Temesvarer Zeitung, Dezember 1937 (Jahrgang 87, nr. 273-297)

1937-12-01 / nr. 273

Temesvarer Jeifnng ene Temesvarer Zeitung Bezugs»1318: Monatlich 90) Ley nappjährlich 500 Lei. auf ein Jahr 900 Lei. -- Augland 150 Lei monatlich. Für Zustellung ins Haus 100 Lei monatlich mehr. Einzelblatt 4 Lei. — In Wien 30 Groschen Mittwoch, 1. Dezember 1937 86. Jahrgang — Folge 273 Verantwortlicher Neurutleiter: Alexander Mangold Schriftleitung u. Verwaltung: Timișoara L, Ecke Piata 1, C. »rätianu u. Str. Mercy Nr. 2, im Hause der Stadtapotheke. Anruf: Schriftleitung 14-17 Verwaltung 14-65. Druckerei 14-69 |: Deutschland erhä­lt seine Kolonien zurück Grundsäßliche Bereitschaft Englands und Frankreichs zur Neu­­regelung des Kolonialproblems — Das Ergebnis der Londoner Verhandlungen London, 30. November Die Besprechungen zwischen Chautemps, Delbos, Chamberlain und Eden dauerten gestern von 11 Uhr vormittag sozusagen­­ ohne Unterbrechung bis 7 Uhr abends. Um 7 Uhr abends sah Außenminister Eden die französischen Staatsmänner zum­ Abendessen als Gäste bei­ sich.. Auch Ministerpräsident Chamberlain war der Gast des Außenministers und so führten die vier Staatsmänner die vertraulichen Bespre­­chungen eigentlich auch während dem Nachtmahl fort. In Anbetracht der Dringlichkeit der Besprechungen wurde beim Abendmahl auf jede Formalität verzichtet und die Minister kleideten sich nicht einmal um, was bei den starren Formen der englischen Etikette kann, daß die vier Staatsmänner nur damit erklärt werden keine Sekunde ver­­neh­m Wie­­ die­ Nachri­chen­enagentur „Reuter“ meldet 8 PE Gote AEE-HG3 „926 der Mule der Unterredung in pressevertretern gegen­­über eine Erklärung ab. Er betonte, daß er zu seiner größten Freude über die absolute Identität in der französischen und englischen Auffassung der gegebenen Probleme und eine weitlose Solidarität zwischen London und Paris berichten könne. Wir hoffen — sagte Chautemps — daß diese Bespre­­cungen zu den wichtigsten Elementen des Weltfriedens und der Verständigung aller Wölter werden können. Wir haben sehr fleißig gearbeitet und haben nicht nur den Horizont betrachtet, sondern sind, bildlich verstan­­den, durch die ganze Welt gewandert. Der französische Ministerpräsident lehnte es aber ab, sich über Ein­­zelheiten der Gespräche zu äußern, weil diese nur nicht beendet sind. Die englische und französische Presse beschäftigt sich selbstverständlich eingehend mit der Londoner Unterredung der französischen und englischen Staatsmänner und melden fast gleichlautend, daß die deutschen Kolonialforderungen im Vordergrunde der Besprechungen standen. Auch die bevorstehende mitteleuropäische R­eise des Außenministers Del­bo 38 und das fernöstliche Problem wurden gestern eingehend durchberaten. Die fern­­östliche Lage ist laut der einheitlichen Auffassung der fran­­­zösischen und der englischen Regierung sehr ernst und erfordert stets Wachsamkeit In der spanischen Frage wurde die Feststellung gemacht, daß sich die Ni <­t­­einmischungspolitik in der Praxis gut bewährte. Nach der ersten Unterredung zwischen den vier Staats­­männern wurde in London und Paris festgestellt, daß die Identität in der Auffassung und die Solidarität zwischen Paris und London geradezu ideal ist. Was aber die Beziehung der beiden Großmächte zu den Achsenstaaten betrifft, so ist bei dem besten Willen noch eine lange vorberei­­tende Arbeit erforderlich,­matischen Verhandlungen bevor die normalen diplo­­zuerst mit Berlin und dann erst mit Rom über die aktuellen Probleme der Weltpolitik aufgenommen werden können. 094970» strategische Bedenken in der Kolonialfrage „Evening Standard“ meldet, daß Frankreich angeblich bereit wäre, alle ehemaligen deutschen Kolonien, die heute unter französischer Mandatsverwaltung stehen, dem Reich zurückzugeben. Die englische Regierung verrät in der Kolonialfrage auch eine grundsäßliche Nac­hgie­­bigkeit, doch sind besonders die Fachmänner des Kolo­­nialministeriums und auch die militärischen Kreise gegen die Zurückgabe Tanganyijas an Deutschland. Diese Kolonie ist für die englische Luftverbindung mit den Kolonien von größter Wichtigkeit, zumal man die Sicherheit des Verkehrs im Mittelmeer bei der heutigen Lage der Verhältnisse, in englischen Regierungskreisen noch immer als geradezu illusorisch bezeichnet. Auch gegen die Zurückgabe der übrigen Kolonien werden in Lon­­don viel mehr militärische und strategische Be­­denken erhoben, als daß die deutschen Kolonien für England einen besonderen wirtschaftlichen Wert hätten. Aus diesem Grunde wurde gestern wieder erörtert, daß England und Fm bereit wären, dem Deutschen „Reich in der. ee astlichen Ausbeutung sei­­nes früheren Rus­gebiets die weitgehendsten E­­­­leichterungen und Vorteile einzuräu­­men. Die französischen Staatsmänner haben außerdem == wie „Evening Standard“ weiter meldet — die englische Re­­gierung ersucht, in Berlin zum Ausbruch zu brin­­gen, daß die französische Regierung jeden Angriff auf die Tschechoslowakei als einen Angriff gegen Frankreich betrachten und empfinden würde. Einberufung einer mitteleuropäischen K­onferenz Die Impression der englischen Presse nach dem ersten Tag der Besprechungen ist, Lösung der Donau­­probleme wahrscheinlich die Einberufung einer mittel­­europäischen Konferenz sollte eventuell in daß zur angeregt wird, London stattfinden, um auch auf diese Weise dokumentieren zu können, welch großes Interesse die Westmächte den Vorgängen in Mitteleuropa ent­­gegenbringen. Frankreich und England wollen näm­­lich den Frieden in Europa unbedingt, wenigstens für die nächste Generation gewährleisten. E35 ist wahrscheinlich, daß nach den Londoner Bespre­­chungen die beiden Westmächte eine Annäherung an die Achsenstaaten versuchen werden, um Berlin und Rom für die Zusammenarbeit mit London und Paris zu ge­­winnen. Diese Besprechungen der vier Großmächte werden vielleicht zur Wiedergeburt Eu­­ropas führen — hofft „Daily Telegraph“ in Er­­läuterung der gestrigen Gespräche. Vebrigens wird es in englischen Regierungskreisen sehr schon zugegeben, daß Lord Halifax über die Zurükgabe der früheren deutschen Kolonien in Berlin ver­­handelte. K­olonien gegen neue Sicherheitsgarantien London, 30. November. Die heutigen Morgenblätter betonen einmütig, daß sich die gestrigen Besprechungen der vier Staatsmänner überwiegend um die d­eu­tschen Ko­­lonialforderungen drehten In dieser Frage wurde sogar die grundtägliche Vereinbarung getroffen, daß Frankreich und England nur dann über die Zurückabe der deutschen Kolonien mit der Reichsregierung Verhandlungen beginnen, wenn sich das Reich bereit erklärt, den Maßnah­­men beizupflichten,­ die geeignet wären, den Weltfrieden zu sichern, Frankreich und England wollen nur über beide Fra­­gen auf einmal verhandel­n. „Daily Expreß“ mel­­det, daß das Stochniapropiem auf zwei wuchtigere Ausschnitte zerfällt: 1. Eine Politik der offenen Tür in den englischen und französigen Kolonien, wo die beiden Großmächte dem Denen Kleid) die weitgehendsten wirtschatlichen Er­­leichterungen, Adjagmarite und Rohstoffquellen ge­­wäh­ren. 2. Die vieuverteilung der Boikerbundsman­­date über die eggemaligen deutschen Kolonien, was aber nur im Rahmen eines neuen Sicherheits­­syste­ms gesehen könne. Wie die engttjehen Blätter noch melden, sind die Be­­sprechungen über das deutsche Kolonialproblem schon so weit gediehen, daß auch territoriale Fragen zur Sprache kamen. Außerdem trafen die französischen und englischen Staatsmänner grund­rägliche Ver­einbarungen über die Sicherheitsgarantien, die von­­ Deutschland verlangt werden. Die Frage des Donauraumes Fernec ist es heute schon klar, daß Frankreich und Eng­­land unter seinen Umständen bereit und, Deutschland in sinb­ereuropa freie Hand zu gewähren, selbst wenn die Reichsregierung dafür ihre K­olonialforde­­rung zeitweilig in Schwebe halten würde. England bringt zwar den mitteleuropäischen Vorgängen nicht das Interesse­ entgegen, welches Frankreich bekundet, doch hält es England für richtig, daß die französische Regierung ihre freundschaft­­lichen Beziehungen in Mittel- und Osteuropa weiter ausbaue. Damit im­ Zusammenhange wurde auch die bevorstehende mitteleuropäische Reife des französischen Außenministers Delbos erörtert. Die französische Regierung daß die Donauländer und die hat darauf hingewiesen, Balkanstaaten es sehr gerne sehen würden, wenn Frankreich und England auch ihrer Solidarität in den mitteleuropäischen Fra­­gen Ausbruck verleihen würden. Die Pariser Presse zufrieden Paris, 30. November. Die­­­ französischen Blätter sind mit den Londoner Unterredungen i im höchsten Maße z­u­­frieden. Was gestern in London vor sich ging, das war sozusagen eine erfolgreiche und ersprießliche Verständige der beiden Großmächte. „Le Matin“ meldet, daß Lord H­a­­lifax über seine Berliner Eindrücke sehr ausführlich berichtete. Reichsführer Hitler betonte vor ihm, daß we­­der Deutschland, noch Italien, die Einheit zwischen Paris und London untergraben wollen. Deutschland betreibe eine reale Politik und strebe deshalb seine außen­­politische Ziele mit friedlichen und vernünftigen Methoden an. Die deutsche Reichsregierung denke nicht an ein mili­­tärisches Abenteuer, denn sie wisse es sehr gut, was der­ Preis einer Kriegsführung heute wäre. Dafür machte Reichsführer Hitler auch keinen­ Hehl daraus, daß jeder Ver­­such Deutschland, in einen eisernen Ring des kollekti­­ven Sicherheitssystems hineinzwingen zu wollen, zu einem Mißerfolg führen werde und leicht sogar eine Explosion heraufbeschwören könnte. In der Kolonialfrage sind sich Frankreich und Eng­­land darüber einig, daß alle Interessenten angehört werden müssen, verständigen betraut. Aus diesem Grunde werden die Sach­­den ganzen Fragenkomplex der deutschen Kolonialforderungen eingehend zu prüfen. Nur wirtschaftliche Durchdringung London, 30. November. „Manchester Guardian“ meint, daß England auf seinen Kolonialbesitz in Südafrika und in Tanganjija aus politischen Gründen nicht verzich­­ten könne, so daß die hier befindlichen ehemaligen deutschen Kolonien kaum den Gegenstand einer Diskussion könnten. Togo und Kamerun könnten schon eher bilden eine Verhandlungsbasis bilden, obwohl sich auch hier teilweise dieselben politischen Bedenken geltend machen, wie in S­ü­d­­und Südwestafrika. Wenn aber auch die politischen Verhältnisse im englischen Kolonialgebiet unverändert bleiben, so wäre die englische Regierung bereit, dem Deut­­schen Reich hier die erdenklichsten wirtschaftlichen Erleichte­­rungen einzuräumen, so daß Deutschland, Kolonien nur wirtschaftliche Ziele verfolgt, wenn es in den alle seine Bes­dürfnisse und Pläne verwirklichen könnte. in'anec . Diese 208: ER... nr

Next