Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1884. Juni (Jahrgang 11, nr. 3181-3204)

1884-06-30 / nr. 3204

Istartion und j Administratiom Heltauergassess. Stftdeintuchi Anstalt­ u der snuiudzleiw tage täglich. Abonnement für Hermannstadt: monatlich 85 ke., vierteljährlich 2 fl. 50 fl., Halbjähri 5 fL, rt 10 fl. ohne Sebrelung, ar Se mit Zustellung 1 fl., 3f., 6 fl. 12 fl. Abonnement mit Postverseudung: Für das Inlands vierteljährig 3 fl. 50 I, Berbjährig 7 ft., ganzjährig Kür das Ausland: sierteljährig 7 AM. oder 10 Fres., halbjä­hrig EHM. bi 20: Fre3., natnte 28 AM. oder 40 Fra. Unfrantiste Briefe werden nicht angenommen, Pr nit­­­­­te nicht aurtidaehen­t. N 3204, XI. Jahrgang. Sermannfad f, Montag, 30. Duni Prännumerationen und Inferate übernehmen außer dem Hauptbureau, Heltauergasse Nr. 23, in Kronstadt Heinrich Zeidner, H. Dresz­­­wandt’s Nachfolger, Mediasch J. Hedrich’s Erben, Schässburg H. Zeidner’s Filiale, Bistritz Friedrich Wachsmann Nr. 187, Sächsisch-Regen Karl Fronius, Mühlbach Jos. Wagner, Kaufmann, Broos Paul Battoni, Zehrer, Wien Otto Maas (Haasen­­­stein - Vogler), Rudolf Mosse, A. Opelik, M. Dukes, Moriz Stern, Heinrich Schalek, J. Danne­­­berg, Pest A. V. Goldberger, Frankfurt a. M. G. L. Daube & C. mm Snfertionspreis: Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile hostet beim einmaligen Einladen 7 tr., das z­weitemal je 6 tr., das drittemal je 5 tr. d. W. exclusive der Gremvelgebühr von je M­­ar 1884. Pränumerations-Einladung auf das Siebenbürgisch- Deutsche Tageblatt. Mit dem 1. Juli 1884 beginnt ein neues Abonnement auf das „Siebenbürgisch-Deutsche Tageblatt“. Abonnement für Hermannstadt: monatlich 85 f., vierteljährlich 2 fl. 50 kr., halbjährig 5 fl., ganzjährig 10 fl. ohne Auftellung ins Haus, mit Zustellung 1 fl. 8 fl. 6 fl. 12 fl. — Abonnement mit Postversendung: für das Inland: vierteljährig 3 fl. 50 fl, Halbjährig 7 fl., sannährig 14 fl. für das Ausland: vierteljährig 7 AM. oder 10 Fred., Halbjährig 14 NAD. oder 20 Fred., ganzjährig 27ENM. oder 40 Fred. 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Schon damals trat in Wien, dank den thatkräftigen Bemühungen des Dr. Loehner, ein Verein der Deutschen in Böhmen zusammen, der sich bald zu einem Verein der Deutschen in Desterreich erweiterte. Es war die erste Ermannung der Deutschen gegen die­ Medergriffe der Slawen, das Vor­­­spiel des jegigen Schulvereins. Mannigfach wechselnde Ereignisse liegen da­­­zwischen, welche ich hier nicht verfolgen kann, nur das muß ich berühren, weil es die heutige Sachfrage erklärt, daß die Niederlagen des Jahres 1866 in Oesterreich gewirkt haben, wie eine Niederlage der Deutschen daselbst. Hatte auch die Verbindung mit dem deutschen Bund außerordentlich wenig wirk­­­lichen Einfluß auf die deutschösterreichischen Lande, so bestimmte sie doch den Charakter der Regierung. Seitdem hat sich alles geändert. Man hat ja lange von Uebergriffen der Tichechen gehört. Man sah mit Unwillen, daß auch hohe Beamte denselben nicht, wie er sich gebührt hätte, entgegentraten. Allein man schrieb das ihrer persönlichen Vorliebe für die Tschechen zu. Der Deutsche ist gewohnt, daß die Staatsgewwalt und ihre Organe jedem gleiches Recht ge­­­währen, oder doch gewähren sollen, mag er auch anderer Abstammung sein. Allein man weiß, daß andere Nationalitäten nicht so empfinden und denken, daß bei ihnen vielmehr, wo die Nationalität in Frage kommt, jedes Gerechtig­­­keitsgefühl aufhört. Aber für die Monarchie selbst schien doch die deutsche Sprache und Nationalität das einzig mögliche­ Bindemittel, die allein sichere Grundlage zu sein. So war es Historisch geworden, dem Widerstreben gegen eine tschechische Herrschaft über Oesterreich Hatte schon einst Rudolf von Habs­­­burg seinen Sieg und Thron verdankt. Wien selbst, die Hauptstadt, ist durch und duch, und eifrig deutsch, und sie ist Doch der Schlußstein, welcher die nur Toder verbundenen Lande zusammenhält. Hatte man einmal Ungarn preisgegeben, so schien für den Rest der deutsche Charakter um­­so unentbehr­­­licher. Die italienischen Landesteile, welche Oesterreich noch geblieben sind, gravitieren in gefährlicher Weise nach Italien ; deutsche Herrschaft hassen sie sich ungern gefallen, sollten sie etwa tschechische vorziehen? Die südlichen Slawen suchen ebenso wenig ihren Schwerpunkt in Böhmen, und wo die Polen ihn suchen, ist nicht unbekannt. Es schien so selbstverständlich, daß nur das überall verbreitete deutsche Element, fast überall im Befit überlegener Bildung, *), Siehe Nr. 3202 des „S.-D. Tageblattes”, Strebsamkeit, industrieller Tüchtigkeit, das­ Ganze zusammenhalten könne, starf durch Anlehnung an das befreundete Deutsche Reich, starf durch Höhere Kultur. &3 .schien so unmöglich zu sein, daß man das ändern wolle, daß man auch die Deutschen mit Gewalt den zentrifugalen Elementen beigesellen wolle, an denen doch Schon Fein Mangel ist, ihren Kulturgrad herabdrücken wolle doch Zerstörung ihrer Schulen, daß nur langsam, allmählich, widerstrebend die Ueberzeugung sich Bahn gebrochen Hat, daß es wirklich so ist, daß wir nicht Ausschreitungen einzelner Beamten vor und sehen, sondern eine überlegte Uenderung der Gesamtpolitik. € ist nicht anders: das deutsche Element gilt als das unzuverlässigste. Man giebt ihm Hinneigung zum Deutschen Reiche schuld, zu welcher er doch nur künftlich einge­­­drängt wird. Auch für die katholische Kirche, und das ist vielleicht die Hauptsache, gelten die Deutschen nicht mehr als zuverlässig, sondern als der Hinneigung zum Pro­­­testantismus verdächtig, wenigstens nicht unbedingt fügsam. Thatsache it, daß der katholische Klerus, mag er deutscher Abkunft sein oder nicht, fast überall auf der Gegenseite steht. So muß man wohl die Behauptung als richtig anerkennen, daß für die Sicherheit und Machtstellung der Monarchie höchsten Ort3 die deutsche Basis als eine unsichere und auf die Dauer­ unhaltbare betrachtet wird, während dagegen eine flavisch-katholische Monarchie bessere Aussichten verspreche. Gegen die immer fühlbarer werdenden­ Wirkungen dieses Systems erhob sich in Wien im Frühjahr 1880 der österreichische Schulverein. Die lebhafte Empfindung der unmittelbar drohenden Gefahr führte ihm sehr zahlreiche Mitglieder und ansehnliche Geldmittel zu, und seine Wirksamkeit zur Er­­­haltung bedrohter Schulen ist eine sehr bedeutende. Mit Hunderttausend Mit­­­gliedern lassen sich Schon erhebliche Wirkungen erzielen; sie rechnen mit Hundert­­­tausenden von Gulden, gründen und erhalten eine ansehnliche Anzahl von Schulen, Kindergärten und anderen Anstalten. Sie bedürfen unserer Hilfe eigentlich nicht, aber sie legen hohen Wert auf die gemeinschaftliche Arbeit, auf die moralische Unterfrügung, welche ihnen­ dadurch zu teil wird; es wirkt in anregendster Weise auf die bedrängten Deutschen, wenn sie erfahren, daß selbst da draußen im Reich die Landsleute ihrer nicht vergessen haben und ihnen helfen wollen. Gleich anfangs hatte die Stiftung des Wiener Schulvereins in Deutschland Lebhaften Anklang gefunden, zunächst bei denen, welche die Zu­­­­tände aus eigener Anschauung fennen und besondere Beziehungen zu Oester­­­reich haben. Allein diese Sache geht weit hinaus über frem­dnachbarliche Teilnahme. Die Vorgänge in Ungarn und Siebenbürgen erscheinen manchem als fern abgelegen und nur wenig berührend — mit Unrecht, den bei der immer wachenden­­ Bedeutung der Länder­ des­­ europäischen Stüdostens­ ist es keineswegs ohne Wichtigkeit auch in praktischer Hinsicht, ob ein fester Stütk­­­punkt der deutschen Nationalität, eine deutsche, srrelefante, intelligente, unter­­­nehmende Bevölkerung an der großen Straße nahh dem Schwarzen Meere lahıngelegt, ja vernichtet wird, oder nicht. Aber viel näher noch rücht­­ung hier die Gefahr. Wenn in Böhmen, Mähren, Schlesien ein tschechisches Reich, ein Großtschechien, wovon sie träumen, in Steiermark, Kärnten und Krain ein zwindisches oder slowenisches Reic­ sich bildet und befestigt, wenn alle früher gewonnenen Stoßpunkte deutscher Kultur zerstört werden, und beide auf die noch deutschen Provinzen in der Mitte drüden, so werden auch für das Deutsche Reich die Folgen mehr und mehr si fühlbar machen. Das österreichische Vereinsgefeb erschwert die Verbindung, da Z­weig­­­vereine im Ausland nicht gestattet sind, und deshalb, dann aber auch, weil man hier nicht auf die Unterftügung der Deutschen jenseits der Leitha ver­­­zichten wollte, bald auch eine noch allgemeinere Thätigkeit ins Auge faßte, hat in vollem Einvernehmen mit dem Wiener Schulverein eine Trennung statt­­­gefunden. Am 15. August 1881 trat der Allgemeine Deutsche Schulverein selbständig ins Leben und erfreut sich seit den einer fortwährend wachsenden Teilnahme, wie sie sich soeben in Berlin­ auf der dahin berufenen V­ersamm­­­lung von Delegierten der Zweigvereine in erhebender Weise gezeigt hat. Die innige Beziehung zu dem Wiener Verein k­­am hier zum bestimmten Aus­­­druch, und wegen der so sehr schwierigen und schwer zu beurteilenden Ver­­­hältnisse in Oesterreich, wegen der so unentbehrlichen Lokal­enntnis, welche uns fehlt, wurde, wie schon früher, so auch recht von neuem festgelegt, daß alle dorthin gerichteten Unterfrügungen nur doch Vermittelung des Wiener Bereich und im Einverständnis mit ihm erfolgen dürfen. Wir sind also auch hier, das ist nicht zu leugnen, in einem gewissen Gegensat zur Staatsgewalt, allein da nur zu einer augenblicklichen, Hoffents­­lich vorübergehenden Tendenz derselben. Es ist Bitter wenn deutschgesinnte Beamte eben wegen dieser Gesinnung beseitigt oder verlegt werden, wenn das einzige Schullehrerseminar in Krain den Slowenen ausgeliefert wird, deren Sprache noch gar nicht fertig ist, sondern erst erfunden wird. Um nämlich diese, die man bis dahin nur als den windischen Wolfsdialett nannte, Litte­­­rarisch brauchen zu können, wird eine Sprache erfünftelt, welche der Bauer gar nicht mehr versteht, und die die Lehrer bei solcher Sachlage beschaffen sind, dag fünnen wir uns leicht­­­ vorstellen. Oder vielmehr nicht Leicht, da wir hier keine Gelegenheit haben, solche ebenso anspruchsvolle wie bildungs­­­lose Nationalitäten kennen zu lernen. Die Schulbücher müssen erst gemacht werden, aber einst­weilen werden ihnen die Schulen ausgeliefert. —im Auslande gegen direkte Einsendung von 2 politische Nebelsicht. Hermannstadt, 29. Juni. Der Ministerpräsident Herr v. Tipa befindet sich in Wien. Er ist dieses an und ist sich nichts besonderes, da Geschäfte aller Art die Wiener Reifen oft notwendig machen, diesmal gilt indes seine Anwesenheit einem ganz aparten hervorhebungswerten Zwischenfalle; die gefristete Grafschaft Zirol hat nämlich ihre Selbständigkeit von Ungarn deklariert. Mean hat es zwar seit längerer Zeit in Oesterreich mit einer derartigen Richtung zu thun, die in Organen der P­resse und bei anderweitigen Anlässen ora­­­torisch die Unabhängigkeit von Ungarn vertritt, aber daß Tirsl den Anfang machen sollte, mußte gewiß überraschend wirken. Nun, Scherz bei Seite, so arg ist es wohl nicht, aber immerhin ist es eine bemerkenswerte Erscheinung, wenn die Zunzbruder Statthalterei einen Erlaß herausgiebt, nach welchen den Tiroler Sparfasten die Belehnung ungarischer Pfandbriefe nicht gestattet wird. Damit dieses verderbliche Feuer nun nicht weiter um sich greife, verhandelt Herr von Tipa im Augenblickk mit der sterreichischen Regierung, und soll derselbe, wie es heißt, auch die Zusage erhalten haben, daß der Grundtag, welcher in dem Erlaße der tirolischen Statthalterei zum Ausdruck kam, auf andere Fälle nicht ausgedehnt werde. Herr v. Tipa will ü­berhaupt eine Gleichstellung der ungarischen, mit den österreichischen Staatspapieren, Pfandbriefen u. |. w. anbahnen, zu dem gew­ünschten Er­­­folge wird Hoffentlich der Verlauf des Preßburger „Ochsenkrieges“ auf der andern Seite seinen bittern Nachgeschmad zurücgelassen haben. Ein „Rapierbe­­­lehnungskrieg“ wirde­­eben Ungarn empfindlicher treffen, da eine Nezi»­­progität nicht ausgiebig ausgeübt werden kann, weil die ungarischen Wert­­en­­dem­ Zug über die Leitha ausgejeßt sind, als es umgekehrt­­er Fall ist. Von offiziöser Seite wird der „Politischen Korrespondenz“ aus Pe­­st geschrieben, daß die Gelegentwürfe über die Verlängerung der Reichstags­­­periode von drei auf sechs „Jahre und über die Reform des Oberhauses bereits in der ersten Session des neuen Reichstages zur Verhandlung kommen und daß die Entscheidung hierüber nicht später als in der zweiten Session erfolgen werde. Die "Wiener Ztg." veröffentlicht das Organisationsstatut fü­r den staatlichen Eisenbahnbetrieb in Oesterreich, und damit ist die Frage über Zentralisation oder Dezentralisation des Eisenbahnwesens, und zwar in ersterem Sinne, wenn auch den polnischen Wünschen in etwas Rechnung getragen wurde, entschieden worden. Es wird eine Generaldirektion für die gesamte Verwaltung und den staatlichen Betrieb des Bah­wetes eingesetzt, welcher außerdem ein Staatseisenbahnrat fü­r ganz Oesterreich beigegeben ist, dieser Generaldirektion sind elf Betriebsdirektionen untergeordnet. Die Dienst­­­sprache der Staatseisenbahnverwaltung ist die deutsche; nur in Galizien ist die Geltung dieser Sprache als Dienstsprache auf den internen Verkehr, legtern aus seiner schreclichen Lage sicher zu sein, werde ich auch noch dem Bater der Braut des Lieutenants von Weilmann die Aufschlüffe, welche ich geben man, zugehen Lassen. Erzellenz bitte ich nochmals inständigst um Vergebung. Es ist anders gekommen, als ich wüns­chte und beabsichtigte,e IH glaube indessen recht zu handeln. Wenigstend Habe ich nach bestem Wissen und Gewissen die Wahrheit hier angegeben. Mit diesem Bewußtsein werde ich noch, ehe er Mitternacht geworden, vor Gottes Richterstuhl treten — !” Arthurs Stimme war algemah in ein Flüstern übergegangen, welches nur stoßweise aus seinem Munde hervorkam. Seine Gestalt schwankte manc­h­­­mal recht bedenklich. Als er soweit gelesen, wie oben wiedergegeben, sank er, ohnmächtig werdend, langsam in sich zusammen. Dem Oberst Donner gelang es indessen, ihn noch rechtzeitig vor dem Falle in den Armen aufzu­­­fangen. Die anderen drei Herren sprangen von ihren Lilien auf. „Eine Harte Strafe!” murmelte der Kommissionsrat Reuter in bedauern­­­dem Tone, Beniffeton. Im Verdacht. Erzählung von Karl Schmeling. (31. Fortlegung.) „Ic kann nicht weiter —!” sröhnte Arthur, das Rapier senfend. Schon längst hatte er nur noch stoßend gel­esen und merklich gezittert. Mit dem General von Huldringen war inzwischen eine Verwandlung vor sich gegangen. Er hatte sich ermannt. An Stelle des trauernden, unter der Wucht des Schlages erliegenden Vaters, kam der zürnende Mann, zugleich auch der jedem­ Wechsel des Geschids Tühn die Stirn bietende Soldat zur Geltung. Der Schmerz, von dem der Diener in seinem Schreiben sprach, war über­­­­wunden und die Neigung, ein strenges Richteramt über denjenigen auszuüben, welcher ihm jenen zugefügt, trat in ihr Recht. „Lies Hallunfe!” rief der alte Herr mit Stentorstinme, so wie Arthur seinen Seufzer herbergepreßt; zugleich legte er die Hand an das Gefäß seines Degen und seine Züge verrieten, daß er wohl im ftande sei, sich bis zur Anwendung des Eisens zu versteigen, wenn sein barscher Befehl auf Ungehorsam stieß. Der alte Donner­­job fie besorgt zwischen Vater und Sohn. Arthur sah den Vater mit nichtssagendem Blide an. Auch mit ihm ging eine neue Wandlung vor sich. Stumpfe Gleichgiltigkeit trat an die Stelle der bisherigen Hengstlichkeit in seinem Wesen. Monoton war er weiter: „— 48 Oberst Donner gestern bei Erzellenz war, befand ich mich in der Garderobe und Hörte, was die Herren prachen. Bei der Behauptung des Dopbersten, daß ich der Dieb sei, Tan mir ein besonderer Gedanke, Meine dumme Narrheit Hatte die erste Veranlassung zu dem besten Handel gegeben; denn Hätte ich sofort den Brief aus meinem Zimmer geholt und zurüdgegeben, konnte er seinem Anderen in die Hände fallen. Ich beabsichtigte, meinem gütigen Herrn einen bitteren Schmerz zu ersparen und einen Unschuldigen vor ent­­­ehrender Behandlung zu schüßen. Beides konnte ich, wenn ich mich zu dem Diebstahl bekannte, und ich faßte den Entschluß, solches zu thun. Doc bald fiel mir ein, daß man mich fragen werde, was ich mit dem Gelde angefangen ; darauf konnte ich ja seine glaubliche Auskunft geben. ZH war also gezwungen, meinen Entschluß zu ändern und ich that es. ZH nahm mir vor, mich davon zu machen und mein Geständnis aus der Ferne schriftlich abzulegen. Meine scheinbare Flucht war geeignet, jenes zu bestätigen. Meine Absicht ward dadurch erreicht und ich selbst konnte dan um so eher allen Weitläuftigkeiten durch eine Kugel aus dem Wege gehen. Zu diesem Zweckk nahm ich gestern Urlaub von Exzellenz. Zu diesem Rivedife verließ ich heute die Hauptstadt und ging zunächst nach Lühne, um meine Brüder noch ein Mal zu sehen. In Lühne erlangte ich jedoch Kenntnis von Thatsachen und Vorgängen, welche 68 mir zur Pflicht machten, anders zu handeln, als ich mir vorgenommen hatte. 3 lag in meiner Absicht, durch das Opfer, welches ich darzubringen gedachte, ein gutes Werk zu verrichten. Ich glaubte, daß Herr Arthur durch meinen Tod, besonders wenn ich ihn durch einige Zeilen noch darauf hin­­­treifen möchte, in sich gehen würde, um ein anderer , besserer Mensch zu werden. Leider sollte ich in Sühne erkennen, daß verselle nicht mehr zu retten und daß er bereit, eine Bahn betreten, welche ihn der Schonung unwert machte. Zugleich ward mir die völlige Gewißheit, daß Arthur den Geldbrief, — woran ich mitunter immer noch zweifeln wollte — entwendet hatte. Arthur hat nämlich seine Stellung benucht, den bereits gegen den Lieutenant von Weismann vorliegenden Verdacht zu verstärken und gewissermaßen einen vollwichtigen Beweis für dessen Schuld zu schaffen. Er gehörte zu den Beamten, welche gestern Haussuchung bei dem verhafteten Herrn von Weilmann abhielten. Er war es, der das Couvert des abhanden gekommenen Briefe im Zimmer des Lieutenants Hinter der Sophalehne fand; der Diener des Lieutenants von Weilmann will dasselbe jedoch schon vorher in der Hand Arthurs gesehen haben. Doch darauf fan­n es nicht ankommen. Nur Arthur kann den Brief entwendet haben; nur er konnte das Couvert an den bezeichneten Ort bringen; das Auffinden­­­ desselben durch ihn verrät deutlich genug, was er mit dem­­­ eten Manöver bezrwedte. Von dem Unheil, bweckes hierdurch über den Lieutenant von Weilmann gekommen, sind auch noch andere brave Menschen betroffen worden. So ist die verlobte Braut des Lieutenants schwer erfrankt. Erzellenz kann ich nicht zumuten, mit meinem Schreiben in der Hand, selbst klagend gegen den Sohn aufzutreten. Doch werden Erzellenz sicher thun, was sich thun Laßt, um einen Unschuldigen zu retten. Um der Befreiung des X. Der Oberst Donner führte den ohnmächtigen Arthur zu einem Leffel und ließ ihn auf demselben nieder. Der Gerichtsdirektor näherte sich der Gruppe mit einem Glafe Waffer. Arthur kam duch Besprengen des Gesichts mit Wasser nach einiger Zeit wieder zum Bewußtsein. Sein irrer Bli blieb einen Moment auf dem Bater haften und fast schien es, als werde er reuevolle Worte an denselben richten. Er blieb jedoch stumm, und dies war vielleicht auch das beste. Denn er verriet auch nicht der Leifeste Zug in den Mienen des Generals, daß er dem Sohne eine leise Spur von Teilnahme sciente. Als Arthur wieder zu sich gekommen war, wendete sich der alte Kanonens­­conner mit einem Bilide sprechendster Verachtung von dem jungen Manne fort. Auch der Direktor nahm seinen Sit­­z wieder ein. „Bei dem von uns eingeschlagenen Verfahren“, nahm der Lebtere das Wort, „bedü­rfen wir der weiteren Zugeständnisse des jungen Heren wohl nicht. “3 fragt sich nun zunächst, ob Erzellenz wegen der Entwendung des Geldes einen Strafantrag zu stellen beabsichtigen ?* ni.

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