Temesvarer Zeitung, Februar 1938 (Jahrgang 88, nr. 24-46)
1938-02-01 / nr. 24
Te pe 46] 14/404 4 Ad‘ Pr. 054 TA A 4 ( 8 NEN a Im: Temesvarer Zei Neue Temesvarer Zeitung Bezugspreis: Monatlich 90, Lei, halbjährlich 500 Lei, auf ein Jahr 900 Lei. — Ausland 150 Lei monatlich. Für Zustellung ins Haus 10 Lei monatlich mehr. Einzelblatt 4 Lei. — In Wien 30 Groschen. Dienstag, 1. Feber 1938 86. Jahrgang — Folge 24 ng Hauptschriftleiter: Josef Gassner. Für die Schriftleitung verantwortlich: A. Schiff. Schriftleitung (Tel. 14-17), Verwaltung (Tel. 14-65) und Druckerei (Tel. 14-69). Timișoara 1, Piata L C. Bratianu Niederlage Litwinows in Genf Der Krieg zwischen Japan und Rußland bricht im Frühjahr aus? Außenminister Micescu hat Genf verlassen Genf, 31. Jänner. Der französische Außenminister Delbos ist heute früh nach Paris abgereist. Vor seiner Abreise erklärte Delbos den Journalisten nur so viel, daß er Genf mit gemischten Gefühlen verlasse.Auch der englische Außenminister Eden und der rumänische Außenminister Micescu sind heute von Genf abgereist. Die französische Rechtspresse ist sehr erfreut, daß die Pläne der Sowjetregierung wieder gescheitert sind. Litwinow konnte in Genf wieder nichts We Die Westmächte ließen sich weder von seinen Drohungen, noch von den Moskauer Erpressungen einschüchtern und es kann keine Rede davon sein, daß Frankreich und England die Sowjetregierung in ihrem Konflikt mit Japan unterstoßen würden. In Genf herrscht die allgemeine Ansicht, daß der Krieg zwischen Japan und Sowjetrußland schon im Frühjahre ausbrechen werde. Die Aussichten der Sowjets in diesem fernöstlichen Krieg werden nicht sehr günstig beurteilt. E inf Jahre nationalsozialistisches rag Regime in Deutschland | Große Festlichkeiten in allen Teilen des Reiches 5 “Berlin, 31. Jänner. Die fünfte Jahreswende seit der Machtübernahme durch die Nationalsozialistische Partei wurde gestern im ganzen Reich, besonders aber in der Reichshauptstadt festlich begangen. Die Straßen waren geschmückt, die Häuser beflaggt und die Aufmärsche der Parteiorganisationen unter den Klängen der Musikkapellen verliehen den Festlichkeiten ein besonderes Gepräge. Reichspropagandaminister Dr. Goebbels hielt im Radio einen Dorina über die Grengenschaften des Regimes und sagte, daß die Partei die Einheit des deutschen Volkes, seine Wehrhaftigkeit und sein Ansehen vor dem Ausland verwirklicht habe. Vor dem Reichskanzlergebäude versammelte sich in den Mittagsstunden eine Riesenmenge und Sprechchöre bereiteten dem Reichskanzler Ovationen. Als Hitler dann am Balkon erschien, wurde er von der Menge stürmisch gefeiert. Die Feierlichkeiten des Tages wurden abends mit einem großen Fackelzug beendet. Normales Verfahren für die jüdischen Petitionen in Genf Der Standpunkt der Regierung Bucuresti, 31. Jänner. Wie die rumänische Presse berichtet, vertritt die Regierung in Angelegenheit der jüdischen Petitionen in Genf den Standpunkt, daß jeder rumänische Bürger, der sich unter ein fremdländisches Protektorat stellt, oder zum Schuße seiner Interessen ausländische Hilfe in Anspruch nimmt, im Sinne der Gesete des Landes das rumänische Staatsbürgerrecht verliert. Es ergibt sich also für all jene, die im Namen des Judentums in Genf Schritte eingeleitet haben, die Notwendigkeit, auf die Klageführung vor dem Völkerbund zu verzichten. Die rumänische Regierung ist entschlossen, die Bestimmungen des alten Gesetes über die Aberkennung des rumänischen Staatsbürgerrechtes gegenüber allen — ob Juden oder Nichtjuden — durchzuführen, die ähnliche Interventionen im Ausland tätigen. Die Angelegenheit der jüdischen Petitionen in Genf hat übrigens vorläufig keine Aktualität, denn es wurde nicht die Dringlichkeit dieselben im normalen für die Petitionen zugelassen, so daß Verfahren erledigt werden und in der gegenwärtigen Session unter seinen Umständen zur Diskussion gelangen. Rumänien kündigt den Minderheitenvertrag Rom, 31. Jänner. Die italienischen Zeitungen beschäftigen sich mit den jüdischen Petitionen, die gegen Rumänien in Genf eingebracht wurden und schreiben, daß es sich um eine wahre jüdisch- -freimaurerische Koalition handelt, die mit Litwinow an der Spite der rumänischen Regierung Schwierigkeiten bereiten will. Wie die italienischen Blätter melden, ist die rumänische Regierung entschlossen, den Minderheitspakt zu kündigen, wenn ihr im Zusammenhang mit dieser Frage weitere Schwierigkeiten bereitet werden. Die Spannung zwischen Amerika und Japan läßt nach Tokio, 31. Jänner. Der japanische Außenminister führte mehrere Verhandlungen mit dem Botschafter der Vereinigten Staaten in Tokio und es ist gelungen, alle Differenzen zwischen den beiden Großmächten zu liquidieren. Japan hat auf alle amerikanischen Noten eine befriedigende Antwort erteilt Bor einer Diktatur in Griechenland Athen, 31. Jänner. Der Ministerrat hat in Anbetracht der wiederholten Aktonen der Oppositionsparteien gegen die Regierung, die Abänderung der Verfassung beschlossen. Ministerpräsident Metaras hat beschlossen, gegen die Oppositionsparteien rürsichts8loS5 aufzutreten. Man rechnet damit, daß in Griechenland bald die offene Diktatur proklamiert wird. Neue Parteien București, 31. Jänner. Bei der zentralen Wahlkommission, die nunmehr die Listenreihenfolge und damit die Wahlzeichen (Punkte) einheitlich für alle Wahlkreise des Landes bestimmt, haben noch mehrere Parteien um die Erteilung von Wahlzeichen angesucht. Dabei handelt es sich vorwiegend um neue Parteien, die selbst gelegentlich der Dezemberwahl noch nicht bestanden haben. deren gibt es eine Partei der Landarbeiter. Unter eine sozialistische Partei unter der Führung Constantin Popovicius, eine Nationalpartei der cristlichen Sozialisten Rumäniens, eine bäuerliche Arbeiterpartei. Regelung des Empfangs der Privatpersonen in den Ministerien București, 31. Jänner. Das Innenministerium hat eine Verfügung erlassen, durch welche die Zulassung des Publikums in den einzelnen Ministerien geregelt wird, da diese in der lezten Zeit von wahrhaften Menschenmengen belagert wurden. Nach dieser Verfügung dürfen Privatleute nur vormittags von 11 bis 1 Uhr in den einzelnen Kanzleien und Abteilungen der Ministerien vorsprechen. Die Komitatspräfekten und die Präsidenten der Komitats- und Gemeindeinterimskommissionen haben in allen Ministerien stets Zutritt. Auskünfte werden an Privatpersonen nur beim Informationsbüro des betreffenden Ministeriums, oder seitens der einzelnen Sektionschefs erteilt. Allen anderen Beamten ist es streng verboten, Priviatpersonen zu empfangen. Desgleichen ist es den Beamten untersagt, Besuche im Ministerium zu empfangen, oder in anderen Abteilungen Besuche zu machen. Der Aufenthalt des Publikums auf den Gängen der Ministerien ist ebenfalls strengstens verboten Abberufung des rumänischen Gesandten aus Moskau Bucuresti, 31. Jänner. Das Blatt „Informatia“ meldet, daß nach der Abberufung des Sowjetgesandten Oistrowski auch der rumänische Geschäftsträger in Moskau, Ciintu nach Rumänien zurückkehrt und daß ein Legationsrat die Geschäfte des Gesandten in Moskau versehen wird. Diese Ereignisse haben nur eine protokollarische Bedeutung und beeinträchtigen die Beziehungen zwischen Rumänien und Sowjetrußland in keiner Weise. Neue Flottenverhandlungen Paris, 31. Jänner. „Le Journal“ meldet, daß zwischen England, Frankreich und den Vereinigten Staaten wieder wichtige Flottenverhandlungen eingeleitet wurden. Die drei Großmächte sind entschlossen, sofort größere Kriegss<iffe bauen zu lassen, wenn ein anderer Staat die Tonnengrenze für Schlachtschiffe überschreitet, die im Londoner Flottenabkommen vereinbart wurde.