Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1884. November (Jahrgang 11, nr. 3311-3335)

1884-11-21 / nr. 3328

r Medaklion und Administration Heltauergasse 23. Er scheint mit Ausnahme der Sonn- und Steier­­­tage täglich. Abonnement für Hermannstadt: monatlich 85 Er., vierteljährlich 21.50 fl, Halbjährig 5 fl, ganzjährig 10 fl. ohne Zustellung in’3 Haus, mit Bustellung 1 fl, 3 fl., 6 fl, 12 fl. Abonnement mit Dofversendung: Für das Inland: vierteljährig 3 fl. 50 ee 7 f., ganzjährig Für das Ausland: vierteljährig­ 7 ARM. oder 10 res., halbjährig 1a NM. oder 20 ee 23 AM. oder 18. anm­an Unfrank­ete Briefe werden nicht angenommen, Manuskripte nicht zurückgestelt. Siebenbürgisch-Deutsches all, Sermannfadt, Streitag, 21. November Pränumeralionen und Iinferate Übernehmen außer dem Hauptäurean, Heltauengefje Kr. 28, in Kronstadt Heinrich Zeidner, H. Dresm­­­­andt’s Nachfolger, Mediasoh Johann Hedrich's Erben, Schässburg Carl Herrmann, Bistritz Pr. 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Die volkswirtschaftliche Assoziation würde im Wege der intensiven Bodenbewirtschaftung naturnotwendig einen größern Reinertrag­­­ erzielen als selbst der fleißigste Großgrundbefiger, welcher ein dem Gesamtbefik der volks­­­wirtschaftlichen Assoziation gleichkommendes Landgut bewirtschaftet, ‚denn der einzelne Großgrundbesiger muß mit gedungenen Arbeitskräften wirtschaften, während bei der volkswirtschaftlichen Afsoziation jeder für das gemeinsame Ganze und somit für sich sel­­bst arbeiten würde, solche Leute aber erfahrungs­­­gemäß quantitativ und qualitativ viel mehr Leisten, als jene, welche für fremden Nuten arbeiten. Wenn wir nun bedeuten, daß bei uns in Ungarn -Groß jenes weiten Gebietes, welches der Großgrundbefig einnimmt, die große Masse des Kulturbodens dem uni...eren und Kleingrundbefig gehört und daß somit der erwähnte Vorteil der volkswirtschaftlichen Assoziation nahezu der gesamten landwirtschaftlichen Produktion zugute käme, dann können wir und eine ungefähre Vorstellung von jenem großartigen materiellen Aufschwunge machen, welchen eine auf die Institution der volfswirtschaftlichen Afsoziation basierte Reform in unserem Baterlande im Gefolge hätte. Dieser Aufschwung wäre um jo größer, als die volfswirtschaftliche Afsoziation ist nicht auf die Agrikultur, beziehungsweise auf die Landwirtschaft und deren Nebenzweige beischränken, sondern gleichzeitig den Boden bilden würde, worauf eine blühende ungarische Industrie entstehen könnte. Ganz abgesehen von dem Reichtum Ungarn? an produktivem Boden giebt es kaum ein Land, welches mit so viel Naturirägen gesegnet wäre, als unser Vaterland, und nichts beweist so sehr den Mangel einer ent­wickelten ungarischen Industrie als die Thatsache, daß der größte Teil jener Natur­­­schäße entweder gänzlich brach liegt oder aber in ganz und gar ungenügender Weise verwertet wird. Jene ausgezeichneten Männer, welche an der Spibe der in der unga­­­rischen Gesellschaft im Zuge befindlichen volkswirtschaftlichen Bewegung stehen, haben unter anderem auch die Förderung und Vervollkommnung der soge­­­nannten Hausindustrie fi zum Biele gefegt, di meinerseits bin gewiß der legte, welcher seine aufrichtige Anerkennung einem solchen patriotischen Streben versagen würde, sowie ich überhaupt namentlich jenen geehrten Mitgliedern der ungarischen Wristokratie, welche die volfswirtschaftliche Bewegung in der ungarischen Gesellschaft nicht al politisches Agitationsmittel benüten, Sondern wirklich und aufrichtig die volfswirtschaftliche Emporhebung Ungarns anstreben, diese ihre Wirksamkeit geradezu al Verdienst anrechne, trog dem ich jenen Weg und jene Mittel, welche die betreffenden Herren zur Erreichung des Zieres bisher gewählt, für verfehlt Halte; als Verdienst aber ‚rechne ich diesen Herren ihre­ bezügliche rastlose und uneigennügige Thätigkeit deshalb an, weil sie dadurch ihren Standesgenossen ein nachahmenswertes Beispiel geben, ein Beispiel dafür, daß auch der Beste nicht zu gut sei, für's Vaterland zu denken, zu arbeiten und Opfer zu bringen. Zudessen, jo jeder ich auch das erwähnte patriotische Streben würdige und obwohl ich die Bedeutung und den Wert der Hausindustrie feineswegs ver­­­tenne, so bin ich doch der Ansicht, daß man die im Vaterlande leider ohnehin dü­nn genug gefäeten Arbeitskräfte um so weniger auf die Förderung und Ver­­­vollkommnung der heimischen Hausindustrie verzetteln darf, als die entwickel­­­teste Hausindustrie die in Ungarn fehlende Großindustrie nicht erregen kann. Anstatt also unsere Hausindustrie zum Versuchsfeld unserer Thätigkeit zu machen, müßten wir vielmehr dahin streben, daß wir nach Möglichkeit fümt­­­liche verfügbaren Arbeitskräfte im Interesse der Gründung einer konkurrenz­­­fähigen heimischen Großindustrie zusammenfasfen, beziehungsweise durch An­­­wendung jener mächtigen Mittel, womit die moderne Großindustrie­­­ arbeitet, eine konkurrenzfähige Großindustrie in unserem Vaterland e schaffen. Die Mittel der modernen Großindustrie aber sind hauptsächlich zwei, nämlich: die Ber­­­einigung der einzelnen Kräfte zu gemeinsamer industrieller Thätigkeit und die Ausbußung des heutigen industriellen Maschinenwesens sowie der heutigen industriellen Technik überhaupt. Die Möglichkeit der Anwendung beider Mittel wäre nun in der In­­­stitution der volfwirtschaftlichen Assoziation gegeben, denn die Mitglieder der volfswirtschaftlichen Assoziation wären zu einer gemeinsamen Thätigkeit, nämlich zur gemeinsamen Bearbeitung des Grund und Bodens bereits ver­­­einigt, daher mit der Ausdehnung dieser gemeinsamen Thätigkeit auf das Gebiet der Industrie das eine Mittel der modernen Großindustrie t­atsächlich vorhanden wäre. Was aber das andere Nättel, nämlich die Ausnäßung des heutigen industriellen Maschinenwesens so­wie der heutigen industriellen Technik überhaupt betrifft, so wäre die volfswirtschaftliche Assoziation infolge ihrer unausbleiblichen landwirtschaftlichen Prosperität und ihres unzweifelhaften Kredits früher oder später sicher in der Lage, um auch über das erwähnte zweite Mittel zu verfügen, beziehungsweise die dazu nötigen Investitionen und Betriebskosten zu bestreiten. Es ist wahr, in den auf solche Weise ins Leben gerufenen Werkstätten und Fabriken könnte in der Regel nur im Winter gearbeitet werden, da im Sommer die Landwirtschaft sämtliche Kräfte in Anspruch nehmen würde. In­­­dessen wäre das nicht nur sein Nachteil, sondern geradezu ein solches Glück, um das uns das ganze industrielle Ausland bemeiden würde, denn doch diese Abwechslung zwischen der industriellen und land­wirtschaftlichen Thätigkeit bliebe Ungarn von all jenen schweren Uebeln verschont, welche anderwärts aus der ununterbrochenen Beschäftigung in den Fabriken während des ganzen Jahres für die Fabrif­arbeiter in physischer und moralischer Beziehung er­­­wachsen und in jedem modernen Industriestaate wie ein schleichendes Gift fortwuc­hern. Aber selbst im­­materieller Beziehung steht die mit der Landwirtschaft gepaarte Industrie der reinen Fabriksindustrie min­­­destend nicht nah, da Wissenschaft und Erfahrung lehren, daß jenes Plus, welches die reine Fabriksindustrie im Vergleich zur ersteren an und für sich erzielt, durch jenen Nuten reichlich aufgewwogen wird, welchen die Bandwirtschaft aus ihrer Vereinigung mit der Inndustrie zieht. Hiezu kommt noch, daß die industrielle Produktion der volfswirtschaft­­­lichen Assoziation gegenüber der reinen Fabrik­industrie denselben Vorteil be­­­säße, welchen die volfswirtschaftliche Assoziation in landwirtschaftlicher Be­­­ziehung vor dem auf gedungene Arbeitskräfte angewiesenen Großgrundbesit voraus hätte, nämlich den Vorteil, daß­ die Arbeiter bei der volkswirtschaft­­­lichen Assoziation den Reinertrag ihrer industriellen Unternehmungen nach Verhältnis ihres Privateigentumes und im persönlichen Arbeit untereinander aufteilen und aus diesem Grunde quantitativ und qualitativ viel mehr Leisten würden, als die Arbeiter der reinen Fabriksindustrie, welche bios den auge­­bedungenen Arbeitslohn erhalten, während der ganze Reingewinn dem Fabrif­­­­eigentümer bleibt. Die natürliche Folge hievon aber wäre die, daß bei den industriellen Unternehmungen der volfswirtschaftlichen Assoziation jene Nach­­­lässigkeit und Oberflächlichkeit in der Arbeitsleistung, welche eine der großen Schattenseiten der reinen Fabrik­industrie bilden, nur ausnahms­weie oder gar nicht vorsämen, — daß diese Unternehmungen vielmehr duch Pünktlichkeit, Gewissenhaftigkeit und Solidität si) auszeichnen würden und daß somit auf dem Boden der volfswirtschaftlichen Assoziation in relativ kurzer Zeit eine konkurrenzfähige Großindustrie in unserem Vaterlande entstünde. Hier ist nun der Ort zur Aufwertung der Frage, in welchem Ver­­­hältnis bei ung in Ungarn der mittlere und Kleingrundbesiß in volfwirt­­­schaftliche Assoziationen sich aufzuteilen hätte, beziehungsweise welchen Umfang die einzelnen volf­wirtschaftlichen Assoziationen haben sollen? Eine erschöpfende Antwort auf diese Frage sei eine gründliche Untersuchung der verschiedenen Lokalverhältnisse in unserem Vaterlande voraus, was nicht die Aufgabe eines einzelnen Menschen sein kann. Indessen ist dieses auch nicht nötig, denn bei der Erörterung einer großen Reform handelt es sich um die Festtellung ge­­­wiser Prinzipien und allgemeiner Gesichtspunkte, während einzelne Details, die die verschiedenen Lokalverhältnisse des Landes erst im Stadium der Aus­­­führung in Betracht kommen. Bezüglich der aufgeworfenen Frage aber läßt si im voraus ein Prinzip feststellen, welches zur Beurteilung der ganzen Sache vollkommen genügt. Nachdem nämlich der Zweck der volfswirtschaftlichen Assoziation in aller­­­erster Linie darin besteht, dem mittleren und Kleingrundbesiger die Einführung der intensiven Bodenbewirtschaftung zu ermöglichen, hiezu aber ein entsprechend ausgedehnter Grundbeiig und ein entsprechendes Investitiond- und Betriebs­­­kapital gehören, so müßte jede einzelne volkswirtschaftliche Assoziation folgende zwei Bedingungen erfüllen: Erstens müßte sie mindestens über jenes Minimum an Grund und Boden verfügen, welches die erfolgreiche Durchführung der intensiven Bodenbewirtschaftung unbedingt fordert; zweitens wieder müßte sie mindestens so viel mittlere und Kleingrundbefiger in sich vereinigen, daß sie auch in dem Falle, wenn der Grundheft ihrer einzelnen Mitglieder mehr oder weniger bereits mit Hypothesarschulden belastet wäre, jenes Minimum an Investitions- und Betriebskapital, ohne welches die erforderliche Durchführung der intensiven Bodenbewirtschaftung nicht möglich ist, im Wege des Kredites sich verschaffen könnte. Diesemnach wäre die Ausdehnung der einzelnen vollen wirtschaftlichen Assoziationen bei der großen­­­ Verschiedenheit der Lokalverhält­­­nisse in unserem Vaterlande durchaus nicht die gleiche. Einige würden bloß aus den mittleren und Kleingrundbesigern einer einzigen Gemeinde bestehen, während andere mehrere benachbarte Gemeinden in sich schlöffen, in meld legterem Falle es in der Natur der Sache liegt, daß die wirtschaft­­­e Interessen der betreffenden Gemeinden in Einklang miteinander sein müßten. Wenn bei und in Ungarn der gesamte mittlere und eingrundbefig in der bezeichneten Weise sich gruppieren und so ein ganzes Neb von volfswirt­­­schaftlichen Assoziationen über unser Vaterland sich ausbreiten würde, dann unterliegt er seinem Zweifel, daß eine solche systematisch durchgeführte Reform auch den Handel Ungarns und zwar nach Innen und nach Außen mächtig fördern würde. Nach Innen deshalb, weil jene großartige Steigerung der landwirtschaftlichen und industriellen Produktion, welche diese Reform im Ge­­­folge hätte, die Zahl der im Inlande erzeugten Verkehrsartikel vermehren und die Produzenten selbst zahlungs- und somit konsumtionsfähiger machen, beides aber die gesamte Güterzirkulation, welche eben der Handel­ vermittelt, beschleunigen und erhöhen würde. Nach Außen wieder deshalb, weil in unserem Baterlande die Produktionskraft des Landes teils größer, teils mindestens nicht geringer, dagegen die Produktionskosten teils geringer, teils mindestens nicht größer sind als im Auslande und somit im Falle der gehörigen Aus­­­wügung dieser beiden großen Vorteile mittelst der volkswirtschaftlichen Assoziationen der Handel Ungarns der Konkurrenz des Auslandes auf den Weltmärkten immer mehr gewachsen wäre. In dieser Beziehung würden nicht einmal jene Länder eine Ausnahme machen, welche namentlich in land­­­wirtschaftlichen Erzeugnissen von Jahr zu Jahr eine immer gefährlichere Kon­­­kurrenz für alle übrigen Biodbustionsländer entwickeln und diese ihre Neberregenheit insbesondere Ungarn gerade im laufenden Jahre Schmerzlich genug empfinden ließen; ich meine, die vereinigten Staaten von Nordamerika, Rußland, Australien und Indien. Ungarn steht nämlich bezüglich der Produktionskraft des Landes mit diesen vier Ländern so ziemlich in einer Linie, und nachdem erfahrungsgemäß mit jedem größeren Sortischritte auf dem Gebiete der wirtschaftlichen Produktion die Produktions­­­kosten ich vermindern, jo namentlich mit jeder größeren B Verbesserung des landwirtschaftlichen Betriebes die Produktionskosten des Getreides finden, — was, in Parenthesis bemerkt, eine für unser Vaterland sehr wichtige Kon­­­sequenz, nämlich eine bedeutende Zunahme der Landesbevölkerung nach fi zu ziehen pflegt, — so wäre Ungarn auch­ bezüglich der allgemeinen Pro­­­duktiondfoften gegenüber Amerika, Rußland, Australien und Indien im P Vor­­­teil oder mindestens nicht im Nachteile. sobald sämtliche ungarische Produzenten sowohl rücksichtlich der Landwirtschaft als an der Industrie mit all jenen Mitteln arbeiten würden, welche die moderne Wissenschaft auf beiden Gebieten an die Hand giebt,­­­ was eben nur durch Einführung der Institution der volkswirtschaftlichen Assoziation möglich wäre. Wenn wir nun Hinzurechnen, daß Ungarn vermöge seiner geographischen Lage seine Ausfuhrartikel teils wascher, teils billiger nach den Weltmärkten befördern konnte, als die vier genannten Länder, — ein Bier, welches man Sie hatte sich, während sie sprach, in einen der Hohen Lehnfessel ge­­worfen und gähnte ganz ungeniert. „Ich wollte, wir wären noch eine Zeit lang in Nizza geblieben; man langweilt sich Hier wahrhaftig zu Tode.” „Ich finde es sehr Hübich hier und amüsiere mich so vortrefflich, das mir die Zeit immer zu schnell vergeht.“ „Aber ich bitte Sie, wie fangen Sie dag nur an?­­ch bin immer froß, wenn ich mich bed Abends zu Bette lege und mein erster Gedanke des Morgens it. Ach, wäre­ der Tag doch erst zu Ende!“ „Das ist ja schredlich”, stieß ich ziemlich umüberlegt Heraus, fügte aber sofort entschuldigend Hinzu: „Ich meine, es muß sehr unangenehm sein, so wenig Freude am Leben zu haben. Sie sollten sich doch die Zeit angenehmer zu vertreiben suchen.” Sie lachte laut auf. „Geben Sie mir nur einen guten Rat, auf welche Weise, Sie weise Magdalene, un d feien Sie versichert, daß ich Ihnen lebens­­­länglich dankbar sein werde. Uebrigens ist e3 ja nun nicht mehr so schlimm. Sie müssen wissen, daß Ihre Vorgängerin die Langweiligste, steifste alte Jungfer war, die es geben fan. Sie hat mich mit ihren ewigen englischen Vokabeln fast zur Verzweiflung gebracht. Sie sind jung und hoffentlich zugänglicher , daß ist schon ein Vorteil. Außerdem denke ich, wird Oskar etwas Leben in die trägen Gemüter unserer edlen Landjunfer bringen und sie etwas auf­­­muntern.” Ich Schwieg, denn bei den feßten Worten Celesteng, die so ohne meitere# über Herrn von Random disponierte, konnte ich ein unangenehmes Gefühl nicht ganz unterdrücken. Ich dachte wehmütig daran, daß die s­­chönen Spaziergänge nun wohl für immer vorbei wären, denn die Baronesse liebte so harmlose Vergnügungen gewiß nicht. „Run, worüber sinnen Sie nach?“ „Ich erinnerte mich eben einiger sehr hübschen Ausflüge“, entgegnete ich ziemlich der Wahrheit gemäß. „Wohin und mit wen?“ „Mit Herrn von Random, Odo, ihren seinen Schwestern, von ihrem Papa oder Frau von Wallern begleitet; auch Johanna von Never und deren Bruder, sowie Herr von Schönhausen schloffen sich uns an.“ «­«. Heni­leton. Aus der Jugendzeit. Bon 2. Migula (23. Fortlegung.) Ich holte meine Malgeräte und begab mich in den Ahnensaal, wo auf der ‚Staffelei das Bild der schönen Verborgenen stand. ‚ Der Kopf war fertig, ich hatte fleißig gearbeitet und prüfend betrachtete ich mein M Werf. Dabei mußte ich wohl denken, was wohl dies schöne junge Weib zerbrochen haben mochte, daß man ihr Bild verbannt und verborgen, daß sie vergessen im Grabe ruhte und niemand ihren Namen nannte, Bergeffen ? Dachte wirk­­­liche die bleiche Fran im Rosenhaus nicht mehr an diejenige, die ihr nach Odo’s Reden bitteres Leid zugefügt? Ob die schöne Wladislawa auch in die Geschichte Tante Agathens gehörte? Was sie auch Schlimmes gethan, ich konnte das Mitleid nicht bannen, wenn ich daran dachte, wie sie so jung schon den Tod fand, so jung und schön. Ihre dunklen Augen übten eine wahre Zaubermacht auf mich. Wenn ich mich auf von dem Ausbruch des Gesichtes mehr abgestoßen als angezogen fand, ich mußte es doch immer wieder be­­­trachten. Auch jegt war ich so in den Anblick verfunden, daß ich erschroden emporfuhr, als die Thür Hastig geöffnet wurde. Wie bezaubert blickte ich hinüber. Mein Gott, war es denn nur mög­­­lich, täuschten mich­ meine Augen nicht? Dort in der Mitte des Zimmers stand, umflutet vom hellen Sommerlicht, das goldig durch die hohen Bogen­­­fenster quoll, eine finderhaft zierliche Mädchengestalt. CE­­mar, als sei sie nur eben aus dem Rahmen getreten, so täuschend glich das spikenummogte Wesen dem Bild vor mir. Dieselbe schwarze, reiche Bodenfülle, derselbe kleine rote Mund mit den verächtlich herabgebogenen Mundwinkeln, dieselben leuchtenden, dunffen, wunderbaren Augen. Aber die kleinen, zarten Hände hielten feine Seldblumen, sie bogen offenbar ärgerlich eine zierliche Reitgerte, „Mein Himmel, Sie Halten mich wohl für ein Gespenst, Fräulein Werner“, Hang­­e8 da Halb ungeduldig, Halb scherzend. „Bürchten Sie nicht, die Geister unserer Ahnherren schlummern in Frieden, sie haben feine Sünden zu büßen, ich bin ein ganz gewöhnliches, simples M­enschenkind, wie Sie auch, und höre auf den Namen Belette.” Sie sprach so unbefangen und sicher, als sei es das natürlichste Ding von der Welt, daß ich hier saß und malte, ebenso daß ich Magdalene Werner, die Erzieherin ihrer Heinen Schwestern es, troßdem sie mich noch nicht ge­­­sehen und wohl kaum vermuten konnte, mich hier zu finden. „Berzeihen Sie, Baronesse”, sagte ich, endlich meine Fassung wiederge­­­winnend, „Sie werden meine Heberraschung begreiflich finden, wenn Sie sehen, daß ich soeben mit Ihrem Ebenbilde belästigt war.“ Sie trat näher und eine Sekunde lang flog der Ausbruch maßlosen Staunens über ihr Gesicht. „Mein Gott, wie kommen Sie zu diesem Bilde?“ „Durch Zufall und Ungeschielichkeit. Ich trat aus Versehen den Vorhang herab, der dies reizende Wesen verhüllte.“ In diesem Augenblice bemerkte sie meine Mealutensilien. „Ach so, Sie kopieren es! Wie gut haben Sie den Ausdruch getroffen. Aber, liebes Fräulein, eine Bitte habe ich, seien Sie barmherzig, geben Sie den Händen dieser Frau feine Blumen, denn das ist geradezu lächerlich.” Ich füh­­rte erstaunt an. „Sie wundern sich darüber, aber sehen Sie dies Gesicht an und Sie werden zugeben, daß es die größte Ver­ehrtheit ist, bei ihr Vorliebe für sentimentale Wiesenblumen vorauszufegen. Nehmen Sie die Reitpeitsche, das aßt besser.” D­­a mußte ihr Necht geben, wunderte mich aber innerlich über die Unwill für sich dachte ich, daß man bei ihr die Vorliebe für „sentimentale Wiesenblumen”“ wohl vergeblich suchen würde. „Nun jegen Sie sich nur und malen Sie weiter”, sagte sie, „ich sehe Ihnen zu. Es ist unten ohnehin so ent jeglich langweilig, daß ich dankbar sein muß, wenn man irgend eine Unterhaltung findet, Papa hätte auch ettwas Bernünftigeres thun künnen, al­­­sfar mit nach Simau zur nehmen. Keine Seele hat Zeit für mich! Mama genießt ihre Tangentbehrten Töchter und der ungezogene Odo hat den Kandidaten an das Billard gefesselt,” eigentümliche Art, von ihrer verstorbenen Mutter zu sprechen. &

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