag des Abgeordneten Phillips wegen Entschädigung unschuld­ig Verurtheilter und­ Verhafteter zur Verhandlung kommen, um nach der ersten Lesung an eine Commission vermieden zu werden. „Seitdem der Antrag eingebracht worden" — schreibt die "Wolfische Zeitung" — „haben si viele Vereine und Versammlungen der rheinisch-mestphälischen Gefängnis - Gesellschaft, sowie fast die gesammte deutsche Presse für die Entschädigungspflicht des Staates ausgesprochen, und er unterliegt seinem Zweifel, daß auch eine große M­ajorität im Neid­drage hiefür eintreten wird.“ Bennlfeton. Das Magen. nach Glük. Roman von %. Sriedrid, (81. Yortjeßung.) „Sie sind bei im gewesen?" fragte Kolbe, ihm entgegeneilend. „Gewiß, und Gisbert wird nicht reifen,“ erwiderte Bolten lächelnd. „Was fehlt Ihm 7" · «i«»Nichts­—nichto­ Eine thörichte Grille,von der ich ihn geheilt habe. sberthnen,bester Freund,­wird es schlim­mer gehem Ihr Weinleiler wird einen bösen Angriff erleiden, wenn bald — bald wird Ihnen Gisbert seine Braut zuführen. Nun errathen Sie wohl, weshalb er so fill war ?* Kolbe blichte den Arzt prüfen an. Scherzte derselbe ? „Doctor, sprechen Sie die Wahrheit !" Bat er: „Ich habe sie ja gesprochen.“ „Und wer — wen wird er mir zuführen ?“ „Haha! Sind denn auch Sie blind gewesen! Natürlich Jenny — Jenny! Die beiden Dienschen gehören ja bereits einander an, ohne mag sie es sich gestanten haben.“ Der Alte ergriff Bolten’s Hand, er wollte sprechen, allein seine Lippen verfügten ihm den Dienst, aber über seine gefurchten Wangen rannen Thränen der freude. „Mein Lebensabend wird vom Glücke verklärt, denn Alles — les, was ich als stillen Wunsch gehegt, geht in Erfüllung,” sprac­h er endlich. „Ich Liebe Jenny ja schon jegt, als ob sie meine Tochter wäre! Dies, dies muß ich meiner frau sagen, denn für mein Herz allein ist die freude­­n groß!” “ Er eilte fort aus dem Zimmer. Als Bolten an dem Abende in das Heine Haus trat, kamen, wie er erwartet hatte, Gisbert und Lenny ihm mit den Glück verklärten Gesichtern gntgegen. Wiebert schloß ihm jubend in seine Mime, Kolbe zog Bolten gewaltsam in das Zimmer, in dem er wirklich schon seine Lieblinge auf dem Tische aufgepflanzt hatte, „Doctor!" rief er: „Heute, heute darf nicht viel in meinem Seller übrig bleiben! Sehen Sie diese Flaschen Hier an, die Mäuse haben die Etiquetten Längst abgetreffen, aber der Wein ist darum nicht schlechter ge­­­worden. Seit manchem Jahre Liegt er in meinem Keller, ein Freund Hat ihn mir einst geschenkt und ich habe ihn wie einen Schaf gehütet, aber ein besserer Tag als heute kommt nicht, um ihn zu Ehren zu bringen! — Gisbert ist wieder der Alte, heiter und selbst übermüthig, so , so Habe ich auch einst gejubelt, als meine kleine Schauspielerin mir gesagt Hatte, daß sie mein werden wolle. Das vergißt sich nicht und wenn man Bunbert Jahre alt wird. Mein altes Herz erscheint mir jegt oft wie ein Notenftod, der im Spätherbste noch eine Blüthe treibt, mag der Nachtfrost sie tödten, so Hat sie doch zwischen den gelben Baumblättern noch einmal freundlich geleuchtet und an den Frühling erinnert mit feinem Duft und feiner Blüthenfülle." &8 wurde ein luftiger Abend. Kolbe war nicht so übermüthig Luftig wie gewöhnlich, die Hülle des Blüd­es drängte die Heiterkeit zurück. rxft hielt er die Hand seiner Frau in seiner Rechten und wenn sein Auge über seine Kinder Hinglitt, die so glücklich waren, dann drängte sich eine Thräne in dasselbe. — In dem Meinen Haufe, dessen Raum durch Jenny und Wanda no mehr beengt war, fand am folgenden Tage eine kleine Ummwälzung statt. Ein DManfarbenzimmer, welches seit Fahren nur dazu gedient hatte, eine Dienge zur Seite gefegter Sachen aufzunehmen, sollte geräumt und für­­st zu einem freimdlichen Gemache hergerichtet werden. Kolbe­­r hatte Merkel erzählt, daß dieser Raum auch eine Anzahl Bücher und Schriften berge, welche seit langen Jahren in Kisten verpacht seien. „Ich weiß nicht, ob Die Motten etwas übrig gelassen haben“, hatte er scherzend Hinzugefügt, „ich Hoffe indefsen, sie sind Füger gewesen, als ich es bin. Ich habe, vor der Wissenschaft und Schriftstellerei einen so großen Respect, daß ich mich gar nicht mehr an sie heranmage.“ 8 gehörte mit zu Merkels größten Vergnügungen, zwischen alten Dügern und SHriften zu Framen, kaum ihm leitete die Hoffnung, hat e. Längst vergessene Erfolge waren duch die Wissenschaft errungen! Diese Biden manten irgend einen werthvollen Zund machen könne, diesmal wollte er gleichzeitig behilflich sein das Zimmer zu räumen, damit er um so schneller für Lil eingerichtet werden könne. Er hatte si zeitig eingestellt und half so lange flüssig beim Nude räumen, bis eine Kiste mit Büchern und Schriften ft fand. Er konnte seine Neugierde nicht beherrschen, brachte die Kiste in einen ungestörten Winkel des Bodens und begann, sie auszuframen. Die Motten waren aller­­­dings nicht ganz unthätig gewesen. Kolbe trat lachend zu ihm: „Haben Sie denn bereits einen Schah entwedt ?" „Gelehrte werden Sie nicht darunter finden." Er nahm ein Buch zur Hand und Blätterte darin. Erinnerungen lauten in ihm wieder auf. „Die Bücher haben einst meiner Deutter gehört”, fuhr er fort. „Ich habe vergessen, daß ich sie noch besaß, denn sie sind in dieser Kitte lange, lange Jahre vergraben gewesen. Ich erhielt sie nach dem Tode meines Baters, als ich von einer längern Reise heimkehrte, und weiß wirklich nicht mehr, ob ich die Kifte Damals ausgepadt habe, denn ich erinnere mich, daß meine Frau und Gisbert frank waren; ich mußte Beide pflegen und obenein den Tag über arbeiten, weil ich ein größeres Bild welches besieh­t war, nothwendig vollenden mußte. Später ist mir diese Liste ganz aus dem Gerächtnisse gekommen, sie ist wahrschinlich in einen Winkel gerathen, und ich erinnere mich nicht, sie je wieder gesehen zu haben. — Nun suchen Sie“, fügte er Lächel und Hinzu, „ich schenke es Ihnen im Voraus, wenn Sie etwas Werthvolles finden. Ich zweifle indessen daran, denn mein Vater hat auf Bücher nie Werth gelegt, er erklärte es immer für eine unnüge Arbeit, daß sie überhaupt gebracht würden.” Mit steigendem Interesse durchforschte Merkel die Bücher, sie gehörten fast alle einer Zeit an, die um ein Halbes Jahrhundert zurück lag, die Meisten derselben waren vollständig in Vergessenheit gerathen. Umb doch waren sie einst von Taufenden gelefen trog des­­chlechten Papiers und Drudes. Wie gewaltig hatte der Geschmad sich sett jener Zeit umgestaltet, welche fragte er lachend.

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