Temesvarer Zeitung, Oktober 1937 (Jahrgang 87, nr. 222-248)

1937-10-01 / nr. 222

* < 7“ ee EIn­ar: AE ta 500 - Ba a Ser > 1 - —uum— "722 Bezu­gspreis: Monatlich 90 Le, halbjährlich 500 Lei, auf ein Jahr 900 Lei. — Ausland 150 Lei monatlich. Für Zustellung ins Haus, 10 Lei monatlich mehr. Einzelblatt 4 Lei. — In Wien 30 Groschen. Freitag, 1. Oktober 1937 86. Jahrgang — Folge 222 3-7 Verantwortlicher Schriftleiter: Alexander Mangold. "Schriftleitung u. Verwaltung: Timișoara L, Ecke Piața L G Brätianu u. Str. Mercy Nr. 2, im Hause der Stadtapotheke. Anruf: Schriftleitung 14-17 Verwaltung 14-65. Druckerei 14-65 Japan schürt neuen Weltkrieg? Gefährliche Zusptzung der Lage zwischen Japan und Sowjet­­rußland — Englische Negierung genehmigt Flugzeuglieferungen nach Chi­na S­hanghai, 30. September. In Kreisen der inter­­nationalen Diplomatie wird die Zuspigung der zwischen Japan und Sowjetrußland mit Gegensäße zuneh­­mender Besorgnis beobachtet. Die Abreise des Sowjetbot­­schafters aus Nanking und des russischen Militärattaches aus Tokio nach Moskau wird dahin ausgelegt, daß sich die Sowjetregierung durch ihre Vertrauenspersonen im Fernen Osten über die Lage in China persönlich unterrich­­ten lassen wollen. Die Beziehungen zwischen Moskau und Nanzking gestalten sich immer enger und dementsprechend verschärft sich die Lage zwischen Japan und Sowjetrußland. Die neutralen Beobachter in China befürchten, daß Ja­­pan die Pläne Sowjetrußlands durchbricht und deshalb etwas unternehmen könnte, was leicht zu einem neuen Weltkrieg führen wird, daß Rußland eher abwartet. Es ist nämlich bestimmt, bis sich die militärische Kraft Japans in den Kämpfen gegen China so weit­­“ schwächt, daß ein russischer Weberfall nicht mehr riskiert ist. Japan selbst will sich aber dem späteren Angriff durch Moskau nicht an­sieten und wird entweder selbst schon feit den Krieg gegen Sowjetrußland beginnen, oder aber, was viel gefähr­­licher wäre, in diplomatischem Wege versuchen, Sow­­jetrußland in europäische Komplikationen zu verwickeln, so daß das russische Heer in absehbarer Zeit nicht gegen Japan eingesetzt werden könnte. Die englischen Diplomaten wollen schon gewisse Ereignisse beobachtet haben, die dafür sprechen, daß Japan die Gegen­­fäße zwischen Sowjetrußland und gewissen europäischen Staaten künstlich spürt. Allerdings gelingt es der ja­­panischen Diplomatie nicht, die Beziehungen zwischen China und Sowjetrußland abzuschwächen, so daß man mit weite­rer russischer Hilfe an China unbedingt rechnen muß. England liefert Militärflugzeuge an China London. 30. September. Die englische Flugzeugfa­­brik „Gloucester“ hat mit der Genehmigung der Regierung einen Auftrag auf Lieferung von Militärflugzeu­­gen an China angenommen. Die Fabrik liefert ganz moderne, leichte Jagdflugzeuge, die eine Stundengeschwin­­digkeit von 400 Kilometer entfalten können, an China. Die Annahme der Bestellung erregte überall das größte Aufsse­­hen, weil die englischen Flugzeugfabriken schon seit­ Jahren für keinen fremden Staat liefern dürfen, da sie ganz im Dienste der englischen Aufrüstung stehen. Seit Jahren geschieht es zum ersten Mal, daß die englische Regierung die Ausfuhr von Militärflugzeugen geneh­­migt und es ist sehr bedeutungsvoll, daß eben die Liefe­­­rung für die cinesische Regierung erlaubt wurd. Japans Antwort an die Mächte London, 30. September. „Renter“ meldet, daß der englische, französische und amerikanische Botschafter in To­­kio gestern die Antwort der japanischen Regierung auf die Noten der drei Großmächte empfangen haben, in welchen wegen der Bombardierung der offenen Städte in China Ein­­spruch erhoben wurde. Der Text der japanischen Antwort wurde noch nicht veröffentlicht. Englische Arbeiterschaft gegen Japan London, 30. September. Das Präsidium der Arbeiter­­gewerkschaften, der Landesrat der Arbeiterschaft und die Lei­­| BEE 25291. Sieben Moden Krieg in Chin Sieben Wochen fast ununterbrochener Kämpfe auf dem Hnefisschen Kriegsschauplan haben die bittere Lehre vermit­­telt, dag der moderne Krieg ein unersättlicher Molo­ch ist, dem das ganze Land ohne Ausnahme opfern muß. Schon ein Blic auf­ die bisher bewilligten Kriegskosten für den bewaffneten Konflikt in China, der eigentlich aus geringfügigen Anlässen entstanden ist, dessen Ursachen aber natürlich tiefer und weiter zurück liegen, lehrt, daß die ver­­gangenen Kriege vermutlich einschließlich des Weltkrieges, sein Kinderspiel gegen die heutigen sind. Wenn man die Finanzierung im Auge hat, hat doch das Parlament Japans auf einmal 2 Milliarden und 60 Millio­­nen Yen bewilligt, d. h. eine Summe, die unendlich höher­e A als die gesamten Kosten des russisch-japanischen Krieges des Jahres 1904. Ein Blick auf die Bankberichte genügt, um den tiefgrei­­fenden Einfluß des Krieges auf die Geldwirtschaft klarzule­­gen. Allein innerhalb eines Monats fielen die Einlagen an den japanischen Banken um rund 80 Millionen Dollar, während zu gleicher Zeit die Kredite um drei Millionen Dollar stiegen. Die Bank von Japan hat die üb­­lichen täglichen Geschäftsberichte vorderhand eingestellt, ver­­mutlich, weil die Regierung ein starkes und berechtigtes In­­teresse daran hat, daß keine Informationen über den Um­­fang der finanziellen Opfer des Krieges ins Ausland gelan­­­gen. Nach Meinung neutraler Beobachter sind schon fezt die Schäden, die dem japanischen Eigentum und Handel gerade­­ mit China entstanden sind, so groß, daß es Jahre dauern­­ wird, ehe sie wieder gutgemacht werden können. Einige Zah­­len, die bekannt geworden sind, unterstügen diese Annahme vollauf. Klein in Schangh­a­i betrugen nach zuverlässigen Schäßungen die Verluste, die den Japanern entstanden, in einem Monat rund 16 Millionen Dollar. Dies sind lediglich materielle, auf dem Papier abzuschäßende Ver­­luste. Es wäre gang zweles, die Verluste in Ziffern auszu­­brücken, die dem japanischen Handel durch die infolge des Krieges in voller Stärke entfaltete Boykottbewegung gegen japanische Waren in dem ganzen riesigen fernöstlichen Raum von den Philippinen bis nach Australien hin entstanden sind und weiter entstehen werden. Hatte Japan schon vor Beginn der Feindseligkeiten heftige Klage darüber geführt, daß China die Abnahme ja­­panischer Waren verweigere, so ist jezt der japanische Han­­del mit China vollends Die Verluste durch Nichtverkauf zusammengebrochen. von Waren, die an China allein im ersten Monat des Krieges nicht abgeseßt wurden, betragen über 12 Millionen Dollars. Dies nach amtlichen japanischen Berichten! Die japanische Baumwollindustrie mach schwere Zeiten durch.“ Diese fast wichtigste Friedensindustrie ist durch allerlei einschränkende Bestimmungen als­ Auswir­­­kungen des Krieges stark beeinträchtigt. Der Preis für Rohbaumwolle ist zur Zeit höher als­­ in Amerika, und es fehlt überall an Schiffsraum für den Export von Baum­­wollspinnereifabrikaten, weil die Schiffe für Kriegszieife­n verwendet werden. Daß die japanischen Schiffahrtsgesell­­­schaften durch den Krieg ganz besonders leiden und auch dau­­ernd Schiffsverluste erleiden würden, war vorauszusehen. Hier trägt die Regierung zum Teil die Verluste, indem fiel“­n hohe Versicherungen für Kriegsrisiko decht. Die gesamte japanische Industrie ist nunmehr auf Krieg­­wirtsc­haft eingeschwenkt. Die Schwerindu­­strie, die Petroleumraffinerie und die chemische Industrie sowie die Schiffswerften arbeiten mit Hochbruck, erhöhen ihre Produktion und erweitern ihre Betriebe. Selbstver­­ständlich stehen die Waffen- und Munitionswerke Tag und Nacht nicht still. In­ Zuge der vorbeugenden Bestimmungen, die für die­­ Gesamtwirtschaft herausgekommen sind, wird über die Benzin und Brennstoffindustrie eine scharfe Regierungskontrolle ausgeübt. Nur staatliche Käufer dür­­­­fen größere Lieferungen erhalten. Petroleum gibt es nur auf­ besondere Bezugsscheine, und Privatwagen dürfen nur­ 2 Gal­­lonen Benzin täglich (etwa 9 Liter) verbrauchen. Für den Transport von Petroleumprodukten von einer Stadt zur anderen braucht man besondere Erlaubnis. Die Einsparung von Brennstoffen muß wegen der Blockade der ganzen fine­­sischen Küste durch die japanische Flotte erfolgen, die unge­­heuere Mengen von Benzin und Oel frißt. Der Import von entbehrlichen Waren ist stark gedros­­selt worden. Firmen, die solche Waren führen, dürfen keine Erweiterung ihrer Betriebe vornehmen, und neue Firmen dieser Art werden nicht konzession­iert. Auf Bier und Zucker stehen eine ziemlich hohe Luxussteuer. Auf die Schiffsbauindustrie NEUE EE be­­lebend gewirkt. Die Nippon Yusen Kaisha legt troß der „Dlechten Zeiten,, drei nue 16.4000-t-Schiffe auf Kiel, in der Hoffnung, daß die Krise nach­ der Jahre in Anspruch nehmenden Fertigstellung der Schiffe wieder behoben­ sein wird. Natürlich ist die Waffenindustrie in hoher Blüte. Der Bedarf an Revolvern und Schwertern, die die Japanern ja nicht nur tragen, sondern auch häufig im Kampfe anwenden, ist überaus stark und hat im Heimat­­land einen regulären Mangel an diesen Waffen verursacht. In der Flugzeugindustrie wird fieberhaft gearbei­­tet. Es wird behauptet, daß das japanische Flugzeugmate­­rial hochklassig ist, und daß sich bisher nicht ein einziger Fall an der Front ereignet habe, bei dem während Langstre>en­­­­flügen ernste Pannen eintraten, selbst bei schlechtestem Wetter. Um die Heimat vor eventuellen­ Luftangriffen wirksam zu schüßen, wird am 1. Oktober ein neues „Luftver­teidigungsamt“ in Tokio errichtet, das die Aufgabe haben soll, im Verein mit Heer und Marine und Luftmacht und den Zivilbehörden die gesamte Nation zum Luftschuß zu organisieren und auszubilden.­­ Beispielsweise wird au­­genblickich um die Landeshauptstadt herum eine sogenannte „zweite Luftverteidigungslinie” gegen Bombenangriffe ein­­gerichtet. Die japanischen Angriffe in China haben schlagend erwiesen, welchen schweren Schaden solche Bombenangriffe großen Städten zufügen können, wenn nichts unternommen worden ist, um Behelfseinrichtungen wie Ersat-Wasserver­­sorgung und andere lebenswichtige Erfagbetriebe rechtzeitig vorher zu schaffen, die dann bei Ausfall durch Bombardie­­rung sofort in Betrieb genommen werden können. Die japanische Regierung bemüht sich außerordentlich, die Ziele der japanischen Politik gegenüber China nicht nur im Inland, sondern­ vor allem auch bei den Ausländern und dem Ausland gegenüber durch Presse und Rundfunksendun­­gen darzulegen und um Verständnis für die „Kriegsziele“ in China zu werben. Täglich geht ein Rundfunkbericht von ungefähr­ zehn Minuten Dauer an die bekanntesten­ Statio­­nen der Südsee, Australiens, der Malaienstaaten und Siams hinaus, der Einzelheiten über den Kampf in China bringt und die japanische Politik erläutert. Darüber hinaus plant die Regierung die Entsendung von besonderen Emissären in das europäische und amerikanische Ausland, die mit der Auf­­gabe betraut werden sollen, für die japanische Außenpolitik Propaganda zu machen. Diese Emissäre sollen vorwiegend nicht aus­ diplomatischen­ Kreisen genommen werden, son­­dern aus Ha­ndels-und Geschäftskreisen. ir FE re­A­N­N 4 he Mr „wp212:" N AEN 9 VNE 70/9 ZAEREEH 46 1

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