Temesvarer Zeitung, September 1937 (Jahrgang 87, nr. 197-221)

1937-09-01 / nr. 197

Neue Temesvarer Zeitung Bezugspreis: Monatlich 90 Le, halbjährlich 500 Le. auf ein Jahr 900 Lei. — Ausland 150 Lei monatlich. Für Zustellung ins Haus 10 Lei monatlich mehr. Einzelblatt 4 Lei. — In Wien 30 Groschen. | Mittwoch, 1. September 1937 86. Jahrgang — Folge 197 Verantwortlicher Schriftleiter: Alexander Mangold. Schriftleitung u. Verwaltung: Timigoara L, Ecke Piata L ©. Brätianu u. Str. Mercy Nr. 2,i im Hause der Stadtapotheke, Anruf: Schriftleitung 14-17. Verwaltung 14-65. Druckerei 14-65 Neuerliche Verschärfung der Lage im Fernen Osten Rußland offen an der Seite Chinas Geheimklauseln des chinesisch-russischen Paktes — Allgemeine Mobilisierung in China --- Scharfer japanischer Protest wegen einer russischen Provozierung Tokio, 31. August. Die ganze japanische Presse schreibt sehr entrüstet über den Nichtangriffspakt, welcher zwischen China und Sowjetrußland zu­­stande kam. Die Blätter betonen, daß dieser Pakt, wenn man von seiner ausgesprochen japanfeindlichen Tendenz abficht, geeignet ist, die Zweiteilung der Welt in einander feindlich uch no Fi Lager zu Beam­te die „Gegensäte “ yn YERL­EN. In Tokio herrscht aber die Ueberzeugung, daß der Pakt auch­­ Geheimklauseln enthält und daß China von Moskau bedeu­­tende Rüstungslieferungen erhalten wird. Das Blatt „Yomiuri“ meidet, daß der cinesisch-russische Pakt in seiner Geheimklausel folgende drei Punkte enthält: 1. Gegenseitige militärische Hilfeleistung und Zu­­sammenarbeit, wenn ein Feind die innere oder äußere Mongolei angreift. 2. Moskau unterstüßt die cinesische Armee mit Munition, Dellieferung­n, Lebensmitteln und stellt ihr auch militärische Sachverständige zur Verfügung. 3. Die <inesische Regierung anerkennt die Kommunistische Partei in China und billigt ihr auch das Recht zu, an der Regierungstätigkeit teil­­zunehmen. Die cinesische Regierung verpflichtet sich, nie einen kommunistenfeindlichen Pakt mit einer dritten Macht abzuschließen. Fiasko der chinesischen Politik London, 31. August, „Times“ meldet aus Nanking, daß allen japanischen Befürchtungen entgegen, der cinesisch­­sowjetrussische Pakt ein Fiasko für die c­hinesische Poli­­tik bedeute. Die chinesische Regierung wollte mit Sow­­­­­etrußland ein Militärbündnis abschließen und da Moskau davon nichts wissen wollte, mußte sich China mit dem Nicht­­angriffspakt abfinden, der wenig Vorteile für das Land be­­deutet. Der Konflikt ein Werk der Kommunistischen Internationale Paris, 31. August. Die französischen Zeitungen be­­schäftigen sich auch sehr eingehend mit der Bedeutung des cinesisch-sowjetrussischen Paktes. Die mei­­sten Blätter sind der Ueberzeugung, daß Moskau jetzt offen Kriegsmaterialien nach Nanking liefern werde. „Le Matin“ meint, daß die Komintern zum Krieg in Nordchina seit zwei Jahren sicher­­hafte Vorbereitungen trifft und daß der aktuelle Konflikt zwischen Japan und China eigentlich ein Werk der Kommunistischen Internationale ist. Tschangkaischek wirbt um Sympathien Nanking, 31. August. Marschall Zihangfais­her gab der Nachrichtenagentur „Reuter“ eine Erklärung ab, in welcher er die Notwendigkeit einer fremden Intervention im japanisch-cinesischen Konflikt betont. Diese Intervention ist nicht nur im Interesse der Sicherheit Chinas, sondern auch zur Wahrung des Weltfriedens erforderlich. Japan hat lediglich darum den Krieg begonnen, um ein kontinentales Weltreich in Ostasien zu gründen. Als Reaktion auf diesen Angriff kam die nationale Ein­­heit in China zustande und die ganze Bevölkerung des Lan­­des steht wie ein Mann hinter der Regierung, die entschlos­­sen ist, den Kampf bis zum äußersten Widerstand zu­­ führen. Die V­organgsweise Japans bedeutet nicht nur die Mißachtung aller Regeln des internationalen Rechtes, son­­dern sie entbehrt auch jeder Humanität. Japan hat zum wie­­derholten Male seine Absichten klar verraten und sein Ziel ist, das ganze cinesische Küstengebiet an sich zu reißen. Für den Augenblick scheint Japan militärisch überlegen zu sein, China lehnt aber die Unterwerfung ab. Wie ent­­schlossen Japan seine Pläne in China verwirklichen will, geht schon aus dem Umstand hervor,, daß im Feldzug nicht einmal die japanischen ee und Interessen geschont werden, wenn die st­rategisc­he Lage es so erfordert. Das ist umso bedenklicher, wenn man berücksichtigt, daß der japa­­nische Handel in China i im Vergleich zur Handelstätigkeit der übrigen Staaten im Fernen Osten sozusagen eine Mono­­polstellung hätte. Der Einfluß Japans in China hätte in ruhiger Entwicklung ungeahnte Proportionen annehmen können, wenn Japan gewisse Vorrechte Chinas­­ respektiert und die Erfordernisse der allgemeinen Menschenwürde geach­­tet hätte. China ist auch heute noch bereit, einen anständigen Frieden zu schließen. Zum Schluß ermahnte der Marschall die ganze Welt und sagte, daß es nicht schwer zu prophezeien ist, was für den europäischen Handel­­ in China noch übrig­­bleiben werde, wenn einmal Japan das Land erobert. Auch die politischen Folgen der Eroberung Chinas können die Fee Staaten schon heute über­­n den China wendet sich an den Völkerbund Genf, 31. August. Die chinesische Regierung richtete an den, daß England angeblich den cinesischen Handelsschiffen erlaubt hat, unter englischer Flagge zu verkehren. Tokio, 31. August. In der Nähe des Hafens Yuki in Korea hielten sowjetrussische Kriegsschiffe einen japa­­nischen Dampfer an und durchsuchten ihn. Die Durchsuchung dauerte eine volle Stunde und erst dann konnte das Schiff seine Fahrt fortsetzen. In Japan rief der Zwischenfall beispiellose Empörung hervor und die Blätter registrieren die Entrüstung der Bevölkerung, die unabsehbare Folgen haben kann. Der japanische Generalkonsul in Wl­a­­diwostok erhielt die Weisung, wegen des Zwischn­­­falles mit der minimalsten Berücksichtigung der diplo­­matischen Formen den schärfsten Protest bei den Sow­­jetbehörden anzumelden. Unter falscher Flagge Tokio, 31. August. Die japanischen Zeitungen schrei­­b den Völkerbund eine Eingabe, welche das Generalsekretariat gestern abend der Oeffentlichkeit mitteilte. Die chinesische Eingabe enthält vier wichtigere Punkte: In der Einleitung wird darauf hingewiesen, daß japa­­nische Streitkräfte mit Gewalt in cinesisches Gebiet eingedrungen sind, daß also der Tatbestand eines feind­­lichen Angriffs gegen einen Mitgliedsstaat des Völker­­bundes ers­chöpft ist. Zweitens betont die cinesische Regierung, daß sie nur von ihrem naturgegebenen Recht der Notwehr Gebrauch macht, wenn sie Mangels an anderen Mitteln den Angriff mit Waffengewalt abzuwehren bestrebt. Drittens wird darauf hingewiesen, daß die gegenwärtige Vorgangsweise Japans nur die Fortlegung seines Planes ist, mit dessen systematischer Verwirklichung im September des Jahres 1931 in der Mandschurei begonnen wurde. Schließlich betont die cinesische Regierung, daß Japan die Bestimmungen des Völkerbundspaktes, des Pariser Vertrages und die Grundsäte des Paktes der neun Mächte, der im Jahre 1922 in Washington zustande kam, verlegte. Man betrachtet in Genf die Eingabe der cinesischen Re­­gierung als den ersten Schritt Nankings, der das Ziel verfolgt, den Konflikt im Fernen Osten auf die Tagesordnung der bevorstehenden Session des Völkerbundes aufnehmen zu lassen. Da China nicht nur Mitglied der Völkerbundsver­­sammlung, sondern auch des Vörkerbundsrates ist, werden seine Delegierten in Genf wahrscheinlich veranlassen, daß beide Zrrasse des Völkerbundes sich mit dem Fragen­­tomplex beschäftigen sollen.­­ Riesige Kriegslieferungen Rußlands an China Paris, 31. August. „Le Journal“ meldet aus Schanghai, daß sich die Sowjetregierung der chinesischen Regierung gegenüber verpflichtete, bis Ende November 462 Militärflugzeuge, 200 Tanks, 5000 Pferde, 2000 Luftauto­­mobile, 2500 Motorräder, 1500 Motore für die Artillerie, außerdem 150.000 Infanteriegewehre und 60 Millionen Stüdk Patronen, sowie 120.000 Granaten zu liefern. Außerdem werden in Sowjetrußland Militär­freiwillige für den Kriegsdienst in Nordchina ges­torben und militärische Sachverständige nach Nanking geschicht. China bezahlt die Hälfte der Sachlieferungen in Gold. Außerdem werden Rußland verschiedene Konzessionen einge­­räumt, so bekommt eine russische Gesellschaft den Auftrag, die Eisenbahnverbindung zwischen der ostsibirischen Eis­­enbahn und den <inesischen Staatsbahnen zu bauen. Mobilisierungsbefehl verkündet Nanjing, 31. August. Die <inesische Regierung hat heute die allgemeine Mobilmachung im ganzen Lande verkündet. Deshalb muß die japanische Kriegsflotte auch die unter eng­­­lischer Flagge verkehrenden Schiffe anhalten und unter ste­­ter Beobachtung halten.­ ­ Russische Kriegsschiffe durchsuchen japanischen Dampfer . Chinesische Bomber greifen amerikanisches Handelsschiff an Schanghai, 31. August. Vier chinesische Bomben­flugzeuge griffen das amerikanische Handelsschiff „Präsident Hoover“ in offener See, in der Nähe der Mündung des Yang- ER an und wa­rfen mehrere Bomb­en ein Eine Bombe traf das Schiff und von der Explosion wes­en selben wurden sieben Matrosen, darunter zwe schwer verlegt. Auf die S. D.. S.-Signale des ange­­griffenen Schiffes eilte das englische Kriegesmin „Cum­­berlannd“ zur Hil­fe Sofort ; dem Inzidenzfall erschien der chinesie Außenminister beim er le­ap in Nan» fing und verlieh seinen Bedauern über den Zwischenfall Aus: 6; 4

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