Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1919. September (Jahrgang 46, nr. 13944-13968)

1919-09-19 / nr. 13959

seit­»F W,Freitag­ schaft durch Ebert, der Appell an das Bolt, durch eine Del­inaeh­nte Nationalversammlung seine Staatsform selbst u bestimmen, bot noch eine­­ wege Hoffnung, die revolutionären Energien in je legale Bahn zurüc­kdrängen. „IH hab mich vor die Wahl gestellt, entweder abzuwarten und nicht zu tun oder auf eigene Verantwortung zu handeln. Ich wußte, daß ich formal nicht ber­eigt war, ohne Einverständniserklärung bei Kaiserd die Veröffentlichung vorzunehmen; aber ich hielt es­er Pflicht, den Ent­gruß des Kaiserd be­izugeben, so lange er noch einen Sinn hatte. Ich war mit der Schwere der Verantwortung voll bewußt, als ich dem MWclffischen Tet.-Bureau die bekannte Erklärung zugehen lieh. Es war der feste verzweifelte Versuch, den Umflug z­u verhin­­dern und der Krise eine Verfassungsmü 1­­dung zu geben. Er scheiterte, weil er zw­­pät war. am 8. November, vielleicht auch am 9. No­­vember ganz früh, hätte die Abdankung des Kaisers und der Aufruf zur Nationalversammlung möglicher­­weise die Dynastie, mindesten die legale Ent­­wicklung weiten können. Die EEE CEE trifft im erster Linie diejenigen, die unter Angabe stärifcger Gründe den Kaiser veranlaßten, am 29. Oktober ins Hauptquartier zu reisen und ihm dadurch der völligen Aufklärung in der Abdankungsfrage entzogen, die diese Reife Hinter meinem Rüden vorbereiteten und dadurch eine wirksame Haltung der Nercsleitung verhinderten, die den Kaiser bis 9. November in Unkenntnis über die wahre Stimmung der Truppen ließen und am 9. November sie gezwungen saßen, einzuge­ Be daß­ die Mimee nicht in der Lage sei, den zu schagen.“ N­m­männen und die Friedenzkonferenz. Nach Blätterberichten ist gestern der Termin ür die Antwort Rumäniens, auf das Dur­fert überreichte Ultimatum Ed. Elert Hat Instruktion erhalten, seinen Aufschub­u gewähren, sondern sofort das Land zu ver­­affen, falls Rumänien seine Antwort bis zum festgefeßten Termin gibt. Die Antwort Nums­­chen ® bezieht fs auf die Räumung Ofenpests und die Bedingungen der Nequisition. Es wird aber troßdem nicht als ausgeschlossen bezeichnet­­en­­ ORT Sichenbürgischs Bentsches Tageblatt 19. September 1919 Br. 18959 Yolsu­fige Uebersicht, Daß Elert erst die Neubildung der Regierung abwarten wir. In der Negierungskrise ist noch Seine Ent­­­scheidung erfolgt, neue ente sind feit ge­ freen nicht hervorgetreten. Für je wird in Bukarest das Eintreffen des Pariser Delegierten Dr. Veranden Baida-Boewod erwartet, der in den letten Tagen in Paris mit Clemen­­ceau­­nd Loyd George in dieser Angelegenheit Verhandlungen geführt hat. Es ist anzunehmen, daß Die Lösung der Krise durch seine Ankunft eine Bescleunigung erfährt. » Ueber die Stellung Amerikas zu Alumckmm meldet die,­Dacia«in einem Zensurierqurbi­­kel:Erst jetzt erfahren w­irdu1­ Ä nn Blätter ettrad mehr über den Eindruck, den unsere Weigerung, den Frieden zu unterzeichnen, bei der Friedenskonferenz hervorgerufen hat. So er­fahren wir zum Beispiel, wie die amerikanischen Delegierten der Meinung waren, daß unsere Wei­­gerung Rumänien aus der Gruppe der verbür­­deten Mächte nicht nur ausschließe, sondern und sogar des Unrrechtes auf den Anschluß der Bu­­forving und auf eine Kriegsentschädigung ver­­lustig mache da die jehige Nichtunterzeichnung ‚auch; die Inerneiggrang des Venir­­friedens­­‚vertrages außer Kraft jehe. (3 folgt . eine Zensurlüde — ‚Die­ Schriftl.) Der italienis­h Zeitungsschreiber fügt Hinzu, daß der oberste Rat durch seine bestimmte Haltung gegenüber­­ Rumänien die anderen Steinstaaten abschieden wollte, dem Beispiele Rumäniens zu folgen. Der Punkt über den Schub der Minderheiten is das Wort Wilsons, dessen Tätigkeit bei der Friedens­­einen empfindlichen Schlag erlitten hat. Auf diese Weise also üben die amerikanischen Dele­­gierten nicht die Grunitate,­­ Konferenz aber durch die Weigerung Rumäniens­,­ondern die Politik­ de Präsidenten Wilson, England und F­rankreich. Ber Sonder­­berichtterstatter Der ‚‚Dacia’ meldet über Den ifranzösisch-englischen Konflik­t in Syrien, da d­erselbe wohl allgemein ‚von der französiscen ‚Oeffentlichkeit, besprochen wird, aber ahne, fade Gehässigkeit.. Man bemerkt, daß bei der Er­­­örterung des syriscen Streites doch die Absicht ‚vorherrscht, Die Dunklen Wolken, die, aus­ dem ‚Konflikt entstanden sind, zu ‚zerstreuem. Auch besigen,die Engländer die ‚Ritterlichkeit,, spvol der Bewunderung, und Hochachtung für das, die Rechte Frankreichs auf Syrien anzuerkennen, als auch durchbliden zu Lassen, daß der englische Einfluß den französischen, der von über Hun­­dert religiösen Kongregationen aufrecht­erhalten wird, nicht verdrängen will. Auch die Franzosen sind gewilft, den Interessen Englands a zukommen, obgleich sie mit Fertigkeit die Vor­­rechte Frankreichs verteidigen. Troßdem, aben, fügt Der Berichterstatter Hinzu, wird weder Der Bölterbund, no­ die Friedenskonferenz imstande sein, Dieses Br­entgiltig zu Lösen, das heute den Gegenstand englisch-französischer Berhand­­tungen bildet. 1. f Auszug and der Berordnung Nr. 21 und 25 (verbesserte). 1. IS Mebertreter werden betrachtet: 0) Diejenigen, welche ohne böse Absicht, im öffentlichen Sofalen, Bahnhöfen, Eisenbahnen, auf der Straße zc. wahre oder erfundene Nachrichten oder Meinungen betreffs Kriegsoperationen, Situ­­ationen und Dislotation‘ der Truppen, militärische Verfügungen oder Sachen betreffs der rumänischen Armee verbreiten, tolportieren oder betätigen. . 2. Diese Medertretungen werden von der Militäran­waltschaft gerichtet und abgeurteilt, in der ersten und rechten AYnstanz mit Kerker bis zu einem Jahr und einer Geldstrafe bis zu 2000 Lei. Wenn eine der oben angeführten Uebertretungen zum Awede der Spionage oder des Verrates auf­­geführt worden­ sind,­­werden im Sinne der bes­­ fießenden Priensaefehe abgemrteikt, ee et Telegraphen-Agentur „Dacia, Beratung zwischen Wolfcare und Clementan über Yinmariens Haltung. Paris, 18. September. Elemence an Z Telegramme. » Batte borgestern eine zweistündige Beipiejung mit dem Präsidenten Botincare beirefts der Ange Leopold. Maximilian Moltke, Bur 100. Wiederkehr seines Gebetstages. Am 18. September 1819 wurde zu Küsten­ in Breußen Leopold Maximilian Moltke geboren, der während der 40er Jahre bei vorigen Zahr­­nbert3 ein Inappes ne in der Mitte un­ Volles geweilt und Durch seine starke Dich­terische B­ersönlichkeit einen bleibenden Eindruck Interlassen mit. Der Strudel der Ereignisse bei kabruch der ungarischen Revolution riß ihn von der kaum gewonnenen siebenbürgischen Heimat wieder weg; ein begeisterter Revolutionär, schloß der geuleine Handlungsgehilfe fig Dem Leere 3 am, ger­egt mach der Schlacht von Bilagos zunerst im wurstische, dann im österreichische Kriegs­­fangenschaft und farb nach einem weifelvollen Beben reich am Literarischen Unternehmungen und Arbeiten am 19. Januar 1894 in Leipzig. Die Bedeutung Moltkes hat aufstrebend literarische Zeben bei den Soden in den vier in Sahren liegt darin, daß er — sprachgewandter, Axt-Pisa alddiemsen·—übrigmzahlkeisen ANY­ OWNEka­­ an Gebieten In Gertschs „Liederbuch der Siebenbürger Deutsen“, in BACH! mi­tein iebern vertreten, in dem von 1842­ bis 1882 gediäteten „Schuß und Tragliedern für die Su­­rger Sachen und das Deutschtum in Jämiliche Dichtungen dem­ Siebenbürger Sachsentum Oesterreich“ sind mit Ausnahme zweier Lieder geweiht, „ Grundton, der im biefen Liedern ange­­lagen wird, ist derselbe wie im der politischen 1 u­­ und patriotisgen jäc­siligen Lyrik der 40er Jahre ‚überhaupt :­ertums, des jähfiichen Kolonisten- Generation, Preis der­ deutschen Muttersprac­he, des nationale Schwung einer neuen Tähfischen Bürg ‚ Fleißes usw. Wei Moltke, dem Fremden, der si­e allerdings mit be­wunderungswerter Annpassungsfähig­­keit im die Gedanken- und Gefühlswelt der Fähriligen Jugend aus den 40er Jahren hineinge­­zunken ‚hatte, singt doch immer­ wieder and; der ‚I was er hier am deutschen Wesen und vor allem an der feiner Weltanfchauung, so entsprechend:n NSS FEDER Bebensordnung vorgefunden Hatte, wir: „Eine große Heil’ge Iunun jet der ganzen Volles Sar,dp brav und bieder von @eflunung opfermutiz in Gefahr“ Molite gehörte zu jenem Typus der Dentschen, die von der Ueberfülle de Dajevnz inmitten eines in­­ fi ruhenden großen Bolles und — in dem da­­maligen Deutschland auf von dem U­nzuträglic­­keiten des politischen Lebens gebracht, ihrer Kampf­rei­natur in der nationalen Diaspora ein Gebiet Tucen und hier erst zu richtigem Ausleben gelangen — eine Erscheinung, die wir bei uns an zuge­­wanderten Stammesbrüdern von oft beobachten konnten. Moltkes Lieder aus der Periode in und­ aus der Einnerung an Siebenbürgen verraten einen gesättigtem, Bedenston. Hier behagt e 8 ihm — dies fällt besonders bei einem V­ergleiche mit seiner politischen Lyrik, die ei auf das damalige Deutiland bezieht, auf. * Dym­e: „Siebenbürgen, Land des Gegens.“ Hier] ‚ Molttes siebenbürgifer S­­­i­ned; bente­r An­­y Be im „besonderen ‚erleint jene ‚frohe, in den Verhält­­nissen dieses Landes ein Ideal findende Stimmung. Moftte trägt in dem getragenen Rhythmus, dieses Liedes, in dem fairen Hervorheben der hisorischen Zoned in Hinfi­ auf die übrigen Rationalitäten ‚Tradition, in dem Servorichren eines vorsichtigen und Konfessionen, umserem Bollscaratter in glüc­­kichster Weise Rechnung. &8 iR-gui zu verfichen, wie gerade dieses Lieb, das im Gegenzug zu dem meisten patriotisen Gefängen der vierziger Jahre in eines zu ihmwülfigen Mebersgwanges­weile enthält, zu einem „dauernden, wertvollen Refigtum Rolfes geworden “s. unseres Betrachten wir Moltkes politische Lyrik Hinsicht auf die großen europäischen Zeitströmung­­en, so werden wir beobachten Löntten, das er das indeglied zwischen der damals im Deutschland ihre Blüte erlebenden politischen Lyris­mus der ee Liedersammlung darstellt. Fälseh sich­s unsere bisherige Titelartische Forschung von der ächssichen Lyrik bloß zu der deutschen Dichtung der Befreiungsfriege eine Brücke gefunden. Wohl er» Be­­ie Handgreifliche Paraklesen mit dieser, bes­onders wenn man an die vielfach fläm­ische Nach­­ahmung Körnerischen und Arndtischer Dichtun­gen denkt — aber gerade Gerichs satirische, nach­ ge­­s&liffenen Wendungen des Angriffs singende Art­­ weist auf die Töne hin, die damals in Deutschland ein , ein’ Bed und auch viele andere an« Iältigen. “Moltte allerdings gibt sich in seiner siebenbürgischen Lyrik — vielleicht gerade auf jener gesättigt lebensfrohen Stimmung Veranz — mehr v naiv­­wungvollen Weise des damaligen jungen Sadistentums ein, blättern wir aber in feinen „Sporn-und Stachellievern für das deutsche Wort“ Se er übrigens noch in Kronstadt im Jahre 1849 erausgab) nach, so werden ‚wir ihm als veinen gan­zern kennen lernen wie et­wa als harm­­­losen Dichter von „Siebenbürgen, Land des Segens.” Eine bittere antimonarchistische Gesinnung kommt hier »zum Borschein, schärffte : Anklagen werden geschmiedet:­­. « ... | im |den Das sind ganz andere Töne, als sie in der damaligen Vädisschen Lyrik vorsamen. So bildete ein andy die anabreigende ungarische Revolution die Wegfißeibe, an der das Schickal Molttes ich

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