Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1897. Februar (Jahrgang 24, nr. 7034-7056)

1897-02-14 / nr. 7044

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Reissen­­berger, Schässburg Fritz Teutsch, Bistritz Arthur v. Schankebank, Mühlbach Josef Wagner, Kauf­­mann, Broos H. Graef, Reps Johanna Guiesch, Buchhandlung, Wien Otto Maas (Haasenstein - Vogler), Rudolf Mosse, A. Oppelik, M. Dukes, Heinrich Schalek, J. Danneberg, Inseraten­­bureau „Die Annonze“, Budapest A. V. Gold­­berger, B. Eckstein, Frankfurt a. M. G. L. Daube & Co. Insertionspreis : Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile fostet beim einmaligen Einraden 7 fr., das zmmeite­­mal je 6 fr., das drittemal je 5 fr. d. W. ex­­klusive der Stempelgebühr von je 30 Er. 1897 Eine Wahlreform. Aus den Verhandlungen des Neid­dtags, die im ganzen so wenig Inter­teressantes bieten, daß spätere Historiker wahrlich nicht zu beneiden sind, wenn sie diese öden Neden einmal durcharbeiten müssen, um „den Geist der Zeit“ darin zu entdecken oder doc­h zu suchen, verdienen doch jene ministeriellen Ausführungen Beachtung, die neue Pläne für die Zukunft enthüllen. Zunächst ist in Aussicht gestellt die Verwaltungsreform für den Herbst mit der Er­­nennung der Beamten. E83 wäre wünschenswert, wenn die Entwürfe früher schon vorlägen, um dem Land Zeit zu lassen, die Sache zu rabieren. Wir können nicht anders, als jedem System mit Mißtrauen entgegensehen, das die Ernennung der Beamten auf seine Fahne schreibt. Denn was immer vom Standpunkte der Verwaltung dafür ins Feld geführt wird, vielfach mit Un­­recht, entscheidend bleibt immer in einem vielsprachigen Land, wie Ungarn, die nationale Seite, und daß die eine Hauptrolle auch bei dieser Frage spielen wird, das ist wohl Fein­dreifel. Daneben ist auch angedeutet worden, daß eine Reform des Wahlgejeges in Angriff genommen werde und zwar des Gejeßes, welches die Bestimmungen über die N Reic­etags­wahlen enthält. 5 » Es ist bekannt daß heute ein einheitliches Gesetz über die Berechtigung, Wählerzusein nicht existiert.Recht buntscheckige Bestimmungen sind heute Wassebend zunächst ist ein Teil des Adels als solcher wahlberechtigt nämlich alle"jene,welche das Wahlrecht bis 1872 ausgeübt habe.Im Jahre 1869 wählten in Siebenbürgen 67,4 Prozent aller Wähler auf Grund dieses Pris visegs,in Ungar­n 11,9 Prozent.Dieser Kleinadel hat bis heute eine knaps gehende Rolle besonders bei den Wahlen gespielt.Im Jahre 1872 waren noch im­mer 66,6 Prozent Adelige unter den Wählern in Siebenbürgen.Bei allgemeiner Geltung eines Lehnguldenzensus würden diese aus 1729 herabge­­schwatzen sein.Dieser Kleinadel ist nahezu ausschließlich magyarisch und darum ist das»Privileg«eben beibehalten worden.Nun wird diese Zahl durch die Sterblichkeit auch des Adel­ allerdings herabgewandert sein,immerhin steht der im­ 19.Jahrhundert niemals hingehörige Grundsatz auch heute noch aus­­rechnig ist ja oft konstatiert worden,wie der Szekler»Adlige«,der dem­ sächsischen Bauern als Drescher und Müder beschäftigt war.Wähler war,der Arbeitgeber nicht,denn er zahlte nicht so viel Steuern,wie man im Sachsens­tand von ihm verlangte. Denn das ist nun ein zweites Kennzeichen der gegen­wärtigen Lage: der Benfus ist nicht im ganzen Lande gleich. Besonders ho­fft er gerade in Siebenbürgen. Man muß immer wieder staunen, wie wenige Wähler in den sottlichsten sächsischen Gemeinden sind; sie sind Hausbesiger und zwar ge­­mauerter Häuser mit ziegelgedechten Wirtschaftsgebäuden und sind nur Wähler, während ihre Steuer sie in anderen Gegenden unbedingt zu Wählern machen wirde. Ein dritter Möbelstand, der zugleich eine neue Ungerechtigkeit in si Tchließt, ist die ungleiche Größe der Wahlbezirk. Im Jahre 1870 bewegte sich die Zahl der Wähler eines Abgeordneten zwischen 1000 und 4000 Wählern, fiel aber in 36 Wahlkreisen unter 1000, in einem reis auf 190, flieg in 5 Wahlkreisen über 4000, in einem auf 12.370 Wähler. Diese Un­­gleichheit wird noch vermehrt dur die Thatsache, da­ eine ganze Reihe elenderter Orte das Privileg hat, einen eigenen Abgeordneten zu wählen, so Szet, Kolozs, Dlahfalu u. dzgl. Orte, in denen bei einem Benjus wie im Sachsenland, und falls die Kenntnis von Lesen und Schreiben gefordert würde, kaum ein Dugend Wähler wären. &3 sind also in der That mehrere Dinge, die Hier zu europäisieren sind und abzustellen sind, falls man das Mittelalter abstreifen will. Andeu­­tungen, nach welcher Richtung die Aenderungen erfolgen sollen, fehlen. Nach Rettungsandeutungen sol das „nationale Moment" dabei auch berücsichtigt werden, was zu versichern nicht einmal notwendig ist. B­eierlei scheint und ausgeschlossen: die Einführung des allgemeinen Stimmrechts und die völlige mathematisch gleiche Einteilung­­ der Wahlbezirke, "Das allgemeine Stimmrecht ist ausgeschlossen, weil dieses eine gewisse Durch­­schnittsbildung voraustöht, die in Ungarn weniger noch als sonst gefunden wird. "3 hieße die Menge, die nicht immer mit den besten Mitteln am leichtesten zu fangen und zu leiten ist, mehe­nd­ zum Hören der Wahlen machen, und zwar eine urteilölafe Menge, die der Agitation ein unwilk­ommenes Geld zu trüber Arbeit gäbe. Es kommt ein Weiteres dazu: eine magyarische Regierung, ein magyarisches Parlament wird schon vom nationalmagyarischen Standpunkt aus niemals das allgemeine Stimmrecht einführen; thäten sie es und ließe man die Wähler nach Herzensinf: wählen, so müßte sich jedoch sehr bald zeigen, daß zwei Drittel der Bewohner Ungarns nicht magyarisch sind. Also das allgemeine Stimmrecht ist ausgeschlossen, und auch wir würden nie dafür eintreten, wenn auch aus anderen, als den nationalen Gründen. Aber auch das andere empfiehlt sich nicht, die gleiche Größe der Wahl­­bezirke. Die Städte mit der größeren Intelligenz haben ein gerichstes Recht auf eine größere Vertretung, größeren Einfluß auf die öffentlichen Angelegen­­heiten. Es wird sich schließlich also im­ Wesentlichen darum handeln, die schlimmsten Auswüchse zu verbessern: Aufhebung der rotten boroughs, d. i. der privlegierten Orte, die sein inneres Recht auf eigene Vertretung haben, und annähernde Gleichartigkeit der Wahlbezirke. Der Zensus selbst wird herabzulegen sein. Er ist in einzelnen Gegenden, zum Beispiel gerade in Siebenbürgen, viel zu Hoch. Aber auch hier stehen wichtige Bedenken dem Bersuch entgegen, den Zensus etwa überall gleichzumachen. 3 werden Unter­­schiede zu machen sein zwischen Landbautreibenden und industriellen Bezirken, zwischen Gegenden, in denen der Handel den Leuten einen sicheren Erwerb bietet, und Landesteilen, wo der Gebirgsbewohner nicht im­stande ist, den fargen Ertrag der reinen Wirtschaft in Geld umzufegen. Auf die Zusammenlegung des Reichstags dürfte seine Reform einen namhaften Einfluß üben; die maßgebenden Faktoren werden alles aufbieten, um den jenigen Stand aufrecht zu erhalten. Ein aufstrebendes, feiner selbst bewußtes Bürgertum, das allein im Stande wäre, eine Aenderung zu seinen Bünften zu erzwingen, eine Mittelklasse, die reif wäre, auch in politischen Fragen die Leitung in die Hand zu nehmen, giebt es ja im Ungarn nicht. Die Aufgabe unserer Abgeordneten, wenn dieser Gegenstand auch noch nur vorbereitet wird, ist natürlich, unsere Verhältnisse zum Verständnis zu bringen. Die Gleichartigkeit der Verhältnisse, des Vermögens, der Bildung bei und auf dem Lande läßt eine Ausdehnung des Wahlrechts, also ein Heruntergehen des Bensus, als eine gerechte Forderung erscheinen. Die Hauptsache bleibt immer, die Reinheit der Wahlen selbst zu wahren, und das geschieht nicht so sehr doch das Gefet, als durch die Praxis. Die bietet aber ein düsteres Bild — und das wird noch lange fein helles werden. Wir würden übrigens einen viel größeren Wert auf die Wenderung eines anderen Wahlgefeges legen, als des besprochenen, und zwar ded über die Wahlen in den Gemeinden. Es ist bekannt, daß hiefür unbegreiflicher­­weise nahezu das allgemeine Stimmrecht gilt; während man sonst ängstlich gesorgt hat, daß Intelligenz und Befich das Heft in der Hand behalten, so hat man in den Gemeinden anstandabo­ed der defiglosen und bildunglosen Masse in die Hand gegeben. Nun scheint es allerdings, als ob wir bald über einen Teil dieser Skrupel durch die Verwaltungsreform hinauskommen sollten, die das Millennium dadurch feiern sol, daß das jahrtausendalte Prinzip der Beamtenwahl am Beginn des neuen Jahrraufend über den Haufen geworfen wird, aber auch wenn dieser verhängnisvolle Schritt gethan ist, bleibt die Forderung noch berechtigt, für jene Körperschaften, die immer noch durch die Wahl werben zusammengelegt werden (also z. B. die Kommunitäten), die ja eben Träger der neu aufzufindenden „wahrhaften Autonomie” werden sollen, ein vernünftiges Wahlgefeg zu schaffen. Wir haben bei allen solchen Reformen immer wieder schmerzlich Die Herrschaft der Schablone, der Phrase, der Theorie empfunden, gegen die wir in unserer eigenen Mitte oft machtlos ankämpfen. Gerade in solchen Lebens­­fragen, die in die tiefsten Schichten des Volkes eingreifen, müssen auch wir und gewöhnen, zu fragen: nicht, was sagt das Schlagwort dazu, was die Lehrbücher und Theoretiker, sondern mag niht oder was schadet es uns, unserem Boll, unseren Gemeinden? Im gewöhnlichen Leben würde man jeden für einen Narren halten, der sein Haus oder seine Scheune anzündete, weil sein Nachbar behauptet, er brenne gar schön. In der Politik stellt man einem solche Zumutungen. Das ist nun nicht auffallend, aber zu verwundern ist, wie viele darauf eingehen, statt jene Zumutungen in der richtigen Weise abzuwehren. Die Reformen auf Enba. Innerhalb der Konservativen Partei der spanischen Karteih regt sich bereits lebhafter Widerspruch gegen die vom dem Slabiner Canovas del Castillo in Hebereinsti­mmung mit der konstitutionellen spanischen Partei auf Cuba geplanten Reformen. Insbesondere findet diese Gruppe, daß die von seiten der Regierung den Cubanern zu machenden Zugeständnisse vom wirtschaftlichen Gesichtspunkte aus zu autonomistisch seien. AUS eine besondere Schwierigkeit wird amgesehen, wie der Zeitpunkt für die Anwendung der Reformen auf der großen Antille bestimmt werden sol. Nicht minder schwierig ist die Auswahl des Generalgouverneurs, der die Aufgabe haben wird, diese Reformen zur Anwendung zu bringen, zumal da sich nicht vorhersehen läßt, ob das gegenwärtige Kabinet­ti dann noch am Staatsruder befinden wird. Falls es dem Oberfehlshaber der Spanischen Expeditionstruppen auf Cuba, General Weyler, nicht gelingen sollte, mittelst der von ihm geleiteten militärischen Operationen noch vor dem Beginn der Gegenzeit im Monat Mai den Aufstand vollständig zu unterdrücken, wird das Kabinet Canovac del Castillo genötigt sein, die Karteile im Monat April einzuberufen, um durch sie wenigstens die partielle Anwendung der Reformen auf die beinahe bei­mn Provinzen der großen Antille, sowie auf Porto Rico beschließen zu lassen. Zun dit erreicht iche ungarischen Ausgleich. Der Münchner „Aug. Big.“ wird aus Budapest geschrieben : Wir haben schon vor einiger Zeit auf jene umfassende Agitation Hinge­­wiesen, welche der ungarische Landesindustrieverein gegen die Erneuerung des Boll- und Handelsvertrages seit Jahr und Tag inszeniert hat und mit zäher Energie fortsegt. In diesen Kreisen erregte nun die am 1. Oktober db. 3. im österreichischen Abgeordnetenhause erfolgte Mitteilung des Finanzministers dr. Bilinsk­ Aufsehen, daß im neuen Handels- und Bollvertrage die „Gleich­­stellng“ der ungarischen und der österreichischen Konkurrenten bei staatlichen Lieferungen und öffentlichen Unternehmungen in beiden Staaten der Mon­­archie ausdrücklich garantiert werde, worüber ein Webereinkommen zwischen den beiden Regierungen bereit erzielt worden sei. Der ungarische Landesindustrie­­verein erhob deswegen große Beschwerde und überreichte dem Ministerpräsidenten und dem Handelsminister ein ausführliches Memorandum, in welchem die ernsten Gefahren für die „junge” ungarische Industrie bei solcher vertrags­­mäßiger „Gleichstellung” mit ihren österreichischen Konkurrenten ausführlich erörtert werden. Diesen Beschwerden und Befürchtungen gegenüber gaben nun der un­­garische Ministerpräsident und der Handelsminister solche Erklärungen ab, welche mit der Mitteilung des Herrn dr. Bilinsfi vom 1. Oktober dv. 3. nicht im Einklang stehen. Dann betonten die ungarischen Minister nicht nur ihre selbstverständliche Pflicht, daß sie auch in Zukunft die ungarische Industrie fördern und kräftig unterfragen werden, sondern sie versicherten zugleich, daß hinsichtlich des Ausgleichs die gegenseitigen Stipulationen noch nicht finalisiert seien und daß hinsichtlich des hier in Rede stehenden Punktes ein Abkommen überhaupt noch nicht getroffen sei. Hätten nichtsdestoweniger einzelne bereits Erklärungen in dieser völlig in der Schwebe befindlichen Angelegenheit abges­­eben, so fünne er (der ungarische Ministerpräsident) nicht dafür und lehne für jene Erklärungen die Verantwortung ab. Henilleton. Der böse Geist. Roman von A. &. von Suttner. (86. Fortlegung.) Er ließ sich sogleich auf dem Stuhl zwischen Boe und der Honsine nieder, den der Diener schnell­­ herbeigeschoben hatte. „Ab, das thut wohl“, sagte­­ er aufatmend, „den Bottenbrunner Staub von den Füßen geschüttelt ‚zu haben und sich wieder einmal unter lieben Freunden zu finden.” „Sie hätten besser gejagt, den Pottenbrunner Schnee”, fiel der Baron gut gelaunt ein. „Dort muß ja alles noch unter einer dien Wattebede­n liegen.“ „Nein, in diesem Jahre zufällig nicht; wir Hatten einen ganz aus­­nahmsweise milden Winter.“ 8 gab genug der Dinge zu erzählen, selbstverständlich seine großen­­ Ereignisse, sondern nur allerhand Hein städtischen Klatih, aber auch das interessierte den Baron, der schon einige Sehnsucht nach den heimatlichen Gefilden zu empfinden begann. Dieser Besuch Eykinge war ihm sichtlich willkommen, denn die ausschließliche Gesellschaft der beiden Damen schien ihm schließlich doch ein wenig eintönig. Frau von Santelli war allerdings eine charmante Frau, doch zeigte sie sich zu sehr begliffen, den Gästen die Honneurd der schönen Stadt zu machen, nichts als Galerien-, ‚Kirchen-, Glasfabritenbesuch, das ewige Einerlei der Oper „Norma“, das stellte denn da die Geduld de Barons auf eine Harte Probe. Belanntshhaften Hatte er feine gemacht, außer die zweier alter Damen, welche bie und da auf Besuch kamen; sonst herrschte im großen Palazzo eine ganz klattermäßige Stille. Und wenn er bei schönem Wetter in einem der Cafeed auf dem Markusplaße seinen Mofa schlürfte, so knüpfte er wohl hin und wieder mit einem Nachbar ein kurzes Gespräch an, aber zu einem näheren Verkehr­ war er mit niemandem gekommen. Sett sollte das andere werden: er hatte da einen guten Bekannten, einen Freund, mit dem es sich trefflich plauderte; da wollte man nach dem Lido fahren, in irgend einer Trattoria ein echt italienisches Frühftüd zu sich nehmen — furz, ich gut sein Laffen, und darum versicherte er auch Eybing wiederholt, daß er ihm mit seinem Besuche eine große Freude gemacht habe. „Hat man dein Gepäc schon gebracht?” trug die Rousine, nachdem eine Heine­r­ause eingetreten har. „Sa — das heißt, mein Gepäd befindet sie im Hotel, wo ich wohne.“ „Du wirst mir doch nit die Schmach anthun, im Gasthause zu bleiben!" rief Frau von Cantelli vorwurfsvoll. „Ich wußte nicht, ob ich nicht etwa Hier eine Störung verursache", und sein Eli begegnete Zoe. Es ist vielleicht —” „Aber, lieber Sörg, du siehst ja, daß ich eine fürmliche Kaserne zur Verfügung habe! Ich bitte dich, mache feine Umstände. Ich will sogleich Befehl geben”, und sie fingelte dem Diener. „Ich weiß wirklich nicht“, fiel Eybing zögernd ein. „Sagen Sie selbst, Baron Ragoß . . . ich wage nicht, Ihre Tochter zu fragen —" „Was fällt Ihnen nur ein, Lieber Freund !” rief der Baron, „Sie können si Doch denken, daß ed und nur sehr Lieb sein wird, Sie in unmittelbarer Nähe zu haben.” „In der That, Sie verwöhnen mich mit Ihrer Güte. Wenn ich also wirklich nicht im mindesten geniere — ich will mich mäuschenstill verhalten.“ „Im Gegenteil, wir hoffen, daß du etwas Lärm verursachen wirst; Baron Ragob klagte erst neulich über die unheimliche Ruhe.“ „So sagte?" erwiderte der alte Herr lachend: „Nein, gnädige Frau, ich erlaubte mir nur eine schüchterne Bemerkung.” Der Diener war eingetreten und seine Gebieterin gab ihm die Weisung, sogleich das Gepäck Herrn von Eykingd aus dem Hotel herüber zu bringen. „So, das wäre in Ordnung”, sagte sie befriedigt. E 3 gab nun noch während des schwarzen Kaffees ein recht angenehmes Plauderstündchen und Baron Ragos fühlte seine Zufriedenheit über die Ankunft Eykingd von Minute zu Minute machen. „Eine ausgezeichnete­dee, die Sie gehabt Haben, ich auf einige Zeit davon zu machen!“ rief er gut gelaunt. „Eine kleine Erholung wird Ihnen ganz trefflich bekommen. Sie sehen etwas ermüdet aus — unwahrscheinlich haben Sie sich in Mühldorf überarbeitet.“ Auch Zoe hatte bereits für sich die Beobachtung gemacht, daß sich Eyking einigermaßen verändert hatte; seine von Natur blasse Gesichtsfarbe hatte eine gelbliche Nuance angenommen und auf der Stirn zeigten sich ein paar tiefe Falten, die ihr früher nicht aufgefallen waren.­­Selbst in seinem Wesen lag etwas ungewohnt Unruhiges, Hastiges, Erregtes, das um so mehr bemerkbar wurde, als er ihr früher immer ganz besonders bedächtig und gemessen, fast steif geschienen hatte. „Sa", sagte er: „Sie haben recht; ich fühlte mich in der sekten Zeit nicht ganz wohl; etwas nervös und müde; ich glaube, es war Höchste Zeit, mich aufzumachen, um eine zeitlang gar nichts zu thun, als mich hier in der angenehmen Gesellshaft zu laben und zu erfrischen.” „Wir wollen da Unsere beitragen, um Ihnen die Ferien angenehm zu gestalten“, versicherte der Baron. „Dabei künnen wir selbst nur auch gewinnen .. . Was sollen wir jegt machen? Eine Heine Spazierfahrt vielleicht, wollen Sie? „Mit Bergnügen.“ „Und dann können wir uns mit den Damen Rendezvous geben; auf dem Lido etwa, das Wetter ist ja herrlich.“ „Ganz gut“, ergriff Ivan von Cantelli das Wort. „Wie viel Uhr ist es jet? Drei. Also um fünf treffen wir zusammen,* € 3 blieb bei der Verabredung und die Herren empfahlen si. Von nun an fühlte sich Baron Ragot in der Fremde viel wohler. Er verbrachte den größten Teil de Tages in der Gesellschaft Eykings; man schlenderte auf dem Mariusplage umher, man febte sie in eine Trattoria, es erwarb die Mitgliedschaft im Klub, furz, die Tage vergingen ganz prächtig. „Ein ausgezeichneter Mensch !” versicherte der Baron seine Tochter: „Ein Gesellschafter, wie man selten einen findet! Es wird mir von Tag zu Tag sympathischer,“

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