Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1884. Januar (Jahrgang 11, nr. 3054-3080)

1884-01-14 / nr. 3065

Seite 46 Hermannstadt, Montag Die Opposition im Oberhause. Das ungarische Oberhaus, um das sich seit 1867 fast niemand ge­­­kümmert, hat mit einem Male die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich ge­­lenkt. Man war gewohnt, den um nahen Reichstag mit dem Abgeordneten­­­hause zu identifizieren, dessen Bergriffen die zwanzig oder, wenn es hoch ging, die sechzig Magnaten, die auf ein kurzes Viertelst­ndchen in den Sigungen der Magnatentafel zu erscheinen pflegten, ohne Widerspruch bei­­­traten. Das Oberhaus mit seinen Bischöfen, Magnaten und Obergespanen galt als politisch tot, seine Mitwirkung an der Gesebgebung erschien als eine bloße Formalität. Auf einmal ist dies anders geworden. Ein Bester Blatt („Neues Vetter Journal“ Nr. 11 vom 11. d. Muts.) wirft in allem Ernste die Frage auf: „Was ist das Unterhaus? Wer beschäftigt sich heute och mit den Herren Abgeordneten? Leider im­poniert Das Abgeordnetenz­­­ar heute niemandem mehr, und Ministerpräsident Tipa möge sie Die Lage beantworten, wer die Schuld hieran trägt? Noch vor wenigen Jahren € Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt. Stimmen aus dem P­ublikum, Aufforderung zur Teilnahme an dem „NReigentanz im mittelalterlichen (altdeutschen) Kostüme” auf den Frauen-Bereind-Ball au 9. Februar 1. $. Diejenigen Herren, welche so freundlich sein wollen, unter Unternehmen zu unterjrügen und an diesem­­­Tanze Teil zu nehmen, werden höflichst ersuch­t, sich die verwegen um das Nähere bei der gefertigten Vereing-Vor­­­steherin zu erkundigen, welche bereitwilligst die weitern Auskü­nfte erteilen wird. Bei der Kürze der Zeit ist es notwendig, daß die erste Unterrichts­­­stunde schon Dienstag abends den 15. d. M. beginnt, und künnen Anmel­­­dungen bis Freitag den 18. d. M. entgegengenommen werden. Sofefine Bielz, 5 Bereins-Vorsteherin, Heltauergasse Nr. 25. Nr. 3065 der nur schwer sich legt, nachdem der Präsident die Sigung unterbrochen hatte. Dr. Starcjevic, aber einmal erpicht auf das Vorlesen, beginnt nach Eröffnung der Situng abermals zu tele. Der Präsident beschwört ihn, davon abzulassen. — Starejevic: Nun, so werde ich es auswendig ber­­­ingen. — Der Präsident bittet, ihm nicht zu den äußersten Maßregeln zu rängen. Starejevic: Nun, da ir Euch Eurer Werke schämt, so will ich dem Präsidenten zuliebe nicht weiter sejen. Redner fährt nun fort, in den unerhörtesten Ausdrücken die abgetretene Regierung, und zwar den persönlich anwesenden Grafen Pejacsevich so­wohl als Baron Zivrovich anzugreifen und ihnen Mißbrauch, der Amtsgewalt vorzu­werfen. Zu Zim­­ovics gewendet: Sie haben die ehrlichen Gemeindebeamten fortgejagt und die Betrüger, Diebe und Defraudanten protegiert. Sie haben mit den Bizegespan Meh­ner, unter dessen Verwaltung so massenhafte Defraudationen vorformmn, als Gegenkandidaten aufgestellt. Sie Lästern Gott, Sie verleugnen Ihren Glauben. Sie unterstügten Diebe, Betrüger, V­olksk­inder und Räuber. (Widerspruch. Der Präsident lautet: Rufe auf der Rechten: „Hier ist sein Gerichtssaal!”) Nedner bittet Gott, er möge ein Erdbeben senden, welches die Majorität, und sollte auch er mit den übrigen Unschuldigen dabei zu Grunde gehen, unter den Trümmern des Landtagsgebäudes begrabe. Noch immer gegen Zlivfovics gewendet, fährt Redner fort, dieser habe Hinterlistig gegen den Banus Prejaczevich gehandelt und ihm bei dessen Rücktritt alle Schuld bei­­­gemessen, früher aber mit Komplimenten überhäuft. (Zjivfovicz: Niemals!) Redner meint, fortfahrend, Ziivofovics Habe si­­­eh­t dann aus der Omladina streichen Lassen, als er seine Aussicht mehr Hatte, daß sein Bruder P­atriarch werde. Ueber Miskatovics sagt Redner, dies sei ein Mensch, der in sein anständiges Haus gelassen werden dürfte und ihr habt ihn in die Delegation gewählt, daß er an den Tisch des Kaisers kommt. Dieser Er-Pfaffe, vor dem sich sein katholisches Gefühl sträubt, habe Gott betrogen, um je tieser die Nation betrügen zu künnen. (Widersprüche.) Nedner, fortfahrend: Bonczina, von dem seine einstigen Gegner sagten, sein Vater Habe ihn in der Butte aus Krain ins Küstenland gebracht, hat 1861­ erk­lärt, die Prokitis der Magyaren beruhe auf Raub, und nun stehe er unter magyarischer Aegide ‚an der Sorge unseres Unterrichtswesens, wahrscheinlich um unsere Kinder lernen zu lassen, wie man zu rauben beginnt. Zum Schluffe sagt er, er müßte der größte Schurke auf Gottes Erdboden sein, wenn er der Regierung, die solche Stoßen hat, auch nur einen Kreuzer bewilligte. Beim Verlassen des Landtagsgebäudes wurde Starchevic von einer großen Menge Gesinnungsgenossen erwartet und unter fortwährenden Zimvio- Rufen auf den­­­„Verteidiger der Landesrechte” bis in sein Absteigequartier geleitet. In den Bariser Blättern neuesten Datums wird nicht über Deutschland, wohl aber über England vorgezogen, und dasselbe bald rücksichtslos und egoistisch, bald feige gescholten. Wir führen nur an, was im „Kir Siecle” geschrieben wird. Die englische „Ball Mall Gazette“ hatte die Franzosen ein Bolf von Mordsüchtigen und Seeräubern genannt. „Siecle" fragt die Engländer, was sie aus Irland, Canada, Indien und Egypten gemacht haben, vergleicht die Resultate der englischen mit der fran­­­zösisshen Kolonial-Bolitik und findet, daß im Grunde genommen die Eng­­­länder Narren und Seeräuber wären. Der „New-Norf Herald“ meldet aus Hongkong, 10. d.: „Der Vice König von Kanton notifizierte den Konsuln die Absicht, die Nord-Ein­­­fahrt der Stadt zu blosieren und daselbst Torpedo’3 zu legen. Die andere, unter dem Namen Macao-Barrage bekannte Einfahrt wird durch die An­­­lage einer Brücke am südlichen Ende der Dawes Insel versperrt. Die Kapi­­­täne der Dampfer wurden von den Eigentümern angewiesen, die nördliche Einfahrt zu vermeiden.“ Die englische Regierung soll, wie der „Daily Telegraph” wissen will, die Herstellung eines fünfjährigen britischen Protek­orates über Egypten im Sinne haben. Als Minister würden Eingeborene berufen, die ersten Unter-Staatssekretäre aber sollen Engländer sein, wäre es eine moralische Unmöglichkeit gewesen, daß sich das Oberhaus gegen einen vom Abgeordnetenhause votierten Gelegenzwwurf mit solcher Vehemenz auflehne. Heute sind die Dinge so weit gediehen, daß das Oberhaus den Kampf mit dem Abgeordnetenhause aufzunehmen wagt und daß der Herr Ministerpräsident selbst im Oberhause nicht nur seine gebietende Macht mehr ist, sondern überhaupt fat gar sein Ansehen mehr besigt. Die Oppo­­­sition läßt ihn kaum zum Worte kommen, man wendet seinen Neuerungen überhaupt nicht mehr jene Aufmerksamk­eit zu, welcher der Chef der Re­­­gierung allezeit zu begegnen gewohnt war.“ Die Annahme geht jedenfalls zu weit, daß das Abgeordnetenhaus und das Oberhaus ihre Rollen bereits vertauscht haben und das erstere in die frühere Unbedeutenheit des Iehreren hinabgejunfen sei. Aber ein Körnlein Wahrheit liegt wohl im der Behauptung, daß das Ansehen des Abgeordnetenhauses immer mehr verblüffe. Seit der gegenwärtige Minister­­­präsident über eine von ihm so abhängige und ihm durch Did und Divin folgende Mehrheit im Abgeordnetenhause seine ehemalige Bedeutung ein­­­gebüßt. Er gilt in seiner Mehrheit als eine willenlose Stimmmaschine in der Hand des Ministeriums, so daß die Bevölkerung wohl weiß, daß eine Geießervorlage, sobald sie vom M­inisterium angekündigt wird, auch der Annahme im Reichstage sicher ist. Deshalb bereitet b­) der Steuerträger in Ungarn auf die Zahlung einer­ neuen Steuer schon vor, sobald der Finanzminister eine neue Steuervorlage in Aussicht stellt und noch ehe die­­­selbe vom Parlamente in Verhandlung genommen wird. In der That herrscht in Ungarn ein unbeschränkter M­inisterialabsolutismus. In der Geltendmachung dieser, absoluten ‚Gewalt ist die Regierung unvermutet auf Schwierigkeiten in­ der Magnatentafel gestoßen. Niemand hätte von einer so abgestorbenen Körperschaft einen so hartnädigen Wider­­­stand erwartet. Auch­ der Anlaß, welchen die Opposition im Oberhause bewußt hat, um auf den Plan zu treten, ist unglücklich gewählt und nicht geeignet, ihr die Sympathien der gebildeten Welt zu sichern. 3 handelt sie befamntlich um den vom Abgeordnetenhause angenommenen Geießent­­­wurf, welcher die Giftigkeit der Ehen zwischen Suden und Christen aner­­­kennt und die mit der modernen Gesellschaft unverträgliche Anomalie, da solche Ehen in Ungarn bisher als Konfuminat behandelt wurden, beseitigen will. Es ist zweifellos ein Zeichen sittlichen Niederganges, daß seine andere Frage, außer diesem Geießentwurfe ü­ber die Mischehen, im­­stande geriefen, die erschlafften Lebensgeister der ungarischen Aristokratie in fieberhafte Auf­­­regung zur verlegen und zum Bar gegen das Ministerium Tipa zu ent­­­flammen. Wäre die Opposition im Oberhause etwa entschlossen, die Selb­­­ständigkeit des Reichstages gegen die überhand nehmende Diktatur des Ministeriums wiederzugewinnen, niemand würde ihrem Kampfe eine sitt­­­iche Sdee absprechen. Aber eine solche Entschlossenheit müßte in viel wichtigeren Fragen, als diejenige ist, um welche es sich gegenwärtig handelt, zu Tage treten, während die G­leichgiltigkeit, welche die geborenen Geset­­­geber bisher für die Erfüllung ihrer Aufgaben zur Schau getragen, kaum daran zweifeln läßt, daß die Magnaten, sobald der Kampf um die Ehe­­­geiegvorlage verrauscht sein wird, wieder in ihre frühere Apathie verfinden und dem Ministerium das Feld vollständig überlassen werden. In dem Auftreten der Opposition äußert ich nur die Macht verrotteter Standes­­­vorurteile und im Bunde mit derselben der in Ungarn immer weiter um sich greifende, auch in die Adelsschlösser eindringende Antisemitismus. Das Aufsehen erregende Moment liegt übrigens weniger in dem Ver­­­halten der Magnaten, als in der Viele ü­berraschenden Thatsache, daß das Ministerium Tiga überhaupt wo auf Schwierigkeiten in dem geietgebenden Körper stößt. All diese Thatsachen­ knüpfen sich vielleicht überschwängliche Hoffnungen auch der oppositionellen magyarischen Elemente im Abgeord­­­netenhause, welche, in der legten Zeit immer mehr einer thatlosen Desig­­­nation verfallend, neue Ermutigung zu schöpfen beginnen. Als ein Ausbruch der in diesen Kreisen herrschenden Stimmung mag hier ein Artikel des „PBetti Naplo“ (Nr. 11 vom 11.8. M.) folgen: „Das Oberhaus wird der Mittelpunkt der politischen Aktion; dort steht das Schiesal der Regierung auf dem Spiele; dort kämpfen die Par­­­teien, und das Publikum im Lande, folgt mit gespannter Aufmerksamkeit dem schweren Kampfe und demonstriert für die in die Opposition getrie­­­benen Magnaten. Fürwahr es ist erstaunlich. Die Magnaten erfahren je­, wer und was Koloman Tipa ist. So nahe haben sie ihn noch nicht kennen gelernt. Seine Gewaltthätigkeit hat sie bisher verschont, denn sie standen ihm nicht im Wege. Sie kannten die Kunstgriffe seiner Taktik nur vom Hörensagen , denn sie mußten ihre Nechte gegen ihn nicht ver­­­teidigen. „Sest sehen sie seine Nachsichtslosigkeit, erfahren seine Bes­­­ichlagenheit, und an solches Verfahren sind sie nicht gewöhnt. Um die Magnaten zu brechen, da sie si nicht­ beugen wollen, greift er zu all den­ Mitteln, welche er in der Praxis des Unterhauses anzuwenden gelernt hat Viele wundern sich sehr darüber, denn sie Haben geglaubt, daß sie in ihrer onen gesellschaftlichen Stellung gegen die Angriffe gefeit seien, gegen welche sich die deakistischen Negierungen vergebens gewehrt und die Opposition des Abgeordnetenhauses sich seit neun Jahren umsonst verwahrt. Tifa zofft ihnen seine größere Rücsicht, als jedem andern, der ihm nicht ge­­­horcht; er paktiert nicht mit ihnen, er schont niemanden weder in seiner Ueberzeugung noch in seiner Person, sondern wirft, gleich dem Brennus, die Macht der Regierung in die Wagid­ale der Gerechtigkeit. Tifa will nur Diktator sein und kann etwas anderes nicht sein. Die Magnaten können aber nicht Sklaven sein. Dies ist der Konflikt, denn in der An­­­gelegenheit, welche den Gegenstand des Streites bildet, konnten sie sie aus­­­gleichen, wenn sie wollten. Aber die Regierung will dies nicht, denn sie will siegen. Sie lechzt nach­ mehr Macht, als sie besißt, und da sie bisher jeden Gegner niedergeworfen, sol ihr ü­berhaupt kein Gegner mehr erstehen. Deshalb ist die Reihe an das Oberhaus gekommen. Sie will über das­­­selbe triumphieren, um es nachher zu refor­mieren. Aber der große Taftifer hat sich verrechnet, sei wie zum früheren Male. Er hätte es damals nicht geglaubt, daß er in der Minderheit bleibt; er schrieb er einer Ueber­­­tumpelung, Unfertigkeit, dem Zufalle zu, was der Ausfluß einer tief wurzelnden Antipathie ist, welche von den Hütten des steu­erzahlenden armen Volkes Big zu dent prächtigen­ P­alästen der Großen reicht. Und als er im Dezember gefallen, glaubte er zuversichtlich, im Januar die Schuld mit Zinsen zurückzuzahlen, man brauchte ja nur mehr DObergespane und Magnatenbeamte, einige Freunde und Verwandte herbeizitieren, und die Mehrheit von sechs Stimmen wandelte sich zur Minderheit. Dann wae vietis! Wieder hat er sich getäuscht; die allgemeine Antipathie, welche die Vertretungsvoten der Liberalen Partei im Abgeord­­­netenhause nicht verh­ilfen können, führte die Magnaten, welche weder die Verpflichteten der Regierung sind, no­ sein wollen, in großer Anzahl in das Lager der Opposition. Die Regierung ist wieder in der Minderheit geblieben, in größerer, als vorher. Wenn sie auch siegen wü­rde, was für ein Sieg wäre e3! Es wäre für sie drühender, als eine Niederlage. Wenn im Abgeordnetenhause die Zahl entscheidet und alles andere nichts bedeutet, so bleibt es bei den Magnaten immer wahr, daß die Stimmen nicht gezählt, sondern gewogen werden. Auch die Stimme des Primas ist eine Stimme, aber ist sie gleichwertig mit der eines Arab­ischen Güterverwalters? S Hier giebt er sein Mandat, hier vertritt jeder sich selbst und gilt so viel, als er gelten fan. Und hierin liegt die schwere Niederlage der Regierung, auch­ in dem Falle, wenn sie die Mehrheit für ihren unglückeligen Gefegentwurf erzwänge. Wie will diese Regierung, dem gesamten Klerus, dem über­­­wiegenden Theile der Aristokratie, den beiden Oppositionen des Abgeord­­­netenhauses und dem gegen sie demonstrierenden Volke zum Tree, regieren ? Wie ist dies in einem konstitutionellen Lande möglich? Nun ja, mit konstitutionellem Absolutismus. Dies kennen wir: Obergespane im Ober­­­hause, Obergespane im Komitate, Beamten hier, Beamten dort, Interessen hier, Interessen dort, Pression hier und Pression dort und die Sache geht prächtig. Das Heißt: es ging bisher, aber es geht weiter nicht. Es war­­rt Entweder fällt die Regierung rebt oder später. Wenn sie auch fest siegt, so wird sie si mit denjenigen, welche sie besiegt, bei Philippi wieder treffen.“ — Du giebst mir das Geld, nicht wahr, schmeichelte sie. — Ic fan nicht! stieß er mit halberfa­cher Stimme hervor. Sie richtete sich Heftig empor, ihre Mugen funtelten. — Du kannst nicht! — Emmeline, ich beschwöre dich, Höre mich an, flehte er. Dur glaubst doch nicht — — A, dur kannst nicht, unterbrach sie ihn heftig. Stets die gleichen Worte sind c3, die Du eivig wiederhofst. Fits deine Mutter, die dir rät? Ach verstehe, Ihr Habt es abgefartet, mich zur Verzweiflung zut bringen, mich zur unglücklichsten der Frauen zu machen! — Oir, Emmeline, Emmeline, wehklagte er. Mit bitterem Tone fuhr sie fort: — Wenn es deine Absicht war, mich alles entbehren zu lassen, so hättest du mich nicht Heiraten sollen, ja, warum Hast du es gethan! Hättest du mir nur bei meinen Eltern gelassen, two ich glücklich war, wo man mir nichts abgeschlagen hat! — Emmeline, höre mich — — Nein, ich will nicht, riel sie mit stets gesteigerter Heftigkeit, ich will nicht3 hören, ich weiß von allem Anfang an alles, was du mir jagen moillst! Sie atmete schwer auf und fuhr dann vor Hochmut fort: — Aber ich habe ein Heiratsgut, ja, ein Heiratsgut, wo ist es? — Sa, flüsterte er, er hatte nicht den Mut, ihr die Wahrheit zu jagen. — Und ich habe das Net, Geld von dir zu verlangen; ja, was du mir weigerst, Habe ich ein gutes Recht zu begehren ! — Aimes Kind, entgegnete es sanft, du läßt dich Hinreißen von deinen Horn, du solltest mich doch hinreichend kennen, um zu wissen, daß du längst hättest, was du begehrst, wenn es in meiner Macht liegen würde, Dir’s zu geben ! Er Hätte noch Hinzufügen können, daß er erst am verflossenen Abend seinen Helfer im Hause gehabt, daß er heute morgens Geld entlehnt hatte, um nur die notwendigsten Auslagen bestreiten zu künnen­. Aber er gebracht im an Mut, sein Elend Emmelinen anzuvertrauen. — Oh, ich weiß jeder wohl, rief die junge Frau voll Ironie, daß du niemals in Berlegenheit bist, Ausreden zu finden, um dein übles Wollen und deinen Geiz zur bemänteln. Aber ich bin es endlich mü­de, Hörst du, müde, zu leiden, ich habe genug ertragen. Eine Scheidung ist’s, Die ich umstrebe, ich werde zu meinen Eltern zurückkehren ! Nachdem sie mit grausamer Härte diese Worte ausgesprochen, verlieh sie das Gemach und ließ Frederic in Verzweiflung zurück (Fortseßung folgt.) . 14. Januar 1884, a­­n Lofal: und Tages: Chronik, (Militärisches:) Ueberjegt wird mit 1. Februar 1884 der Lieute­­­nant Martin Benger von der Artillerie-Zeugs-Kompagnie in Wien, zum Seld-Artillerie-Regimente Freiherr von Hoffmann Nr. 8. (Ernennung.) Der f. u. Minister für Kultus und Unterricht hat den Georg Talyai, ordentlicher Lehrer der Maros-Szent-Bivalyer Staats­­­schule, in seiner Eigenschaft bleibend bestätigt. Der E u. Minister für Kultus und Unterricht hat den Ludwig Szabo,­­a an der Retteger Staats-Elementarschule, in seiner Anstellung bleibend ertätigt. Bon der Klausenburger Universität.­ Der E. u. Minister für Kultus und Unterricht hat den Dr. Julius Szabo auf Grund seiner Habilitirung als Privatdozent für ungarisches Staatsrecht, ferner den ehem. dr. Georg Hink auf Grund seiner Habilitirung al Privatdozent für pharmazeutische Technologie an der SM laufenburger Universität in dieser Eigenschaft genehmigt. (Kundmachung der Hermannstädter Postdirektion.) An­­­läßlich der in­­­ neuerer Zeit wieder Häufig auftretenden Klage, daß einige Postämter die Zeitungen den Abonnenten nicht sofort ausfolgen, sondern für sie oder Andere zur Lektüre zurückehalten, schärft die k. u. Postdirektion in Hermannstadt in einem Zirkular allen Postämtern die Beobachtung der bestehenden Borschriften ein und droht allen Postbeamten, welche den Abon­­­nenten die Rettungsexemplare nicht sofort ausfolgen, mit der Entlassung aus dem Dienste. (Die Verstaatlichung der Ersten Siebenbürger Bahn) ist zwischen der Direktion und der Negierung am 10. d. M. vereinbart worden. Der von dem Generaldirektor Freund und dem Vizepräsidenten Anton dr. Laczko im Namen der Direktion unterfertigte Vertrag bedarf noch der Genehmigung seitens der Generalversamml­ung der Aktionäre der Bahn­­­gesellschaft, die am 14. Februar T. $. zu einer außerordentlichen Sikung­­usammentreten werden. Gegenstände der Tagesordnung sind die Beschlup­­­fung über den mit der Negierung abgeschlossenen Vertrag und ü­ber die modifizierten Statuten G­­eneraldirektor Freund begiebt. fi in Pension, wird aber die Geschäfte bis zum Zusammentritt der außerordentlichen Gene­­­ralversammlung fortführen. (Rafino.) Das Vergnügungs-Komite des Rasino giebt hiemit bekannt, daß die fir den 14. d. M. 5 Uhr nachmittags angesagte Besprechung bezüglich des Kostü­mballes exit Dienstag den 15.9.M. 5 Uhr nachmittags in den Kasino-Restaurations-Loyalitäten stattfindet und ersuhht das Komite nochmals um recht zahlreiche Beteiligung. (Das anhaltende Thauwetter) hat die Abhaltung des fir gestern geplanten Eisfestes vereitelt. Das Eisfest ist auf Mittwoch ver­­­hoben worden, falls sich mittlerweile „günstige Witterung“, d. h. die von den Eisläufern herbeigewünschte Januarfälle wieder einstellt. Die jüngste Wetterprognose lautet: Weit- bm Nordwestiwinde, teilweise Schneefälle und fühleres Wetter voraussichtlich. Den Seite des Eislaufvereines geht uns Hinsichtlich des Kostu­m- Eisfestes noch folgende Mitteilung zu: Dasselbe findet — falls Die Witterung e3 gestattet — Mittewoch den 16. d. M. mit dem gleichen Pro­­­gramm statt. Anfang 6 Uhr abends. Der Vorbereitungen wegen bleibt die Eisbahn Dienstag und Mittwoch­ den ganzen Tag über geschlossen. Näheres bejagen die Anschlagzettel. “ (Gewerbevereinsball.) Der Gewerbeverein eröffnete am Sonn­­­abend den Zal­ing mit einem sehr gelungenen Ball. Wohl war derselbe nicht übermäßig besucht, aber um so freier konnte getanzt werden. Die Kostü­me waren nicht zahlreich vertreten, aber einige Mädchen in überaus hübschen und geschmachvollen Kostü­men erschienen. Da war vor allem das sächsische Bürgermädchen in der alten schönen Tracht, mit dem altererbten Gürtel und Hal­schmuck, den Borten und der feinen Schürze, die nur das eine bedauern ließ, daß sie aus den Städten nichts weniger als schönen und ewig wechselnden Moden hat weichen müssen. Dann waren zwei Schwestern in reizend ausgeführten Feuerwehrkosuüme, dann ein munter und flott in die Welt gehendes Edelfräulein aus der Zeit Ludwigs XIV.; zwischen ihnen wandelte eine Orientalin und flog eine hübsche Brieftaube umher. Die Stimmung war eine recht heitere, wenn auch ein Vergleich mit den alten Gewerbevereinsbällen die unheilvolle Wandlung, die gerade mit unserem Gewerbe vorgegangen, recht deutlich erkennen ließ. Getanzt wurde auf die hübsche Musik der städtischen Kapelle bis zum Morgen. Der Vorstand des Gewerbevereines Martin Schuster und eine Anzahl Mit­­­glieder des Ausschusses waren ebenfalls anwesend. Ballnachricht.­ Der Hiesige romanische Frauenverein veranstaltet am 22. Januar im städtischen Redoutensaale einen Ball. „ Eintrittsfarten a Person zu 1 fl. 50 fl. für Familien-Mitglieder bis 3 P­ersonen 1 fl. 50 fl., von 3 Personen aufwärts 1 fl. “ Person, werden den 21.und 22. Januar im Hotel „zum römischen Kaiser“, Zimmer Nr 1 von 10—12 Uhr vormittags und von 3—5 Uhr nachmittags, sorie am Ballabende bei der Kafsa ausgegeben. Diebstahl.­ Ein selten frecher Diebstahl wurde in der Nacht vor Freitag auf Sonnabend in der Wohnung eines hiesigen Arztes verübt. Der Dieb, der sie eingeschlichen, brachte mehrere Stunden in dem unter dem Thore des Arztes stehenden Wagen zu, wo er sich, wie die später auf­­­gefundenen Spuren zeigten, mit Rauchen von Zigarretten die Zeit ver­­­trieben. Der Arzt kam gegen 11 Uhr nach Hause, sperrte das Gaffenthor ab und begab sie in sein Schlafgemach, die T­hüre seines Vorzimmers offen Lassend. Bald darauf vernahm der Arzt Schritte auf dem Gang, und hörte, wie jemand an das Fenster seines Schlafzimmers kam. In der Meinung, er sei einer der Hausbewohner, sah der Arzt nicht weiter nach. In der sr meldete jedoch der Diener, daß er den im Vorzimmer stehenden Kleiderschranz vollständig ausgeraubt und das Thor von innen geöffnet vorgefunden habe. In dem Wagen wurde dann die vollständige Toilette des Diebes vorgefunden, der sich dort wahrscheinlich die gestohlenen Kleider des Arztes angezogen hatte. Es ist übrigens auch möglich, daß die im Wagen vorgefundenen abgetragenen Kleidungsstücke ebenfalls gestohlen und vom Diebe zur Irreführung zurückgelassen worden sind.­­­

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