Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1884. März (Jahrgang 11, nr. 3105-3129)

1884-03-26 / nr. 3125

Seite 300 Hermannstadt, Mittwoch Siebenbürgis-Deutsches Tageblatt. Ernst von Leder zog und einen anderen Bürger, der den Hieb auffing, ver­­­wundete? Ferner daß derselbe Offiziers-Stellvertreter jenen Mal Exnit unter einem Vorwande aus dem Wirtshause rief, sodann durch mehrere in­­­zwischen dahin beorderte Infanteristen in die Kaserne schleppen, dort mit Ruten und Bajonneten duch­bläuen ließ, bis er blutüberströmt bewußtlos Liegen blieb, und daß Nikolaus Feher den Mann nach vollbrachten Werke auf die Straße werfen ließ? Sodann fragt der Interpellant, welche Schritte gegen den Urheber dieses brutalen Amtes eingeleitet wurden und ob der Minister geneigt sei, die Anzeige von der erfolgten Genugthuung im Hause zu erstatten ? Endlich ob der Minister geneigt ist, jene konstitutionellen Garantien zu be­­­zeichnen, welche bei der gegenwärtigen staatsrechtlichen Stellung der Armee dem dem Parlamente verantwortlichen Minister-präsidenten ermöglichen, auch gegen aktive Angehörige der gemeinsamen Armee die persönliche Freiheit zu hüten? Ist der Minister geneigt oder im Stande, innerhalb des Rahmens des Ausgleiches solche Garantien zu bezeichnen, welche es der dem Reichstage ausschließlich verantwortlichen Regierung entweder präventiv oder nachträglich ermöglichen, die Sicherheit des Eigentums und der Person auch gegen aktive Mitglieder der gemeinsamen Armee zu fügen? Wenn er nicht im­­stande ist, solche Garantien zu bezeichnen, tie erachtet er es mit der Repräsentativ- Verfassung und der Minister-Verantwortlichkeit vereinbar, ein solches staats­­­rechtliches Verhältnis aufrecht zu erhalten, welches der Regierung sein solches Verfügungsrecht giebt und ihre Verantwortlichkeit illusorisch macht?” Der Ministerpräsident entgegnete vorläufig auf diese Interpellation, daß er über den Vorfall bisher seine amtliche Meeldung befige, doch bereits Verfügungen getroffen habe, daß er eine solche ehestens erhalte, und dann werde er die Interpellation beantworten. Die Behauptung des­­­ Interpel­­­lanten, daß der erwähnte Borfall ein Zeichen dessen sei, wie auch aus dem Magyaren im Verband der gemeinsamen Armee ein Verächter der­­­ Ver­­­fassung und des Gesäßes werde, wies er als grundlos zurück, da man eben vor kurzem erfahren habe, daß solchen Magyaren, die sich niemals im Ver­­­bande der gemeinsamen Arm­ee befanden, ein ähnliches passierte, und daß die persönliche Sicherheit eben durch jene in der gemeinsamen Armee ver­­­dorbenen Magyaren geschügt wurde. Die Subskription auf die Konvertierung von 100 Millionen vierper­­­zentiger ungarischer Goldrente werden den 26., 27. und 28. d. Mtl. an verschiedenen europäischen Börsenplägen stattfinden, und geschehen die Zeich­­­nungen sowohl gegen Baarzahlungen, als gegen Umtausch der sechsperzen­­­tigen Obligationen. Bei den groben Begünstigungen,, welche vom SKon­­­sortium eingeräumt wurden, wird sich diese Konvertierungsoperation leicht vollziehen. Für die hohe Finanz verspricht das Geschäft ein sehr gewinn­­­bringendes zu werden. Die neue vierperzentige Nentenschuld wird mit 77 H. 25 fr. für 100 Gulden angeboten, wirft also ein jährliches Er­­­trägnis von 518 Perzent ab. Die Entlastung, welche die Steuerzahler Ungarns durch die Konvertirung erfahren, seineswegs so Hoch anzuschlagen, als er die gute Stimmung sein dürfte, in welcher das mächtige Geld- Konsortium, Ungarn gegenüber, durch den reichlichen Verdienst, der ihm bei solchen finanziellen Transaktionen erwächst, erhalten wird. Der österreichische Reichsrat hält über Tag und abends Sigungen, um das 1884er Staatsbudget zu erledigen. Bei Beratung des Boranschlages des Finanzministeriums stellte der Abgeordnete Dr. Rojer zum zwanzigsten Male den Antrag auf Abschaffung der Zahlenlotterie und fiel zum ebensovierten Male durch, und Abgeordneter Merger zeigte an einem reichlichen Ziffernmateriale die Ueberlastung des Oesterreichers mit Steuern aller Art, und sei beispielsweis die Abgabenleistung einer gewöhn­­­lichen Handwerkerfamilie in Wien um 180 fl., in Prag um 200 fl., sogar im Kleinen Laibach­ um 85 fl. jährlich höher als in Berlin. Ein merkwürdiges Schriftstück eine Petition von über 8000 Bauern aus Niederösterreich, Süd-Böhmen. Süd-Mähren ist in diesen Tagen dem Abgeordnetenhause in Wien eingereicht worden. Wir können auf das­­­ Schriftstüc nicht näher eingehen; nur einen Punkt desselben wollen wir anführen. Die P­etenten verlangen nämlich Aufstellung eines ungarischen Zwischenzolles auf jene Bodenprodukte, welche den eisleithanischen Aderbau in der nicht zu bestehenden Konkurrenz von Wein, Korn, Vieh­­­e. zu ruinieren drohen, und Anschluß an den deutschen Boll­­verein für eine freie Ausfuhr von Produkten nach Deutschland. Im deutschen Reichstage hat Fürst Bismarc bezüglich des Sozialistengesees den Kürzeren gezogen. Gegen seine Bitte, die Geseßvor­­­lage nicht an eine Kommission zu weisen, ist dieses in der Sitzung vom 21. d. M. doch geschehen, in dem die „Freisinnige Partei“ im Bunde mit den Ultramontanen für den Antrag Windthorst, das ist die Zumessung an eine Kommission, stimmten. Der ultramontane Baki­er „Monde“, der als Organ der päpst­­­lichen Nuntiatur gilt, meldet: „Die Nachricht oder das Gerücht über die in nicht allzu ferner Zeit bevorstehende Abreise des P­apstes ge­­­winnt mehr an Glauben. Dies dürfte auch nicht überraschen nach den Erfahrungen, die mit dem Garantiegefeg gemacht werden. Der Papst werde fortwährend beleidigt. Das Ansehen des Bischofs von Non werde mit Füßen getreten, sein Ansehen als Oberhaupt der Kirche gefährdet. Dieser Stand der Dinge könne nicht mehr fortdauern.“ Die flek­tale „Unten“ schreibt: „Einige Blätter melden die Abreife des Papstes als nahe bevorstehend. Die Mitteilungen, welche wir heute erhalten, gestatten zu sagen, daß dieser Plan niemals aufgegeben wurde und neuerdings die größte Wahrscheinlichkeit erhalten habe. Die gezwungenen, ausweichenden oder ziwverdeutigen Antworten verschiedener Mächte auf die Verschwerden des Ballfanz beweisen, daß der Papst in Rom nicht frei sei, und wü­rden es erklären, daß das Emil eine Pflicht scheint, die Leo XIII. sich aufzuerlegen habe." Ernst dürfte man diese publizistischen Allarm-Schüffe kaum zu nehmen haben. Stimmen aus dem Publikum, Einladung. Freitag den 28. d. M. findet eine Sibung des hiesigen Presbyteriums statt, in welcher mehrere wichtige Gegenstände, darunter die Wahl z­­eier Presbyterialmitglieder, auf der Tagesordnung stehen. Behufs einer Barbe­­­sprechung werden die p. t. Mitglieder, der größeren eb. Gemeindevertretung U. B. auf morgen Donnerstag den 27. d. M. abends 6 Uhr im Sprech­­zimmer des Getwerbevereins zu zahlreichen Erscheinen Höflichst eingeladen. Mehrere Mitglieder der größeren Gemeindevertretung. Las jenen Schlafgemachs, aber nichts rührte sich in dem stillen Hause; Anna mußte von der gestrigen Reife sehr ermüdet sein, sogar die Magd schien sich Heute zu verschlafen, und schon begann ein graue Morgendämmern vor den unverhangenen Fenstern. Endlich stand er auf, hob wiederum die Klappe des Pultes und legte das Geschrieberte hinein. Aber es war ihm das nicht gleich gelungen. Denn seine Hand zitterte jeßt so starf, daß er sie an dem eisernen Weberfall des Schlosses blutig gestoßen hatte. Ein kurzes Bedenken noch, dann nahm er seine beste Kugelbüchse aus dem Gemehrichranfe und lud sie forgtan. Er hatte sie umgehangen und war schon aus der Thür getreten, als er noch einmal umkehrte. Auch die­ Jagdtasce nahm er noch vom Haken und hing sie behutsam über seine Schulter ; vielleicht entfann er Sich, daß vor dem Scrafengehen Anna’s Hände ihm das Brühftii für den ange­­kündigten Morgengang bereitet und da­­hineingesteht hatten. Eine Weile noch stand er, die Finger um die Lehne eines Stuhls geflammert; dann ging er. Er ging über die Wiesen an dem Wald entlang; der Nebel stand noch dicht über den Feldern und zwischen den Bäumen; von den Zweigen fielen schwere Tropfen auf ihm herab. Als er in den durch die Hölzung führenden Fahrweg eingebogen und eine Strecke darauf fortgegangen war, hörte er Sitte sich entgegenkommen, und bald auch erkannte er an dem Nebel einen Mann, welcher, den Kopf voraus und mit den Armen um sich fechtend, eifrig vor sich Hinredete, al ob er ein wichtiges Erzählen vor sich habe. Rudolf, der einen der Holzschläger erkannt hatte, wollte rasch vorü­ber­­­gehen, aber der andere hob jecht den Kopf: „AH so, der Herr Förster!” rief er, die Mühe herunterreißend. „Sch Soll aufs Schloß zum Herrn nnpertor ist wieder der Teufel Ioh mit dem Klaus Peters; die andern kamen aber eben recht, daß wir ihn binden konnten !“ Rudolf blieb stehen und starrte den Sprecher an. Klaus Peters war der junge Arbeiter, der als Ehemann aus dem Irrenhaug zurücgekehrt war. Der andere aber begann feht wieder sein Fechten mit den Armen: „Simmer um die Kathe herum, Herr Förster”, rief er, „und das die Holz­­­art in der Faust, und die Frau rannte vor ihm auf und schrie­­bet ermord so, daß wir’s in unsern Betten hören konnten! Es wird nicht helfen, der Graf mögen nur recht weit den Beutel auftgun­­­den zum andern Mal kommt er wohl nicht zurück, wenn sie ihn erst wieder sicher in der Anstalt haben.“ (Fortlegung folgt.) , 26. März 1884, Nr. 3125 Aus Gjernović. (Originalskorrespondenz .des „SD. Tageblattes“.) Während bekanntlich Magyaren und Polen troß ihrer Minorität herrschen, wachsen die unteren Schichten empor. In Galizien (zumal Ost­­­galizien) und in der Bukowina zeigen die flavischen, mit den Neusen sprachverwandten Ruthenen eine auffallende Vermehrung. Nach­ der Zählung vom Jahre 1880 ü­bertrifft das „Wachstum“ der Ruthenen jenes der Polen um volle drei Ganze und *%,, Prozent. Noch auffallender ist, daß in der Bukowina die größte Zunahme der Bevölkerung im ruthe­­­nischen Bezirke Wising mit 17 ° 3 BVerzent stattgefunden, während die ge­­­ringste auf den rumanischen Bezirk Kimpolung mit 35 entfällt. Mit anderen Worten: die Nuthenen haben jechr schon in Galizien (2,680,105) gegen die Polen (2,545,596) und ebenso in der Bukowina die Majorität, wo sich unter einer Gesamtbevölkerung von 568.353 Seelen gegenüberstehen : 239,690 Neuthenen, 190,005 Romanzen, 106,820 Deutsche, 18,250 Polen und 9867 Magyaren. Die allergrößte Vermehrung in der Gesamt­­­monarchie hat verhältnismäßig Czernovich aufzumeisen — die Statistiker bezeichnen sie als abnorm, und es scheint das Wachstum in stetiger Zu­­­nahme fortzudauern. Gegenwärtig, nach der Volkszählung vom Jahre 1880, sind­­es 22.720 Deutsche, 8232 Ruthenen, 6707 Bolen, 6431 Rumänen, 483 Tschechen, 18 Magyaren, 7 Slowenen und 2 Italiener, welche dort diese „Umgangssprache“ unter 44.600 Einwohnern befannt haben. Die Deutschen, und zwar die mosaischen und evangelischen, vermehren sie am meisten. Die Sterblichkeitsziffer in Ezernovig ist aber ebenfalls eine der größten, nämlich 36—38 jährlich auf 1000 Seelen Bevölkerung, wäh­­­rend Wien das Mittel von 31-35 und Snnsbruch von 26—32 Sterbe­­­fälle nachweisen. Hiebei ist jedoch zu bemerken, daß diese Sterblichkeit bei den evangelischen Deutschen nicht gleicherweise zutrifft, wo nahezu die Geburten um das Doppelte die Todesfälle ü­berragen, mithin die evang. Gemeinden in Gzernovig und an anderen Orten, selbst da, wo sie no­ gar nicht Pfarre und Schule befiten, wie in Tereblei­ie und Storozynek, rasch zunehmen, so daß, Falls diese Verhältnisse fortbestehen, nach fünzig Jahren, statt der bisherigen 4 evang. Gemeinden und etwa 12—14 Filialen, wahrscheinlich 20 Gemeinden ex­ftieren werden. Dazu kommen noch einige tausend katholische Deutsche in Gemeinden, meist von Deutschböhmen ange­­­siedelt, dann katholischen Wirtembergern, Hessen und Baden fern. Die Evan­­­gelischen sind ganz überwiegend Schwäbischer Herkunft. Alle diese Ver­­­hältnisse wirten sehr ein auf Stadt und Land. Niemand trägt in Czer­­­noviß, ob jemand Einheimischer oder Fremder ist, ja selbst Nationalität und Religion stehen meist in zweiter Linie. Der „Umgang“ entscheidet und führt Deutsche und Romänen mehr zusammen, als die übrigen. Die romänischen Popen sprechen alle und sehr oft deutsch, ebenso die Be­­­amten und alle Honoratioren im Umgange, wie nicht minder im Landtage. Das Bewußtsein, eigentlich doc in einer „Minorität“ sich zu befinden und eigentlich statt der deutschen die gefürchtete polnische Amtssprache auf den Hals zu bekommen, bringt die beiden stärksten Boltsstämme (Ruthenen und Nomänen) dazu, daß ihre Vertreter entweder imdifferent sind und die Wendung der Dinge abwarten, oder daß sie Hin- und herschwanfen; aber doch lieber mit der „Deutschen Negierungspartei“ gehen. So kommt es, daß man in Grernovig wenig oder nichts von nationalem Hader und religiöser Unduldsamkeit hört oder dies der polnischen Je­­­suitenpartei überläßt. — Etwa die Hälfte der städtischen Innerbevölk­­­erung sind Juden, auch diese sind vielleicht in der Mehrzahl die Hang­­­befiter; unter ihnen giebt es aber auch sehr viele Kaftanträger. Das gesellige Familienleben leidet unter dieser heterogenen Mischung, indes die Stadt selbst zeigt einen Frohsinnigen, leichtlebigen Charakter. Eine Menge Fuhrwerke beleben die Gassen selbst in der Nacht ; die Cafehäuser sind bis zur Mitternachtsstunde überfüllt,­­­ im Sommer flutet, in Schönen Nächten, das Publikum in den Straßen. Giebt es eine anziehende Operette, wie jeit der „Bettelstudent“, so hat in drei Wochen dasselbe Stüd­­i D Vorstellungen bei ausverkauften Haufe u. dgl. m. Der Schattenseiten giebt es in diesem fast amerikanischen Leben auch genug, Teuerung und Unsicherheit sind groß.­ Wie immer aber vieles gegen Grer­­­novig spricht, übt diese Stadt auf viele eine merkwürdige, seltsame An­­­ziehungskraft aus. So haben auch um die erledigte evangelische Nek­­­tarstelle fi­­­big jet 12 Bewerber gemeldet, meist, wie man wünschte, Siebenbürger. Sachsen. Dem Bernehmen nach wird die arme Kirchengemeinde Mittel aufbringen, um Einige zur „P­robepredigt” einzuladen und dann aus den „Besehenen“ und „Gehörten“ die eitd­lihte Auswahl treffen. Der Gewählte wird es besser haben, als zu erwarten steht. Rufal- und Tages: Chronik. (Geburtstagsfeier des deutschen Kaisers.) Anläßlich des Geburtstages des Kaisers Wilhelm am 22. 8. M. fand in der Wiener Hofburg ein Galadiner statt, bei welchem sämtliche Minister und Hof­­­wircenträger an­wesend waren. Se. Majestät Kaiser Franz Fojer brachte folgenden Trinkspruch aus: „Ich Ieere mein Glas auf das Wohl meines Freundes, des deutschen Kaisers, dem Gott noch lange Jahre in ungetrübter Gesundheit scheifen möge!“ Die „Wiener Abendpost“ hebt in einem eitartitel hervor, daß der Monarch und die Völker Desterreich-Ungarns das Geburtsfest des deutschen Kaisers mit den innigsten Wiünschen begleiten und von der Welterzeugung durchdrungen sind, daß der feste Bund der beiden befreundeten Negenten­­­häuser die sicherste Bürgschaft des Friedens in ganz Europa bilde. (Die Kaiserin- Königin in Wiesbaden.) Aus Wiesbaden, 18. März, wird der „N. fr. Presse“ geschrieben: Das Hotel „zu den vier Jahreszeiten“, in dessen stattlichen Räumen die Kaiserin Elisabeth Wohnung genommen hat, bildet augenblicklich den Mittelpunkt des Interesses unserer Kurstadt. In der Mitte des ersten Stockes ist der Empfangssalon der Kaiserin gelegen, aus welchem eine Thür auf eine von Säulen getragene Terrasse führt, die geschmackvoll mit Blumen dekoriert ist. Einen besonderen Schmuck des Salons bilden zwei große Delgemälde des russischen Malers Atwajowgti — Ansichten von „Nizza“ und „Konstantinopel“. Im dem Daneben gelegenen Gemache pflegt sich die Kaiserin zumeist aufzuhalten; es ist das Toilettenzimmer. Auf der anderen Seite des Empfangssalons befindet sich das Schlafzimmer und der Salon der Erzherzogin Deavia Valerie; neben diesen ist das Logement der Gräfin Maria Kornis. Unter den Gemächern der Tebteren, also Parterre, hat der Obersthofmeister Baron Nopesa seine Wohnung ge­ nommen; neben diesen Appartements, in einem den Surjaalpla über­­­schauenden Eksalon, ist das Speisezimmer für die Erzherzogin Marie Valerie und den kaiserlichen S Hofstaat eingerichtet; die Kaiserin pflegt in ihren Ge­­­mächern allein zu dinieren. Die Kaiserin hat sich bis fest die anhaltend schöne Frühlingswitterung sehr zutage gemacht. Gestern hat dieselbe einen Spazierritt nach Biebrich, der früheren Sommer-Residenz des Herzogs von Nassau, unternommen, von wo sie nach dreiviertelstündigem Aufenthalte im herzoglichen Schloßparfe hieher zurückkehrte. Vorgestern hat sie die Milchkur­s Anstalt des Hotels „Alleesaal“ besichtigt und heute vormittags eine Spazierfahrt nach der benachbarten Ruine Sonnenberg unter­­nommen; die späteren Stunden des Tages waren einem Ausfluge zu Pferd gewidmet. (Erzherzogin Marie Valerie.­ Er war fon wiederholt von der bevorstehenden Verlobung der jüngsten Tochter des Herrscherpaares, Erzherzogin Marie Valerie, die Rede. Demzufolge soll die Verlobung der Erzherzogin Marie Valerie mit ihrem Cousin Erzherzog Franz Ferdinand d’Este, dem ältesten Sohne des Erzherzogs Karl Ludwig, bereits demnächst erfolgen. Die Erzherzogin, welche am 22. April 1868 geboren wurde, vollendet im nächsten Monate ihr sechzehntes Lebensjahr. Sie ist bisher bei den Hoffestlichkeiten noch nicht öffentlich erschienen und hat auch an den im verflossenen Karneval in der Burg abgehaltenen Bällen nicht teil­­­genommen. Sollte sich die Nachricht von der Verlobung bestätigen, so würde dieselbe wahrscheinlich nach der Rückkehr der Kaiserin und der Erz­­­herzogin von Wiesbaden und bei der eier des­ Geburtstages der leiteren erfolgen. Erzherzog Franz Ferdinand d’Este wurde am 18. Dezember 1863 geboren, steht also im 21. Lebensjahre. Er ist­ der Universal-Erbe des großen Privatvermögens, welches der 1875 kinderlos verstorbene Herzog Franz V. von Modena hinterlasfert hat. Wechsel im Oberstfämmerer-Amt.) Seine f. ımdE. Apostolische Majestät gerügten allergnädigst die Enthebung Allerhöchst ihres Oberstfimmerers, des Feldzeugmeisters Franz Grafen Holliot de Brenneville, auf sein Ansuchen aus Gesundheits-Rücksichten von diesem Amte anzuordnen, dessen erbetene­­n Verfegung in den Ruhestand zu genehmigen und an d­enselben duch das Allerhöchste Handschreiben vom 19. März 1884 die vollste Aner­­­­ennung und den wärmsten Dank auszusprechen. Militärisches.­ Se. Majestät hat am 23. d. M. vormittags den aus Klausenburg eingetroffenen Kommandanten der 35. Infanterie-Tru­ppen- Division Sojef Ritter Rodakovgzfi in längerer Privat-Audienz empfangen. Derselbe soll, dem Vernehmen nach, zur Uebernahme eines hohen militärischen Postens in Wien berufen werden. (Aus dem Verordnungsblatt für das f. f. Heer.) Geiie I. und F. apostol. Majestät geruhten allergnädigst zum Regimentskommandanten zu ernennen den D Oberst Ottavius von Navarini des Infanterie-Regiments Friedrich Wilhelm, Großherzog von Meclenburg-Strelit Nr. 31, — beim Infanterie-Regimente Freiherr von Mollinary Nr. 38. Zugeteilt wird mit 1. April 1884: der Oberlieutenant Arthur Vans Bel von Arlon, der Genie-Direktion in Banjalufa, des Genie-Regiments Kaiser Franz Joseph Nr. 1. Ferner werden überlegt: mit 1. April 1884: im Einvernehmen mit dem konigl. ungarischen Ministerium für Aderbau, Industrie und Handel, der Oberlieutenant: Geza Udvarsafy, der Militär-Abteilung des Königl. ungarischen Staats-Hengsten-Depots in Debreczin, und der Lieutenant: Julius Brandner, der Militär-Abteilung des königl. ungarischen Staats-Hengsten- Depots in Sepsi-Szent-György, — gegenseitig (auf eigene Kosten) ; der Ober­­­wundarzt, Friedrich Bela, von der Militär-Abteilung des Königl. ungarischen Staats-Gestütes in Togarasch, — zur Militär-Abteilung des Königl. ungarischen Staats-Gestütes in Kisber. In die Neserve wird überseßt: mit 1. April 1884: der Lieutenant Benjamin, Prinz Rohan des Hußaren-Regiments Prinz von Thurn und Taris Nr. 3, im Regimente. (Aufenthaltsort: Presburg — €. B. Nr. 72.) In den Ruhestand werden verlegt: mit 1. April 1884: der Haupt­­­mann 1. Kaffe Alexander Mascka des Infanterie-Regiments Karl Alexander, Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach Nr. 64, als invalid. (Domizil: Wien.) Sahrmarkitverlegung.) Der Herr Minister für Acerbau, Ge­­­werbe und Handel hat gestattet, daß in der zum Gebiete des Lasker Komitates gehörigen Gemeinde E3is-Szepviz der auf den 14. April fallende Jahrmarkt in diesem Jahre ausnahmıs­weise am 18. desselben Monates abgehalten werde. (Wieder eine neue Organisation) Mit 1. April soll die Systemisierung von Distrikt3-Oberingenieuren durchgeführt werden, welche zugleich Vorstände je eines Staatsbauamtes sein werden. Ungarn soll nach dem Plan des Kommunikationsministers in dieser Beziehung in 20 Distrikte geteilt werden. (Uebungsmarsch.) Lebten Montag fand ein Uebungsmarsch der ganzen Hiesigen Garnison statt; das Marschziel war Salzburg. Gegen 3 Uhr nachmittags ruc­en die Truppen wieder hier ein. ... ® die ordentliche Generalversammlung des Hermann­­­sädter Musikvereins) fand gestern vormittags in dem Uebungssaal des Vereinshauses statt. Nach Begrüßung der erschienenen Vereinsmitglieder durch den Vorstand, Symmasialdirektor Moriz Guist, verlag Sekretär Arnold Friedemann das Protokoll der regten, vor Jahresfrist abgehaltenen Generalversammlung, welches zur Kenntnis genommen wurde. Hierauf erstattete der Vorstand den Rechenschaftsbericht über das abgelaufene Vereins­­­jahr, das im Hinblick auf die zweimalige Aufführung des Brahms’ schen Requiems, auf die Berice-Grabmalzfeier, sowie auf die anläßlich der Lutherfesttage veranstalteten großen musikalischen Aufführungen zu den bewegtesten und reichsten Vereinsjahren gezählt werden muß. Aber G ‚innerlich ist für die Interessen des DVereins mit der Eröffnung einer neuen Abteilung der Mädchen-Chorschule ein bedeut­­­samer Schritt geschehen. Der vom Kaffier Wilhelm Fabritius vorgetragene Bericht ü­ber die Vermögensgebahrung wurde zur Kenntnis, der V­oranschlag pro 1884 angenommen und dem Kassier das Absolutorium erteilt. Die zum Schluß vorgenommene Neuwahl der tagungsgemäß aus dem Ausschuß ausscheidenden Mitglieder ergab bei allen Stellen die Wiederwahl ihrer bisherigen Inhaber.­­­ Der in jeder Hinsicht befriedigende Stand des Musikvereines Täßt mit vollem Recht auf eine weitere gedeihliche Entwiclung Dieses » ausge­­­zeichneten Kunstinstitutes hoffen. (Männerchor „Hermannia”) Die fettgetroffenen Verabredungen des V­ereins wurden durch eingetretene Nenderungen in den Dispositionen des Musikvereins alteriert, dergestalt, daß die diesmüchentliche Probe zwar aus­­­bleibt, die gesellige Zusammenkunft aber nicht Freitag, sondern wie ge­­wöhnlich Donnerstag stattfinde. Im der nächsten Woche nehmen die Proben Donnerstag den 3. April ordentlich wieder ihren Anfang. (Schullers „Reinold“.) Die Verlagshandlung Karl Gräfer in Wien wird die V­ersendung der pränumerierten Exemplare von Gustav Schuller’s „Reinold” im Laufe der Osterwoche vornehmen, die eigentliche Aus­­­gabe erfolgt später. (Konzert-Spiese) Der „Hermannstädter Kommis-Verein“ ver­­­anstaltet Sonntag den 30. März [. 3. im Saale zum „römischen Kaiser” eine Konzert-Soiree unter Mitwirkung der Stadtkapelle. Das Programm folgt in einer der nächsten Nummern. (Vom Wetter) Während es drei volle Tage einen ordentlichen Frühjahrsregen in der Ebene gab, fiel gestern auf den Zibing- und Foga­­­rajcher Gebirgen Schnee. Dem heutigen Winde merkt man es an, das er über frische Schneefelder zu uns weht. Uebrigens ist heute wieder ein schöner Frühlingstag angebrochen. 2 ii

Next