Temesvarer Zeitung, November 1937 (Jahrgang 87, nr. 249-272)

1937-11-03 / nr. 249

— . SIETE a; Zemesgarer Zei Bezu 88-1918. Monatlich Yu Le, nachsahrlich 500 Lei auf ein Jahr 900 Lei. — Ausland 150 Lei monatlich. Für Zustellung ins Haus­ 10 Lei monatlich mehr. Einzelblatt 4 Lei. — In Wien 30 Groschen, Mittwoch, 3. November 1937 86. Jahrgang — Folge 249 Alexander Mangold Schriftleitung u. Verwaltung: Timișoara L, Ecke Piața LC 5ratianu u. Str. Mercy Nr. 2, im Hause der Stadtapotheke Verantwortlicher­­ Schriftleiter: Anruf: Schriftleitung 14-17: Verwertu­ng. 14-65. - Druckerei 14-64 China verschlingt seine Sieger Drei Hauptportale führen nach China: Hongkong im Süden, das den Perlfluß beherrscht, Zugang zu Kanton und zum Handel mit 68 Millionen Südchinesen, Schan­­ghai in der Mitte, Angel des Jangtse, der sein Schlamm­­wasser von den Gletschern Tibets fünfeinhalbtausend Kilo­­meter in den Stillen Ozean wälzt und in seinem Begen 200 Millionen Chinesen nährt; Tientsin im Norden schließ­­lich an der Barte des Paiho, Hafen Bekings und etlaher 50 Millionen Nord­chinesen. In diesen drei Prunkportalen am­­ten fremde Pförtner, lassen herein, was sie wollen (Opium z. B., Filme und Militärberater), lassen heraus, was sie wollen (Tee, etwa: Seide und Sojabohnen), während sie die cinesischen Hausherren auf Neben- und Hintertüren ver­­weisen, auf Karawanen durch die Gobi und kleine piraten­­verseuchte Häfen. Hongkong nämlich ist englische NKronkolonie, Shanghai ist international­e Nie­derlassung und Ti­entsin wäre rechtlich dasselbe, hätte sich Japan nicht tatsächlich des Hafens und der Eisenbahn bemächtigt. Indem China sehr mit Japan um Schanghai kämpft, fieht es also nicht nur für sich selbst, sondern auch für die Engländer, Amerikaner, Franzo­­sen und Portugiesen der internationalen Niederlassung; es schlägt sich für sein­e alten Gefängniswärter gegen­ die ihm­­ besonders widerwärtigen neuen. Wer China nicht “kennt, „ wundert sich darüber, wer China kennt, hat sich das Wun­­dern abgewöhnt! Entschieden Sympathien und Antipathien Sieg und Niederlage: die Chinesen hätten­ die Japaner schon aus dem Lande gejagt. Da aber auch­ im mystischen Fernen Osten schwere Artillerie und Bomber den Krieg entscheiden, haben die Japaner in Nordchina gesiegt und sind eben im Begriffe, auch bei Schanghai zu siegen, indem­ sie diese große und reiche Stadt zwischen die Zange zweier Armeen nehmen. Mit einem Ingrimm, der dem der Chinesen wenig nachgibt, sehen die englischen Schußtruppen im Settlement und die amerikanischen Blaujagen auf den müßig verankerten USA­­Kriegsschiffen, wie sich hunderttausend „Zaps“ durch den Schlamm Tschapeis nach Norden vorarbeiten und nun schon die Bahn bewegen, die bisher Proviant, Munition und Re­­kruten aus Nanking herangebracht hatte. China schlägt sich mit Elan für seine fremden Pförtner, aber bei Shanghai kann er kaum mehr lange Widerstand leisten und die Wahr­­scheinlichkeit besteht, daß sich die Brüsseler Konferenz vor vollendete Tatsachen gestellt sehen wird. Schanghai wird den Weg Tientsins gehen, Pelinos und Mukdens. Irgend­ein „Nationaler Wohlfahrts­ausschuß“ wird die Regierung der Chinesenstadt übernehmen und das Internationale Settlement wird mit Strohmännern I­a­­pans verhandeln, als seien sie­ Chinesen. . Nach­ der Ma­n­d­­scurei und nach Nordcina kommt nun auch Mit­­tel<ina unter japanische Kontrolle und die Regierung Tschankatscheks wird irgendwo im Innern — in Hankau­ermutlich — auf den­ Machtradius einer Bürgermeisterei beschränkt werden.­­ Dazu nun kann bemerkt werden, daß der Osten seinen eigenen Gerechtigkeitssinn ausgebildet hat, der mit weiteren Maßen mißt als der unsere.­­ In der fünftausendjährigen Geschichte Chinas ist­ es des öfteren vorgekommen, daß Ja­­pan plündernd einfiel. Kaum ein Uferfeld am Gelben Meere ist nicht mit Blut befleckt. Manchmal dauerte solch ein Krieg Jahrhunderte, fast immer siegte Japan, stets aber jog China die fremden Eroberer auf — wie es auch Mand­­schus aufzog und Mongolen — und blieb, was es gewesen war. Die so morbid­ anmutende <inesische Kultur, das so­assiv wirkende Phlegm­a der Hunderte Millionen <inesis­gen Bauern, die jeden Widerstand verurteilende <inesische Philosophie entwickeln erstaunliche Verdauungssätte, denen och jeder Eindringling unterlegen­ ist. China ist leicht zu besiegen und auch immer wieder besiegt worden Aber nicht hierauf finu­t es an,­­denn­ China­ hat noch jeden Sieger zum Chinesen gemacht. Der Kampf mit Japan, der seine ganze Geschichte durchzieht, ist von einem cinesischen Dichter mit dem Kampf eines Hornis gegen eine Qualle verglichen worden. Der giftige Hornis sticht und sticht, bis er erschöpft ins Wasser fällt und so der Qualle die Nahrungsbrühe würzt. Ein Chinese, vom Krieg gegen Japan dauern dürfte, erwiderte: „Nicht mehr lange, vielleicht noch hundert Jahre.“ — China, in dem tausendjährige Kupfermünzen Ein Land wie als gängiges Geld kursieren, erwartet von der Gerechtigkeit kein promptes Funktionieren wie wir westlichen Menschen. Jene so Gerechtigkeit höheren Grades aber, auf die es Wert legt, hat China immer noch erlebt . » « REES Wieder Kriegsstimmung Amerika bereitet sich auf den Krieg vor Die Flotte in erhöhter Bereitschaft — Sieg der Militärpartei in Japan­­­ Die gemäßigten Elemente werden aus der Regierung entfernt Washington, 2. November. In den Vereinigten Staaten ist das Gerücht verbreitet, daß Amerika ernste Vor­­bereitungen zu einem Krieg trifft. Die Reserve­­offiziere erhielten vom Heeresministerium nominelle Zu­­schriften, in welchen sie gefragt werden, ob sie bereit wären, zur längeren Dienstleistung einzuladen, falls es die Notlage erfordert. Die amerikanische Kriegsflotte im Stillen Ozean erhielt , aber von der Washingtoner Admiralität die vertrauliche­­ “Verständigung, daß sie jeden Moment den Befehl erhal­­­­­­ten könne, in Kriegsaktion zu treten, weshalb die Mannschaften in ständiger Bereitschaft zu halten sind. Außerdem sind vor der Inselgruppe Aleuten amerikanische Kriegsschiffe erschienen, was auch mit der Flottenbereitschaft erklärt wird. Geradezu sensationell ist aber­ die Verlautbarung der Regie­­rung im Zusammenhang mit diesen gar nicht verheiml'<­­ten Vorkehrungen, wonach die Heeresleitung unbedingt be­­rechtigt ist, ähnliche Maßnahmen auch ohne Anwei­­sung vom Weißen Haus zu treffen. Japan stellt sich vollkommen auf den K­rieg ein Tokio, 2. November. Das in größter Stille, aber um so erbitterter geführte Ringen zwischen den Staatsmännern und Politikern, die für die Versöhnung mit China eintreten und der kriegerischen Militärpartei endete mit dem Sieg der letzteren. Das sichtbare Resultat dieser Wendung ist die Einset­­zung eines kaiserlichen Hauptquartiers, welche Institution schon unter dem japanisc­h-rus­­sischen Krieg so erfolgreich funktionierte. Das kaiserliche Hauptquartier ist nicht nur das oberste Be­­fehlsorgan der gesamten Streikräfte, sondern ihr unter­­liegt auch die Leitung des Wirtschaftslebens des Landes und alles, was sonst zu den Regierungs­­agenden gehört. Das kaiserliche Hauptquartier ist nur ein Ausbruck für eine Einrichtung, die eigentlich kaiser­­serliche Diktatur bedeutet. Die Diktatur wird vor allem alle gemäßigten Elemente der Regierung entfernen, so daß man mit dem unmittelbaren Rücktritt des Mini­­sterpräsidenten K­o­n­o je und­ des Außenministers Hi­­rota rechnen müsse. Aber auch die englandfreundlichen­­ Politiker Japans müssen verstummen, weil die Milita­­risten den Abbruch der diplomatischen Be­ziehungen zu England planen. ame­­rikanischen Militärattache gefragt, wie lange diesmal der Italien schließt sich dem antibolschewistischen Blo an­ ­ Rom," 2. Nobbe Die italienischen Blätter melden aus To­ti 0, ohne daß die italienische Regierung die Nache nicht dementieren würde, daß zwischen Japan und Ita­­lien eine Verständigung erzielt wurde, so daß Italien dem deutsch-japanischen Vertrag zur ge­­meinsamen Bekämpfung des Kommunismus bei­­tritt, bezw. die kommunistische Gefahr wird­­ durch­­­­ die drei Staaten einheitlich bekämpft. Den neuen­ Vertrag werden Außenminister Graf Ci­sano, der deutsche Botschafter Ribbentrop und der japanische Botschafter in Rom Hotta schon in den nächsten Tagen unterzeichnen. Der Vertrag enthält keine Militärklausel. Schanghai, 2. November. Die Inzidenzfälle zwi­­schen den europäischen Großmächten und der japanischen Heeresleitung häufen sich immer mehr. Von verirrten Bom­­ben wurden in den letteren Tagen vier französische Soldaten getötet und mehrere Engländer und auch Italiener verlegt. Eine japanische Granate schlug in einer englischen Soldatenbatalle ein, explodierte aber nicht. Durch den Einschlag wurden aber drei englische Sol­­daten schwer­ verlegt. Außerdem ist es zum wiederhol­­temn Maile vorgekommen, daß englische Vorposten im europäi­­schen Konzessionsgebiet durch die japanische Vorhut­ anges­­chossen wurden. Die japanische Heeresleitung forderte die Engländer auf, ihre Vorposten zurückzuziehen, der Oberbefehlshal­ber der englischen Truppen in Schanghai erklärte er daß davon keine Rede sein könne. Neueren Meldungen zufolge wurde­ das Redaktionsge­­bäude der englischen Zeitung „Nord<via Daily Nervs“ von einer japanischen Granate teilweise zerstört, Journalisten den Tod fanden, wobei­­ drei Entscheidende Kämpfe um Schanghai“ Schanghai, 2. November. Nach einer mörderischen Vorbereitung durch die Artillerie, haben die japanischen­ Truppen vor Schanghai wieder eine große Offer­­sive den Sutsan-Fluß entlang begonnen und es ist ihnen­ gelungen, die cinesische,­ Front in einer ‚breiten ‚Stelle: durchzubrechen. Die ausländischen Militärbeobachter i in Schangha sind der Ansicht, daß mit dieser Offensive die Kämpfe in Schanghai in eine entscheidende Phase gelangt sind.­­ ' ... Die europäischen Konzessionsgebiete immer mehr gefährdet Er RE ER Re « .. “ gr EI “7

Next